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Raps: Düngestrategien für Ihren Bestand

Lesezeit: 9 Minuten

Die Rapsbestände kommen überwiegend gut entwickelt aus dem Winter. Hinzu kommt eine verbreitet gute Bodenstruktur. Setzen Sie diese Potenziale mit der richtigen Düngestrategie nun in Ertrag um.


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Wegen des langen, milden Herbstes 2019 entwickelten sich die meisten Rapsbestände vor Winter noch gut, selbst wenn der Raps erst mit den Niederschlägen nach dem 20. September auflief. Die bis dahin anhaltende Trockenheit verhinderte, dass die im August aufgelaufenen Bestände zu üppig wurden. Somit lässt die Entwicklung des Rapses auf bessere Erträge als in den letzten Jahren hoffen.


Abstriche in der Ertragserwartung müssen dagegen Anbauer in den Staulagen der Mittelgebirge und im Norden vornehmen, wo im Herbst mehr als 300 mm Regen fielen. Denn die Nässe wirkt sich nachteilig auf die Feinwurzelbildung und damit auf das spätere Ertragspotenzial aus.


Andüngen nach BestandesEntwicklung


Inwiefern ein Rapsbestand eine Andüngung zu Vegetationsbeginn benötigt, hängt von der jeweiligen, aktuellen Bestandesentwicklung ab:


  • Rapspflanzen, die Ende August aufliefen, konnten bereits zwölf Blätter je Pflanze bilden und haben inzwischen mehr als 120 kg/ha N aufgenommen. Diese Bestände benötigen nur dann eine frühe Andüngung, wenn der N-Vorrat im Wurzelraum stark abgesunken ist und die Pflanzen augenscheinlich N-Mangel erkennen lassen. Das ist in Regionen der Fall, in denen im Herbst deutlich mehr Regen gefallen ist, als der Boden im Wurzelraum speichern kann. Für die meisten der sehr gut entwickelten Bestände ohne Blattverluste durch Fröste reicht es, wenn die Düngung 14 Tage vor dem Übergang in die Schossphase (bis Anfang März) erfolgt. Das gilt auch bei Einsatz stabilisierter N-Dünger.
  • Rapsbestände, die um den 10. September aufliefen, haben meist zehn Blätter je Pflanze gebildet und etwa 80 kg/ha N aufgenommen. Diese Bestände benötigen zu Vegetationsbeginn zusätzlich noch Stickstoff für die Blattbildung. Die Düngung ist aber nur so hoch anzusetzen, dass der N-Bedarf bis zur Streckung gedeckt wird. Das verhindert, dass der Raps bis zum Langtag zu viel Kraut bildet. Der in die Blattmasse eingelagerte, überschüssige Stickstoff wird schlechter verwertet und wirkt sich nachteilig auf die N-Bilanz aus. Zu empfehlen ist, die N-Düngung auf zwei Gaben zu verteilen, auch wenn stabilisierte N-Dünger zum Einsatz kommen.
  • Lief der Raps erst nach Niederschlägen um dem 20. September auf, konnte er noch 6 bis 8 Blätter je Pflanze bilden und zwischen 30 und 50 kg/ha N aufnehmen. Die N-Düngung kann zu diesen Beständen auch mit nicht stabilisierten N-Düngern in einer Gabe zu Vegetationsbeginn erfolgen.


Da mögliche Ertragsminderungen z.B. durch Trockenheit nicht absehbar sind, ist es sinnvoll, nur 80% des N-Düngungsbedarfes zu Vegetationsbeginn bzw. zum Schossen auszubringen und den Rest als AHL auf die Knospe und in die Blüte zu spritzen, wenn sich das Ertragspotenzial besser abschätzen lässt.


Ziel der Startgabe


Zu Vegetationsbeginn im Rosettenstadium benötigt Raps Stickstoff für die


  • Regeneration der Rapspflanze,
  • Blattneubildung und
  • Anlage der Seitentriebe und Knospen.


Die N-Gabe zu Vegetationsbeginn fördert in erster Linie die vegetative Entwicklung und die Bildung von Knospen und Seitentrieben, vor allem in den nach Winter schwach entwickelten Beständen. Bis zur Streckung der Sprossachse sollte der Raps 30 bis 40 dt/ha Trockenmasse bilden und muss dazu 120 bis 140 kg/ha N aufnehmen.


Steht dem Raps in der Übergangsphase vom Rosettenstadium zum Schossen zuviel Stickstoff zur Verfügung, produziert ein kräftig entwickelter Bestand mehr Kraut und schiebt die unteren Verzweigungen später. Dadurch blühen diese später und werden durch die Blüten am Haupttrieb und der oberen Seitenäste beschattet. Die Folgen sind ein geringes TKG und niedrige Ölgehalte.


