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Roggen und Triticale: Gesund durchs Jahr

Lesezeit: 9 Minuten

Wie intensiv Sie Ihre Bestände behandeln müssen, hängt in erster Linie vom Wetter ab. Aber auch Sortenresistenzen spielen eine wichtige Rolle. Hier die Empfehlungen.


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Anders als in den Jahren zuvor war das Wetter im vergangenen Herbst für die Aussaat von Wintergetreide günstig. Bei moderaten Temperaturen bis in den Dezember hinein konnten sich selbst die späten Roggen- und Triticalesaaten noch gut entwickeln. Sieht man davon ab, dass die Bodenwasservorräte noch nicht wieder bis in tiefere Bodenschichten aufgefüllt sind, kann man mit der Ausgangssituation bisher zufrieden sein. Dafür spricht auch, dass der Krankheitsdruck in den meisten Beständen bislang gering ist. Ob das so bleibt, entscheiden allerdings die nächsten Wochen. Wer jetzt schon vor der Saison den Fungizidbedarf planen will, sollte die Ergebnisse der letzten Versuchsjahre und seine eigenen Erfahrungen berücksichtigen.


Raus aufs Feld!


Um die richtigen Entscheidungen zum Applikationstermin treffen zu können, ist der Blick in die Bestände absolut wichtig. Nur dann wissen Sie, ob Krankheiten vorhanden sind und wenn ja, in welchem Umfang. Als Unterstützung für die Beurteilung der Situation können Sie Prognosemodelle nutzen, wie z.B. die SIG-Getreide-Modelle (www.isip.de). Diese Modelle beurteilen die Infektionswahrscheinlichkeiten für verschiedene Erreger, abhängig von lokalen bzw. regionalen Wetterdaten. Ob ein mögliches Infektionsereignis aber tatsächlich zu einem Befall führt, können sie nicht beantworten.


Berücksichtigen Sie auch die SortenResistenzen


Wie intensiv Sie die Bestände behandeln müssen, hängt auch von den Sorteneigenschaften ab. In den letzten Jahren hat die Züchtung neue Roggen- und Triticalesorten hervorgebracht, die deutlich weniger anfällig für die wesentlichen Krankheiten der beiden Getreidearten sind.


Beim Roggen ist es von Vorteil, wenn die Sorten gute Resistenzen gegen Braunrost und Mutterkorn mitbringen. Vor allem eine geringe Anfälligkeit gegenüber Mutterkorn ist wichtig, da eine Bekämpfung des Erregers oder ein vorbeugender Schutz durch Fungizide bislang nahezu erfolglos waren. Deshalb sind auch keine Fungizide für diese Indikation zugelassen. Wenig anfällig für Mutterkorn sind z.B. die Sorten KWS Trebiano oder KWS Serafino. Als Sorte mit einer sehr guten Braunrostresistenz ist z.B. KWS Trebiano zu nennen.


Bei Triticale können insbesondere geringe Anfälligkeiten der Sorten gegenüber Echten Mehltau und Gelbrost die Bestandesführung unterstützen. Für Triticale nach Mais spielt auch die Anfälligkeit gegenüber Ährenfusarien eine Rolle.


Wie stark ein Fungizideinsatz den Ertrag gängiger Triticalesorten beeinflusst, zeigt eine Auswertung der Landessortenversuche aus dem letzten Jahr (siehe Übersicht 1 auf Seite 70). Die Basis bildet die unbehandelte Kontrolle der jeweiligen Sorte. Die grünen Säulen veranschaulichen die Ertragsreaktion in den Versuchen ohne nennenswerten Krankheitsbefall. Dabei zeigt sich, dass der Ertrag im Rahmen des Zufalls mal positiv, mal negativ um den Nullwert schwankt. An den Standorten mit Gelbrostbefall reagieren die behandelten anfälligeren Sorten auf den Fungizideinsatz mit deutlichen Mehrerträgen (z.B. Lombardo, Lanetto, Rivolt). Die weniger anfälligen Sorten reagieren dagegen verhaltener – z.B. Temuco oder Belcanto. Gleiches ist beim Auftreten von Braunrost zu erkennen und gilt im Prinzip auch für den Echten Mehltau, der aber 2020 trockenheitsbedingt keine Rolle spielte. Fazit daraus: Je geringer die Reaktion auf bestimmte Erreger ausfällt, desto ertragsstabiler ist die Sorte und desto eher lässt sich die Fungizidintensität verringern.


relevante Krankheiten in Triticale und Roggen


Vor allem die Auswahl gering anfälliger Triticalesorten gegenüber Echten Mehltau wird künftig wichtiger werden. Denn im Unterschied zum Roggen-Mehltau ist Triticale-Mehltau schwerer mit Fungiziden zu bekämpfen. In den letzten Jahren hat in den „Mehltauregionen“ der Anteil resistenter bzw. weniger sensitiver Isolate zugenommen. Betroffen ist insbesondere der Wirkstoff Cyflufenamid im Vegas. Aus diesem Grund wird Vegas in diesen Regionen nur noch in hohen Aufwandmengen von 0,3 bis 0,375 l/ha empfohlen. Leider hat der Wirkstoff am 31.12.2020 seine Zulassung verloren, sodass Vegas nur noch bis zum 30.6.2021 im Markt verfügbar ist. Die Aufbrauchfrist endet am 30.6.2022.


