Der Raps leidet seit Jahren in einem bisher nicht da gewesenen Ausmaß. Knospen, Blüten und Schoten waren durch Witterung oder Insekten lädiert. Doch wie unterscheiden Sie die Schäden?
An Knospenbildung und Pflanzenvitalität hat der Raps in den letzten Jahren eingebüßt. Schuld waren tierische Schädlinge und oft die Witterung (lange, nasse Herbste und milde Winter). So trafen z.B. im April 2017 oder März 2018 Spätfröste auf geschwächte Blütenknospen und führten zu Symptomen, die bisher nicht in diesem Ausmaß auftraten. Zusammen mit Schädlingen entsteht oft eine Mischsymptomatik. Die Schadursachen sind nicht immer leicht zu erkennen und zu unterscheiden. Die nachfolgende Fotoserie soll Ihnen dabei helfen.
friederike.mund@topagrar.com
Stängel ohne Knospen?
Basaler Knospenverlust, im unteren Stängelbereich, war 2018 ein verbreitetes Phänomen. Nach der Aussaat standen die Wurzeln der Bestände in vielen Regionen fast sechs Monate im übernassen Boden. Die Folgen: Schlecht ausgebildete Wurzeln, wenig vitale Blütenstände und labile Knospen, die als vertrocknetes Rudiment zurückblieben (3).
In weit entwickelten Beständen litten die außen exponiert liegenden Knospen unter dem Wechselfrost im März und fielen ab. Übrig blieben „Zahnbürstenstängel“ (4).
Schlechte Wurzelbildung in Verbindung mit Spätfrost zu Schossbeginn führte zu sehr skurrilen, nicht eindeutigen Symptomen (5).
Schlechte Wurzeln, schlechte Knospen
Ein intakter Blütenstand hat eine große Anzahl von Knospen, die von außen nach innen kontinuierlich kleiner werden (1).
Finden sich am Haupttrieb sehr unterschiedlich große Knospen (2), ist das ein Zeichen für eine schlechte Wurzelbildung im Herbst während der Knospendifferenzierung.
Der Grund: Die in den wachsenden Wurzelspitzen gebildeten Cytokinine sind ab dem Sechs-Blattstadium bis zum Schossbeginn für die Ausbildung der Knospen zuständig. Treten Strukturschäden auf oder ist es anhaltend nass, können die Wurzeln nicht ausreichend Cytokinine für vitale Knospen bilden. So kommt es zu lädierten Knospen, die im Frühjahr bei mangelnder Nährstoffverfügbarkeit und/oder Spätfrösten gefährdet sind.
Der Rapsglanzkäfer schadet, die Larven nicht
Der Rapsglanzkäfer (6) ernährt sich ausschließlich von Blütenpollen, den er für seinen Reifungsfraß benötigt. Dazu beißt er die Knospen an – kleine Knospen verwelken und fallen ganz ab, in großen Knospen bleibt ein Loch (7).
Die Eiablage erfolgt bevorzugt in die großen Knospen oder in die sich öffnende Blüte. Die daraus schlüpfenden Larven ernähren sich ebenfalls von Pollen. Sowohl der Käfer als auch die Larven richten aber keinen Schaden mehr an der Blüte (8) oder den Schoten (9) an. ▶
Frostschäden an den Schoten zeigen sich spät
Spätfröste lassen einzelne Samenanlagen erfrieren. Das ließ sich Ende April 2017 kurz vor Blühbeginn beobachten. So entstehen unbesetzte Lücken in den Schoten (16).
Erfrieren alle jungen Samenanlagen an der Schotenspitze, bleiben die Schoten kürzer (17).
Ist das Schotengewebe angegriffen, reift es früher ab und wird stärker mit Schwärzepilzen befallen (18). Bei nassem Wetter platzen diese Schoten vorzeitig.
Kohlschotenrüssler – die kleinere Gefahr
Der Kohlschotenrüssler (13) legt meist nur ein Ei in eine Schote.
Die Larve hat drei Beinpaare und eine braune Kopfkapsel (14). Sie zerstört nicht alle Samen einer Schote und ist daher weniger ertragsmindernd als die Kohlschotenmücke.
Verfärbungen: Ist der Raps reif oder krank?
Läuft die Photosynthese nicht rund, schützt sich der Raps vor der Einstrahlung, indem er Anthocyane bildet. Das kann ein normaler Vorgang während des Reifeprozesses sein, wenn die grünen Pigmente langsam abgebaut werden.
Auch andere Ursachen sind möglich, z.B. Befall mit Wasserrübenvergilbungsvirus (TuYV) oder eine Vorschädigung durch Spätfrost kurz vor der Blüte (15).
Die Mücke schädigt auch ohne Rüssler
Die Kohlschotenmücke legt in die Schoten viele Eier ab. Entgegen der Lehrbuchmeinung ist sie dazu nicht unbedingt auf die Vorarbeit des Kohlschotenrüsslers angewiesen. Sie sticht selber junge Schoten an oder nutzt den Weg durch mechanische Verletzungen!
Im Innern entwickeln sich die typischen beinlosen Larven ohne dunkle Kopfkapsel (10).
Betroffene Schoten verfärben sich frühzeitig und platzen auf (11).
Alle Samen einer Schote gehen bei Befall verloren. Schoten, die schon früh während der Schotenbildung befallen werden, bleiben klein und deformiert (12).
Alle Samen einer Schote gehen bei Befall verloren. Schoten, die schon früh während der Schotenbildung befallen werden, bleiben klein und deformiert (12).
Wie sich Symptome der Rapsstängel unterscheiden, zeigen wir in der 5/2019.
