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Rüben: So gelingt der Herbizideinsatz

Lesezeit: 10 Minuten

Wichtige Wirkstoffe stehen auch in Rüben in der Diskussion. Über wirksame und verträgliche Spritzfolgen für Ihren Standort sowie über ein neues Herbizidsystem berichtet Harald Bauer, Arbeitsgemeinschaft Südwest.


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Unkräuter in Rüben zu bekämpfen ist vor allem aus zwei Gründen aufwändiger als im Getreide:


  • Die Rübe reagiert als langsam wachsende Pflanze in ihrer Jugendentwicklung empfindlich auf Unkrautkonkurrenz.4


  • Zur effektiven Unkrautkontrolle sind immer Tankmischungen mehrerer Produkte erforderlich.5


Deshalb ist es umso wichtiger, die richtige Balance zwischen Wirkung und Kulturverträglichkeit zu finden.


Altunkräuter vorher beseitigen:

Milde Winter begünstigen das Wachstum von Unkräutern. Bis zur Saat können sie sich dann so stark entwickeln, dass man sie mit der Saatbettbereitung nicht mehr sicher ausschalten kann. Ein weiteres Problem entsteht oft bei warmer Winterwitterung durch nicht abgefrorene Zwischenfrüchte.


In diesen Fällen ist es sinnvoll, den Aufwuchs vor der Saat mit Glyphosat-haltigen Mitteln wie Clinic TF oder Dominator 480 TF zu behandeln. Wer die Maßnahme vor der Bodenbearbeitung durchführt, kann eine sichere Wirkung erwarten, weil alle Unkräuter gut benetzt werden. Zwischen der Spritzung und der folgenden Bodenbearbeitung sollten bei Unkräutern möglichst 4 bis 5 Tage vergehen, damit der Wirkstoff auch in die Wurzeln gelangt. Gegen Ölrettich empfiehlt sich die volle Aufwandmenge des Glyphosat-haltigen Mittels. Dehnen Sie dann die „Wartezeit“ bis zur Bodenbearbeitung auf mindestens 8 Tage aus.


Einige Glyphosat-Produkte wie Dominator 480 TF lassen sich auch bis maximal 5 Tage nach der Saat anwenden. Dabei ist aber zu beachten, dass die Unkrautwirkung im Vergleich zur Vor-saatanwendung häufig schlechter ist. Denn Teile der Unkräuter werden bei der Aussaat bedeckt und nehmen somit etwas weniger Wirkstoff auf. Um Rübenschäden zu vermeiden, ist es wichtig, dass die Rübenpillen gut mit Erde bedeckt sind.


Fehlen Wirkstoffe für NAK‘s?

Nachauflaufanwendungen mit reduzierten Mittelmengen, eingesetzt im Keimblattstadium der Unkräuter, haben sich seit vielen Jahren in der Praxis bewährt. Je nach Verunkrautung und Witterung sind 2 bis 4 Behandlungen notwendig. Die meisten Rübenanbauer führen drei Spritzungen im Abstand von ca. 10 bis 14 Tagen durch.


Generell eignen sich gegen Unkräuter Tankmischungen aus blatt- und bodenaktiven Wirkstoffen. Die Mittelwahl und Aufwandmengen richten sich nach den aufgelaufenen Unkrautarten, deren Größe und Konstitution (Wachsschicht). Die Bodenwirkstoffe Metamitron, Ethofumesat, Chloridazon und Dimethenamid reduzieren oder verhindern das Auflaufen neuer Unkräuter. Zusätzlich unterstützen sie die Wirkung der blattaktiven Wirkstoffe Phenmedipham (PMP) und Desmedipham (DMP).


Doch diese stehen seit kurzer Zeit wegen ihrer möglichen Auswirkungen auf die Anwender in der Diskussion (siehe dazu auch Seite 61). Derzeit erscheint ein Verbot von DMP oder gar beiden Wirkstoffen möglich. Der Zeitplan sieht derzeit vor, dass die Wirkstoffe zur Saison 2019 noch zur Verfügung stehen und für 2020 eine Aufbrauchfrist greift.


