Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

Aus dem Heft

Ohne Glyphosat wird’s teuer

Lesezeit: 5 Minuten

In der öffentlichen Diskussion steht Glyphosat am Pranger. Über den Nutzen redet dagegen niemand. Welche Folgen der Wegfall hätte, hat die Uni Göttingen untersucht.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Im Ringen um die Wiederzulassung von Glyphosat blenden Kritiker die Bedeutung des Wirkstoffs für die Landwirte aus. Deshalb haben wir vom Arbeitsbereich für Betriebswirtschaftslehre eine ökonomische Bewertung durchgeführt. Die Kosten für Anpassungen eines Anbausystems an einen möglichen Verzicht lassen sich durch den Rückgang der direkt- und arbeitserledigungskostenfreien Leistung pro ha und Jahr (DAL) ausdrücken. Betrachtet haben wir die zwei folgenden Wirtschaftsweisen:


  • Betriebe, die regelmäßig pflügen und nur teilweise Mulchsaat betreiben.
  • Betriebe, die den Boden konservierend bearbeiten und vollständig auf den Pflug verzichten.


Weil sich die Frage nach der wirtschaftlichen Bedeutung von Glyphosat nicht pauschal beantworten lässt, haben wir günstige und ungünstige Bedingungen simuliert. Besser anpassen können sich Betriebe auf guten Ackerbaustandorten bei optimaler Witterung und wenig resistenten Unkräutern. Auf schwer zu bearbeitenden Flächen mit hohen Tongehalten ist es schwieriger, auf diesen Wirkstoff zu verzichten. Das gilt vor allem bei ungünstiger, eher feuchter Witterung und wenn viele resistente Unkräuter auftreten. Generell haben Pflug- und Mulchsaatbetriebe im Falle eines Verbots von Glyphosat drei Möglichkeiten, um sich anzupassen:


Wer regelmäßig pflügt, benötigt bereits heute wesentlich weniger Glyphosat als ein Mulchsaatbetrieb. Weil das Ertragsniveau der Kulturen ohne Glyphosat in etwa gleich bleibt, wären die Umstellungskosten überschaubar.


Der Wegfall von Vorerntebehandlungen würde auf Teilflächen die Erträge mindern. Zudem könnten zusätzliche Trocknungskosten anfallen. Darüber hinaus ist mit höheren Arbeitserledigungs- und Maschinenkosten sowie einem leicht erhöhten Einsatz von selektiv wirkenden Herbiziden zu rechnen. In der Fruchtfolge Raps/Weizen/Gerste entspricht dies einem Rückgang der DAL von 29 bis 32 €/ha und Jahr.


Landwirte, die auf reine Mulchsaaten setzen, nutzen regelmäßig Glyphosat. Ohne diesen Wirkstoff wäre die Umstellung auf wendende Verfahren eine Option. Wie stark sich dies auf die Erträge auswirkt, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Je nach Standort und Frucht kann sowohl die Mulchsaat als auch die wendende Bodenbearbeitung vorteilhafter sein. Bei Raps nach Winterweizen ohne Strohabfuhr würde z.B. der Pflug die höhere Ertragssicherheit bringen.


Weil die Vorerntebehandlung nicht mehr möglich wäre, muss man auch hier mit Ertragsrückgängen auf Teilflächen und höheren Trocknungskosten rechnen. Zusätzlich ist vor allem während der Arbeitsspitzen von steigenden Aufwendungen für Personal auszugehen. Dazu kommt, dass man neben dem Pflug oft noch Walzen oder Kreiseleggen benötigt, um das Saatbett zu bereiten.


Der Rückgang der DAL würde in der Fruchtfolge Raps/Weizen/Gerste bei ca. 56 bis 89 €/ha und Jahr liegen. Sollte die intensivere Bodenbearbeitung die Erträge erhöhen oder niedrigere Aufwendungen für Fungizide oder Schneckenkorn zur Folge haben, ließen sich die Mehrkosten teils kompensieren.


