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Packen Sie den Ackerfuchsschwanz!

Lesezeit: 7 Minuten

Gegen Ackerfuchsschwanz sind mehr denn je strategische ackerbauliche Lösungen gefragt. Hier ein Vier-Punkte-Plan, um das Problemungras Nr. 1 in den Griff zu bekommen.


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Keiner kann sagen, er hätte das Problem nicht gekannt. Denn das Ungras Ackerfuchsschwanz überragt jedes Jahr ab Mai unzählige Weizen- und Gerstenbestände – als Einzelpflanze, in Spots oder sogar ganzflächig. Die Probleme ausschließlich auf Resistenzen zu schieben, ist in letzter Konsequenz zu einfach. Zur effektiven Bekämpfung gehört mehr als nur Herbizide einzusetzen (siehe auch Kommentar auf Seite 55).


Ziel muss sein, den Samenvorrat im Boden zu reduzieren. Das erreichen Sie langfristig nur mit einem ganzheitlichen Ansatz. Neben Saatstärke und Sortenwahl (Beschattung der Ungräser durch Blattstellung) sind vor allem ackerbauliche Maßnahmen die tragenden Säulen gegen das hartnäckige Ungras. Dabei geht es um


  • das richtige Nacherntemanagement,
  • passende Saatzeiten,
  • erweiterte Fruchtfolgen mit Sommerungen und
  • optimierte Herbizideinsätze.


Richten Sie schon bei erstmaligem Auftreten das Ackermanagement konsequent auf den Fuchsschwanz aus.


1. Stoppeln striegeln


Besonders bei hohem Druck muss das Ziel sein, die zur Ernte ausgefallenen Fuchsschwanzsamen im aktuellen Jahr zum Auflaufen zu bringen. Das gelingt am besten durch Striegeln der Stoppeln, wie Ergebnisse des langjährigen Ackerfuchsschwanzprojekts am Standort Fehmarn in Schleswig-Holstein zeigen. So führte der Lichtreiz durch den flachen Striegelgang bei vorhandener Bodenfeuchtigkeit zu sehr hohen Auflaufraten der frisch ausgefallenen Samen. Die im Versuch ebenfalls geprüfte Kurzscheibenegge hingegen vergrub die Samen teilweise – trotz flacher Einstellung (Übersicht 1).


Tipp: Bekämpfen Sie den Fuchsschwanz nach dem ersten Striegeln noch im Auflaufen mit einem zweiten Striegelgang. Ideal ist, wenn der Boden abgetrocknet und Regen angesagt ist. Läuft dann die zweite Welle auf, können Sie diese wieder mit Bodenbearbeitung bekämpfen.


Das Problem der Kurzscheibenegge ist Folgendes: Direkt nach der Ernte befinden sich die Samen in der primären Keimruhe. Fällt der Samen aus, kann er auf feuchtem Boden innerhalb von vier bis sechs bzw. acht Wochen keimen. Konstant warmes Wetter von der Blüte bis zur Abreife des Fuchsschwanzes führt zu einer kurzen primären Keimruhe. Kühles Wetter von unter 20°C in diesem Zeitfenster verlängert die primäre Keimruhe hingegen deutlich.


Ist der Lichtkeimer jedoch z.B. durch den Einsatz einer Kurzscheibenegge mit Boden bedeckt, verfällt er in die sekundäre Keimruhe. Aus dieser keimt er im aktuellen Jahr nicht mehr. Stattdessen verharren die Samen mehrere Jahre im Boden und erhöhen so den Samenvorrat. Das Problem verschiebt sich – die Samen sind 20 Jahre lang keimfähig. Mit der Bodenbearbeitung wieder hochgearbeitete Ackerfuchsschwanzsamen keimen aus der sekundären Keimruhe bei Licht und Feuchtigkeit.


Der Auflauftermin und die Auflaufstärke des Fuchsschwanzes geben dann das Zeitfenster für die nachfolgende Bearbeitung und den Saattermin der Kultur vor. Somit entscheidet dies auch über die Frage: späte Saat oder Sommerung?


