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Pflanzverfahren: Getrennt oder kombiniert?

Lesezeit: 8 Minuten

Mit welchem Kartoffel-Anbausystem Sie auf Ihrem Standort richtig liegen und welche Neuheiten es gibt, sagt Ihnen Dr. Rudolf Haberland, Oschersleben.


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Die Erfahrungen aus den letzten Jahren zeigen: Das Warten auf einen optimalen Bodenzustand für Kartoffeln schafft deutlich bessere Wachstumsbedingungen als ein früher Pflanztermin mit einem oft gestörten Pflanzbett. Besonders wichtig für einen ertragsstabilen, kostenminimierten Kartoffelanbau sind Anbausysteme, die auf Standort und Witterung abgestimmt sind. Das trifft für beide Anbausysteme zu:


  • Das herkömmliche getrennte Anbauverfahren, bei dem die Arbeitsgänge Bodenbearbeitung, Pflanzen und Häufeln separat erfolgen.
  • Das neue kombinierte Bodenbearbeitungs- und Pflanzsystem mit Lockern, Legen und Häufeln in einem Arbeitsgang.


Die besten Voraussetzungen für beide Verfahren bieten gut eingeebnete Schläge mit einem gesunden Strukturaufbau. Häufig trocknet der Oberboden im Frühjahr schnell ab. In Tiefen um 10 cm ist der Boden jedoch noch wassergesättigt und nur bedingt bearbeitbar. Kontrollieren Sie daher den Feuchtezustand und das Bodengefüge des Bodens vor und während der Bearbeitung mit einem Spaten. Achten Sie dabei vor allem auf Verdichtungen und Klutenbildung. Maßgebend bei der Wahl und Einstellung von Geräten zur Bodenbearbeitung sind Boden, Standort, Witterung und schlagspezifische Bedingungen (s. Übersicht 1). Dabei gilt das alte Sprichwort: „Probieren geht über Studieren“!


Bodenbearbeitung anpassen!

Die leichten Sandböden sind für den Kartoffelanbau bestens geeignet, da sie sich rasch erwärmen, gut durchlüften und leichter bearbeiten lassen. Sie lagern aber auch von Natur aus dichter und verlangen daher eine intensive Lockerung vor dem Pflanzen. Aus diesem Grund wird eine Frühjahrsfurche bevorzugt. Bei einem pfluglosen Anbau sind sowohl im Herbst als auch im Frühjahr mehrbalkige Grubber gut geeignet.


Die Lockerungstiefe sollte im Herbst auf Sandböden im Bereich von 20 bis 25 cm liegen und auf Lehmböden 15 bis 20 cm betragen. Im Frühjahr kann der Arbeitsgang um ca. 5 cm flacher erfolgen. Auf Löß-Schwarzerde reicht im Frühjahr ein mitteltiefes Lockern bei intakten Böden von 15 cm völlig aus, wie langjährige Versuche zeigen (siehe top agrar 5/2010, Seite 64). Nach flacher Bearbeitung sind Kartoffeln im Trend ertragsschwächer. Wird zu flach vorgearbeitet, schieben sich außerdem die Knollennester hoch und die Gefahr grüner Knollen nimmt zu.


Die guten und besseren Lößböden mit hohen Schluffanteilen sind dagegen erosionsanfälliger und neigen nach stärkeren Regenfällen zu Abschwemmungen an den Dammflanken. Damit der Boden nach der Bearbeitung nicht zu schnell austrocknet, ist ein gutes, gleichmäßiges Rückverfestigen notwendig. Halten Sie den Zeitraum zwischen Lockern und Pflanzen so gering wie möglich!


Erfolgt eine Frühjahrsfurche, so sollte die maximale Pflugtiefe bei 25 cm liegen. Vermeiden Sie es dabei, „toten“ Boden an die Oberfläche zu holen. Arbeiten Sie noch vorhandene Strohreste schüttend ein und rückverfestigen Sie diese durch den folgenden Packer.


Liegen für das Pflanzen ideale Bedingungen vor, können Sie in den Packerstrich pflanzen. Wollen Sie Ihre Kartoffeln ohne Pflanzbettbearbeitung im Frühjahr legen, müssen Sie den Acker bereits durch Arbeitsgänge im Herbst intensiv gelockert und ausreichend eingeebnet haben. Ein geringer, weitgehend zersetzter Strohanteil ist möglich. Bei Altunkräutern und stärkerem Getreideaufwuchs können Sie vor dem Pflanzen ein Total-herbizid einsetzen.


