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Proteinreiche Sorten für den Süden

Lesezeit: 8 Minuten

Die neue Düngeverordnung erschwert den Anbau von Qualitätsweizen. Umso mehr sind Sorten gefragt, die auf Ihrem Standort sichere Proteingehalte bilden. Tipps zur Sortenwahl geben Dr. Lorenz Hartl und Ulrike Nickl, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Freising.


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Im Süden macht A-Weizen den Löwenanteil beim Anbau aus. So steht A-Qualitätsweizen auf rund zwei Dritteln der bayerischen Weizenfläche. In Baden-Württemberg und Hessen sind rund die Hälfte der Sorten diesem Sortiment zuzuordnen.


Die Erträge sind im Vergleich zum Norden niedriger, dadurch lassen sich aber eher die geforderten Proteingehalte für Qualitätsweizen erreichen. Mittlerweile führen die geringen Zuschläge für diese Qualitätsstufe allerdings dazu, dass der Anbau nur noch leicht wirtschaftlicher ist als der von B-Weizen. Dennoch: Gute Backqualitäten für die heimische Vermahlung und ein höherer Proteingehalt für den Export bleiben wichtige Kriterien, um den Getreideüberschuss der Region in anderen Märkten abzusetzen.


Wackelt die A- und E-Qualität?

Die neue Düngeverordnung, die eine detaillierte Düngebedarfsermittlung vorschreibt, erschwert nun den Anbau von Qualitätsweizen. So gelten bei einer Ertragserwartung von 80 dt/ha feste Obergrenzen von 230 kg N/ha für A- und B-Weizen und 260 kg N/ha für E-Weizen (inklusive Nmin). Zudem wurde der im dreijährigen Durchschnitt tolerierbare N-Bilanzüberschuss von 60 auf 50 kg N/ha gesenkt.


Für viele Betriebe wird es dadurch eng. Einerseits müssen sie die Spätdüngung ausreichend bemessen, um die vom Handel geforderten Proteingehalte zu erreichen. Andererseits gilt es, den N-Bilanzüberschuss niedrig zu halten. Probleme sind insbesondere auf schwächeren Standorten und bei inhomogenen Flächen zu erwarten. Denn auf diesen Standorten ist es schwierig, jährlich gute Erträge und damit ausreichend N-Entzug über den Weizen zu erzielen.


Wie schnell den Anbauern dadurch die Bilanz verhagelt werden kann, zeigt die diesjährige Ernte. Trockenschäden verursachten in Bayern vor allem auf schwächeren Böden deutliche Ertragsverluste. Weil nicht das Ertragspotenzial der Sorte, sondern der tatsächliche dreijährige Ertragsdurchschnitt bei der Düngebedarfsermittlung zählt, führen Witterungsextreme zwangsläufig zu geringen N-Entzügen und damit hohen Bilanzüberschüssen. Bei Betrieben mit tiefgründigen und homogenen Böden, die fast in jedem Jahr gut ernten, ist die „N-Überschussgefahr“ viel geringer.


Protein: Wer hat die Nase vorn?

Weil sich der Handel bei der Abnahme des Weizens immer noch fast ausschließlich am Proteingehalt orientiert, gilt es, bei A-Weizen den Zielwert von 13% und bei E-Weizen 14% anzustreben. Zwischen den Sorten gibt es in puncto Proteingehalt eine ausreichende Variabilität, um auch bei verhaltener Düngung noch hohe Werte sicherzustellen.


Die dreijährig verrechneten Rohproteingehalte der Sorten mit ihren Relativerträgen in den bayerischen Landessortenversuchen (LSV) entnehmen Sie der Übersicht 1. Vor allem bei älteren Sorten liefern die LSV für die einzelnen Regionen sehr gute Hinweise. Denn: Nicht selten unterscheiden sich die Proteingehalte selbst innerhalb des A-Sortiments um mehr als einen Prozentpunkt.


Achten Sie insbesondere bei neuen Sorten zusätzlich auf die Einstufung des Bundessortenamtes und lassen Sie eigene Erfahrungen zum Proteinniveau der Weizenpartien in die Sortenentscheidung mit einfließen. Zusammen mit den LSV-Ergebnissen erhalten Sie eine sehr gute Orientierung, in welche Richtung die neuen Sorten tendieren.


