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Pferde weiden anders als Rinder

Lesezeit: 8 Minuten

Mehr Lücken als Grünfutter – Pferdeweiden bieten oft ein Bild des Jammers. Sie können es mit der Pflege aber auch übertreiben. Massige Aufwüchse schaden der Gesundheit Ihrer Tiere. Mit der richtigen Strategie bieten die Bestände optimales Futter und Pflanzenvielfalt.


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Täglicher Weidegang ist für Pferdehalter immer öfter das ausschlaggebende Argument für die Wahl des geeigneten Pensionsbetriebes. Ein auf die Bedürfnisse ihrer Tiere zugeschnittenes Grünland gewinnt da-her zunehmend an Bedeutung. Milchviehbetriebe können die Grasflächen, die sich nicht intensiv bewirtschaften lassen, als Pferdeweiden lukrativ nutzen. Wichtig zu wissen ist aber: Pferde weiden anders als Rinder.


Was muss die Weide leisten?

Im besten Fall bietet die Pferdeweide Auslauf und kostengünstiges, gesundes Futter. Das ist jedoch gar nicht so leicht, denn die selektiven Weidetiere mit ihrem ausgeprägten Bewegungsdrang stellen hohe Ansprüche an den Bestand.


Die richtige Pferdeweide liefert eine an das Tier angepasste Futterqualität. Diese variiert jedoch bereits innerhalb der Pferdetypen stark. Zudem hängt sie von der Nutzung und Leistung der Tiere ab. Laktierende Zuchtstuten mit Fohlen bei Fuß benötigen z.B. eine höhere Qualität als das leichtfuttrige Pony mit Bewegungsmangel. Auch im Vergleich zu Rindern stellt das Pferd andere Ansprüche an die Futterqualität des Grünlandes.


Kühe sind auf hohe Zuckergehalte der Wirtschaftsgräser angewiesen, um eine hohe Milchleistung zu erzielen. Auf einem solchen Grünlandbestand füttern Sie jedoch Pferde systematisch krank. Für den Dickdarmfermentierer ist rohfaserreiches Futter von Gräsern, wie z.B. Straußgräser, Wiesenrispe oder Knaulgras, geeigneter als die oft empfohlene, zuckerreiche und weidelgrasbetonte Grasnarbe. Pferden müssen Sie daher keine große Futtermenge mit höchster Energiedichte zur Verfügung stellen. Zudem haben diese einen anderen Weideeffekt als Rinder (siehe Kasten Seite 74).


Typisch, aber nicht geeignet:

In der Praxis fallen immer wieder zwei völlig gegensätzliche Pferdeweiden ins Auge:


Beide Weiden sind für Pferde ungeeignet. Entscheidend ist, ein Überbeweiden zu vermeiden. Nur so kann Dauergrünland für und mit Pferden als Futtergrundlage dienen und trotzdem relativ artenreich bleiben. Wie stark sie den Bewuchs beeinflussen, entscheidet vor allem die Beweidungsintensität. Pauschale Empfehlungen zum Flächenbesatz lassen sich nicht geben, da dieser auch vom Standort und seiner Leistung abhängt. Diese ist z.B. in der fruchtbaren Wesermarsch anders als in raueren Mittelgebirgslagen. Vielmehr ist Fingerspitzengefühl im Management gefragt. Kontrollieren und bewerten Sie dafür regelmäßig das Futterangebot und die Zusammensetzung des Bestandes der jeweiligen Fläche.


Passt Besatz zum Aufwuchs?

Wichtigste Steuergröße ist die Weideführung. Wer die Futterkapazität des Grünlands weitestgehend ausnutzen möchte, muss das Wachstum und die Nutzung bestmöglich synchronisieren. Das bedeutet, den Tierbesatz an den jeweiligen Futteraufwuchs anzupassen. Über die Vegetationsperiode variiert jedoch die Menge des Aufwuchses. Dem im Mai und Juni anfallenden „Futterberg“ folgt im Sommer eine Phase mit deutlich geringerem Wachstum. Dieser schließt sich im späten Sommer bzw. frühen Herbst ein zweiter, jedoch kleinerer Wachstumsschub an.


