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Rapsschädlinge: Droht 2017 ein Desaster?

Lesezeit: 8 Minuten

Rapsglanzkäfer lassen sich mit keinem Insektizid mehr zu 100% packen. Auch der Kohlschotenrüssler zeigt sich vermehrt unbeeindruckt. Welche Strategien noch wirken, weiß Manja Landschreiber, LWK Schleswig-Holstein.


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Mit zum Teil nur 15 dt/ha rutschten die Rapserträge 2016 nicht nur in Norddeutschland ins Bodenlose, auch in den anderen Bundesländern blieben sie mit 10 bis 25% klar unter den gewohnten Ergebnissen. Auswinterungsschäden, Trockenheit und Sclerotinia-Befall spielten dabei eine wichtige Rolle. Hauptverursacher waren jedoch die Schädlinge. Diese sicher zu bekämpfen, wird auch künftig schwieriger (siehe Standpunkt auf Seite 89). Welche Strategien empfehlen sich?


Neue Produkte für 2017?

Gleich vorweg: Für die kommende Saison ist mit keiner neuen Zulassung oder Genehmigung von Insektiziden gegen Rapsschädlinge zu rechnen. Die Mittel von 2016 sind somit die Produkte für 2017 (siehe Übersicht 2, ab Seite 90). Kleine Neuerungen gibt es aber bei zwei Insektiziden dennoch:


  • Das Mittel Biscaya lässt sich gegen Kohlschotenrüssler und Kohlschotenmücke in der Blüte wieder anwenden. Im März 2016 hatte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) den Einsatz des Produktes gegen die Kohlschotenmücke verboten und gegen beißende Insekten eingeschränkt. Grund für die Entscheidung war der von der EU von 0,2 auf 0,05 mg je kg abgesenkte Rückstandshöchstgehalt in Honig für den Wirkstoff Thiacloprid. Im Zuge einer neuen EU-Verordnung wurde dieser Rückstandshöchstgehalt auf den früheren Wert zurückgesetzt, sodass das BVL seine Anordnung wieder aufheben konnte.
  • Anstelle des Mavrik-Citro-Packs bietet der Hersteller nun Mavrik Vita an. Das Produkt besitzt den gleichen Wirkstoff und behält seine Indikationen, hat aber eine leicht geänderte Formulierung. Die Beistoffe hat das Unternehmen ausgetauscht und durch modernere ersetzt. Dadurch soll sich das Insektizid für Vielfachmischungen besser eignen. Problematisch waren bislang vor allem Mischungen mit Bor, da durch den Mikronährstoff der pH-Wert darin anstieg. Die Folge: Der Wirkstoff baute sich schneller ab. Die im Pack enthaltene Zitronensäure wird nun als solo gelisteter Zusatzstoff vertrieben und bietet somit mehr Flexibilität beim Handel.


Unabhängig von der Wirkstoffklasse sind alle Insektizideinsätze auf das nötige Maß zu beschränken. Ihren Bestand sollten Sie daher immer erst dann behandeln, wenn der Schädlingsbefall die Bekämpfungsschwelle überschritten hat. Die genauen Schwellen und wie Sie diese ermitteln, lesen Sie in Übersicht 1.


Gelbschale als wichtiger Helfer:

Der erste Schritt ist das Aufstellen der Gelbschalen im Frühjahr. Denn nur mit ihrer Hilfe lässt sich ermitteln, ob Sie gegen den Großen Rapsstängelrüssler und Gefleckten Kohltriebrüssler vorgehen müssen. Tipps, wo z.B. die Schale am besten auf der Fläche steht, entnehmen Sie der Checkliste.


In Gebieten, in denen der Große Rapsstängelrüssler auftritt, ist ein frühzeitiges Platzieren der Gelbschale entscheidend. Weil der Käfer zum Erwachen auf den vorjährigen Rapsflächen nur geringe Bodentemperaturen (ca. 5°C) benötigt, überrascht sein Auftreten immer wieder die Rapsanbauer. Werden Sie auch durch jahrelang ausbleibenden Befall nicht nachlässig, die Schalen rechtzeitig aufzustellen.


