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Wo liegen die Schwachstellen in den typischen Fruchtfolgen der Regionen? Wie lassen sie sich geschickt auflockern?

Lesezeit: 7 Minuten

Wo liegen die Schwachstellen in den typischen Fruchtfolgen der Regionen? Wie lassen sie sich geschickt auflockern?


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Erweiterte Fruchtfolgen entschärfen nicht nur Probleme mit Krankheiten, Ungräsern und -kräutern, sie bieten noch weitere Vorteile. So lassen sich dadurch z. B. Arbeitsspitzen entzerren. Dazu ist es erforderlich, Sommerungen einzubinden. Das können Ackerbohnen, Erbsen oder im Süden auch Sojabohnen (Übersicht 2, S. 72) sein. Künftig kommt auch die Weiße Lupine als Eiweißkomponente zur Fütterung oder zur menschlichen Ernährung in Betracht (siehe top agrar 10/2014, S. 74).


Leguminosen sind aus phytosanitärer Sicht sehr gute Vorfrüchte für Getreide und verbessern in der Fruchtfolge die Bodenstruktur und Nährstoffnachlieferung. Sommergetreide kann man vor allem auf Standorten mit Ungrasproblematik stärker in Betracht ziehen, weil der Zeitraum für die (mechanische) Bekämpfung erweitert wird.


In Energiefruchtfolgen lässt sich Getreide oder sogar Feldfutter als Ganzpflanzensilage einbauen, die früher als Mais das Feld räumen und dadurch mehr Spielraum für die Bodenbearbeitung und Unkrautregulierung bieten. Auch Zwischenfrüchte oder Raps lassen sich danach einfacher etablieren.


Auf Standorten mit Rübenanbau steht durch die erfolgreiche Züchtung Rizomania-resistenter und Nematoden-toleranter Sorten ein breites Anbauspektrum zur Verfügung. In dieser Fruchtfolge wechseln Rüben mit Getreide und Raps.


Doch wie können veränderte Fruchtfolgen für die verschiedenen Standorte aussehen?


Fruchtfolgen für den Norden:

Im Norden dominiert immer noch die dreifeldrige Fruchtfolge Raps – Winterweizen – Winterweizen/Wintergerste.


Das Problem: Ein Drittel Raps wird wegen Kohlhernie, Verticillium (siehe Kasten) und Durchwuchsraps auf Dauer zu viel. Zwei Drittel Winterweizen in der Fruchtfolge lassen nicht genug Spielraum für die Bodenbearbeitung und Gräserbekämpfung. Wintergerste entzerrt das Problem etwas, aber hohe Erträge sind mit ihr in Jahren mit nasser Witterung im Herbst und über Winter nicht zu erzielen. Vor allem ist die Mittelwahl gegen Ackerfuchsschwanz eingeschränkt.


Möglich ist allerdings ein Umstellen der Abfolge des Getreides, die inzwischen einige Landwirte in Hessen mit Erfolg praktizieren: Raps/Wintergerste/Winterweizen. Sie erzielen damit stabil hohe Wintergerstenerträge. Denn die Gerste nutzt den Reststickstoff nach Raps effektiver. Zudem bleibt zwischen der Gerstenernte und der Weizenaussaat mehr Zeit, um Gräser mechanisch zu bekämpfen. Diese Umstellung geht allerdings nur auf Standorten, auf denen die Weizenernte frühzeitig abgeschlossen wird, sodass sich danach noch Raps bestellen lässt.