Auf reinen Standweiden, die über die gesamte Weideperiode besetzt sind, kann zu Beginn der Weideperiode viel Weiderest stehen bleiben. Dieser verholzt und die Tiere bevorzugen später die kurzrasigen Bereiche mit jungem Futter. Unter ökologischen Gesichtspunkten ist diese Strukturierung der Grasnarbe günstig (Nischenbildung), jedoch lässt sich so das Futter schlecht ausnutzen. Im Hochsommer besteht zudem eine erhöhte Überweidungsgefahr in den kurzrasigen Bereichen.


Gezielter wirtschaften lässt sich in einem Umtriebsweidesystem mit einer fest in kleinere Koppeln unterteilten Fläche. Sobald eine davon abgeweidet ist, können Sie die Tiere umtreiben. In diesem System besteht aber das Problem, den Besatz innerhalb der festen Einzäunungen zu regulieren, wenn die kleinen Koppeln nicht genug Platz für die vorhandene Herdengröße bieten.


Eine sehr gezielte, aber auch (arbeits-)intensive Form der Weideführung ist die Portionsweide. Mit dieser lässt sich auf einer größeren Fläche täglich durch Versetzen eines mobilen Zaunes Futter zuteilen. Dieses nutzen die Pferde optimal aus. In den zumeist sehr kleinen Bereichen ist jedoch das Risiko sehr groß, dass die Tiere die Fläche überweiden. Zudem fällt die typische Portionsweide in unseren Erhebungen durch eine geringe Artenvielfalt negativ auf.


Weidesystem kombinieren:

Um die Futterkapazität gut auszunutzen, den Tieren ausreichend Fläche zu bieten und Artenvielfalt zu erhalten, empfehlen wir eine abgewandelte Form der portionierten Standweide. In diesem System ist die mobile Zäunung das A und O. Gehen Sie dabei wie folgt vor:


  • Passen Sie auf einem größeren Schlag die aktuell beweidete Fläche entsprechend des Aufwuches und der Herdengröße an.
  • Zäunen Sie strapaziertere Bereiche bei Bedarf ab. So bleiben diese temporär verschont und es lassen sich regelmäßig frische Weidebereiche zuteilen.


Größter Vorteil dieser Weide ist, dass sie sich zeitlich am Pferdebestand und optimal an die Standortbedingungen anpassen lässt.


Wenn Sie über zu wenige Flächen verfügen und Ihr Grünland nicht ohne sehr intensive Bewirtschaftung ausreichend Futter stellen kann, sollten Sie Ausgleichsflächen für den täglichen Auslauf schaffen. Moderne Gruppenhaltungs- und Trail-Systeme bieten dafür eine hervorragende Alternative zur degradierten Laufweide.


Kein erhöhter Pflegebedarf:

Einen dauerhaften Überbesatz auf der Weide zu verhindern, ist auch deshalb so wichtig, da keine Pflegemaßnahme die dadurch entstandenen Schäden nachhaltig regulieren kann. Sie können höchstens Symptome damit lindern. Das zeigen auch unsere aktuellen Untersuchungen. Provozieren Sie daher am besten erst gar keine Ermüdung des Grünlands durch zu viele Tiere. Dadurch halten Sie den Pflege- und Düngebedarf so gering wie möglich.


Sind trotzdem Lücken in der Narbe vorhanden, lassen sich diese mit einer Nachsaat schließen. Anschließend muss jedoch eine angepasste Nutzung folgen, um den Erfolg der Maßnahme nicht zu gefährden. Zur Nachsaat säen viele das sehr konkurrenzstarke, narbenbildende Deutsche Weidelgras. Dieses eignet sich jedoch nur begrenzt für Pferdeweiden. Bei zu wenig Wasser und Stickstoff gerät es schnell unter Stress, ist weniger leistungsstark und lagert Zucker ein. Das ist für die Tiere gesundheitlich riskant. Unter diesen Bedingungen empfehlen sich Rotschwingel und Rotes Straußgras. Diese sind zwar etwas weniger schmackhaft, bilden aber ebenfalls eine dichte Narbe und kommen mit weniger Nährstoffen gut zurecht. Auch die Wiesenrispe kommt infrage. Sie bietet einen höheren Futterwert, ist schmackhaft und trittverträglich.


