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Rüben: Den Unkräutern keine Chance

Lesezeit: 9 Minuten

Wenn Sie die Rüben zu spät behandeln, wird’s teuer. Zu große Unkräuter sind nur schwer zu packen. ­Empfehlungen gibt Harald Wetzler vom Verband Baden-Württembergischer Zuckerrübenanbauer.


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Nur wer die Unkräuter in Rüben im Keimblattstadium erwischt, kann von einer relativ sicheren Herbizidwirkung ausgehen. Größere Unkräuter zu erfassen ist schwieriger und teurer.


In der Regel erfolgt die Unkrautbekämpfung zwar im Nachauflauf, auf sehr stark verunkrauteten oder mit Gräsern „verseuchten“ Flächen lässt sich aber mit einer Vorauflaufanwendung der erste Druck abfangen. Diese erweitert zudem das Zeitfenster für Folgespritzungen. Auf humosen oder anmoorigen Böden kommt eine Vorauflaufanwendung aber nicht infrage, da diese einen Großteil der bodenaktiven Wirkstoffe absorbieren.


Punktlandung beim Termin!

Nach der 1. NAK im Keimblattstadium der Unkräuter orientieren sich die Folgespritzungen jeweils an neu aufgelaufenen bzw. auflaufenden Unkräutern. Je nach Witterung erfolgen diese in der Regel im Abstand von 10 bis 14 Tagen. Ob zwei, drei oder sogar vier Applikationen nötig sind, hängt vom Unkraut-/Ungrasspektrum, von ihrem Auflaufverhalten und der Wirkung der vorausgegangenen Einsätze ab. Vor allem bei Unkräutern, die später oder verzögert auflaufen, müssen Sie oft zusätzlichen Aufwand betreiben.


Die Mittelwahl orientiert sich an den Unkräutern und den Boden- bzw. Witterungsverhältnissen. Bei feuchten Böden eignen sich vorzugsweise bodenaktive Wirkstoffe, da die Unkräuter diese in erster Linie über die Wurzeln aufnehmen. Ist es dagegen trocken, sollten Sie vor allem blattaktive Wirkstoffe bzw. Kontaktmittel verwenden. Verzichten Sie bei Trockenheit allerdings nicht auf den Bodenwirkstoff Metamitron, weil dessen „Schlitteneffekt“ die Aufnahme des Wirkstoff-Cocktails über das Blatt unterstützt. Auf humosen Böden sollte man den Anteil an Kontaktmitteln erhöhen. Empfehlungen für Spritzfolgen in unterschiedlichen Situationen finden Sie in Übersicht 1 auf Seite 96.


Wirkstoffe und ihre Ansprüche:

Einer der wichtigen bodenaktiven Wirkstoffe ist Ethofumesat. Um gut zu wirken, ist er auf feuchte Böden angewiesen. Er wird als Soloprodukt in Tramat oder Ethosat 500 vermarktet, befindet sich aber auch in Kombipräparaten. Sein Wirkspektrum umfasst neben Amarant, Bingelkraut, Klettenlabkraut und Vogelmiere auch Gräser wie Fuchsschwanz im Keimstadium. Weniger gut lassen sich Ehrenpreis, Erdrauch, Knöterich und Gänsefuß-/Melde-Arten damit bekämpfen. Ethofumesat ist z. B. in Belvedere Extra, Powertwin Plus oder Betanal maxxPro in unterschiedlichen Mengen enthalten. In Kombination mit blattaktiven Substanzen erweitert sich das Wirkspektrum erheblich. Zudem wurde die Wirksamkeit auch bei trockeneren Böden optimiert.


Ein weiterer wichtiger Grundwirkstoff ist Metamitron, ebenfalls bodenaktiv. Er bekämpft Unkräuter wie Kamille, Gänsefuß, Melde, Ausfallraps, Hunds- petersilie und Amarant. Gegen Gräser in der Auflaufphase ist eine Teilwirkung zu beobachten. Metamitron ist Bestandteil z. B. vom neuen Goltix Titan oder von Goltix Super. Solo ist der Wirkstoff als Goltix Gold und Metafol SC mit hohem Wirkstoffgehalt von 700 g/l erhältlich. Wegen der unterschiedlichen Wirkstoffgehalte darf man Goltix Gold und Goltix Titan nicht 1 : 1 ersetzen! Weil Metamitron und Ethofumesat ausgeprägt über den Boden wirken, sind sie als Soloprodukt oder bei Zusätzen zu Cocktails auf feuchte Böden angewiesen.


Über das Blatt wirken Phenmedipham und Desmedipham. Mit diesen Kontaktwirkstoffen lässt sich die Blattwirkung bei trockenen Böden verstärken. Phenmedipham befindet sich solo als Einzelwirkstoff in Kontakt 320 SC (320 g/l Phenmedipham) und Betosip SC (160 g/l Phenmedipham). Als Kombiprodukt sind die Wirkstoffe Phenmedipham plus Ethofumesat als Powertwin Plus SC oder Aabetan Tandem am Markt. Zusätzlich mit dem Wirkstoff Desmedipham – und damit stärkerer Blattkomponente – gibt es die Mittel Betanal maxxPro, Betanal Expert oder Betasana Trio.