Technik fürs Vorarbeiten:

Ein Vorarbeiten verursacht immer zusätzliche Fahrspuren und zerstört die grobe Krümelstruktur. Die Gefahr der Austrocknung und Wassererosion steigt. Dennoch ist auf den besseren Lehmstandorten in der Regel eine Pflanzbettbereitung erforderlich, um ein gleichmäßiges, klutenfreies Pflanzbett zu erreichen.


Für den großflächigen Einsatz eignen sich besonders gezogene Grubber-Kombinationen. Problematisch kann eine flache, wenig wühlende Einstellung sein. Zu empfehlen sind Kombinationen, die über eine hydraulische Regulierung des Walzenzuges eine flache Tiefeneinstellung zulassen und über die abschließenden Walzen die Rückverfestigung und Krümelung verbessern. Richten Sie die Arbeitstiefe nach eventuellen Verdichtungen im Boden aus.


Pflugsohlen- oder Grubberverdich-tungen bei langjährigem Pflugverzicht verursachen immer Wachstumsstö-rungen. Sie müssen sie daher aufbrechen. Grubber mit breiten Scharen und Nachbearbeitungswerkzeugen, Vorfeldfräse oder auch Kreiselgrubber sichern eine intensive Lockerung und Krumenbildung. Neue technische Entwicklungen, wie z. B. in der Grubberreihe 1030 von Pöttinger, sind beachtenswert und haben oft erhebliche Vorteile (leichter, kürzer, zentrale Einstellung der Arbeitstiefe, Gewichtsverlagerung auf das Werkzeugfeld usw.).


Auch die neue Generation von Kurz-scheibeneggen ist zu Vorarbeiten bestens geeignet. Sie arbeiten im Vergleich zu Grubber-Varianten flacher und ziehen sich nicht tiefer in den Boden. Dadurch sind sie leichtzügiger und hinterlassen ein mäßig gekrümeltes Pflanzbett. Um eine hohe Arbeitqualität der Kurzscheibeneggen zu erreichen, ist allerdings eine richtige Einstellung von Unter- (seitlich pendelnd) und Oberlenker (für die Tiefe der Scheibenreihen) notwendig.


Neue Kurzscheibeneggen mit vier Scheibenreihen, wie z. B. die Scheibenegge „Powerdisc“, bei der nach zwei Scheibenreihen zwei Reihen mit welligen Scheiben folgen, dürften die Schneidwirkung und die Krümelung vor allem beim Einarbeiten von Stroh und Ernteresten weiter verbessern.


Üblich zur Vorarbeit sind auch zapfwellengetriebene Kreiseleggen. Die Kombination einer Kreiselegge im Frontanbau mit gleichzeitiger Pflanzung ist bisher oft Standard. Dadurch erfolgt das Pflanzen in eine klutenfreie, gelockerte Oberschicht von 6 bis 8 cm. Achten Sie beim Einsatz der Kreiselegge auf eine langsame Drehzahl der Kreisel bei schneller Vorfahrt, um die Bodenstruktur zu schonen. j


Pfluglos in Strohmulch


Die pfluglose Bearbeitung zu Kartoffeln mit Pflanzen in oberflächennah eingearbeitetes Stroh (Strohmulch) findet zunehmend Anhänger. Dabei ist vor dem Legen im Frühjahr nach pflugloser Bearbeitung, genau wie nach dem Pflügen, ein einmaliger Bearbeitungsgang üblich. Versuche in der Magdeburger Börde zeigen, dass sich bei pflugloser Bodenbearbeitung in „Strohmulch“ die Verfahrens-kosten senken lassen und die Erträge leicht steigen (siehe top agrar 3/2007, Seite 84).


Dort, wo Stroh aufgrund der hohen September-Niederschläge im letzten Jahr unzureichend geräumt oder eingearbeitet wurde, muss auf jeden Fall eine Bodenbearbeitung erfolgen. Auch nimmt die Gefahr von Rhizoctonia und Schorf zu. Die hohe organische Substanz fördert vor allem die pilzlichen Schaderreger Rhizoctonia und Colletotrichum-Welke. Auf Rhizoctonia-belasteten Standorten ist der pfluglose Kartoffelanbau nicht zu empfehlen. Generell ist eine Fungizidbehandlung der Knollen gegen eine Rhizoctonia-Infektionen sinnvoll.