Wichtig ist, dass Sie die Narbenschäden schnell beheben. Nur so verhindern Sie, dass lichtkeimende Unkräuter wie Stumpfblättriger Ampfer sich breit machen. Eine dichte Narbe schützt auch vor Giftpflanzen wie Jakobskreuzkraut und Herbstzeitlose. Denn diese schätzen vor allem überstrapazierte Weiden. In diesen profitiert das Jakobskreuzkraut von offenen Bodenstellen mit geringer Nährstoffverfügbarkeit, in denen seine Samen ungehindert auflaufen. Die Herbstzeitlose ist auch auf gut mit Nährstoffen versorgten Böden zu finden. Sie wächst bei Bodenverdichtung und Luftmangel optimal.


Um eine leitungsfähige Grasnarbe zu erhalten, eignen sich die gängigen Pflegemaßnahmen. Gezieltes Schleppen, Nachmahd oder händisches Entfernen von hochwüchsigen Unkräutern ergänzen das Weidemanagement ideal.


Düngung in Maßen:

Ob eine Düngung nötig ist, richtet sich vor allem nach der Zusammensetzung des Bestandes und dem Ertrag, den Sie erzielen möchten. Oft funktioniert das nur über Erfahrungswerte, die Sie auf den jeweiligen Flächen gesammelt haben. Eine Düngergabe sollte jedoch in jedem Fall nur anhand von Bodenanalysen erfolgen.


Bei reiner Weidenutzung entzieht das Pferd der Fläche eher wenig Stickstoff. Es lagert ihn nur um. Oft lässt sich daher das Düngen sparen. Ist eine N-Gabe dennoch nötig, sollten Sie diese sehr gezielt in die durch Fraß ausgehagerten Bereiche ausbringen. Wegen der Größe der Geilstellen lässt sich das gut bewerkstelligen. Diese benötigen keinen Dünger, da die Tiere das Futter dort ohnehin nicht fressen und die Düngergabe nur die N-liebenden Unkräuter weiter fördert.


Bei leguminosenreicher Narbe reduziert sich der N-Bedarf noch weiter. Bereits 15 bis 20% Weißklee können den Futterwert einer Fläche erhöhen. Wegen der geringen Rohfasergehalte sollte jedoch nicht zu viel Weißklee vorkommen. Wer Rotschwingel oder Rotes Straußgras in seiner noch weidelgrasreichen Fläche fördern möchte, sollte die N-Mengen ebenfalls senken.


Sinnvoll ist dagegen eine N-Düngung bei zusätzlich zur Weide erfolgenden Schnittnutzung. Unter diesen Umständen sollten Sie möglichst den Entzug durch die Pflanzen zurückführen (Erhaltungsdüngung).


Unser Tipp: Bleiben Sie auf Pferdegrünland eher unter den empfohlenen N-Mengen für Rinderweiden.


Eine Grunddüngung mit Phosphor und Kalium kann meist unterbleiben, da die Böden gut mit den beiden Nährstoffen versorgt sind. Stehen diese nur begrenzt zur Verfügung, begünstigt dies sogar die Artenvielfalt.


Weiden und mähen:

Je nach Situation bietet es sich an, den frühen „Futterberg“ im Frühjahr zu mähen und als Heu oder Silage zu konservieren. Die Mahd lässt sich auch mit der portionierten Standweide kombinieren. Wichtig ist dabei, dass neben den Untergäsern hochwüchsige Arten wie Knaulgras, Wiesenlieschgras, -fuchsschwanz und -schwingel im Bestand vorkommen. Bestes Pferdeheu lässt sich recht spät, meist ab Mitte Juni, gewinnen. So lassen sich hohe Rohfaseranteile sicherstellen. Bildet der Pflanzenbestand bei später Nutzung regelmäßig Samen, trägt er ohne Nachsaat zur eigenen Samenbank im Boden bei.

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