Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Rüben

Rüben – ohne weite Fruchtfolge geht es nicht

Um in der aktuell angespannten Situation mit der Zuckerrübe Geld zu verdienen, gilt es, ackerbauliche Potenziale neu zu bewerten. Welche das sind, erklärt Gerrit Hogrefe.

Lesezeit: 5 Minuten

Um in der aktuell angespannten Situation mit der Zuckerrübe Geld zu verdienen, gilt es, ackerbauliche Potenziale neu zu bewerten. Welche das sind, erklärt Gerrit Hogrefe.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Die Zuckerrübe hat einen beispiellosen Sturzflug hingelegt. Die Königin der Feldfrüchte entwickelte sich in kürzester Zeit zu einer Kultur von vielen. Ihre wirtschaftliche Vorzüglichkeit büßte sie nicht nur wegen fallender Preise an den Zuckermärkten ein. Auch die Erträge ließen vor allem im vergangenen Dürrejahr fast bundesweit zu wünschen übrig. Teils erzielten die Anbauer nicht einmal mehr eine schwarze Null.


Für die laufende Kampagne werden wieder unterdurchschnittliche Erträge erwartet. Dazu kommen steigende Kosten durch den verstärkten Insektizideinsatz (Verbot der neonicotinoiden Beizen). Der Druck bleibt damit hoch. Um den Rübenanbau wirtschaftlich zu halten, ist es wichtig, wieder Höchsterträge zu erzielen. Dafür gehört vor allem die Fruchtfolge auf den Prüfstand.


Vier Jahre Anbaupause


Insbesondere die engen Fruchtfolgen (Rübe – Weizen – Weizen), wie sie in fabriknahen Bördegebieten nicht unüblich sind, muss man kritisch hinterfragen. Eine nur zweijährige Anbaupause führt zu Ertragsabschlägen von mindestens 10%. Ein Verlust, der derzeitig kaum tolerierbar erscheint.


Selbst bei vierjährigem Anbau (drei Jahre Anbaupause) sind noch wenigstens 5% Minderertrag zu kalkulieren. Erst nach vier Jahren ohne Rüben lässt sich das maximale Ertragspotenzial wieder ausschöpfen. An einer Erweiterung der Fruchtfolge geht also kein Weg vorbei.


Zusätzliche Blattfrucht


Soll die Fruchtfolge erweitert werden, gilt es aber gleichzeitig, einen zu hohen Anteil an Stoppelgetreide zu vermeiden. Daher ist es unumgänglich, eine weitere Blattfrucht einzubringen. Die Rübenfruchtfolge könnte sich an folgendem Schema orientieren: Rüben – Getreide – Blattfrucht – Wintergetreide – Wintergerste. Ob es sich bei der Blattfrucht um Raps, Mais, Kartoffel oder Leguminose handelt, ist betriebsindividuell zu entscheiden und richtet sich nach Standort und den vorherrschenden Problemen. Nach später Ernte kann auf die Rübe auch Sommergetreide folgen. Wintergerste als Rübenvorfrucht ermöglicht einen frühen Zwischenfruchtanbau. Das ist unumgänglich, um die Nematoden zu bekämpfen.


Keine Chance für Krankheiten


Hochertragreiche, nematodentolerante Sorten nahmen den Zystennematoden weitgehend ihren Schrecken. Dennoch vermehren sich auch bei diesen Sorten die Nematoden – wenn auch in geringerem Maße als bei anfälligen Sorten. Der Vorteil toleranter Sorten besteht hauptsächlich darin, dass sie bei Befall weniger mit sinkenden Erträgen reagieren. Daher gilt es, langfristig Eier und Larven durch den Anbau resistenter Zwischenfrüchte vor Rüben zu reduzieren – das ist gute fachliche Praxis.


Darüber hinaus vermindern Hauptfrüchte, die nicht als Wirte fungieren (z.B. Getreide, Mais, Kartoffeln), ebenfalls moderat den Besatz der Nematoden. Das unterstreicht, wie wichtig die Fruchtfolge auch für die Nematodenbekämpfung ist.


