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Nährstoffversorgung – für den Raps wird es eng!

Lesezeit: 11 Minuten

Raps hat wie keine andere Kultur bereits vor Winter eine hohe N-Aufnahme. Die neue DüV erschwert nun aber eine Herbstdüngung sowie eine frühe Andüngung zu Vegetationsbeginn. Daher wird es bei Raps besonders schwierig, eine ertragssichernde Nährstoffversorgung zu realisieren.


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Die Rapserträge der letzten Ernte haben zum ersten Mal seit mehreren Jahren wieder überzeugen können. Dadurch ist die Anbaufläche in Deutschland zur Herbstaussaat wieder leicht angestiegen. Allerdings zählt Raps zu den Kulturen, die von der Verschärfung der Düngeverordnung (DüV) am stärksten betroffen sind. Daher müssen ackerbaulich alle Register gezogen werden, um gewohnte Erträge generieren zu können.


DüV knebelt den Rapsanbau


Der aktuelle Bedarfswert für Raps von 200 kg/ha Stickstoff (N) entspricht zwar dem alten Sollwert, früher waren jedoch in schwachen Beständen sowie auf Sand- und Marschstandorten Zuschläge von 20 bis 40 kg N/ha möglich. Die N-Versorgung ist daher eng bemessen. Eine zugestandene Abweichung vom Bedarfswert ist nur bei wenigen extremen Wetterlagen zu erwarten.


Neu ist zudem, dass mit der Novellierung jetzt auch der im Herbst gedüngte Stickstoff vom Bedarfswert im Frühjahr abzuziehen ist. Dies wird vor allem bei schwach entwickelten Beständen zu Ertragsverlusten führen. Mit der Pflicht, die Düngung um 20% in den roten Gebieten zu mindern, drohen darüber hinaus hohe Ertragseinbußen, sodass der Rapsanbau auf vielen Standorten auf der Kippe steht. Nur wenn es gelingt, Stickstoff von anderen Kulturen – wie z.B. von Zuckerrüben – auf den Raps zu verschieben, wird es möglich sein, ein adäquates Ertragsniveau zu erzielen. Weitere Anpassungsschritte der Anbausysteme werden aber nötig sein, um den Rapsanbau in roten Gebieten zu halten.


Auch beim Einsatz von organischen Düngern gibt es ab 2021 eine Verschärfung. Grundsätzlich ist es nun verboten, N-haltige Dünger auf Frost auszubringen. Diese strengere Auslegung der Aufnahmefähigkeit der Böden wird, je nach Witterung, dazu führen, dass eine organische Düngung häufig infrage zu stellen ist. Insbesondere wenn auf schweren, nassen Böden eine Düngung erst ab Ende März möglich wird, lässt sich die von der DüV geforderte N-Mindestwirksamkeit häufig nicht erzielen. Die seit der jüngsten Novellierung geforderte 60%ige N-Anrechenbarkeit bei flüssigen Gärresten und bei Rindergülle sowie die 70%ige Wirkung bei Schweinegülle sind ohnehin beim Raps kaum zu erreichen.


Da ein zusätzlicher mineralischer Ausgleich nicht mehr möglich ist, wird sich auch diese Regelung auf die Erträge auswirken.


Bedarfsermittlung steht am Anfang


Vor der Düngung ist der aktuelle Bedarf festzustellen. Dies muss für jeden Schlag oder Bewirtschaftungseinheit erfolgen. In Übersicht 1 ist dies beispielhaft aufgeführt. Folgende Schritte sind zu beachten:


  • Der Bedarfswert beträgt 200 kg N/ha. Anhand des fünfjährigen betrieblichen Ertragsdurchschnittes können Sie Zu- oder Abschläge vornehmen. Der Basisertrag liegt bei 40 dt/ha (je 5 dt/ha Mehrertrag + 10 kg/ha; je 5 dt/ha Minderertrag - 15 kg/ha).
  • Danach ist der Nmin-Gehalt (0 bis 90 cm) abzuziehen. Hier kann der Landwirt zwischen den Richtwerten der Düngebehörde oder eigenen Untersuchungen wählen. Solange vor der Düngung keine aktuellen Werte vorliegen, ist der fünfjährige Richtwert heranzuziehen.
  • Auf Standorten mit mehr als 4% Humus ist darüber hinaus ein Abschlag von 20 kg/ha vorzunehmen.
  • Ist im Vorjahr zur Hauptfrucht organischer Dünger gefallen, sind davon 10% vom Gesamt-N anzurechnen.
  • Zusätzlich ist der Bedarfswert um die Herbstdüngung zu reduzieren. Eine mineralische Herbst​düngung ist zu 100%, eine organische Herbstdüngung in Höhe des verfügbaren Stickstoffes abzuziehen. Der verfügbare Stickstoff ist die Summe des Ammonium-N im Wirtschaftsdünger.


