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Problemlöser Zwischenfrucht?

Lesezeit: 7 Minuten

Greening erfüllen, Nährstoffeffizienz erhöhen und Nematodendruck senken – Zwischenfrüchte sollen viele Ziele erreichen. Aber eine Alleskönner-Mischung gibt es nicht. Wählen Sie die Mischung abhängig vom Ziel. Empfehlungen gibt Prof. Dr. Harald Laser, FH Südwestfalen.


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Der Anbau von Zwischenfrüchten boomt. Inklusive der Untersaaten ist es die bundesweit am häufigsten gewählte Maßnahme, um Ökologische Vorrangflächen (ÖVF) auszuweisen. Und das trotz des eher niedrigen Anrechnungsfaktors von 0,3. Im Jahr 2016 lag die Anbaufläche zu diesem Zweck bei 938074 ha. In diesem Jahr wird die 1 Mio. ha-Marke voraussichtlich überschritten.


Überzeugende Vorteile:

Die Gründe dafür sind vielfältig. Ausschlaggebend ist oft, dass man beim Zwischenfrucht- und Untersaatenanbau keine Ackerflächen aus der Produktion nehmen muss. Die Saat einer Zwischenfrucht kann zudem – je nach Fruchtfolge – in einem langen Zeitfenster von nach der Ernte der Vorfrucht bis zur Bodenbearbeitung der Folgefrucht erfolgen.


Es wäre jedoch fatal, Zwischenfrüchte nur anzubauen, um den Greeningverpflichtungen mit möglichst geringem Aufwand nachzukommen. Denn neben den ökologischen und förderpolitischen Aspekten sprechen auch wirtschaftliche Gründe für einen Anbau. Mit gut entwickelten Beständen lassen sich viele Vorteile erreichen, wie z.B. verbesserte Flächen-, Wasser- und Nährstoffeffizienz, mehr Bodenschutz und -fruchtbarkeit sowie eine bessere Abpufferung von Wirkstoffen in Pflanzenschutzmitteln durch den Humusaufbau. Welche konkreten Ziele sich durch Zwischenfrüchte erreichen lassen, entnehmen Sie dem Kasten.


Zusätzlich ergeben sich positive Umwelteffekte, die letztendlich auch die Anerkennung als ÖVF rechtfertigen. In erster Linie senkt der Anbau die Gefahr von Nitrateinträgen ins Grundwasser. Zudem sinkt dadurch der Mineraldüngerbedarf. Wichtig für das Erreichen aktueller Klimaziele ist auch, dass die Bestände CO2 vermeiden und binden.


Ob oder inwieweit die angebauten Arten das Nahrungsangebot für blütenbesuchende Insekten erweitern, darüber sind sich die Experten uneinig. Einige meinen, dass das Blütenangebot zu kurzzeitig ist und die Blüte zu spät in der Vegetationszeit erfolgt.


Unstrittig ist dagegen der positive Effekt auf die pflanzliche Artenvielfalt. Der durch die Greeningverordnung ausgelöste Zwischenfrucht-Boom wirkt den eher engen Fruchtfolgen erfolgreich entgegen. Die Liste der greeningfähigen Zwischenfrüchte ist mittlerweile sehr umfangreich. Zu finden ist diese unter www.topagrar.com/zwischenfruechte.


Vorsicht vor Allroundern!

Diese Vielfalt erschwert jedoch die Wahl der „optimalen“ Zwischenfruchtmischung. Für bestimmte ackerbauliche Ziele stehen zwar aussichtsreiche Kandidaten zur Verfügung, die eierlegende Wollmilchsau gibt es aber nicht. Zudem eignet sich nicht jede Art für jeden Standort und wenn, ist sie nicht in jedem Jahr gleich erfolgreich.


Der Saatgutmarkt bietet teils sehr artenreiche Mischungen an, um die Vorteile einzelner Pflanzen zu kombinieren und damit viele positive Effekte gleichzeitig nutzbar zu machen. Einige von ihnen enthalten mehr als 10 verschiedene Arten. Damit ist zwar gewährleistet, dass selbst bei ungünstiger Witterung stets einige Samen keimen, andere laufen aber nicht bzw. schlecht auf oder gehen in der Konkurrenz unter.


Der Einsatz solcher „Allroundmischungen“ ist daher nicht zu empfehlen. Denn zwangsläufig bezahlt man damit Saatgut, dass ohne Wirkung bleibt. Lassen Sie die Finger besonders von kostspieligen Exoten, die der Anbieter lediglich auf kleiner Fläche vermehrt oder in kleinen Partien einkauft. Diese sind meist nicht nur deutlich teurer, sondern auch weniger züchterisch optimiert. Die Folge: Die Bestände lassen sich nicht sicher etablieren und diese Arten sind oft weniger konkurrenzfähig als die bewährten. Zusätzlich können sich die Leistungen auch gegenseitig abschwächen oder gar aufheben.


Empfehlung für Ihre Flächen:

Richtig zusammengestellte Zwischenfrüchte können dagegen echte Problemlöser sein. Jedoch empfiehlt sich für jedes Problem eine Mischung mit zugeschnittenen Fähigkeiten. Dies haben die meisten Saatgutanbieter erkannt und bieten spezifische Zwischenfruchtmischungen je nach Einsatzbereich und Saatzeitpunkt an. Abhängig von der gewünschten Wirkung lassen sie sich teils auch kombinieren, z.B. in modularen Zwischenfruchtprogrammen der Züchter.