Trotzdem werden wir auf Dauer vor allem aus phytosanitären und unkrauthygienischen Gründen die dreifeldrige, reine Winterungsfruchtfolge durch eine vier- oder gar fünfjährige Fruchtfolge mit einer Sommerung ersetzen müssen. Dreimal Wintergetreide nach Raps – also 75 % Wintergetreide in der Fruchtfolge – anzubauen, geht auf Dauer schief. Als Sommerung bieten sich an: Ackerbohnen auf Standorten mit kühlen Bedingungen in der Abreife (z. B. Küste) und Erbsen (z. B. Binnenland mit Hitzeperioden im Frühsommer). Auf Gräserstandorten (z. B. Ackerfuchsschwanz) kommt nach dem zweiten Weizen auch Sommergetreide in Betracht. Ideal ist aus phytosanitären Gründen frühreifer Hafer (Probleme: Vermarktung, Ackerfuchsschwanz kann nur mit Flupyrsulfuron bekämpft werden), Sommergerste geht zur Not, Sommerweizen wird zu spät, um danach noch Raps anbauen zu können.


Fruchtfolge-Alternativen zur dreifeldrigen reinen Winterungsfolge im Norden sehen wie folgt aus:


(29 % Raps, 43 % Weizen, 14 % Erbsen oder Ackerbohnen, 14 % Sommergetreide)


(20 % Raps, 60 % Weizen (oder 40 % Weizen, 20 % Wintergerste), 20 % Ackerbohne/Hafer)


Statt Leguminosen oder Sommergetreide kann man auch (Silo-)Mais in die Fruchtfolge aufnehmen, wenn sich dieser über den Kuhmagen oder in der Biogasanlage verwerten lässt. Möglicherweise werden wir in ein paar Jahren auch Körnermais in Betracht ziehen können.


(20 % Raps, 20 % Mais, 60 % Weizen bzw. 40 % Weizen, 20 % Wintergerste)


In dieser Fruchtfolge kann, vor allem auf schwächeren Standorten, auch Hybridgerste nach Silomais stehen. Ihre Aussaat kann selbst im Norden noch Anfang Oktober erfolgen. Sie hat aufgrund der früheren Blüte und des Ährenaufbaus mit Grannen weniger Pro-bleme mit Fusarien. Besonderer Vorteil: termingerechte Rapssaat danach.


(25 % Raps, 25 % Mais, 25 % Weizen, 25 % Wintergerste)


Für Energiemais-Fruchtfolgen mit Mais und Getreide-Ganzpflanzensilage bietet sich, auch um das Ackerfuchsschwanzproblem einzudämmen, folgende Fruchtfolge an:


(25 bzw. 20 % Raps, 25 bzw. 40 % Weizen, 20 bzw. 25 % Mais, 20 bzw. 25 % GPS)


Mit mehr als 50 % Mais und GPS wird dem Boden zu wenig organisches Material zugeführt, auch wenn die Gärreste zurückgebracht werden. Kann man dies z. B. durch Kompostgaben nicht ausgleichen, muss man Stoppelweizen + Zwischenfrüchte (am effektivsten Leguminosen) einschalten, um den Anteil humusmehrender Früchte zu erhöhen.


Im Süden weniger Mais!

In Mais-betonten Fruchtfolgen stellt sich die Frage, welche Frucht nach Mais folgt. Der späte Weizen fällt vor allem bei hitzebedingt schlagartiger Abreife im Ertrag regelmäßig stark ab. Zudem stellen Fusarien das Verfüttern und Vermarkten des anfälligen Weizens infrage. Auch für den Mais ist das Fusarien-risiko erhöht. Leguminosen, vor allem Soja als Folgefrucht nach Mais, verringern es dagegen. Mit dem Maisstroh führen sie zu einer positiven Humus-bilanz.


Auf süddeutschen Standorten mit zügiger Erwärmung im Frühjahr werden Sojabohnen durch den züchterischen Fortschritt in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen und dort auch den Raps zurückdrängen. Auch bei der Weißen Lupine verbessern der züchterische, technologische Fortschritt die Anbauwürdigkeit und Verwertungsmöglichkeiten. Mittlerweile lassen sich Bitterstoffe aus Lupinensamen entfernen. Damit kann man Lupineneiweiß geschmacksneutral als pflanzliche Eiweißkomponente in der Humanernährung einsetzen. Lupinenmilch wird sogar als Milchersatz bei Lactoseunverträglichkeit diskutiert. Die Weiße Lupine kommt auch für Fruchtfolgen nördlich des Mains in Frage.


