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Resistenz entwickelt sich in Gerste dramatisch

Lesezeit: 4 Minuten

In keiner anderen Getreideart ist die Resistenzentwicklung der Krankheiten gegen verschiedene Wirkstoffklassen so weit fortgeschritten wie in Wintergerste. Die Situation ist wie folgt:


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  • Netzflecken: Die hohen Wirkungsgrade der Carboxamide gegen Netzflecken von 90% sind Geschichte. Selbst mit besten Kombis aus Carboxamid + Strobilurin + Azol sind bei Starkbefall maximal noch 75% zu realisieren.


Verschiedene Mutanten mit unterschiedlichem Sensitivitätsverlust sind in der Population mit Anteilen von über 50% weit verbreitet. Die häufigste Mutante mit der zudem noch stärksten Sensitivitätsverschiebung ist der C-G79R-Typ. In der Regel besteht eine Kreuzresistenz für alle Carboxamide, gegen die Hauptmutante auch für Fluopyram. Das bedeutet: Für 2018 darf man nur noch mit einer Restwirkung rechnen – starker Netzfleckendruck wird mit Carboxamiden nicht mehr zu kontrollieren sein.


Bei Strobilurinen ist die Lage nicht besser. Mittlerweile ist die F129L-Mutante in Deutschland ebenfalls mit über 50% in der Gesamtpopulation vertreten. Pyraclo- und Picoxystrobin wirken gegen diese milde Resistenz zwar noch, erzielen aber trotz höherer Aufwandmengen nur reduzierte Wirkungsgrade. Neben gut wirksamen Azolen wie Prothio- und Propiconazol könnte der Wirkstoff Cyprodinil (Unix, Bontima, Kayak) aus der Wirkstoffklasse der Anilino-Pyrimidine gegen Netzflecken künftig an Bedeutung gewinnen.


  • Ramularia: Noch dramatischer ist der Resistenzstatus bei Ramularia. Strobilurine wirken bereits seit Jahren schlecht. Bei den Carboxamiden ist ein extremer Sensitivitätsverlust durch zunehmende Mutationstypen festzustellen. Da die Verbreitung innerhalb der Population mit hohen Anteilen auftritt, ist keine wirksame Kontrolle von Ramularia durch Carboxamide mehr zu erwarten.


Prinzipiell gilt das auch für den Wirkstoff Prothioconazol. Auch mit hohen Aufwandmengen sind heute kaum noch 50% Wirkungsgrad zu erreichen. Verantwortlich dafür sind Mutationen (I325T, I328L) am Wirkort im Cyp51 mit sehr hohen Resistenzgraden von 100 bis 300.


Bundesweit ist Ramularia momentan die wichtigste Krankheit in Wintergerste. Nur in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern kommt derzeit noch wenig ertragswirksamer Befall vor. Sicher und ohne Resistenzgefahr ist nur noch von Chlorthalonil eine gute Wirkung zu erwarten.


Carboxamide noch nötig?

Wie stark die verschiedenen Wirkstoffklassen nachgelassen haben, konnte man in unseren letztjährigen Versuchen beobachten. Darüber hinaus ging es dabei um die Frage, ob der Einsatz von Carboxamiden in Wintergerste wegen der Resistenzsituation überhaupt noch nötig ist.


Die sieben Versuche in unterschiedliche Regionen wurden in den praxisüblichen Sorten Meridian, Tenor, Wootan, Quadriga und Keeper angelegt. Die Ergebnisse zeigen die momentane Resistenzsituation deutlich auf und sind der Übersicht 2 zu entnehmen.


Credo als Solobehandlung kontrolliert keine Krankheit ausreichend. Gegen Ramularia waren auch nur Wirkungsgrade von 60% möglich. Im Soloeinsatz wären höhere Wirkungen in Kombination mit Additiven denkbar.


Bei Aviator Xpro fällt deutlich der hohe Resistenzgrad gegen Netzflecken und noch deutlicher der gegen Ramularia auf. Zum Vergleich: Bei Einführung der Carboxamide ließ sich auch mit reduzierten Mengen eine Wirkung gegen beide Krankheiten von 90% erreichen.


Die breite Kombi aus Carboxamid + Strobi + Azol + Chlorthalonil (Credo + Aviator Xpro bzw. + Ceriax bzw. + Elatus Era) führte dagegen zu höheren Wirkungsgraden. Die Restwirkung der verschiedenen Wirkstoffklassen und Formulierungseffekte beim Chlorthalonil führten in der Summe zu einer guten Wirkung. Gegenüber Ramularia lag diese bei über 90% und bei Netzflecken um ca. 80%. In diesen Varianten ließen sich hohe Mehrerträge um 15 dt/ha dreschen.


Zwergrost unterliegt derzeit keiner Resistenzgefahr. Abhängig vom Wirkstoff und der Aufwandmenge lässt sich eine sichere Wirkung erreichen.


Da von den Carboxamiden nur noch eine Restwirkung zu erwarten ist, stellt sich die Frage, ob der Einsatz dieser Wirkstoffklasse in Wintergerste noch notwendig ist. Dass Kombinationen aus Credo mit Fandango oder Credo mit Aviator Xpro mittlerweile in etwa die gleichen Leistungen bringen, zeigen die Versuche deutlich. Auch Input Classic oder Diamant kommen laut der Ergebnisse als Alternative zum Credo/Amistar Opti infrage. Credo zusammen mit Cirkon erreichte dagegen nicht die biologische Leistung und brachte 3 dt/ha geringe Mehrerträge.


Interessant sind auch die Ergebnisse zum Doppeleinsatz: Die Vorlage von Fandango zu EC 32, gefolgt von Credo + Aviator Xpro, erzielte den höchsten Mehrertrag und die beste Wirtschaftlichkeit. Eine Doppelbehandlung aus Fandango mit reduzierter Nachlage nur von Credo erreichte aber nicht die Leistung einer breit wirksamen Einfachbehandlung.


Fazit aus dem Versuch:

In der Regel sind Kombinationen aus z.B. Credo + Aviator Xpro sicher wirksam und gewährleisten die höchste Wirtschaftlichkeit (einmaliger Einsatz in EC 49). Alternativ – insbesondere wenn Netzflecken nicht mit starkem Druck vorkommen – kann man auf Carboxamide verzichten. Diese sollten dann durch gute Azole bzw. Azol-Strobikombinationen ersetzt werden.


Bei höherem Befallsdruck sind zweimalige Einsätze (Blattbehandlung + Abschlussbehandlung) sicherer. Nutzen Sie bei der letzten Maßnahme die volle Breite der Wirkstoffpalette aus.-mb-

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