Zunehmende Probleme bereitet mittlerweile auch die Rübenfäule (Rhizoctonia solani). Besonders in Fruchtfolgen mit Mais und Weidelgräsern (Ackergras, Samenvermehrung) nimmt der Druck zu, da alle von der gleichen Erregergruppe befallen werden. Zwar lässt sich der Befall durch den Anbau resistenter Sorten (z.B. BTS 6000 RHC) oder die frühe Anwendung eines Azoxystrobin-haltigen Fungizids (für die Befallsgebiete Südbayerns erhielt Amistar Gold 2019 eine Notfallzulassung für die Bekämpfung der Späten Rübenfäule) eindämmen. Ein Starkbefall führt trotzdem noch zu erheblichen Pflanzenausfällen. Nur wenn sich das infizierte Pflanzenmaterial abbaut, lässt sich Abhilfe schaffen. Nachhaltig gelingt dies mit einer weiten Fruchtfolge mit großem Anteil Nichtwirtspflanzen.


Verdichteter Boden potenziert die Probleme


Immer noch unterschätzt wird der Einfluss von Bodenverdichtungen auf den Rübenertrag. Insbesondere späte Hackfruchternten belasten die Bodenstruktur häufig über Gebühr. Nicht selten ist es erforderlich, den Boden unter (zu) feuchten Bedingungen zu befahren. Neue Rübenroder bringen mit vollem Bunker über 60 t auf die Waage – zu viel für die Straße, aber dem Acker muten wir es regelmäßig zu.


Daher gilt: Je enger die Rübenfruchtfolge, desto höher die Gefahr für erntebedingte Schadverdichtungen. Diese bereiten nicht nur der für die Rübe so wichtigen Pfahlwurzel Probleme. Auch bodenbürtige Krankheitserreger (Rhizoctonia, Aphanomyces) profitieren von verdichteten Böden. Der Luftabschluss begünstigt zum einen die Ausbreitungswege der Erreger. Zum anderen führt er dazu, dass sich die Pflanzenreste, an denen sie haften, langsamer umsetzen und somit die Überlebensdauer steigt.


Kalium wird unterschätzt


Ein Bestand mit einem Ertragspotenzial von 80 t/ha benötigt über 450 kg/ha Kalium. Davon werden mit der Ernte rund 200 kg/ha exportiert. Der Rest verbleibt mit den Blättern auf der Fläche. Es bedarf demnach mindestens 5 dt/ha Kornkali, um einen ausgeglichenen Saldo zu erreichen.


Böden von Betrieben mit intensivem Rübenanbau sind häufig nur knapp mit Kalium versorgt. Als Ziel gelten 0,8 (Tonboden) bis 1,2 (Sandboden) mg K pro %-Punkt Ton. Insbesondere bei der Trockenheit der letzten Jahre überraschten Schläge ertraglich, die eine vermeintliche Luxusversorgung aufwiesen. Wichtig ist es daher, die Grunddüngung nicht zu vernachlässigen.


Sauberer Nach der Ernte


In engen Fruchtfolgen schaukeln sich Blattkrankheiten stärker auf als in weiten. Das Pilzmyzel von Cercospora überdauert mindestens zwei Jahre an den Ernterückständen im Boden. Die Pseudosklerotien von Ramularia vermögen drei Jahre und länger zu überleben. Deswegen treten Blattkrankheiten auch meistens zuerst an der Grenze zu vorjährigen Rübenflächen oder an alten Mietenplätzen auf.


Oberstes Ziel muss es sein, den Abbau von Ernterückständen und den Dauerorganen der Krankheitserreger zu fördern. Dazu gehört ein aktiver Boden ohne Strukturschäden und mit genügend organischer Substanz. Ein von der Ernte festgefahrener Acker konserviert dagegen die Krankheitserreger. Standard sollte es sein, den Boden nach der Ernte mitteltief-mischend zu bearbeiten. Dies ist umso wichtiger, je enger die Anbauabstände sind und je schwieriger die chemische Bekämpfung von Krankheiten wird (Resistenzentwicklung).


anne-katrin.rohlmann@topagrar.com

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.