Ohne viel Zeit für den Reifungsfraß zu verschwenden, sucht der Stängelrüssler nach der Winterruhe nahe gelegene Rapsschläge auf. Bei plötzlich steigenden Temperaturen können Erwachen und Zuflug somit sehr zeitnah erfolgen. Wer danach direkt gegen den Rüssler vorgeht, erzielt die höchste Wirkung. Eine Woche später sinkt diese deutlich.


Bereits mit der Eiablage schädigt der Große Rapsstängelrüssler den Raps. Er scheidet dabei Wuchsstoffe aus, die zu den typischen Verdrehungen der Stängel führen.


Im Gegensatz zum Großen Rapsstängelrüssler vollzieht der Gefleckte Kohltriebrüssler einen ausgiebigen Reifungsfraß. Für einen möglichen Insektizideinsatz haben Sie daher je nach Witterung ein 10- bis 14-tägiges Zeitfenster.


Nach erfolgreicher Eiablage fressen die sich entwickelnden Larven meist unentdeckt. Um diese zu finden, müssen Sie den Stängel aufschneiden. Die ausgehöhlten Stängel sind anfälliger gegen Pilzkrankheiten und ungünstige Witterung (z.B. Trockenheit, Sturm). Die Pflanzen reagieren mit Mindererträgen.


Gesamtschlag kontrollieren!

Mit dem Zuflug der Rapsglanzkäfer hat die Gelbschale ausgedient. Um die Befallsstärke und damit die Bekämpfungswürdigkeit zu ermitteln, zählen Sie die Käfer direkt auf der Pflanze oder klopfen diese über einem Gefäß aus. Dabei darf nicht nur Raps in Betracht kommen, der durch hohen Besatz förmlich „ins Auge sticht“, sondern auch Nachbarpflanzen und vor allem Pflanzen im Inneren des Schlages. Das Vorgewende ist nicht repräsentativ. Meist relativiert sich der Befall bei der Kontrolle des Gesamtschlages. Zudem hat sich in den letzten Jahren die Toleranzschwelle erhöht, weil der Raps mehr Glanzkäfer ohne deutlichen Ertragsverlust dulden kann als gedacht. Dies belegen Versuche des Amtlichen Pflanzenschutzdienstes.


Der Rapsglanzkäfer bevorzugt höhere Temperaturen. Erst ab 8°C wird er im Winterquartier aktiv, um dieses dann bei um die 12°C zu verlassen. Die Weibchen führen erst einen Reifungsfraß an Frühlingsblumen durch, die Männchen sind sofort geschlechtsreif. Ab 15°C besiedelt der Käfer die Rapsfelder innerhalb weniger Tage. Bei wechselhafter Witterung mit kühlen Temperaturabschnitten oder starken Winden kann sich dies aber auch länger hinziehen.


Ziel des Käfers ist der Rapspollen. Um diesen zu erreichen, nimmt er auf die Knospen keine Rücksicht. Je kleiner diese sind, umso größer ist der Schaden. Geschädigte Knospen vergilben, trocknen ein und fallen später ab. Bei starkem Rapsglanzkäferdruck können auch die geschlüpften Larven in der Blüte noch Schaden anrichten.


Wie hoch der Schädlingsdruck ist, hat viele Ursachen. Wichtig ist die Witterung im Winter und somit die Überwinterungsrate. Beim Glanzkäfer führt ein warmer, feuchter Herbst/Winter zu einer höheren Sterberate der Jungkäfer im Winterquartier. Ursache hierfür sind Pilze bzw. Bakterien. Bei einem stabilen Winter ohne große Temperaturschwankungen überleben dagegen mehr Käfer. Im Frühjahr kommt es dann zu einem stärkeren Zuflug.


Geeignete Strategien:

Ist ein Insektizideinsatz unumgänglich, gibt es zwar eine Vielzahl von Produkten, es bleiben aber ohne die Pyrethroide nicht mehr viele Wirkstoffgruppen übrig. Mit Blick auf die begrenzten Einsatzmöglichkeiten aufgrund der Anwendungsbestimmungen fällt ein konsequenter Wirkstoffwechsel über die gesamte Vegetation schwer. Bezieht man auch den Herbstschädling Rapserdfloh mit ein, der sich nicht mehr über eine Beizwirkung in Schach halten lässt, ist ein Wirkstoffwechsel quasi unmöglich.