Entsprechend wird der Selektionsdruck auf die verbliebenen Wirkstoffe zunehmen, die ebenfalls resistenzgefährdet sind. Ein Anti-Resistenzmanagement durch Wirkstoffwechsel oder -kombinationen zum Erhalt der fungiziden Wirkung wird zunehmend schwieriger. Zum Glück sind gegen Mehltau und Gelbrost geringer anfällige Triticalesorten wie z.B. Ramdan, Belcanto oder RGT Belemac verfügbar. Es bleibt zu hoffen, dass die Erreger die Resistenzen der Sorten nicht durchbrechen – wie es schon häufig der Fall war.


Wird Triticale nach Mais angebaut, muss das Risiko einer Ährenfusariuminfektion bedacht werden. Das Risiko steigt mit dem Anteil von Maisresten auf der Bodenoberfläche an. Die Zerkleinerung der Maisstoppeln und Strohreste ist wichtig für den zügigen Abbau. Auch eine saubere Pflugfurche sowie der Anbau von weniger anfälligen Sorten kann das Risiko einer Fusariuminfektion senken. Gut eingestuft sind z.B. Belecanto, Cederico und Rivolt.


Eine weitere Krankheit, die beide Kulturen betrifft, ist der Halmbruch, der allerdings nur in frühen Saaten eine Bedeutung erlangt. Die Halmbrucherreger überdauern auf infizierten Resten der Vorfrucht. Entsprechend ist das Risiko nach einer Getreidevorfrucht und nach Mulchsaaten zunächst höher. Ein Sonderfall besteht allerdings, wenn die infizierten Strohreste der Vor-Vor-Frucht trockenheitsbedingt nicht abgebaut werden. In solchen Fällen kann auch – z.B. durch den Pflug – infiziertes Altmaterial wieder an die Bodenoberfläche gelangen und neue Infektionen ermöglichen. Für relevante Infektionen müssen die Getreidepflanzen aber das Stadium BBCH 23 erreicht haben. Danach sind milde Phasen mit nennenswerten Niederschlägen für die Infektionen erforderlich. Trockenheit im Frühjahr hingegen reduziert das Risiko.


Im Roggen ist Braunrost die relevanteste Blattkrankheit. Der wärmeliebende Pilz kann bei feucht warmer Witterung in anfälligen Sorten epidemieartig auftreten. Welche Fungizidintensität dagegen erforderlich ist, lesen Sie unter „Fungizidversuch“ ab Seite 72.


Um die richtige Fungizidwahl zu treffen, sollten Sie Ihren Roggen zu BBCH 31 zudem auf Rhynchosporium-Blattflecken kontrollieren. Der Befall mit dieser Krankheit kann zunehmen, wenn es mehr als 24 Stunden feucht ist. Falls der April so trocken wird wie im Jahr 2020, spielt die Krankheit keine Rolle.


Den Roggen einmal oder zweimal behandeln?


Dass es sich lohnt, das Infektionsgeschehen im Roggen zu beobachten, um angemessen reagieren zu können, zeigen Versuche der LWK Niedersachsen. Daraus leitet sich folgende Empfehlung für Roggen ab:


Beurteilen Sie die Bestände zu BBCH 31/32 und schätzen Sie die Risiken für Halmbruch ein. Sind Rhynchosporium-Blattflecken nennenswert vorhanden, ein Risiko für Halmbruch gegeben und/oder erste Braunrostpusteln im Bestand vorhanden, ist eine Behandlung zu empfehlen. Weil Fungizide mit dem Wirkstoff Epoxiconazol nicht mehr im Markt sind (EU-Registrierung des Wirkstoffs nicht verlängert), ist die Auswahl der Mittel deutlich geschrumpft. Die in der Übersicht 2 aufgeführten Produkte Input Classic, Input Triple, Prosaro und Ampera erzielen auf Halmbruch eine Nebenwirkung – die anderen Erreger werden gut erfasst.


Ist zu BBCH 31/32 nur Braunrost im Bestand vorhanden, bietet sich ein kostengünstiges tebuconazolhaltiges Fungizid, wie z.B. Orius an. Strobilurine oder carboxamidhaltige Fungizide empfehlen wir zu diesen frühen Terminen nicht, da der Neuzuwachs trotz guter Dauerwirkung nicht ausreichend geschützt ist.