An dem Beispiel in der Übersicht 1 wird deutlich, dass die mögliche N-Zufuhr nach einer Herbstdüngung nur noch 135 kg N/ha beträgt. Zuzüglich Nmin liegt das N-Angebot dann bei 160 kg/ha. Ohne Herbstdüngung ist eine N-Gabe von 165 kg/ha möglich (N-Angebot inkl. Nmin 190 kg/ha).


In den roten Gebieten drohen bei einer möglichen N-Zufuhr von nur noch 108 kg N/ha nach einer Herbstdüngung (N-Angebot 133 kg/ha inkl. Nmin) bzw. 132 kg/ha ohne Herbstdüngung (N-Angebot 157 kg/ha inkl. Nmin) wesentliche Ertragsverluste.


Versuche zur reduzierten N-Düngung


Welche Folgen eine eingeschränkte N-Düngung auf die Erträge hat, lässt sich anhand von Versuchsergebnissen ableiten. In Übersicht 2 sind Rapserträge aus drei​jährigen Düngeversuchen eines Lehmstandortes in Südniedersachsen dargestellt. Die Düngung ist dabei als N-Angebot einschließlich Nmin abgebildet.


Die Ergebnisse: Der optimale Ertrag wird auf diesem gut bonitierten Standort ohne Herbstdüngung bei einem N-Angebot von 200 kg/ha erreicht. Das bestätigt den Bedarfswert. Mit mineralischer Herbstdüngung wird der optimale Ertrag bereits bei einem N-Angebot von etwa 150 kg/ha realisiert. Allerdings erreicht die organisch gedüngte Variante nicht ganz dieses Niveau. Hier zeigt sich offensichtlich die schwächere Wirkung der organischen Düngung (im Versuch flüssige Gärreste).


Es wird deutlich, dass der Rahmen der Düngung weitgehend ausreicht. Allerdings gilt dies vor allem für bessere Standorte. Auf leichteren Böden bzw. bei schwacher Rapsentwicklung ist dieses Ergebnis nicht immer zu erwarten. Eine weitere Reduktion der Düngung um 20% auf ein Niveau der roten Gebiete, wird jedoch auch auf guten Böden Ertragsverluste von etwa 5 bis 10 dt/ha nach sich ziehen. Optimale Erträge sind aber nur zu realisieren, wenn die Düngung effizient durchgeführt wird und der Raps optimale Wachstumsbedingungen vorfindet.


Nmin-Gehalt am besten kurz vor der Düngung ermitteln


Üblicherweise schöpft Raps den Stickstoff im Herbst bis in tiefe Schichten voll aus, sodass die Nmin-Gehalte meist um einen Wert von 25 kg N/ha schwanken. Nur auf sehr leichten Böden liegen die Werte häufig darunter. Bei schwacher Entwicklung sowie bei hohem Nachlieferungspotenzial können auch höhere Gehalte vorkommen. Die Spannbreite der Nmin-Gehalte in den Richtwerten reicht daher von 10 bis 100 kg/ha.


Da der Nmin-Gehalt einen großen Einfluss auf den Düngebedarf hat, ist es immer ratsam, eigene Proben zu ziehen. Andernfalls sind die Richtwerte anzunehmen. Aufgrund der diesjährigen häufig gut entwickelten Bestände können Sie im Frühjahr von niedrigen Werten ausgehen.


Frühe Andüngung anstreben


Im Frühjahr hat Raps bereits sehr früh einen hohen Düngebedarf, da er früher als jede andere Kulturpflanze mit dem Wachstum beginnt und bereits im März recht hohe N-Mengen benötigt. Darüber hinaus führt die Klimaveränderung der letzten Jahre dazu, dass er früher zu wachsen und zu blühen beginnt.