Achten Sie bei der Wahl der Zwischenfruchtmischung beispielsweise auf Folgendes:


  • Wählen Sie auf trockenen Standorten eher niedrigwüchsige oder kriechende Pflanzen mit flacher Wurzelbildung. Das gleichzeitige Anstreben maximaler Zwischenfruchtbiomasse ist auf solchen Standorten nicht sinnvoll, weil andernfalls die Hauptfrucht unter Wassermangel leiden würde.
  • Um Pflugsohlenverdichtungen zu vermeiden, eignen sich dagegen tiefwurzelnde Arten wie Phacelia, Senf- und Retticharten.
  • Kommt es Ihnen auf die Bindung von Luftstickstoff an, um damit Mineraldünger einzusparen, ist ein hoher Leguminosenanteil in der Mischung angeraten.
  • Wollen Sie vor allem Restnährstoffe nach der Hauptfrucht nutzen oder Nitratauswaschungen vermeiden, empfiehlt es sich, Arten mit einem hohen Nitrataneignungsvermögen zu wählen. Das sind z.B. Einjähriges Weidelgras oder Senfarten sowie gut abgestimmte Kombinationen von Flach-, Mitteltief- und Tiefwurzlern.


Wer seine Mischungen noch individueller, standort- und zielgerechter gestalten möchte, muss bereit sein, etwas Zeit und Know-how aufzubieten. Dafür kann man den Nutzen des Zwischenfruchtanbaus längerfristig maximieren und zusätzlich Geld sparen. Es sind jedoch einige Regeln zu beachten:


Soll die Zwischenfruchtfläche als ÖVF anerkannt werden, müssen Sie verschiedene Kriterien bei der Artenzusammensetzung beachten. Details dazu entnehmen Sie dem Kasten ab Seite 70.


Als Biogassubstrat oder Futter?

Falls Sie den Aufwuchs der ÖVF-Mischung zusätzlich als Futter oder in der Biogasanlage nutzen möchten, müssen die Arten winterhart, also nicht abfrierend sein. Denn eine Nutzung von Zwischenfrüchten zu Greeningzwecken ist vor dem 16. Februar nicht zulässig.


Für die Biogasnutzung sind in milden Wintern grundsätzlich aber auch Zwischenfrüchte mit eher geringer Winterhärte, wie z.B. Mischungen mit Senfarten, noch nutzbar. Wichtig ist es bei der Ernte im Frühjahr, dass sich die Böden gut befahren lassen, um Bodenstrukturschäden zu vermeiden. Zudem dürfen die Substrate nicht zu stark verschmutzen. Zusammen mit Stroh lassen sich die Zwischenfruchtaufwüchse trotz ihrer sehr niedrigen Trockensubstanzgehalte gut einsilieren, wie Untersuchungen der FH Südwestfalen zeigen.


Für eine spätere Futternutzung (auf ÖVF maximal einmal im Frühjahr) eignen sich energie- und proteinreiche sowie schmackhafte Mischungen aus Gräsern und Leguminosen. Beachten Sie dabei, dass Gräser auf ÖVF zusammen maximal 60% in der Mischung ausmachen dürfen.


Besonders als Futter zu empfehlen ist das Landsberger Gemenge. Weil es Arten mit abgestuften Blattetagen und Wurzelstockwerken enthält, nutzt es Sonnenlicht, Bodenwasser und Nährstoffe in der relativ kurzen Wachstumszeit sehr effizient. Es besteht aus Welschem Weidelgras, das relativ flach wurzelt, aber schlank und hoch wächst. Der enthaltene Inkarnatklee nutzt das Licht in den unteren bis mittleren Blattetagen mit seinem dichten Blattwerk gut aus und beschattet gleichzeitig den Boden. Mit seinen tiefreichenden Wurzeln kann er auch bereits verlagerte Nährstoffe noch gut erreichen. Der dritte Mischungspartner, die Zottelwicke, nutzt durch ihren rankenden Wuchs den restlichen „Raum“ der Mischung gut aus.


Neben dem Landsberger Gemenge können auch andere Mischungen zum Einsatz kommen, die ähnlich arbeitsteilig im Bestand auftreten.


Wichtig: In allen Mischungen sollten nicht mehr als drei bis fünf verschiedene Arten enthalten sein (allein schon aus Kostengründen). Weniger als drei dürfen es wegen der Greeningverpflichtungen jedoch nicht sein.


So gelingt der Auflauf:

Beachten Sie bei der Artenauswahl zudem folgende Kriterien: Auch Zwischenfrüchte haben für die Keimung und weiteren Entwicklungsschritte verschiedene Temperaturansprüche. Zudem reagieren sie unterschiedlich auf ab- oder zunehmende Tageslängen. Säen Sie daher jede der gewählten Arten nur in den am Sacketikett angegebenen Saatzeiträumen. Andernfalls kann es zu einem unregelmäßigen Auflauf einzelner Arten kommen.


Auch die Temperatur spielt eine Rolle. Einige Arten eignen sich nicht für den Anbau in kühleren Regionen, wie z.B. Sudangras, Esparsette, Bockshornklee und Alexandrinerklee. Andere reagieren empfindlich auf Trockenheit, wie Schwedenklee, Felderbse und Welsches Weidelgras. Kontrollieren Sie daher die Keimung und den Etablierungserfolg der einzelnen Arten im Bestand. Daraus lassen sich Schlüsse für die nächsten Jahre ziehen.


Kontakt:


friederike.mund@topagrar.com

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