Das leisten die Herbizide:

Neu ist 2014 Goltix Titan, ein Kombiprodukt mit 525 g/l Metamitron und 40 g/l Quinmerac. Diese Mischung enthält gegenüber Goltix Gold/Goltix SC ein Viertel weniger Metamitron. Das bedeutet, dass die Menge von Goltix Titan in Summe aller Anwendungen mindestens 4 l/ha betragen muss, damit sich die Wirkstoffmenge von mindestens 2 100 g Metamitron bzw. 3 l/ha Goltix Gold erreichen lässt. Weil der Quinmerac-Anteil vor allem Klettenlabkraut, Hundspetersilie und Schwarzer Nachtschatten gut erfasst, ist er eine ideale Ergänzung. Goltix Titan ist mit 3 x 2,0 l/ha in 200 bis 400 l Wasser/ha zugelassen. Die SC-Formulierung ist UV-stabil und wird bei intensiver Sonneneinstrahlung nur langsam abgebaut.


Goltix Super (350 g/l Metamitron + 150 g/l Ethofumesat) bietet der Hersteller im Pack zusammen mit Kontakt 320 SC (320 g/l Phenmedipham) an. Diese Kombination erfasst alle wichtigen zweikeimblättrigen Unkräuter. Gegen Hundspetersilie und Vogelknöterich ist die Wirkung schwächer. Die SC-Formulierung ist sehr gut rübenverträglich.


Belvedere Extra ist ein neues Produkt mit den Wirkstoffen Ethofumesat (200 g/l), Phenmedipham (150 g/l) und Desmedipham (50 g/l), das auf Basis einer neuen Technologie formuliert ist. Bei sehr guter Verträglichkeit werden höchste Wirkungen vor allem gegen Gänsefuß, Melde, Klettenlabkraut, Windenknöterich u.a. erreicht. Im Vergleich zum Betanal Expert sind die Wirkstoffmengen höher. So wurde die Phenmedipham- und Desmedipham-Menge verdoppelt, der Ethofumesat-Anteil um ein Drittel erhöht. Belvedere Extra ist mit 3 x 1,3 l/ha in 200 bis 300 l Wasser/ha im Nachauflauf (BBCH 10 bis 19) zugelassen.


Ab 2014 wird es neben Betanal maxxPro wieder eine bestimmte Menge des altbekannten Betanal Expert geben (151 g/l Ethofumesat, 75 g/l Phenmedipham, 25 g/l Desmedipham). Das seit 3 Jahren erhältliche Betanal maxxPro wirkt besser gegen Klettenlabkraut und Ausfallraps. Die Zusatzwirkung entstammt dem bodenaktiven Wirkstoff Lenacil. Im Gegenzug wurde die Ethofumesat-Menge halbiert und der Phenmedipham-Anteil um 20 % auf 60 g/l reduziert. Desmedipham wurde dagegen annähernd verdoppelt, was die Blattaktivität merklich erhöht. Das optimierte Wirkstoffverhältnis erfasst Problemunkräuter deutlich besser. Allerdings geht diese verbesserte Wirkung vor allem bei ungünstiger Witterung zulasten der Verträglichkeit.


Asse gegen Problemunkräuter:

Das blattaktive Debut (Triflusulfron-Methyl) wirkt sehr gut gegen Vogel-/Flohknöterich, Kamille, Bingelkraut und schwer bekämpfbare Unkräuter wie Ausfallraps, Hundspetersilie oder Schwarzer Nachtschatten. Vor allem bei Trockenheit spielt es seine Vorteile aus. Zudem lässt es sich ideal als „Feuerwehrprodukt“ gegen größere Kamille oder Klettenlabkraut in Tankmischungen einbauen. Debut wirkt bei optimalen Bedingungen beachtlich gegen Hirse. Bei Kälte reagieren die Rüben aber sehr empfindlich auf dieses Sulfonylharnstoff-Präparat. Daher empfiehlt es sich, Debut bei gleichmäßig hohen Temperaturen von über 5 °C erst ab der 2. NAK einzusetzen.


Spectrum (720 g/l Dimethenamid-P) soll vor allem Spätverunkrautung vermeiden. Weil die Wirkstoffaufnahme über die Wurzel erfolgt, ist feuchter Boden notwendig. Schwerpunktmäßig bekämpft es Amarant, Franzosenkraut, Schwarzer Nachtschatten, Hunds­petersilie und vor allem Hirsen. Die volle Wirkung lässt sich nur dann erreichen, wenn die Unkräuter/Hirsen das Auflaufstadium nicht überschritten haben.