2. Möglichst spät Säen


Ackerfuchsschwanz läuft bevorzugt von Anfang September bis Mitte Oktober auf. Grundsätzlich gilt: Je später die Saat, desto weniger Ackerfuchsschwanz. Eine späte Saat hat zudem den Vorteil, dass sich aufgelaufener Fuchsschwanz durch das Verfahren „Falsches Saatbett“ gut bekämpfen lässt. Dies funktioniert wie folgt:


  • Saatbett bereiten,18


  • liegen lassen bis der Fuchsschwanz aufgelaufen ist,19


  • Glyphosat einsetzen und20


  • ohne weitere Bodenbearbeitung die Hauptkultur säen/einschlitzen.21


Damit reduziert sich die Anzahl der Fuchsschwanzähren deutlich. Dass der Saattermin auch bei Ackerfuchsschwanz aus der sekundären Keimruhe eine wesentliche Rolle spielt, zeigte ein Versuch im Herbst 2018 (Übersicht 2). Aufgrund besonders günstiger Bestellbedingungen ließen sich insgesamt vier Drilltermine etablieren. Vor den ersten beiden Saatterminen am 25.9. und 9.10. wurde jeweils zwei Tage vorher gepflügt. Vor den letzten beiden Terminen am 18.10. und 7.11. kam der Pflug am gleichen Tag zum Einsatz. Die Aussaatstärke wurde an die jeweiligen Saattermine angepasst. Der Einsatz der Bodenherbizide erfolgte am Tag der Aussaat. Die wichtigsten Ergebnisse: Mit jedem späteren Bestelltermin sank der Ackerfuchsschwanzbesatz. Zudem stieg der Wirkungsgrad in der dazugehörigen Herbizid-behandelten Variante.


Fest steht, dass Spätsaaten in der Praxis herausfordernd sind: Grenzen setzen Wetterumschwünge mit Niederschlägen und die daraus resultierenden Probleme in puncto Befahrbarkeit der Flächen. Hinzu kommt eine vermehrte Vogelfraßgefahr. Der trockene Herbst 2018, mit insgesamt guten Bestellbedingungen bis in den Oktober hinein, ist im Schnitt der Jahre die Ausnahme. Der Herbst 2019 hingegen gibt Kritikern Recht, die sagen, Winterweizen muss im September in die Erde – denn die Drilltermine im Oktober 2019 waren wegen massiver Niederschläge kaum umzusetzen.


Doch in der Diskussion um eine frühe oder späte Aussaat muss immer gelten: Späte Saattermine haben auf Problemflächen mit Ackerfuchsschwanz nach wie vor oberste Priorität! Ein Jahr Nachlässigkeit kann vorjährige Bemühungen schnell zunichte machen. Ist es aufgrund der Witterung absehbar, dass diese Termine nicht mehr durchführbar sind, ist es am besten, auf eine Sommerkultur auszuweichen. Schlecht bestelltes, weil bei Nässe reingeschmiertes Wintergetreide, ist keine Option.


3. Sommerungen in die Fruchtfolge einbauen


Insbesondere auf Hochertragsstandorten sind Sommerungen noch immer die Stiefkinder der Fruchtfolge. Dass man damit aber effektiv Ackerfuchsschwanz reduzieren kann, zeigt Übersicht 3.


Der entscheidende Vorteil liegt darin, dass vor der Saat viel Zeit verbleibt, den Fuchsschwanz zum Auflaufen zu bringen. Mehrere Auflaufwellen lassen sich dann mechanisch bis zum Frühjahr beseitigen – das reduziert den Bodensamenvorrat. Zudem lässt sich bei Sommerungen die Biologie des Fuchsschwanzes nutzen. So sind die Auflaufraten im Frühjahr geringer, die Pflanzen schwächer und die Ähren kürzer.


Um den Fuchsschwanz-Auflauf in der Sommerkultur zu erschweren, sollte der Bestand den Boden schnell bedecken. Sommergerste und Hafer eignen sich besonders gut. Sommerweizen benötigt dagegen viel Zeit, um einen geschlossenen Bestand zu bilden. Auch Ackerbohnen schließen erst spät die Reihen.