Mangelt es dem Raps dagegen gegen Ende des Rosettenstadiums und zu Beginn der Streckung an Stickstoff, beeinträchtigt dies die Ausbildung der unteren Verzweigungen. Dies bewirkt, dass die Pflanzen die oberen Knospen am Haupttrieb und an den oberen Seitenästen reduzieren.


Zudem steigt bei N-Mangel in dieser Phase das Schadrisiko durch Verticillium. Der Pilz durchbricht das Leitbahnsystem in den zu Schossbeginn schwach mit Stickstoff versorgten Pflanzen früher. Das führt zum vorzeitigen Absterben der (Fein-)Wurzeln und zum verfrühten Abreifen der Rapspflanzen.


Sprossstreckung verlangt viel Stickstoff


Ab dem Zeitpunkt der Sprossstreckung benötigt der Raps Stickstoff für


  • die Ausbildung von Seitentrieben mit Blütenknospen und
  • für den Schotenansatz sowie die Verhinderung des vorzeitigen Schotenabwurfes im Knospenstadium.


Die N-Düngung ab der Streckung wirkt sich damit vorwiegend auf die Zahl der Speicherorgane (Schoten bzw. Körner je Pflanze) aus. Die N-Aufnahme während der Streckung korreliert deshalb eng mit dem späteren Ertragspotenzial. Insgesamt benötigt der Raps während der Streckung bis zum Beginn der Blüte das Doppelte bis Zweieinhalbfache des Ertrages an Stickstoff. Das sind in dieser Phase 80 bis 100 kg je ha N innerhalb von vier Wochen.


Blütengabe erforderlich?


Ab der Blüte benötigt der Raps für die Kornbildung, abhängig vom Proteingehalt, zwischen 3,3 und 3,7 kg N pro 100 kg Rapssamen. Das ergibt bei Erträgen zwischen 30 und 50 dt/ha rund 110 bis 170 kg/ha N (Übersicht 1). Davon lagert die Pflanze etwa die Hälfte (60 bis 90 kg/ha N) aus Blättern und Stängeln um, den Rest muss der Boden oder eine Knospendüngung liefern. Je nach Bodenart, Witterung und Gülleversorgung der Fläche ist das Mineralisationspotenzial individuell zu bewerten. Insgesamt nimmt ein Rapsbestand in den Körnern und Ernterückständen 190 bis 280 kg/ha N auf.


So ermitteln Sie Den N-Bedarf


Bevor Sie den N-Gesamtdüngebedarf und die Höhe der Teilgaben ermitteln, ist ein Blick in die Düngeverordnung (DüV) notwendig. Nach den Vorgaben der DüV ist für die Berechnung des Düngebedarfes der mittlere Ertrag der letzten drei Jahre anzusetzen. Nicht berücksichtigt werden die Bestandesentwicklung und die N-Aufnahme im Herbst.


Die Dünge​bedarfsberechnung gemäß DüV weicht damit von den in der Praxis bewährten Ergebnissen aus langjährigen Versuchen erheblich ab, ist aber einzuhalten. Aus den DüV-Vorgaben resultiert, dass üppig entwickelter Raps und Bestände auf Standorten mit hoher N-Frei​setzung im Laufe des Frühjahrs zu hoch mit Stickstoff gedüngt werden. Schwach entwickelte Bestände werden dagegen besonders auf kalten, schweren Böden benachteiligt.


Die Übersicht 2 auf Seite 72 stellt die gemäß DüV errechnete Düngemenge und die aus langjährigen Versuchen ermittelten Erkenntnisse für unterschiedliche Bodenarten gegenüber.


Momentaufnahme Nmin-Wert


Für die Berechnung des Düngebedarfes spielt der Nmin-Vorrat im Boden eine wichtige Rolle. Solange die Aktivität der Mikroorganismen im Boden nicht eingestellt ist, liefert der Nmin-Wert allerdings nur eine Momentaufnahme.Sehr hohe Nmin-Werte, die im vergangenen Jahr Ende Januar gemessen wurden, normalisierten sich bei einer vier Wochen später erneut gezogenen Probe, ohne dass eine Auswaschung des Nitrats aus dem Wurzelraum erfolgt war. Grundsätzlich sind die NminWerte höher,


  • wenn die Vorfrucht wenig Stickstoff entzogen hat,
  • bei Zufuhr von Stickstoff durch organische oder mineralische N-Dünger,
  • bei hoher N-Freisetzung aus der organischen Fraktion des Bodens, den Ernterückständen und dem organischen Dünger sowie
  • wenn Stickstoff infolge der Kapillarwirkung mit dem Bodenwasser aufsteigt.