Dabei ist und bleibt die Resistenzsituation angespannt (siehe auch Tipps und Trends Ackerbau ab Seite 46). Die Pyrethroide der neuen Generation (Klasse I) wie Trebon 30 EC und Mavrik zeigen im Röhrchen-Resistenztest Auffälligkeiten beim Glanzkäfer und Kohlschotenrüssler. Das belegen die jährlichen Untersuchungen des Julius Kühn-Institutes und die Röhrchentests der Pflanzenschutzdienste der Länder. Auch in der Praxis haben diese Produkte nicht mehr das Potenzial wie zu ihrer Einführung. Diese Wirkstoffgruppen und Produkte eignen sich noch (siehe Übersicht 2):


  • Für eine Bekämpfung der Stängel- und Triebrüssler sind die alten und neuen Pyrethroide nach wie vor geeignet. Treten die Stängel- und Triebrüssler sehr früh ohne Rapsglanzkäfer auf, haben die Pyrethroide der Klasse II ihre Berechtigung. Kommen neben den Stängelschädlingen gleichzeitig erste Rapsglanzkäfer vor, können Sie besser Trebon 30 EC (Pyrethroid Klasse I) nutzen.
  • Stängelrüssler- und Triebrüsslerbefall gepaart mit starkem Glanzkäferdruck ist mit einem Pyrethroid der Klasse II und Avaunt oder Plenum 50 WG zu begegnen. Diese beiden Mittel benötigen gegen die Stängelschädlinge den Zusatz eines Pyrethroids, da sie allein nicht ausreichend wirken. Das Mittel Biscaya (Neonikotinoid) eignet sich nicht in diesem frühen Stadium aufgrund der geringeren Wirkung gegen Stängelschädlinge und der verfügbaren Alternativen mit begrenztem Einsatzfenster (Avaunt und Plenum 50 WG: je B1).
  • In Gebieten mit Pyrethroid-Resistenzen beim Kohlschotenrüssler (Nord- und Ostdeutschland) ist Biscaya dem Blüteneinsatz vorbehalten. Es bekämpft dabei auch die Larven des Glanzkäfers. Das Produkt ist zwar für den zweimaligen Einsatz zugelassen, um Sensitivitätsverluste zu vermeiden, sollten Sie es aber nur einmal ausbringen.


Wer Biscaya aufgrund der PyrethroidResistenz beim Kohlschotenrüssler in der Blüte nutzt, muss den Rapsglanzkäfer vorher erfolgreich in Schach halten. Starker Glanzkäferbefall lässt sich vor der Blüte mit Avaunt oder Plenum (beide B1) bekämpfen, die zu anderen Wirkstoffgruppen gehören. Bei ersten Rapsblüten oder blühenden Unkräutern ist für diese beiden Mittel aber Schluss. Ab dann müssen Sie mit dem Pyrethroid Mavrik Vita arbeiten, das keine Zulassung gegen Stängelrüssler besitzt. Kam gegen Stängelschädlinge noch kein Trebon 30 EC zum Einsatz, lässt sich auch dieses Produkt noch anwenden. Jedoch ist dann kein Wirkstoffwechsel möglich.


  • Besonders problematisch wird es, wenn die Zeitspanne vom ersten Öffnen der Blüten bis zur Vollblüte sehr lang ist und dabei starker Rapsglanzkäferzuflug herrscht. Dann entsteht eine Bekämpfungslücke, die bevorzugt mit einem Neonikotinoid zu schließen ist (z.B. Biscaya oder Mospilan SG). Günstig dafür ist, wenn ein Biscaya-Einsatz in der Blüte nicht nötig wäre.


Fest steht: Eine optimale Anti-Resistenzstrategie ist über die gesamte Vegetation wegen der unzureichenden Produktpalette mit eingeschränkter Anwendungshäufigkeit – begrenzend sind dabei die Wirkstoffe – nicht möglich. Umso mehr Wert ist auf den optimalen Einsatz der Insektizide zu legen.


Tipps für Ihren Insektizideinsatz:

Die Mittel können ihr Potenzial nur voll ausschöpfen, wenn Sie diese ordnungsgemäß ausbringen. Jeder Fehler dabei wird doppelt bestraft: kurzfristig mit einer schlechten Wirkung und langfristig mit zunehmenden Resistenzen. Zudem gilt es, Nützlinge und Gewässer zu schützen. Beachten Sie daher Folgendes:

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