Danach, zur Saison 2021, könnten diese wichtigen blattaktiven Wirkstoffe zur Unkrautkontrolle fehlen. In bundesweiten Versuchen prüfen wir seit 2018, wie sich eine gute Unkrautkontrolle mit den verbliebenen Wirkstoffen erreichen lässt.


Geeignete Spritzfolgen:

Tritt auf Ihrer Fläche eine „normale“ Verunkrautung aus Weißer Gänsefuß, Knötericharten, Ehrenpreis, Klettenlabkraut usw. auf, reicht in den meisten Fällen eine Grundmischung aus z.B. 1,25 l/ha Betanal maxxPro + 1,5 bis 2,0 l/ha Goltix Titan (siehe Übersicht 1). Bei einer ausgeprägten Wachsschicht (Trockenheit) oder bei bereits etwas größeren Unkräutern mit erstem Laubblatt empfiehlt es sich, die Betanal maxxPro-Menge um 0,25 l/ha zu erhöhen. Sind die Rüben dagegen sehr empfindlich, weil die Wachsschicht schwach ausgeprägt ist, sollte man die Menge von Betanal maxxPro um 0,25 l/ha reduzieren. Schwach ist die Wachsschicht z.B. nach einem schnellen Wetterwechsel von kühl, feuchter Witterung zu sonnig, warmem Wetter.


Alternativ zu 1,25 l/ha Betanal maxxPro können in der Grundmischung auch


  • 1,25 l/ha Belvedere Extra oder
  • 1,75 l/ha Betasana Trio SC oder
  • 1,25 l/ha Betasana SC + 0,4 l/ha Oblix 500 zum Einsatz kommen.


Die Wirkstoffgehalte dieser Mittel variieren zwar, die Unkrautleistung ist bei den angegebenen Aufwandmengen aber weitgehend vergleichbar.


Zu beachten ist, dass Betanal maxxPro durch seinen Produktbestandteil Lenacil bereits so blattaktiv ist, dass kein weiterer verstärkender (Öl-) Zusatz erforderlich ist. Bei Belvedere Extra, Betasana Trio SC und Betasana SC + Oblix 500 ist das anders. Zu diesen Produkten empfiehlt sich ein Zusatz von 0,3 bis 0,5 l/ha Hasten oder 0,5 bis 1,0 l/ha Oleo, um die Leistung zu erhöhen.


Als Bodenherbizid-Partner stehen Metafol SC oder Goltix Gold mit je 1,0 bis 1,5 l/ha und Goltix Titan mit 1,5 bis 2,0 l/ha zur Wahl. Neu am Markt ist das Präparat Kezuro. Es enthält – wie Goltix Titan – die Wirkstoffe Metamitron und Quinmerac, jedoch in anderer Konzentration. Mit der in Summe zugelassenen Aufwandmenge von 3,5 l/ha bringt man die maximal zulässige Aufwandmenge von 250 g/ha Quinmerac je Jahr aus. Die Metamitronmenge liegt dann bei knapp 2000 g/ha. Zumindest bei stärkerem Unkrautbesatz auf der Fläche ist es sinnvoll, diese durch eine weitere Zugabe von Metafol zu erhöhen. Besonders geeignet ist der Einsatz von Goltix Titan oder Kezuro auf Standorten mit stärkerem Klettenlabkraut-, Windenknöterich- und Hunds-petersiliendruck.


Aus für Rebell Ultra:

Ein weiterer klassischer Bodenwirkstoff ist Chloridazon, enthalten in Rebell Ultra. Allerdings wurde die Zulassung für dieses Produkt zurückgezogen. Somit besteht jetzt nur noch eine Aufbrauchfrist bis Juni 2020 für Mittelmengen, die auf den Betrieben vorhanden sind. Rebell Ultra mit einer Menge von 0,8 l/ha eignet sich ebenfalls für Windenknöterich- und Klettenlabkraut-Standorte.


Wegen der im Grundwasser gefundenen Abbauprodukte des Wirkstoffs hat man sich bereits vor Jahren auf einen freiwilligen Verzicht von Chloridazon in Wasserschutzgebieten verständigt. Zusätzlich gelten verschärfte Auflagen, die natürlich auch für die vorhandenen Restmengen gelten. So hat das Bundesamt für Verbraucherschutz (BVL) Wassergewinnungsgebiete benannt, in denen der Einsatz verboten ist (Auflage NG 301: kein Einsatz in Wasserschutz- oder Einzugsgebieten von Trinkwassergewinnungs-Anlagen). Zudem darf man den Wirkstoff nicht auf flachgründigem Sand, Sand (S), lehmigen Sand (lS), sandigem Schluff (sU), stark sandigem Lehm (ssL) und lehmigen Schluff (lU) anwenden (NG 415).