Von geringeren Nmin-Werten im Boden ist auszugehen,


  • wenn Stickstoff durch den Strohabbau in der aktiven Biomasse des Bodens festgelegt wird,
  • bei hoher N-Aufnahme des Rapses im Herbst,
  • bei Denitrifizierung in übernässten, über 15°C warmen Böden oder
  • wenn Stickstoff aus dem Wurzelraum verlagert wird.


Die Höhe der Nmin-Werte hängt nicht zuletzt auch von der Probenaufbereitung ab. Wenn man die Proben nicht sofort kühlt, oder sie im Labor bei Zimmertemperatur liegen bleiben, können die Nmin-Werte durch Erwärmung und Luftzutritt deutlich höher ausfallen. Daher empfiehlt es sich, Probenergebnisse, die um mehr als 30 kg/ha N von den in der Übersicht 3 angegebenen Werten nach oben abweichen, zumindest in Stichproben noch einmal untersuchen zu lassen.


Organik liefert Stickstoff


Der für die Pflanze nutzbare N-Vorrat aus dem Boden setzt sich aus zwei Fraktionen zusammen: dem bereits mineralisierten Stickstoff (Nmin) und der N-Freisetzung aus dem organisch gebundenen Stickstoff (Nmob) aus Ernterückständen, organischer Düngung und dem Boden. Dazu kommt noch der austauschbare Ammoniumstickstoff (NH4).


Die potenzielle Freisetzung des mineralisierbaren, organisch gebundenen Stickstoffes im Boden lässt sich anhand der Bodengüte, des Humusgehaltes und des C/N-Verhältnisses im Boden berechnen. Wie viel davon tatsächlich mineralisiert wird, hängt von Bodentemperatur und -feuchte ab.


Durch die Trockenheit der letzten beiden Jahre befinden sich die Böden in guter Struktur. Dadurch haben die Mikroorganismen eine größere Angriffsfläche und für die N-Mineralisierung steht mehr Sauerstoff zur Verfügung. Daher ist mit einem hohen Mineralisationspotenzial zu rechnen, welches bei der Düngeplanung zu berücksichtigen ist. Die zusätzliche N-Nachlieferung aus langjähriger organischer Düngung lässt sich mit etwa 0,8 bis 1 kg/ha N pro m³ Gülle (6% TS) ansetzen. Der Übersicht 4 entnehmen Sie die voraussichtliche N-Freisetzung im Boden bis Ende der Blüte des Rapses.


Stickstoff in welcher Form?


Für die Startgabe sind schwefelhaltige N-Dünger wie SSA, Piamon 33 S, ASS oder KAS plus Schwefel zu bevorzugen. Auf Standorten mit niedrigem pH-Wert ist die Schwefelzufuhr durch Kieserit ratsam.


In derzeit bereits mit Wasser gesättigten Böden werden weitere Niederschläge zu einer Verlagerung von Nitratstickstoff (NO3) aus dem Krumenbereich führen. Damit dürfte dort die NO3-Konzentration im Wurzelbereich zu Vegetationsbeginn absinken. In diesen Fällen ist es angebracht, dass die N-Startgabe in schwach entwickeltem Raps auf Standorten mit spätem Vegetationsbeginn wenigstens 20 bis 30 kg/ha Nitrat-N enthält z.B. als ASS oder KAS plus Schwefel (Yara-Sulfan). Für gut entwickelte Bestände, die schon 10 und mehr Blätter je Pflanze gebildet haben, ist es weniger relevant, in welcher Form der Stickstoff vorliegt.


Harnstoff darf ab 1.2.2020 nur noch mit Ureasehemmer eingesetzt werden, wenn er nicht innerhalb von vier Stunden eingearbeitet werden kann. Wer im Frühjahr auf Harnstoff setzen will, muss auf Produkte wie z.B. Piagran Pro oder Novurea zurückgreifen. Harnstoff mit Ureasehemmer sollte für die Andüngung bis spätestens Anfang März fallen.


Die Gülleausbringung sollte bis zum Schossen abgeschlossen sein. Dabei wird die Wirkung der Gülle durch eine Startgabe mit SSA oder ASS unterstützt.


anne-katrin.rohlmann@topagrar.com


Unser Autor


Hansgeorg Schönberger;


N. U. Agrar GmbH

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