Allerdings geht ein hoher Proteingehalt häufig auf Kosten des Kornertrags. Denn der Aufbau von Protein benötigt im Korn mehr Energie als der von Stärke. Unsere Empfehlung:


  • Auf Standorten, auf denen Sie trotz gedeckelter N-Düngung Weizen mit hohen Proteingehalten und guten Backqualitäten als A-Qualitätsweizen produzieren wollen, eignen sich folgende Sorten: Die proteinreichen A-Weizen Spontan und Meister sowie die E-Weizen Kerubino, Barranco, KWS Montana und Bernstein. Als sehr proteinstark hat sich der E-Weizen Axioma erwiesen.
  • Auf Standorten, die gut mit Stickstoff versorgt sind (bessere Böden) können Sie die ertragsstarken, aber eher proteinschwachen Sorten des jeweiligen Qualitätssegments anbauen. Nur auf diesen Flächen lassen sich damit die geforderten Proteingehalte erzeugen. Geeignet sind in diesen Fällen RGT Reform und Apostel (A-Weizen) sowie wiederum Barranco, KWS Montana und Bernstein (E-Weizen). Die Sorte Ponticus hat generell ein höheres Proteinniveau.


Sorten für hohe lntensitäten:

Neben der Verwertungsrichtung hängt die Sortenwahl zusätzlich von der Strategie der Weizenproduktion ab.


Bei eher intensiver Bestandesführung kann auch der Anbau von Sorten wirtschaftlich sein, die Lücken in der Resistenz oder Standfestigkeit aufweisen. Sehr hohe Erträge muss man dann durch Fungizide und Co. absichern.


Der Krankheitsdruck war in dieser Saison zwar nur gering, in vielen Jahren ist aber Blattseptoria die dominierende Krankheit im Weizen. In den stärker anfälligen E-Weizen Akteur, Bernstein und KWS Montana ist oft ein rechtzeitiger Fungizideinsatz erforderlich, um den Pilz in den Griff zu bekommen.


Steht der Weizen in einer ungünstigen Fruchtfolgestellung, z.B. nach Mais, oder verbleiben Ernterückstände auf der Bodenoberfläche, müssen Sie bei Sorten mit mittlerer Anfälligkeit für Ährenfusarium eine Behandlung mit fusariumwirksamen Fungiziden einplanen.


Eine Orientierung zur Fusariumanfälligkeit von Sorten und den damit verbundenen Mykotoxinwerten liefern aktuelle Versuche der LfL. Um Fusariumdruck zu erzeugen, wurden 4 bis 5 Maisstoppeln pro m2 auf die Versuchsflächen gestreut. Anschließend erfolgte die Prüfung auf den DON-Gehalt. Wie anfällig die Sorten sind, entnehmen Sie der Übersicht 2 auf Seite 63.


Eine Prognose zur tatsächlichen Fusariumgefahr ist aber kaum möglich. Denn neben dem Wetter während der Blüte spielt auch die Witterung bis zur Reife eine Rolle. Wie unterschiedlich der Druck ausfallen kann, zeigt Folgendes: In diesem Jahr trat wegen der sehr trockenen Periode nach der Blüte nur selten relevanter Fusariumbefall auf. Ganz im Gegensatz zur Ernte 2016. In dem Jahr lagen fast ein Zehntel der Partien über dem Rohwarengrenzwert, der eine Vermarktung als Lebensmittel zulässt.


Während sich Sorten mit höherer Fusariumanfälligkeit wie Tobak im Norden oft erfolgreich anbauen lassen, ist das Risiko im Süden zu hoch. Denn bei hohem Druck besteht die Gefahr, auf großer Fläche Getreide zu erzeugen, das maximal für die energetische Verwertung nutzbar ist. Auch der proteinstarke Nordkap ist im Süden wegen seiner mittleren Resistenz auf keinen Fall für Flächen mit höherer Fusariumgefahr geeignet. Sehr gut resistent gegenüber Fusarien sind dagegen die „Klassiker“ Spontan, Rumor und Impression.