Problemunkräuter packen:

Ab der 2. NAK treten oft Problemunkräuter auf. Neben den schwer bekämpfbaren Arten geht es auch um nicht vollständig erfasste Unkräuter. Das erfordert den Einsatz von Spezialherbiziden, die Sie der Grundmischung zugeben können. Strategien finden Sie in der Übersicht 2 auf Seite 91.


Debut ist das Mittel der Wahl, wenn es um Vogelknöterich, Hundspetersilie, Kamille und Ausfallraps geht. Es lässt sich mit 20 bis 30 g/ha der Tankmischung zusetzen. Damit können Sie Unkräuter auch im ersten Laubblatt meist noch gut bekämpfen.


Auf Standorten mit Hundspetersilie, Kamille oder Nachtschatten hat sich der Zusatz von Lontrel in halber Aufwandmenge bewährt. Clopyralid-haltige Mittel wie Lontrel 720 SG, Lontrel 600 SL oder Vivendi 100 stehen in sehr unterschiedlicher Konzentration und somit auch unterschiedlicher Aufwandmenge zur Verfügung. Wirkunterschiede der einzelnen Konzentrationen oder Formulierungen ließen sich in unseren Versuchen nicht feststellen.


Auf Flächen mit Hirsebesatz empfiehlt sich das Herbizid Spectrum. Da es über den Boden wirkt, ist ein Einsatz vor dem Auflaufen der Hirsen am besten. Vor dem 6-Blattstadium der Rüben ist Spectrum allerdings an die Tankmischung mit Rebell Ultra gebunden. Durch den Wegfall der Rebell-Zulassung entfällt die Möglichkeit, Spectrum zur 1. und 2. NAK zuzumischen. Ab dem 6-Blattstadium besteht eine Solo-Zulassung mit bis zu 0,9 l/ha. Zu diesem Zeitpunkt sind die Hirsen aber bereits aufgelaufen. Empfehlung: Um Hirsenarten sicher zu bekämpfen ist eine zusätzliche Überfahrt, losgelöst von einer NAK-Spritzung, am wirkungsvollsten. Verwenden Sie dabei eine Kombination aus einem Gräserherbizid (gegen die aufgelaufenen Hirsen) und Spectrum als Bodenkomponente. Zusätzlich zur Hirsewirkung verstärkt Spectrum die Bodenwirkung gegen Hundspetersilie, Amarant, Nachtschatten und Kamille.


In schwierigen Fällen mit sehr starker Spätverunkrautung oder bei ausgeprägter Frühjahrstrockenheit kann eine 4. NAK erforderlich werden. Da die meisten Produkte auf drei Behandlungen begrenzt sind, muss man die Mittel in diesen Fällen wechseln. Zusätzlich ist die zugelassene jährliche Wirkstoffmenge zu beachten (z.B. maximal 250 g je ha Quinmerac).


Für eine optimale Versiegelung sind auf Standorten mit geringer Verunkrautung in Summe ca. 2100 g/ha Metamitron in der Spritzfolge erforderlich. Bei starkem Unkrautdruck sind 3000 bis 3500 g anzustreben.


Spezialfall Disteln: Treten auf Ihrer Fläche Disteln auf, empfiehlt sich der Einsatz eines Clopyralid-haltigen Produkts wie Lontrel. Bei der Behandlung sollten die Disteln eine Wuchshöhe von 15 bis 20 cm aufweisen und die Witterung wüchsig sein. Zudem sollten die Pflanzen noch keinen Blütenknospenansatz haben. Bei ausgeprägter Wachsschicht ist eine Zugabe von Öl angeraten.


Empfehlungen gegen Gräser:

Um Ungräser zu beseitigen, ist es besser, eine separate Überfahrt einzuplanen. Dies hat folgende Vorteile:


  • die Wirksicherheit ist besser,
  • es treten weniger Kulturschäden auf und
  • es besteht ein geringeres Risiko, resistente Gräser zu selektieren.