Vorbeugend gegen Spätverunkrautung können Sie in einer Mittelkombination mit Rebell Ultra zur 1. NAK 0,15, zur 2. NAK 0,3 l/ha und zur 3. NAK 0,4 l/ha Spectrum zumischen. Zugelassen ist auch ein einmaliger Einsatz von 0,9 l/ha im 6- bis 8-Blattstadium der Rüben. Dies gefährdet aber die Verträglichkeit. Hirsearten lassen sich am besten im Splittingverfahren bekämpfen. Achten Sie darauf, dass die Rübenblätter den Boden nicht abschirmen.


Weil die Zulassung von Spectrum an Rebell Ultra gebunden ist, wird es im „Spectrum R-Pack“ vermarktet. Wegen des Chloridazon-Anteils sollte diese Anwendung nur außerhalb von Wasserschutzgebieten erfolgen (Freiwilligkeits-Beschränkung).


Rebell Ultra besteht aus den bodenaktiven Wirkstoffen Chloridazon (400 g/l) und Quinmerac (50 g/l). Chloridazon wirkt sehr gut gegen Franzosenkraut, Windenknöterich und Bingelkraut, Quinmerac erfasst Hundspetersilie, Amarant und Klette. Der Chloridazon-Einsatz ist allerdings in einigen Bundesländern eingeschränkt, weil dessen Abbauprodukte – sogenannte Metaboliten – vermehrt im Grund- und Trinkwasser entdeckt wurden. Aus Vorsorge gilt deshalb die Empfehlung: Schränken Sie den Einsatz Chloridazon-haltiger Produkte generell ein, und ersetzen Sie den Wirkstoff in Wasserschutzgebieten. Auch sogenannte ogL-Gebiete (Ordnungsgemäße Landwirtschaft) zählen zu dieser Kategorie. Mehr zu Mengen und Wirkungen der Rübenherbizide sind in Übersicht 2 auf Seite 98 dargestellt.


Clopyralid als Feuerwehr:

Der Wirkstoff Clopyralid kommt eher in Notfällen zum Einsatz. Das ist der Fall, wenn die normale Herbizidmaßnahme versagt hat, oder man den richtigen Spritzzeitpunkt verpasst hat, sodass die Unkräuter bereits größer sind. Clopyralid bekämpft Franzosenkraut, Hundspetersilie, Zweizahn und Kamille auch über das Keimblattstadium hinaus noch sehr gut. Die beste Wirkung ist bei trockenen Böden und vor allem bei warmer, wüchsiger Witterung zu erwarten. Bei verzögert auflaufenden Unkräutern bietet sich ein Splitting-Einsatz an.


Als Spezialprodukt gegen Disteln muss eine Einmalanwendung mit voller Menge erfolgen. Als Produkte eignen sich Cliophar 100 und Vivendi 100, jeweils mit 100 g/l Clopyralid. Alternativ hat sich Lontrel 720 SG bewährt.


Auf Verträglichkeit achten:

Wie sich ein Herbizideinsatz auf die Rüben auswirkt, hängt von Boden und Witterung ab. Eine gute Wirkung bedeutet gleichzeitig Pflanzenstress. Äußern kann sich dies in Form von Blattnekrosen, Blatt-aufhellungen oder steiler Blattstellung.


Kritisch sind Behandlungen bei über 25 °C. Ein Einsatz früh morgens oder nach Sonnenuntergang verringert dieses Risiko. Allerdings ist dabei Folgendes zu beachten: Weil die Warmluft abends aufsteigt, reißt sie kleinere Spritztröpfchen mit nach oben. Ein Teil der Spritzbrühe gelangt somit nicht an die Zielfläche. Kälte stresst die Rüben aber auch, da deren Stoffwechselaktivität dann reduziert ist. Das verlangsamt den Wirkstoffabbau. Deshalb empfehlen wir den Debut-Einsatz erst ab der 2. NAK.


Nach Starkregen sind die Rüben sehr empfindlich, weil dann deren schützende Wachsschicht fehlt. Zudem nehmen sie bei feuchten Böden zwar die Bodenwirkstoffe besonders gut auf, das belastet allerdings auch den Stoffwechsel stark. Dies gilt ebenfalls für die Unkräuter, die dadurch leichter bekämpfbar sind. Die Mengen orientieren sich dann an den Empfehlungs-Untergrenzen. Auf Öl sollten Sie in diesem Fall verzichten.


Speziell auf Mulchsaatflächen ist auf Folgendes zu achten: In Strohmatten oder abgefrorenen Zwischenfrüchten, vor allem wenn diese lückig aufgegangen waren, können sich im Spätherbst die Unkräuter sehr gut entwickeln. Bekämpfen Sie diese Altverunkrautung unbedingt vor der Rübensaat. Geeignet sind dafür Glyphosat-haltige Herbizide. Von einer Mischung mit AHL raten wir dringend ab, weil sich wegen der schnell eintretenden Blattverätzungen die Aufnahme des Herbizides reduziert. Auch eine Mischung mit bodenaktiven Wirkstoffen hat sich nicht bewährt.

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