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Raps: Schießen Sie die Spätgabe nicht ins Kraut!

Lesezeit: 7 Minuten

Wie hoch die Ertragsdüngung zu Raps ausfallen sollte, und wie Sie gleichzeitig die Regeln der DüV einhalten können, erklärt Hansgeorg Schönberger, N.U. Agrar GmbH.


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Raps steht im Ruf, den Stickstoff nicht gerade effizient verwerten zu können. Das liegt daran, dass der Raps als Kohlpflanze den angebotenen Stickstoff (N) im Übermaß aufnimmt und ihn zur Produktion von Blattmasse benutzt. Dadurch schieben die Rapspflanzen erst später die knospentragenden Stängel und beginnen verzögert zu blühen.


Zu viel N schadet:

Ein zu hohes N-Angebot „ad libitum“ begrenzt daher den Ertrag. Zudem wird die Verwertung des gedüngten Stickstoffs bei überzogenen N-Gaben immer schlechter.


Die Begrenzung der N-Zufuhr durch die Düngeverordnung (DüV) muss sich deshalb nicht zwangsläufig negativ auf die Ertragsleistung von Raps auswirken (siehe dazu Standpunkt auf Seite 73). Vor allem bei gesetzlich limitiertem N-Düngereinsatz muss es das Ziel sein, das N-Angebot in der Phase des Blattwachstums bis zur Streckung – demnach zum Starten im Frühjahr – auf ein notwendiges Mindestmaß zu begrenzen. Ein Luxuskonsum ist unbedingt zu vermeiden, weil der Raps sonst mehr Kraut als Körner bildet. Mehr denn je kommt es daher darauf an, die Ausbildung der Ertragsorgane während der Sprossstreckung gezielt durch die N-Gaben zu unterstützen.


Eine N-Düngung in die Streckung der Sprossachse des Rapses fördert die Schotenzahl an den unteren und mittleren Verzweigungen und die spätere Kornzahl je Schote. Die N-Aufnahme zwischen dem Beginn der Streckung der untersten Seitentriebe und dem Ende der Blüte korreliert eng mit der Anzahl der Samenkörner, die der Raps pro m² bilden kann. Somit legt sie das erreichbare Ertragsniveau fest.


DüV deckelt Höchstmenge:

Die DüV gibt einen Bedarfswert für Raps abhängig vom Durchschnittsertrag des Betriebes in den letzten 3 Jahren vor. Von diesem Wert ist der Nmin-Vorrat bis 90 cm des Bodens und die Nachlieferung aus der organischen Düngung im Vorjahr abzuziehen. Daraus ergibt sich der Gesamt-N-Düngebedarf im Frühjahr.


Wer davon die Startgabe abzieht, kann daraus die Höhe der Ertragsdüngung errechnen, die er nach DüV noch nachdüngen darf. Die Höhe der zulässigen N-Düngung für drei Beispielstandorte – jeweils für einen früh und spät gesäten Winterraps – entnehmen Sie der Übersicht 1.


Weil die DüV weder die Entwicklung des Rapses nach Winter noch den bereits aufgenommenen Stickstoff und die N-Freisetzung aus dem Boden berücksichtigt, werden ein 30er- und 80er-Boden sowie Sand-, Ton- oder Lössböden gleichbehandelt. Zwar wird der aktuelle Nmin-Vorrat einbezogen, nicht aber die Nachlieferung aus dem Boden.


Höhe des tatsächlichen Bedarfs:

Um den „wirklichen“ N-Bedarf von Raps, abhängig vom Entwicklungsstadium, zu berechnen, wenden wir seit Jahren das nachfolgende Schema an, das auf langjährigen Versuchen und Erfahrungen in der Praxis beruht:


Der N-Gesamtentzug (kg/ha N) des Winterrapses ergibt sich aus dem Bedarf der Körner und Schoten sowie dem Entzug durch Rapsstroh und Wurzeln.


Dazu rechnen wir den Reststickstoff, der im Boden verbleibt. Weil der Raps den Stickstoff im Boden nicht zu 100% ausnutzen kann, bleibt nach der Ernte immer ein Rest. Dieser dient vor allem auch dem Erhalt der Bodenfruchtbarkeit. Wie viel Rest-N verbleibt, hängt von Folgendem ab:


  • Von der Bindigkeit des Bodens, demnach von der Bodenart, dem Humusgehalt und der Zusammensetzung der Tonminerale und
  • von der Feuchtigkeit des Bodens. Je bindiger und trockener dieser ist, umso mehr Rest-N bleibt im Bodenvorrat.


Daher gilt: N-Entzug plus Reststickstoff im Boden ergeben den N-Gesamtbedarf eines Rapsbestandes. Beispiele für unterschiedliche Standorte entnehmen Sie der Übersicht 2 auf Seite 72.


Um dann den N-Düngebedarf im Frühjahr zu berechnen, ist vom ermittelten N-Gesamtbedarf die N-Menge abzuziehen, die der Raps vor Winter bereits aufgenommen hat. Sind Blätter abgefroren, werden 70% der aufgenommenen Stickstoffmenge angerechnet.