Die im Süden bislang meist übliche Fruchtfolge Mais – Mais – Weizen (Weizen) wird durch diese ersetzt:


Hat der Betrieb noch Rüben, kann die Fruchtfolge dann so aussehen:


(20% Rüben, 20 % Körnermais, 20 % Soja, 40 % Weizen)


Auf kühleren Standorten mit unsicherer Reife der Sojabohnen, kommen die für den Norden vorgeschlagenen Fruchtfolgen auch in Süddeutschland in Betracht. Dort fällt aber das Sommergetreide im Ertrag gegenüber Wintergetreide weniger stark ab. Damit ist es im Süden leichter, Sommergerste in die Fruchtfolge aufzunehmen:


(20 % Raps, 20 % Mais, 20 % Sommergerste, 40 % Weizen)


oder auf trockenen Standorten:


(25 % Raps, 25 % Mais, 25 % Weizen (Roggen), 25 % Wintergerste)


Im Westen mehr Blattfrüchte!

Die geringere Sonneneinstrahlung im Westen Deutschlands drängt den Anteil des Maises zugunsten anderer Blattfrüchte (Rüben, Raps, Kartoffel) zurück. Die Standardfruchtfolge könnte dort lauten:


(20 % Raps, 20 % Rüben, 40 % Weizen und 20 % Wintergerste oder 60 % Weizen)


Kompliziert wird es auf Standorten mit Rübenzystennematoden. Eine Eindämmung ist zwar durch gegen Nematoden-resistenten Ölrettich oder Gelbsenf möglich. Diese leisten aber als Zwischenfrüchte der Kohlhernie im Raps Vorschub. In diesem Fall muss der pH-Wert über 7 gehalten bzw. der Gehalt an freiem Kalk durch Kalkung vor Raps im Boden angehoben werden, um die Verbreitung der Kohlhernie zu unterbinden.


Es lässt sich auch Kalkstickstoff zur Rapsaussaat ausbringen. Damit kann man Kohlhernie, aber auch Sklerotinia und bodenbürtige Getreidekrankheiten weitgehend kontrollieren. Gleichzeitig wirkt das Cyanamid aus dem Dünger wie ein Herbizid gegen Flachkeimer (Kamille, Stiefmütterchen, Hirtentäschel) im Raps.


Auch im Westen kommt – wie im Norden – die Energiefruchtfolge mit Mais und Getreide-GPS in Betracht, um das Fuchsschwanz-Problem in Angriff zu nehmen.


Weniger Getreide im Osten!

Eine typische Fruchtfolge gibt es im Osten nicht. Relativ häufig sind Fruchtfolgen mit 75 % Getreide, wie z. B. Raps – Winterweizen – Winterweizen/Roggen – Wintergerste.


Stärkere Ertragsausfälle sind in dieser Fruchtfolge bislang meist ausgeblieben, da sich Wurzel- und Halmbasiskrankheiten in Grenzen hielten. In den letzten Jahren ist eine Tendenz zu stärkerem Befall mit Halmbasiskrankheiten, aber auch mit Schwarzbeinigkeit zu beobachten. Zudem nimmt der Besatz mit Ackerfuchsschwanz und Trespen zu.


Um diese Entwicklungen möglichst zu verhindern, sollten Betriebe auch im Osten Sommerungen (Körner­erbsen, später auch Sojabohnen, Mais) in die Fruchtfolge einbauen und auf eine 7-feldrige Fruchtfolge umstellen:


(28 % Raps, 14 % Erbsen, 42 % Weizen, 14 % Wintergerste)


Um das Sklerotinia-Risiko durch den Anbau von Winterraps und Körner­erbsen in derselben Fruchtfolge einzudämmen, bietet es sich an, nach Körnererbsen Contans oder mit der Rapsaussaat Kalkstickstoff einzu-arbeiten.

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