In Österreich hat der Rüsselkäfer in Zuckerrüben desaströse Schäden angerichtet. Rund 12000 ha mussten umbrochen werden. Drohen uns ähnliche Szenarien?
Die österreichischen Rübenbauern bekamen dieses Jahr offenbar einen Vorgeschmack auf die Folgen des Klimawandels und des Wegfalls der Neonicotinoide ab 2019: Im Weinviertel und im Tullnerfeld richtete der Rüsselkäfer (sog. Rübenderbrüssler, Bothynoderes punctiventris) enorme Schäden an. Schon 2017 war der Schädlingsdruck hoch, im laufenden Jahr nun kam es zu einem katastrophalen Massenauftreten.
Laut österreichischem Rübenbund waren bis Ende Juli 12000 ha von insgesamt 40000 ha konventioneller Rübenfläche vom Käfer befallen. Bei Bio-rüben betrug der Ausfall sogar ca. 70%. Fast über Nacht waren die Bestände kahl gefressen.
Witterung günstig:
Grund für die starke Ausbreitung waren die warmen und trockenen Bedingungen im Frühjahr und Frühsommer. Bei Temperaturen über 20°C kann sich der Schädling prächtig entwickeln. Er beginnt zu fliegen und legt somit weitere Strecken spielend zurück.„Bei diesem massiven Druck reicht nicht einmal mehr die Dosis der Neonics in der Pille aus. Wie soll es dann in Jahren mit weniger Schädlingen ganz ohne Beize gehen?“, fragt sich Rübenanbauer Georg Maier aus Angern an der March. Laut Rübenbauernbund in Österreich sei die Höchstmenge bei einem Massenauftreten des Käfers zu niedrig. Er müsse etwa zwei bis drei Rüben fressen, bis er an den Neonics sterbe. In diesem Jahr sei die Futtergrundlage offenbar für eine durchschlagende Wirkung zu gering.
Nicht alle Landwirte haben wie Maier ihre Flächen wieder neu eingesät. Der Landwirt kontrolliert derzeit die 25 ha täglich. Entdeckt er Schädlinge, behandelt er mit alternativen Wirkstoffen wie Agritox, Bulldock oder Biscaya.
Wie sieht es hierzulande aus?
In Bayern und Baden-Württemberg sind nach Auskunft der Experten bisher keine Schäden durch den Rüsselkäfer aufgetreten. Laut Dr. Michael Glas vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum (LTZ) Augustenberg dauere es eine gewisse Zeit, bis sich die Population so aufschaukeln könne wie in Österreich. Denn der Schädling müsse von den Überwinterungsflächen erst in die Rüben einwandern.Zur Vorbeugung empfiehlt Professor Michael Zellner von der LfL Bayern eine mindestens 30 cm tiefe, saubere Pflugfurche nach der Rübenernte und einen möglichst weiten Abstand der Rübenflächen von einem Jahr zum andern. Zellner warnt: „Mit Insektiziden als Beize oder Spritzung ist dem Schädling kaum beizukommen.“
Markus Schwaiger/-sl-
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