Sind die Sorten mittel bis hoch anfällig für Lager, ist eine gezielte und oft gesplittete Wachstumsreglerstrategie ein Muss. Zu diesen Sorten gehören Elixer, KWS Montana, Kerubino und KWS Salix. Letztere lässt sich im Übrigen sehr gut einkürzen. Behandeln Sie ebenfalls RGT Reform, Impression, Patras und Genius angemessen mit Wachstumsreglern. Diese Kandidaten sind aber – unter Beachtung ihrer spezifischen Krankheitsanfälligkeiten – eher unproblematisch im Anbau.


Sorten für geringe lntensitäten:

Bei weniger intensiver Bestandesführung ist es dagegen notwendig, auf robuste Sorten zu setzen. Auch wenn sich damit nicht die absoluten Spitzenerträge in der intensiven Stufe der LSV realisieren lassen, ist es mit diesen Sortentypen möglich, eventuell eine Überfahrt einzusparen. Durch den Verzicht auf ein Fungizid kann diese Strategie wirtschaftlicher sein als die intensive.


Wählen Sie dafür ausgeglichene Sorten mit nur geringen Schwächen bei einzelnen Resistenzen. Achten Sie zusätzlich auf eine gute Standfestigkeit. Geeignet sind bei extensiver Bestandesführung z.B. Apostel, Spontan, Meister (A-Weizen) sowie Barranco, Ponticus und Axioma (E-Weizen). Dasselbe gilt für die B-Weizen Desamo und Porthus.


Hinweise zum Ertragspotenzial dieser Sorten finden Sie in den LSV unter „Erträge der Stufe 1“. In dieser Stufe wurde auf den Einsatz von Fungiziden und Wachstumsreglern verzichtet (oder die Mengen reduziert). Die Bewertung der Weizensorten entnehmen Sie der Übersicht 3 auf Seite 64.


Die Stars von morgen:

Die vom Bundessortenamt (BSA) neu zugelassenen Sorten werden in den LSV der Bundesländer auf ihre regionale Eignung geprüft. Die Auswahl erfolgt anhand der Daten der Wertprüfung und der Beschreibung des BSA. Wie die neuen Kandidaten zu bewerten sind, entnehmen Sie der Übersicht 4.


Als E-Weizen scheint Moschus interessant zu sein. Bei sehr hohen Proteingehalten besitzt er gute Qualitäts- und Resistenzeigenschaften. Hervorzuheben ist die gute Resistenz gegen Blattseptoria und Ährenfusarium. Galerist (E) punktet mit hohen Erträgen, im Proteingehalt ist er aber nur mittel bis hoch eingestuft. Bei mittlerer Fusariumresistenz ist die Sorte gut standfest. KWS Eternity bildet hohe bis sehr hohe Proteingehalte. Seine Resistenz gegen Gelb-rost ist gut, gegen Blattseptoria mittel und gegen Braunrost mittel bis gering.


Neu in die Versuche aufgenommen wurden die A-Weizen Leandrus, Achim und Chiron. Leandrus reift, wie Achim, etwas später ab. Beide sind in der Standfestigkeit schwächer einzustufen, haben aber gute Resistenzeigenschaften. Hervorzuheben ist die gute Resistenz gegen Ährenfusarium von Leandrus. Chiron hat Stärken gegen Ährenfusarium und Blattseptoria. Achim und Chiron bilden mittlere Proteingehalte, Leandrus ist in diesem Merkmal etwas schwächer.


Wegen seines niedrigen Proteingehaltes wurde LG Imposanto der Qualitätsgruppe B zugeordnet. Alle anderen relevanten Qualitätsmerkmale erreichen aber das Niveau von A-Weizen. Insbesondere im Backversuch zeigte er sein Können, indem er ein hohes Volumen des Gebäcks erzielte. Seine Fusarium-resistenz ist gut. Dies zeigt sich auch bei den neuen B-Weizen Kamerad und Boss. Bei Kamerd ist die gute Resistenz gegen Blattseptoria hervorzuheben. Boss eignet sich von der Zulassung her auch als Brauweizen.


In Baden-Württemberg wird zudem der Hybridweizen Hyvento geprüft. Er ist als A-Weizen zugelassen und erreicht aufgrund seines höheren Ertragsniveaus nur geringe bis mittlere Proteingehalte. Es bleibt abzuwarten, auf welchen Standorten diese Hybride ausreichend Ertrag erzielt, damit ihr Anbau trotz der höheren Saatgutkosten wirtschaftlich ist.-mb-

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