Fuß-, Blatt- und Ährenkrankheiten können abhängig von der Witterung, der Sortenanfälligkeit und vom Erregerdruck erhebliche Mindererträge verursachen. Ein integrierter Fungizideinsatz hilft.
Winterroggen hat auf leichten Standorten trotz der extremen Witterung in den letzten beiden Jahren oft noch gute Erträge erzielt. Darüber hinaus sorgt ein rasanter Züchtungsfortschritt in puncto Braunrost- und Mutterkornanfälligkeit für eine erhebliche Entlastung bei der Krankheitskontrolle. Auch bei Triticale sind den Züchtern deutliche Fortschritte in der Resistenzzüchtung gelungen.
Dies wird immer wichtiger, weil Handlungsmöglichkeiten im Pflanzenschutz wegen der aktuellen Entwicklungen bei der Wirkstoffgenehmigung auf EU-Ebene und beim Zulassungsverfahren in Deutschland eingeschränkt werden. Diese Situation wird sich mittelfristig wohl nicht entschärfen. Noch ist für die Krankheitsbekämpfung in Winterroggen und Triticale jedoch ein ausreichendes Wirkstoffportfolio verfügbar.
Der integrierte Ansatz
Basis des Integrierten Pflanzenschutzes sind zu allererst vorbeugende pflanzenbauliche Maßnahmen. Neben Fruchtfolge, Standort (beides oft nur wenig variabel) und Bodenbearbeitung steht dabei die Wahl gesunder Sorten im Vordergrund. Den Züchtern ist der Spagat zwischen Ertrags- und Resistenzmerkmalen mittlerweile gut gelungen. So lässt sich bereits im Vorfeld der Druck auf chemische Mittel reduzieren.
Normalerweise beginnt der für Fungizideinsätze relevante Beobachtungszeitraum mit dem Erscheinen des drittletzten Blattes (F-2) ab EC 31 (1. Knoten ist mehr als 1 cm vom Bestockungsknoten gelöst). Für alle wichtigen Krankheitserreger gibt es spezifische Schwellen, welche die Basis für die Bekämpfungsentscheidung sein sollten. Bei Mehltau liegt diese z.B. bei einer Befallshäufigkeit von 60%, bei Rostpilzen bei 30%. Als befallen gilt eine Pflanze, wenn sie mindestens eine Mehltaupustel auf dem Halm oder den obersten drei Blättern hat.
Als zusätzliche Instrumente sind auch Systeme wie ISIP hilfreich. Über das einfach anwendbare Modell SIG-Getreide (Schaderreger-Infektions-Gefahr) werden auf Basis regionaler Wetterdaten die täglichen Infektionsbedingungen für die wichtigsten Blattkrankheiten in Wintergetreide berechnet und angezeigt (www.isip.de). Da man diese Modelle mittlerweile auch auf Smartphones nutzen kann, bieten sie eine gute und schnelle Entscheidungshilfe.
Kulturübergreifende Krankheitserreger
In Winterroggen und Triticale können folgende Krankheiten eine Rolle spielen:
An Fußkrankheiten dominiert Halmbruch. Der Pilz kann abhängig von der Fruchtfolgestellung bedeutsam werden. Begünstigende Faktoren sind Getreidevorfrucht, ein früher Saattermin, eine langsame Strohrotte, eine anfällige Sorte, langsam abtrocknende Böden und längere Feuchteperioden zwischen EC 23 und 32.
Wer das Risiko eines Befalls zusätzlich abschätzen möchte, kann das Prognosemodell SIMCERC nutzen. In der allgemeinen Risikoabschätzung steht Triticale wegen des Abreifetermins zwischen Winterroggen und -weizen.
Mindern lässt sich eine Befallsentwicklung durch eine optimale Bestandesführung mit kräftig entwickelten Trieben. In der Regel reicht die Nebenwirkung einer frühen Blattbehandlung in EC 31/32 aus. Aufgrund der mild- feuchten Herbst- und Winterwitterung könnte das Risiko in diesem Frühjahr erhöht sein. Falls nötig, sollten halmbruchorientierte Maßnahmen in EC 31/32 mit Cyprodinil oder Prothioconazol mit 80% der zugelassenen Aufwandmenge erfolgen.
Mehltau tritt insbesondere in veredlungsstarken Regionen auf, in denen organischer Dünger den Großteil des Düngebedarfes deckt. In diesen Gebieten liegt der Anbauschwerpunkt von Triticale, auf leichteren Böden auch von Roggen.
Immens wichtig ist, die verschiedenen kultureigenen Spezialformen von Mehltau mit ihren jeweiligen Pathotypen zu unterscheiden. Denn sie sind unterschiedlich aggressiv. So ist Mehltau im Winterroggen unproblematisch zu beseitigen – alle mehltauwirksamen Präparate wirken noch sehr gut. In Triticale hingegen ist der Pilz bereits schwieriger auszuschalten, da selbst die Wirksicherheit der Mehltauspezialmittel abnimmt.
Daher gilt es, den Befall früh zu erkennen und Maßnahmen mit mehltauwirksamen Komponenten (z.B. im Capalo) nach Überschreiten des Schwellenwertes zu ergreifen. Bei Starkbefall sollte man Spezialfungizide wie Vegas mit weiteren kurativ wirksamen Komponenten wie Morpholine oder Azole kombinieren. ▶
daniel.dabbelt@topagrar.com
daniel.dabbelt@topagrar.com
Strategien gegen Pilzkrankheiten in Roggen und Triticale finden Sie auf den Folgeseiten.