Stroh kann eine starke Mulchschicht bilden, die die Bodenoberfläche isoliert und das Abtrocknen verzögert. Ein erforderlicher Arbeitsgang sollte mit schmalen Flügelscharen bei langsamer Geschwindigkeit erfolgen, um verstopfungsfrei arbeiten zu können.


Getrenntes ­Verfahren


Das noch immer übliche Pflanzen nach einer Bodenbearbeitung und dem abschließenden Häufeln mit einem Häufelgerät oder der Dammfräse hat sich über viele Jahre bewährt. Die dafür angebotene Technik ist funktionssicher und sehr anwenderfreundlich. Die ständige Weiterentwicklung der 2- und 4-reihigen Legetechnik, beispielsweise von Cramer (Schöpflöffel-Verfahren usw.) oder der WM-Kartoffeltechnik, ist beeindruckend. Liegen langjährig gute Erfahrungen vor, so steht einem generellen Einsatz in bäuerlichen Betrieben, aber auch bei einem zeitigen Frühkartoffelanbau, nach wie vor nichts im Wege.


WM erweitert mit neuer Technik auch die Arbeitsbreite auf 6- bzw. 8 Reihen und perfektioniert viele Verbesserungen (Klappkinematik, Controllmonitor mit Überwachungsfunktion, optional eine Kurzegge als Vorwerkzeug usw.). Weitere Firmen (z. B. Grimme) haben Legetechnik ohne Dammaufbau im Angebot.


Kombinierte ­Systeme


Nachteile der herkömmlich getrennten Verfahren sind starke Fahrspurbelastungen des druckempfindlichen Bodens nach der Bodenbearbeitung und bei pflugloser Bearbeitung Verstopfungen durch Strohmatten. Dazu kommen, besonders nach starken Niederschlägen und folgender Trockenheit, Verschlämmungen bzw. Risse der Dämme nach Dammfräsen.


Da beim Kombi-Verfahren die Dämme sofort mit feuchter Erde geformt werden, rutschen oder reißen die Dammflanken auch bei Trockenheit nicht. Der Boden kann sich gut absetzen und hat für die Wirkung der folgenden Herbizidanwendung noch eine ausreichende Restfeuchte.


Um Erfahrungen mit kombinierten Pflanzverfahren zu sammeln, haben wir 2008 und 2009 Ertragsvergleiche in Praxisbetrieben in Sachsen-Anhalt ausgewertet. In der großstrukturierten Landwirtschaft auf den eher trocken Standorten fehlt für einen hohen Kartoffelertrag oft das Wasser, so dass boden- und wasserschonende Verfahren den Vorzug haben sollten. Frage war, ob kombinierte Pflanzverfahren auch bei Strohmulch oder das Direktpflanzen im Frühjahr in Betracht kommen. Weiter sollte geklärt werden, ob die hohen Anforderungen an Ertrag- und Qualitätssicherheit erfüllt werden und weniger grüne Knollen zu erreichen sind.


Mehrertrag möglich:

Leichte Ertragsvorteile und im Jahr 2008 eine deutliche Zunahme von Übergrößen (siehe Übersicht 2) zeigten die zweijährigen Ertragsvergleiche in Sachen-Anhalt bei kombinierten Verfahren. Das ist ein Hinweis darauf, dass bei dem kombinierten Verfahren im Damm für ein optimales Wachstum mehr Platz war. Offensichtlich haben stabile, kompakte Dämme, vor allem bei einem hohen Ertragsniveau Vorteile. Der Anteil grüner Knollen war generell sehr gering.


Es zeigte sich, dass die Vorbehalte gegen Kombinationen (späterer Pflanzbeginn, verzögerter Wiederbeginn nach regenbedingter Pause, tiefere Bearbeitung, nur gesundes, triebkräftiges Pflanzgut) nicht generell zutreffen. In unseren Versuchen waren das Pflanzen, der Aufgang und das Wachstum nach pflugloser Bearbeitung und das Direktpflanzen im Frühjahr mit kombinierten Verfahren optimal.


Werden Arbeitsgänge eingespart oder kombiniert, lassen sich Verfahrenskosten und der Dieselverbrauch deutlich reduzieren (siehe Übersicht 3). Das ist allerdings stark von den Boden- und Witterungsverhältnissen sowie der Bearbeitungstiefe abhängig. Wichtig ist aber, die Maschinen gewissenhaft einzustellen und die schlagspezifischen Verhältnisse zu beachten. Allerdings verursachen die Neuanschaffungen hohe Investitions-kosten.

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