Insgesamt steht gegen Gräser eine relativ breite Mittelpalette zur Verfügung (siehe Übersicht 3). Die Herbizide unterscheiden sich in der Wirkung auf die wichtigsten Grasarten nur geringfügig. Unterschiede gibt es allerdings bei der Wirkung gegen Trespen und Einjährige Rispe. Gegen Trespe eignen sich Gallant Super oder Select 240 EC am besten. Die Einjährige Rispe lässt sich im Nachauflauf dagegen nur von Select 240 EC erfassen. Der Wirkstoff Metamitron aus den NAK-Behandlungen wirkt in höheren Aufwandmengen ebenfalls gegen auflaufende Rispe.


Der beste Behandlungstermin zur Gräserspritzung ist erreicht, wenn möglichst alle Gräser aufgelaufen sind und sich die größten Pflanzen im Stadium Bestockungsbeginn befinden. Wichtig ist, die Gräser bei der Herbizidanwendung gut zu benetzen. Dafür sind Wasseraufwandmengen – je nach Gräserdichte – von rund 200 bis 400 l/ha notwendig. Zudem eignen sich für eine gute Benetzung der Gräser in erster Linie Doppelflachstrahldüsen statt Standarddüsen.


Weil die Gräser die Wirkstoffe bei höherer Luftfeuchtigkeit besser aufnehmen, empfehlen sich Behandlungen in den Morgenstunden. Halten Sie zwischen einer Unkrautmaßnahme und einer Gräserspritzung möglichst ca. drei Tage Abstand ein. Das verbessert die Kulturverträglichkeit und sorgt dafür, dass die Gräser das Mittel auch wieder aufnehmen können.


Eine kombinierte Spritzung von Unkraut- und Grasherbizid kann bei flächigem, nicht zu starkem Ungrasbesatz eine Alternative sein. In diesen Situationen können Sie zur 2. und 3. NAK je 50% der üblichen Mittelaufwandmenge eines Gräserherbizids der Grundmischung zumischen. Geben Sie in diesen Fällen aber keine weiteren Spezialherbizide zu. Auf Flächen mit resistenten Ungräsern, geschwächten Rüben, bei Frostgefahr und schwacher Wachsschicht ist von einer Kombination abzuraten.


Künftig neues Herbizidsystem?

Bereits seit einigen Jahren prüfen wir das neue System „Conviso Smart“. Dieses besteht aus einem Herbizid aus der Gruppe der ALS-Hemmer und Rübensorten, die gegen dieses Präparat resistent sind. Konventionelle Rübensorten vertragen dieses Herbizid dagegen nicht, sodass es sich ausschließlich in den speziell gezüchteten Sorten verwendet lässt.


Hier unsere ersten Erfahrungen dazu: Bei der Unkrautkontrolle zeigten die Versuche sehr gute Ergebnisse. Das System wirkt breit gegen viele Unkräuter und ist wegen des größeren Anwendungsfensters flexibler als das bisherige Verfahren. Mit zwei Behandlungsterminen ließ sich eine sehr gute Unkraut- und Graswirkung erzielen.


Neben diesen positiven Aspekten ist allerdings anzumerken, dass die derzeit in den Prüfungen stehenden Sorten im Zuckerertrag noch deutlich unter den konventionellen Sorten liegen. Diese Differenz wird sich aber durch die züchterische Bearbeitung relativ schnell reduzieren. Die Praxiseinführung in Deutschland wird durch die noch immer ausstehenden Zulassungen des Herbizids und der Sorten verhindert. Einige Nachbarländer nutzen das Conviso Smart System dagegen bereits.


Wer sich für das Anbausystem mit Conviso interessiert, sollte sich vorab Gedanken über sein betriebliches Resistenzmanagement machen. Denn der Einsatz von ALS-Hemmern erfolgt in vielen Kulturen. Somit unterliegt diese Wirkstoffgruppe einem hohen Resistenzrisiko. Jeder Betriebsleiter muss für sich entscheiden, in welcher Kultur er diese Wirkstoffe einsetzt und wo ihm Alternativen zur Verfügung stehen.


Kontakt:


matthias.broeker@topagrar.com

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