3.Szenario: Mulchsaat ohne Glyphosat

Teuer wird es für Betriebe, die ohne Glyphosat die Mulchsaat beibehalten wollen. Unter optimalen Bedingungen würden die Erträge voraussichtlich nur wenig sinken. Unter ungünstigen Bedingungen wären bei Winterungen aber Ertragsrückgänge von 5%, in Mais und Rüben von bis zu 10% möglich. Gründe für die stärkeren Effekte bei Sommerungen sind der Unkrautbesatz und die höhere Wasserverdunstung auf Trockenstandorten aufgrund der intensiveren Bodenbearbeitung.


Ohne Vorerntebehandlung würden teilflächenspezifisch auch in diesem Szenario die Erträge fallen und die Trocknungskosten steigen. Standortabhängig wären ein bis zwei Bodenbearbeitungsgänge erforderlich, die zu höheren Arbeitserledigungskosten führen. Bei Wegfall von Glyphosat würden zusätzlich selektiv wirkende Herbizide mit 8 bis 40 €/ha zu Buche schlagen.


Unter optimalen Bedingungen sinkt die DAL in der Fruchtfolge Raps/Weizen/Gerste jährlich um 43 bis 61 €/ha. Daher scheint es günstiger zu sein, bei der Mulchsaat zu bleiben als auf wendende Bodenbearbeitung umzustellen. Bei ungünstigen Bedingungen muss man aber mit einem Rückgang der DAL um 107 bis 191 €/ha und Jahr rechnen. Fruchtfolgen mit Mais und Rüben wären noch stärker betroffen. Die große Spannbreite zeigt, dass die Produktion bei Mulchsaat ohne Glyphosat erheblich unsicherer wird. Eine reine Mulchsaat würde bei Glyphosatverzicht mittelfristig durch periodisches Pflügen (einmal pro Rotation) zurückgedrängt.


Weniger Glyphosat!

Sollte sich die EU auf eine Wiederzulassung von Glyphosat einigen, ist mit Restriktionen zu rechnen. Jetzt gilt es, Einsatzstrategien zu erarbeiten, die Landwirte und Gesellschaft mittragen und die gleichzeitig im Einklang mit dem Nationalen Aktionsplan Pflanzenschutz stehen. Folgende Punkte stehen in Diskussion:


  • Der routinemäßige Einsatz des Herbizids mit dem Ziel, Maschinen- und Arbeitskräfte einzusparen, ist nicht mit dem integrierten Pflanzenschutz vereinbar. Vielanwender sollten ihre Ackerbaustrategie überdenken. Betroffen hiervon sind vor allem rationalisierte Betriebe im Osten, z.B. mit 0,6 AK je 100 ha. Aber auch kleine bis mittlere Betriebe im Bundesgebiet haben ihre Bewirtschaftungsform teils stark auf den Wirkstoff abgestimmt. Glyphosat sollte man als Ergänzung zu ackerbaulichen Maßnahmen nutzen, nicht umgekehrt.
  • Bei der Vorerntebehandlung stellt sich die Frage, ob sie wirklich unverzichtbar ist. Dass ihr wirtschaftlicher Wert landläufig überschätzt wird, belegen Berechnungen und Befragungen bei Landwirten. Zudem zeigt sich, dass dieses Einsatzgebiet von Glyphosat auf nur wenig Akzeptanz seitens der Bevölkerung und auch eines Teils der Landwirte stößt. Eine Alternative zum vollständigen Verbot könnten Ausnahmegenehmigungen in Extremjahren sein.
  • Im März 2017 wird es einen Zwischenbericht zum Greening geben. Die Analysen zum Glyphosateinsatz deuten darauf hin, dass der Anbau von Zwischenfrüchten im Rahmen des Greenings den Einsatz des Herbizids erhöhen könnte. Strebt man eine Reduzierung der Einsatzmengen an, ist diese agrarpolitische Maßnahme eher kontraproduktiv.


Die Folgen eines Verbots:

Verbietet man den Wirkstoff, hätte dies nicht nur wirtschaftliche, sondern langfristig auch ökologische Nachteile. Vor allem die von der Politik über lange Zeit geförderten Mulchsaat-Systeme würden bei einem Verbot abnehmen. Folgende drei Kernprobleme könnten dann häufiger auftreten:

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.