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Der Raps leidet seit Jahren in einem bisher nicht da gewesenen Ausmaß. Knospen, Blüten und Schoten waren durch Witterung oder Insekten lädiert. Doch wie unterscheiden Sie die Schäden?
An Knospenbildung und Pflanzenvitalität hat der Raps in den letzten Jahren eingebüßt. Schuld waren tierische Schädlinge und oft die Witterung (lange, nasse Herbste und milde Winter). So trafen z.B. im April 2017 oder März 2018 Spätfröste auf geschwächte Blütenknospen und führten zu Symptomen, die bisher nicht in diesem Ausmaß auftraten. Zusammen mit Schädlingen entsteht oft eine Mischsymptomatik. Die Schadursachen sind nicht immer leicht zu erkennen und zu unterscheiden. Die nachfolgende Fotoserie soll Ihnen dabei helfen.
friederike.mund@topagrar.com
Stängel ohne Knospen?
Basaler Knospenverlust, im unteren Stängelbereich, war 2018 ein verbreitetes Phänomen. Nach der Aussaat standen die Wurzeln der Bestände in vielen Regionen fast sechs Monate im übernassen Boden. Die Folgen: Schlecht ausgebildete Wurzeln, wenig vitale Blütenstände und labile Knospen, die als vertrocknetes Rudiment zurückblieben (3).
In weit entwickelten Beständen litten die außen exponiert liegenden Knospen unter dem Wechselfrost im März und fielen ab. Übrig blieben „Zahnbürstenstängel“ (4).
Schlechte Wurzelbildung in Verbindung mit Spätfrost zu Schossbeginn führte zu sehr skurrilen, nicht eindeutigen Symptomen (5).
Schlechte Wurzeln, schlechte Knospen
Ein intakter Blütenstand hat eine große Anzahl von Knospen, die von außen nach innen kontinuierlich kleiner werden (1).
Finden sich am Haupttrieb sehr unterschiedlich große Knospen (2), ist das ein Zeichen für eine schlechte Wurzelbildung im Herbst während der Knospendifferenzierung.
Der Grund: Die in den wachsenden Wurzelspitzen gebildeten Cytokinine sind ab dem Sechs-Blattstadium bis zum Schossbeginn für die Ausbildung der Knospen zuständig. Treten Strukturschäden auf oder ist es anhaltend nass, können die Wurzeln nicht ausreichend Cytokinine für vitale Knospen bilden. So kommt es zu lädierten Knospen, die im Frühjahr bei mangelnder Nährstoffverfügbarkeit und/oder Spätfrösten gefährdet sind.
Der Rapsglanzkäfer schadet, die Larven nicht
Der Rapsglanzkäfer (6) ernährt sich ausschließlich von Blütenpollen, den er für seinen Reifungsfraß benötigt. Dazu beißt er die Knospen an – kleine Knospen verwelken und fallen ganz ab, in großen Knospen bleibt ein Loch (7).
Die Eiablage erfolgt bevorzugt in die großen Knospen oder in die sich öffnende Blüte. Die daraus schlüpfenden Larven ernähren sich ebenfalls von Pollen. Sowohl der Käfer als auch die Larven richten aber keinen Schaden mehr an der Blüte (8) oder den Schoten (9) an. ▶
Frostschäden an den Schoten zeigen sich spät
Spätfröste lassen einzelne Samenanlagen erfrieren. Das ließ sich Ende April 2017 kurz vor Blühbeginn beobachten. So entstehen unbesetzte Lücken in den Schoten (16).
Erfrieren alle jungen Samenanlagen an der Schotenspitze, bleiben die Schoten kürzer (17).
Ist das Schotengewebe angegriffen, reift es früher ab und wird stärker mit Schwärzepilzen befallen (18). Bei nassem Wetter platzen diese Schoten vorzeitig.
Kohlschotenrüssler – die kleinere Gefahr
Der Kohlschotenrüssler (13) legt meist nur ein Ei in eine Schote.
Die Larve hat drei Beinpaare und eine braune Kopfkapsel (14). Sie zerstört nicht alle Samen einer Schote und ist daher weniger ertragsmindernd als die Kohlschotenmücke.
Verfärbungen: Ist der Raps reif oder krank?
Läuft die Photosynthese nicht rund, schützt sich der Raps vor der Einstrahlung, indem er Anthocyane bildet. Das kann ein normaler Vorgang während des Reifeprozesses sein, wenn die grünen Pigmente langsam abgebaut werden.
Auch andere Ursachen sind möglich, z.B. Befall mit Wasserrübenvergilbungsvirus (TuYV) oder eine Vorschädigung durch Spätfrost kurz vor der Blüte (15).
Die Mücke schädigt auch ohne Rüssler
Die Kohlschotenmücke legt in die Schoten viele Eier ab. Entgegen der Lehrbuchmeinung ist sie dazu nicht unbedingt auf die Vorarbeit des Kohlschotenrüsslers angewiesen. Sie sticht selber junge Schoten an oder nutzt den Weg durch mechanische Verletzungen!
Im Innern entwickeln sich die typischen beinlosen Larven ohne dunkle Kopfkapsel (10).
Betroffene Schoten verfärben sich frühzeitig und platzen auf (11).
Alle Samen einer Schote gehen bei Befall verloren. Schoten, die schon früh während der Schotenbildung befallen werden, bleiben klein und deformiert (12).
Alle Samen einer Schote gehen bei Befall verloren. Schoten, die schon früh während der Schotenbildung befallen werden, bleiben klein und deformiert (12).
Wie sich Symptome der Rapsstängel unterscheiden, zeigen wir in der 5/2019.