Bei normalem Witterungsverlauf und bestehendem Infektionsrisiko bzw. erstem Befall bieten sich nach der Ausbildung des letzten Blattes – vorzugsweise zum beginnenden Ährenschieben – Kombinationen aus einem Azol und einem Carboxamid oder Strobilurin an. Der Carboxamid-Wirkstoff Solatenol im Elatus Era hat gegen Rost die beste Dauerwirkung. Wer Adexar noch im Bestand hat, kann dies an dieser Stelle auch sinnvoll einsetzen bzw. aufbrauchen. Die Kombination aus Azol plus Strobilurin – z.B. Azoxystar plus Orius – ist ebenfalls möglich. Da sie in der Dauerwirkung aber leicht unterlegen ist, sind höhere Aufwandmengen erforderlich. Wer die Abstandsauflage zu Gewässern von Elatus Era „umgehen“ muss, kann dies durch Mischen der Einzelwirkstoffe erreichen – enthalten sind diese in den Produkten Elatus Plus (Solatenol) und z.B. Pecari 300 EC (Prothioconazol). 0,5 l/ha Elatus Era entsprechen 0,375 l/ha Elatus Plus plus 0,25 l/ha Pecari 300 EC.


Waren die Bestände zu BBCH 31/32 gesund, kann auch eine einmalige Maßnahme ausreichen (siehe Übersicht 2, oben). Zieht der Braunrost zum Fahnenblattstadium in den Bestand, ist es wichtig, die Aufwandmengen von z.B. Elatus Era und Adexar zu erhöhen. Haben Sie den Befall nicht rechtzeitig erkannt und ist dieser schon sehr deutlich vorhanden, sollten Sie dem Elatus Era zur besseren Stoppwirkung ein Tebuconazol (z.B. 0,25 l/ha Folicur) hinzugeben. Weil die Mischung aus Azoxystar und Orius in der Dauerwirkung zu diesem frühen Termin nicht durchhalten würde, ist diese Kombi nur für spätere Einsätze zu empfehlen. ▶


Wer die Zeit hat, die Bestände kontinuierlich zu kontrollieren und ebenfalls die notwendige Schlagkraft besitzt, bei einem ersten relevanten Braunrostbefall Azole zu applizieren, kann auch mit diesen günstigen Lösungen in Jahren mit geringem Infektionsdruck zum Ziel gelangen.


Empfehlungen für Triticale


In Triticale kann man ähnlich vorgehen wie im Roggen. In dieser Getreideart müssen Sie jedoch den Mehltau unbedingt beachten.


Tritt zu BBCH 31/32 zunächst nur Rost auf, können Sie günstige Azol-Fungizide wie z.B. Orius oder Helocur nutzen (Übersicht 3). Wichtig ist, dass sich Gelbrostinfektionen ab BBCH 31 nicht explosionsartig ausbreiten. Besteht dagegen auch ein Risiko für Halmbruch und tritt Mehltau verstärkt auf, sollten Sie auf Produkte wie z.B. Input Triple oder auf eine Kombination aus Ampera und Vegas setzen. Ist der Mehltaubefall sehr stark, empfiehlt es sich, Input Triple zusammen mit Vegas auszubringen. Achten Sie in Gelbrostjahren und insbesondere in anfälligen Sorten darauf, dass sich zwischen der ersten und der zweiten Fungizidbehandlung kein wesentlicher Befall etablieren kann.


Sind Infektionen auf der neuen Blattfläche zu finden, muss die zweite Behandlung gegebenenfalls schon vor BBCH 39 erfolgen. Zum Fahnenblattstadium empfehlen sich dann Azol-Carboxamid-Kombinationen wie z.B. Elatus Era, Ascra Xpro oder Adexar. Ist Befall vorhanden, sollte man zum Elatus Era etwas Sympara zugeben, um die Stoppwirkung zu verbessern.


Besteht kein Risiko für Ährenfusariosen, kann die Behandlung abgeschlossen werden, insbesondere in trockenen Jahren. Ohne akuten Befall kann die Maßnahme bis zum beginnenden Ährenschieben verschoben werden und die geringeren Aufwandmengen können gewählt werden. Muss die Behandlung dagegen früher erfolgen, ist die höhere Menge für eine bessere Dauerwirkung angeraten.


Besteht prinzipiell ein Risiko für den Befall durch Ährenfusariosen, können Sie zum zweiten Termin die Aufwandmengen reduzieren, da eine Blütenspritzung eingeplant werden muss. Wer noch Osiris-Bestände hat, kann diese in der Blütenbehandlung einsetzen, entweder solo oder in Kombination mit einem weiteren Azolfungizid wie zB. Ampera (0,5 l/ha Osiris plus 1,5 l/ha Ampera). Ist kein Osiris vorhanden, können Sie Ampera solo applizieren oder z.B. 0,5 l/ha Protendo 250 EC plus 0,5 l/ha Helocur einsetzen. Mit diesen Produkten und Tankmischungen lassen sich auch die weiteren Krankheiten sicher erfassen. Ist das Risiko zur Blüte wegen Trockenheit gering, können Sie die Mengen um ca. 30% reduzieren bzw. im günstigsten Fall auf die Maßnahme verzichten.


daniel.dabbelt@topagrar.com

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