Danach müssen wir noch den Stickstoff aus dem Boden berücksichtigen. Dabei sind folgende Werte in Ansatz zu bringen:


  • Der im Wurzelraum vorliegende Vorrat an mineralischem Stickstoff (Nmin).
  • Die voraussichtliche N-Freisetzung aus Humus und Ernterückständen (Nmob). Praxistipp: Um Nmob hinreichend bestimmen zu können, helfen uns für praktische Belange bei Mineralböden die Bodenpunkte (BP) weiter. So entsprechen die BP annähernd dem Nmob bei intakter Bodenstruktur. Im Frühjahr werden unter Raps rund 60% der BP angesetzt, das sind z.B. 24 kg/ha N bei 40 BP bzw. 45 kg/ha N bei 75 BP. Ist die Bodenstruktur nicht in Ordnung, muss man Abstriche vornehmen. Die Frostperiode gegen Ende Februar/Anfang März hat sich günstig auf die Bodenstruktur ausgewirkt.


Auch die N-Freisetzung aus den leicht zersetzbaren Ernterückständen der Getreidevorfrucht (Nmob Vorfrucht) ist zu beachten. Nach Weizenvorfrucht lassen sich 10 kg/ha N anrechnen, nach Gerstenvorfrucht 15 kg/ha N.


  • Stickstoff aus dem organisch gebundenen N in der Herbst-Gülle (Norg). Der NH4-Anteil in der organischen Düngung im Herbst wirkt wie ein Harnstoff-Dünger. Das NH4 wird entweder durch den Raps aufgenommen oder über den Nmin-Vorrat miterfasst. Der organisch gebundene Stickstoff in der Gülle wird dagegen im ersten Jahr nach der Einarbeitung zu 40% freigesetzt. Wer demnach im Herbst 60 kg/ha N mit der Gülle ausbringt – 30 kg/ha N davon als NH4-Stickstoff – kann von den verbleibenden 30 kg/ha organischen Stickstoff 12 kg/ha N ansetzen. Diese Menge wird unter Raps mineralisiert.


Falls man Gülle im Frühjahr ausbringt, nutzt der Raps nur den darin enthaltenen NH4-Stickstoff. Der organische Anteil wird an der Oberfläche ohne Einarbeitung nicht mineralisiert.


  • Als Letztes müssen wir noch die N-Freisetzung aus der langjährigen organischen Düngung (Nachwirkung) berücksichtigen. Praxistipp: Die Nachwirkung der seit Jahren ausgebrachten Gülle können Sie mit 0,8 kg/ha N je m³ hinreichend genau erfassen. Beispiel: Bei durchschnittlich 20 m³/ha Gülle, die pro Jahr ausgebracht wurden, sind 16 kg/ha N zu kalkulieren.


Ziehen Sie von diesem ermittelten N-Gesamtbedarf die bereits gedüngte Startgabe ab, erhalten Sie im Ergebnis die Höhe der Ertragsdüngung für Ihren Standort (siehe Übersicht 2).


Welche Düngerform?

Für die Düngung in die Streckung des Rapses bieten sich Harnstoff, Alzon, Piamon S oder AHL an. Eine Spritzung mit AHL hat den Vorteil, dass Sie im Bedarfsfall auch Pyrethroide gegen Stängelrüssler zumischen können. Zu bedenken ist dabei allerdings, dass sich die Wirkung des auf abgefrorene Blätter gespritzten AHL schlecht kalkulieren lässt.


Von einer Düngung mit mehr als 150 kg/ha Kalkammonsalpeter (KAS) raten wir ab. Denn das Nitrat im KAS erhöht das Risiko, dass die Rapsstängel durch Nachtfröste nach Beginn der Sprossstreckung noch platzen.


Der Termin muss passen:

Der richtige Zeitpunkt für die Ertragsdüngung ist nach einer nicht zu hohen Startgabe (unter 80 kg/ha N) erreicht, wenn der Spross 5 bis 10 cm lang ist. Die ältesten Blätter sind dann entweder bereits abgefallen, abgefroren oder vergilbt. Der Vorteil dieses Termins ist, dass der Stickstoff dann nicht mehr in die Blätter fließt, sondern verstärkt in die Knospen von Haupt- und Nebentrieben.


Die meisten Rapsbestände dürften nach dem Frost erst neue Blätter bilden. Vegetativ überzogene Bestände sind deshalb nicht mehr zu erwarten. Mit der Streckung der Sprossachse können Sie ab dem 20. März rechnen. Bei starken Blattverlusten sollte die N-Ertragsgabe spätestens bis dahin gefallen sein.


Falls Sie zum Starten mehr Stickstoff gedüngt haben als der Raps bis zur Streckung benötigt, sollten Sie eine kalkulierte Restmenge von z.B. 30 bis 60 kg je ha N erst ab einer Stängellänge von 15 bis 20 cm düngen.


AHL in die Knospe?

Alternativ können Sie AHL zusammen mit anstehenden Pflanzenschutzmaßnahmen (Insektizideinsätze) in der Streckung bzw. in die Knospe um EC 51/55 spritzen.


Diese Knospendüngung bietet sich an, um den N-Bedarf bei höherer Ertragserwartung zu ergänzen, z.B. mit 15 kg/ha N als AHL. Bei knapper P-Versorgung (unter 4 mg P bzw. 9 mg P2O5 je 100 g Boden) können Sie für die Knospendüngung 25 l/ha NP-Lösung + 15 l AHL (mit 150 l Wasser) einsetzen. Ziehen Sie diese Maßnahme vor allem auf Standorten in Betracht, die im Herbst unter Nässe gelitten haben bzw. im Frühjahr regelmäßig unter Trockenheit leiden. Denn auf diesen Flächen ist die Phosphor-Aufnahme relativ stark eingeschränkt. -mb-

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