Auch diese Entwicklung macht ein zeitiges Andüngen ab Mitte bis Ende Februar immer notwendiger. Vor allem, wenn im Herbst nur verhalten bzw. gar nicht gedüngt wurde oder die Böden einen geringen Nährstoffgehalt aufweisen und die Pflanzen offensichtlich Nährstoffmangel zeigen, ist eine frühe Startgabe angeraten. Dieser Stickstoff sichert insbesondere die Triebbildung, den Schoten- sowie den Kornansatz. Für die Kornbildung sind die Pflanzen in der Lage, den Bodenstickstoff zu nutzen. Daher beeinflusst das Ertragsniveau auch nicht den Düngebedarf.


Versuche haben gezeigt, dass der Stickstoff am besten in zwei Gaben aufzuteilen ist. Die erste Gabe ab Mitte Februar berücksichtigt den Nmin-Gehalt (130 kg N/ha - Nmin). Die zweite Gabe sollte dann mit etwa 30 bis 70 kg N/ha rechtzeitig vor dem Schossen, spätestens bis zum 20. März erfolgen. Einmalige Düngergaben sind nur dann sinnvoll, wenn Sie die erste Gabe witterungsbedingt erst ab Mitte März ausbringen können.


Düngeform beachten


Der Einsatz von stabilisierten Düngern ist im Raps nicht zu empfehlen, da der Nährstoffbedarf früh eintritt und der Stickstoff aufgrund der sehr intensiven Wurzelbildung auch nicht verloren geht. Bei sehr schwacher Entwicklung und auf sehr trägen und kalten Standorten kann eine nitratbetonte Düngung vorteilhaft sein. In guten Beständen bietet sich auch Harnstoff an.


Die eingeschränkte Wirksamkeit von AHL – infolge der N-Festlegung an die organische Substanz – gilt auch im Raps. Versuche im Getreide deuten darauf hin an, dass der Zusatz eines Ureasehemmers (z.B. Limus) die Wirkung unter Umständen verbessern kann.


Tipps für den Einsatz Organischer Dünger


Im Frühjahr eingesetzte flüssige organische Dünger sind ab Mai 2020 mit 60 bzw. 70% vom Gesamt-N-Gehalt anzurechnen. Diese hohen Wirkungsgrade lassen sich in Versuchen selten erzielen. Wichtig ist daher, dass die Gabe frühzeitig bereits im Februar erfolgt, damit sich der organisch gebundene Stickstoff möglichst gut umsetzt. Die Düngeeffizienz können Sie durch eine bodennahe Ausbringung mit dem Schleppschuh noch verbessern. Besonders beim Einsatz von Gärresten kann der Zusatz von Schwefelsäure eine höhere Ausnutzung absichern.


Begrenzen Sie die Menge, wenn möglich, auf etwa 100 bis 120 kg/ha Gesamt-N. Denn Versuche haben gezeigt, dass durch die Ergänzung mit einer Mineraldüngung die Ausnutzung der organischen Dünger ansteigt. Da jedoch ein Wirtschaftsdüngereinsatz bei Frost nicht mehr möglich ist, kann das dazu führen, dass sich eine Gülledüngung vor allem auf schweren Böden bis in den April verzögert. Eine so späte Applikation erreicht nicht mehr die geforderten N-Wirksamkeiten. In diesen Fällen ist es ratsam, den organischen Dünger im Getreide auszubringen. Besonders Weizen hat erst zwei bis vier Wochen nach Raps einen stark ansteigenden N-Bedarf – diese Kultur verwertet den Wirtschaftsdünger somit besser.


Die ausstehende Mineraldüngergabe sollte man ab Anfang März ausbringen. Ergänzen Sie damit auch den fehlenden Schwefel.