Tipp: Achten Sie darauf, das Saatgut möglichst ohne Bodenbewegung einzuschlitzen. Wenden Sie auch hier unbedingt das Verfahren „Falsches Saatbett“ an! Solange es noch möglich ist, hält Glyphosat das Saatbett sauber.


Gegen Fuchsschwanz wirksame flufenacethaltige Bodenherbizide können Sie im Sommergetreide nicht einsetzen. Vorteilhaft daran ist, dass der Verzicht den Wirkstoff schont. Spätestens, wenn im Wintergetreide die lang diskutierte Mengenreduzierung von Flufenacet (Herold SC, Cadou SC) zum Tragen kommt, wird die Fruchtfolge der entscheidende Hebel bei der Fuchsschwanzbekämpfung werden.


Übrigens: Der ertragliche Unterschied von 60 dt/ha Sommergerste zu 90 dt/ha Wintergerste ist zwar deutlich. Wichtig ist allerdings, den Aufwand gegenzurechnen: Die Herbizidkosten auf Problemflächen sind in Wintergerste beim Einsatz von 0,6 l/ha Herold SC im Vorauflauf, gefolgt von 2,0 l/ha Trinity deutlich höher als im Sommergetreide. Falls Axial 50 auf solchen Flächen resistenzbedingt nicht mehr wirkt, bleibt in diesen Fällen gegen Fuchsschwanz nur der Bodenherbizideinsatz übrig.


4. Wirkungsgrade der Herbizide steigern


Da die Aussaat des Wintergetreides und die nachfolgende Bodenherbizidmaßnahme eine zeitliche Einheit bilden, entscheidet die Saatzeit maßgeblich über Erfolg oder Misserfolg des Herbizideinsatzes. Im Schnitt der Jahre zeigen Bodenherbizide gute Wirkungsgrade gegen Fuchsschwanz. Behandeln Sie daher am besten im Vorauflauf. Der genaue Spritztermin muss sich dabei an der Bodenfeuchte orientieren. Saattermine in einer Trockenphase ohne anschließende Niederschläge bieten eine Steilvorlage für schlechte Wirkungsgrade der Bodenherbizide. Schieben Sie in diesen Fällen die Aussaat nach hinten! Häufig reicht die Restfeuchtigkeit im Boden zwar für den Auflauf des Getreides und Fuchsschwanzes aus, nicht jedoch für eine gute Wirkung der Bodenherbizide.


Tipp: Walzen Sie schwere Boden nach dem Säen und vor dem Einsatz des Bodenherbizids. So zerstören Sie die Kluten und verhindern das verzettelte Auflaufen von Fuchsschwanzsamen. Zudem erhöht das Walzen den Wirkungsgrad der Bodenherbizide. Die Walze darf, wie auch der Striegel, nur bei trockenen Bedingungen aufs Feld.


Je höher der Wirkungsgrad der Bodenherbizide ist, desto geringer ist der Druck auf die stark resistenzgefährdeten Blattherbizide. Wirkt das Bodenherbizid allerdings schlecht bzw. ist der Fuchsschwanzdruck hoch, gilt es, die Blattherbizide optimal einzusetzen. Achten Sie dabei unbedingt auf den Resistenzstatus der Fläche! Dass der Erfolg der Blattherbizide an den Resistenzstatus gekoppelt ist, zeigt die Übersicht auf www. topagrar.com/fuchsschwanz2020


Schlechte Wirkungsgrade von Mesosulfuron-Produkten lassen den Rückschluss auf eine Wirkort-Resistenz gegenüber ALS-Hemmern (Sulfonylharnstoffen) zu. Schlechte Wirkungsgrade der Produkte Traxos und Axial weisen dagegen auf eine starke FOP-/DEN-Resistenz hin.


Ein langjähriger Winterweizenanbau kombiniert mit jährlichem Atlantis WG-Einsatz führt zwangsläufig zu Resistenzproblemen. Und das erschwert die Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz enorm.


friederike.mund@topagrar.com


Unsere Autorin


Manja Landschreiber, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein

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