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Fuß-, Blatt- und Ährenkrankheiten können abhängig von der Witterung, der Sortenanfälligkeit und vom Erregerdruck erhebliche Mindererträge verursachen. Ein integrierter Fungizideinsatz hilft.
Winterroggen hat auf leichten Standorten trotz der extremen Witterung in den letzten beiden Jahren oft noch gute Erträge erzielt. Darüber hinaus sorgt ein rasanter Züchtungsfortschritt in puncto Braunrost- und Mutterkornanfälligkeit für eine erhebliche Entlastung bei der Krankheitskontrolle. Auch bei Triticale sind den Züchtern deutliche Fortschritte in der Resistenzzüchtung gelungen.
Dies wird immer wichtiger, weil Handlungsmöglichkeiten im Pflanzenschutz wegen der aktuellen Entwicklungen bei der Wirkstoffgenehmigung auf EU-Ebene und beim Zulassungsverfahren in Deutschland eingeschränkt werden. Diese Situation wird sich mittelfristig wohl nicht entschärfen. Noch ist für die Krankheitsbekämpfung in Winterroggen und Triticale jedoch ein ausreichendes Wirkstoffportfolio verfügbar.
Der integrierte Ansatz
Basis des Integrierten Pflanzenschutzes sind zu allererst vorbeugende pflanzenbauliche Maßnahmen. Neben Fruchtfolge, Standort (beides oft nur wenig variabel) und Bodenbearbeitung steht dabei die Wahl gesunder Sorten im Vordergrund. Den Züchtern ist der Spagat zwischen Ertrags- und Resistenzmerkmalen mittlerweile gut gelungen. So lässt sich bereits im Vorfeld der Druck auf chemische Mittel reduzieren.
Normalerweise beginnt der für Fungizideinsätze relevante Beobachtungszeitraum mit dem Erscheinen des drittletzten Blattes (F-2) ab EC 31 (1. Knoten ist mehr als 1 cm vom Bestockungsknoten gelöst). Für alle wichtigen Krankheitserreger gibt es spezifische Schwellen, welche die Basis für die Bekämpfungsentscheidung sein sollten. Bei Mehltau liegt diese z.B. bei einer Befallshäufigkeit von 60%, bei Rostpilzen bei 30%. Als befallen gilt eine Pflanze, wenn sie mindestens eine Mehltaupustel auf dem Halm oder den obersten drei Blättern hat.
Als zusätzliche Instrumente sind auch Systeme wie ISIP hilfreich. Über das einfach anwendbare Modell SIG-Getreide (Schaderreger-Infektions-Gefahr) werden auf Basis regionaler Wetterdaten die täglichen Infektionsbedingungen für die wichtigsten Blattkrankheiten in Wintergetreide berechnet und angezeigt (www.isip.de). Da man diese Modelle mittlerweile auch auf Smartphones nutzen kann, bieten sie eine gute und schnelle Entscheidungshilfe.
Kulturübergreifende Krankheitserreger
In Winterroggen und Triticale können folgende Krankheiten eine Rolle spielen:
An Fußkrankheiten dominiert Halmbruch. Der Pilz kann abhängig von der Fruchtfolgestellung bedeutsam werden. Begünstigende Faktoren sind Getreidevorfrucht, ein früher Saattermin, eine langsame Strohrotte, eine anfällige Sorte, langsam abtrocknende Böden und längere Feuchteperioden zwischen EC 23 und 32.
Wer das Risiko eines Befalls zusätzlich abschätzen möchte, kann das Prognosemodell SIMCERC nutzen. In der allgemeinen Risikoabschätzung steht Triticale wegen des Abreifetermins zwischen Winterroggen und -weizen.
Mindern lässt sich eine Befallsentwicklung durch eine optimale Bestandesführung mit kräftig entwickelten Trieben. In der Regel reicht die Nebenwirkung einer frühen Blattbehandlung in EC 31/32 aus. Aufgrund der mild- feuchten Herbst- und Winterwitterung könnte das Risiko in diesem Frühjahr erhöht sein. Falls nötig, sollten halmbruchorientierte Maßnahmen in EC 31/32 mit Cyprodinil oder Prothioconazol mit 80% der zugelassenen Aufwandmenge erfolgen.
Mehltau tritt insbesondere in veredlungsstarken Regionen auf, in denen organischer Dünger den Großteil des Düngebedarfes deckt. In diesen Gebieten liegt der Anbauschwerpunkt von Triticale, auf leichteren Böden auch von Roggen.
Immens wichtig ist, die verschiedenen kultureigenen Spezialformen von Mehltau mit ihren jeweiligen Pathotypen zu unterscheiden. Denn sie sind unterschiedlich aggressiv. So ist Mehltau im Winterroggen unproblematisch zu beseitigen – alle mehltauwirksamen Präparate wirken noch sehr gut. In Triticale hingegen ist der Pilz bereits schwieriger auszuschalten, da selbst die Wirksicherheit der Mehltauspezialmittel abnimmt.
Daher gilt es, den Befall früh zu erkennen und Maßnahmen mit mehltauwirksamen Komponenten (z.B. im Capalo) nach Überschreiten des Schwellenwertes zu ergreifen. Bei Starkbefall sollte man Spezialfungizide wie Vegas mit weiteren kurativ wirksamen Komponenten wie Morpholine oder Azole kombinieren. ▶
daniel.dabbelt@topagrar.com
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Strategien gegen Pilzkrankheiten in Roggen und Triticale finden Sie auf den Folgeseiten.