Schwefel erhöht N-Effizienz


Schwefel ist ein wichtiger Nährstoff für den Raps – ein Mangel behindert u.a. die Umsetzung von Stickstoff in der Pflanze. Der Entzug liegt bei etwa 60 kg S/ha. Dementsprechend liegt der Schwefelbedarf bei 30 bis 40 kg S/ha. Eine Smin-Untersuchung im Frühjahr (0 bis 60 cm) parallel zur Nmin-Untersuchung ist hilfreich, um den Bedarf genauer zu bestimmen. Düngen Sie den Nährstoff möglichst bei der ersten Gabe.


In Wirtschaftsdüngern ist Schwefel organisch gebunden und nur langsam verfügbar. Daher empfiehlt es sich, ihn zusätzlich mineralisch zu ergänzen. Feste Mineraldünger wie die üblichen schwefelhaltigen N-Dünger SSA, ASS oder Piamon sind geeignet. Verwenden Sie SSA mit etwa 2 bis 3 dt/ha zu Vegetationsbeginn, können Sie den Restdünger nach etwa zehn Tagen in einer Gabe ausbringen. Eine zusätzliche Aufteilung der Gabe ist dann nicht erforderlich. ASS hat gegenüber Piamon den Vorteil, dass er schneller wirkt und sich besser streuen lässt.


Allerdings können auch schwefelhaltige Grunddünger wie Kieserit, Kalimagnesia und Volldünger einen Beitrag leisten. Besonders mit Kieserit lässt sich neben dem Schwefel- auch der hohe Magnesiumbedarf (ca. 50 kg Mg/ha) des Rapses optimal decken. Blattdünger wie Bittersalz eignen sich mit den geringeren Mengen nur auf gut versorgten Böden sowie bei intensiver organischer Düngung.


Kalium gegen Trockenstress


Kalium ist der Nährstoff, den Raps im größten Umfang aufnimmt. Insgesamt sind es mindestens 5 kg K2O je dt Kornertrag. Damit liegt die Kaliumaufnahme noch über der von Stickstoff (etwa 4,5 kg N/dt). Kalium spielt für Raps physiologisch eine wichtige Rolle und hat insbesondere auf trockenen Standorten eine wichtige Funktion. Er sichert u.a. den Wasserhaushalt und verbessert die Winterhärte. Eine Kalidüngung im Frühjahr ist daher vor allem auf sandigen Böden von größerer Bedeutung. Hinzu kommt, dass der Nährstoff dort auch besonders auswaschungsgefährdet ist. Bei der Bemessung der Gabe können die Gehalte im Stroh (auf Sandböden 50%) sowie die Gehalte aus den Wirtschaftsdüngern abgezogen werden.


Phosphat unterstützt dagegen vor allem den Energiehaushalt und besonders die Jugendentwicklung. Eine Düngung im Frühjahr hat deshalb kaum eine Ertragsrelevanz.


Spurennährstoffzufuhr Nach Pflanzenanalysen


Raps hat bei den Spurennährstoffen vor allem einen hohen Borbedarf sowie einen mittleren Bedarf an Mangan und Molybdän. Bekanntlich gibt die Bodenuntersuchung kaum Auskunft über den Düngebedarf, da insbesondere der pH-Wert häufig zu einer Festlegung von Spurennährstoffen führt. Wegen der Auswaschungsgefahr von Bor ist besonders auf leichten Böden ein Nährstoffmangel zu erwarten.


Eine Möglichkeit, um den Bedarf sicher zu ermitteln, ist eine Pflanzenanalyse. Entnehmen Sie dafür zu Schossbeginn Anfang April ca. 500 g voll entwickelte Blätter und lassen Sie diese im Labor analysieren. Die Kosten für die Analyse schwanken zwischen 50 und 70 €. Der Vorteil der Pflanzenanalyse liegt darin, dass man damit auch den Versorgungsstatus der anderen Nährstoffe überprüfen kann. Eine Bordüngung lässt sich gut mit anstehenden Fungizid- oder Insektizidmaßnahmen kombinieren. Eine Gabe von etwa 250 bis 300 g/ha Bor ist empfehlenswert.


Eine ausgeglichene Nährstoffversorgung mit allen Grund- und Spurennährstoffen ist gerade bei den strengen Vorgaben bei der N-Düngung oberstes Gebot, um langfristig hohe Erträge erhalten zu können.


anne-katrin.rohlmann@topagrar.com


Unser Autor


Dr. Ulrich Lehrke, LWK Niedersachsen

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