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Schafe: Allrounder für den Acker?

Lesezeit: 6 Minuten

Wer Schafe statt den Mulcher auf Zwischenfruchtaufwüchsen einsetzt, spart bares Geld – das zeigen Erfahrungen aus Brandenburg. Und das Beweiden von Ackerflächen hat noch weitere Vorteile.


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Auf Ackerflächen sieht man Schafe zurzeit eher selten, doch der Trend kehrt sich mancherorts um. Denn die Herden erbringen wertvolle „unbare“ Leistungen in der Agrarlandschaft. Dazu gehören


  • das Anregen des Bodenlebens über den Eintrag von Kot und Harn,
  • das Wiederherstellen des Bodenschlusses der Pflanzenwurzeln nach dem Winter (Trittwirkung),
  • die Eindämmung von Schadnagerpopulationen und
  • die Verringerung des Unkrautbesatzes.


Im Jahresverlauf ergeben sich verschiedene Möglichkeiten, um eine Schafbeweidung in die Flächenbewirtschaftung einzubinden. Welche Erfahrungen Landwirte damit auf Zwischenfrüchten bzw. Wintersaaten von Getreide und Raps gesammelt haben, ist nachfolgend zusammengefasst.


Das spricht für das Beweiden von Zwischenfrüchten


Als Erosionsschutz oder um Stickstoffverluste über Winter zu minimieren, bauen viele Landwirte Zwischenfrüchte an. Damit die Nährstoffe aus den Aufwüchsen für die Folgekultur zum optimalen Termin verfügbar sind, ist ein Mulchen und anschließendes Einarbeiten notwendig. Und das ist nicht billig: So liegen die Kosten für einen Mulchgang laut KTBL bei ca. 34 €/ha und für eine Bearbeitung mit der Scheibenegge bei rund 22 €/ha (bei einer Schleppergröße von 83 bis 120 KW).


„Diese Kosten spare ich“, berichtet Frank Plessmann aus Schmiedeberg in der brandenburgischen Uckermark. Er bewirtschaftet dort einen Marktfruchtbetrieb und lässt seit mehreren Jahren die Zwischenfrüchte durch die Schäferei Kath aus Friedrichsfelde beweiden. Dadurch entfällt für ihn das Mulchen und Einarbeiten. Zudem sieht er in dieser Strategie noch folgende Vorteile:


  • Die Nährstoffe in der Zwischenfrucht werden über den Eintrag von Kot und Harn für die Pflanzen der Folgefrucht verfügbarer gemacht.
  • Über das Wurzelwerk der Zwischenfrüchte bleibt der Erosionsschutz auf der Fläche erhalten. Denn das Wurzelwerk wird beim Beweiden durch Schafe im Gegensatz zur mechanischen Bodenbearbeitung nicht gestört.
  • Die Schafe fressen die Unkräuter zum Nulltarif ab. Das ermöglicht eine Unkrautkontrolle ohne Herbizideinsatz.
  • Auf Flächen, auf denen Schafe geweidet haben, ist der Mäusebesatz durch die Trittwirkung wesentlich niedriger.
  • Mit Schafen kommt man jederzeit auf die Flächen – ganz im Gegensatz zu schwerer Technik, mit der das Einarbeiten bei ungünstiger Witterung nicht möglich ist.


Auch Robert Scheringer von der Agrarprodukte Großfahner-AG in der Nähe von Erfurt, Thüringen, schätzt die Vorteile des Beweidens. Den größten Vorzug sieht er darin, dass nach dem Abweiden der Zwischenfrüchte die Bodenoberfläche ausreichend rückverfestigt und die Befahrbarkeit hergestellt ist. Für ihn ist das die Voraussetzung, um die Gülle der 600er Milchviehanlage zeitgerecht ausbringen zu können.


Der Landwirtschaftsbetrieb Schulze-Kahleyß im Landkreis Märkisch-Oderland legt ebenfalls besonderen Wert auf die Trittwirkung der Schafe. Wird z.B. eine Luzerneansaat erstmalig gemäht, besteht bei Kreiselmähern die Gefahr, dass Pflanzen samt Wurzelwerk ausreißen. Bei beweideten Flächen passierte das nicht – so die Beobachtung des Betriebsinhabers. Zusätzlich schätzt er die Verbisswirkung auf Unkraut. „Im Vergleich zu einem benachbarten gleichaltrigen, aber unbeweideten Luzernebestand, steht der beweidete heute kräftiger und stabiler da“, so der Landwirt.


Dass das Interesse an Beweidung von Zwischenfrüchten mittlerweile zunimmt, erfährt Schäfermeister Jens Kath in seinem Umfeld. „Die Vorteile einer Beweidung von Zwischenfruchtflächen im Vergleich zu angrenzenden unbeweideten sind klar zu erkennen“, sagt er. Das hat viele Landwirte in seiner Nachbarschaft überzeugt.


Studien belegen die Vorteile


Auch die Wissenschaft hat festgestellt, dass sich die Zwischenfruchtwirkung für die Folgefrucht durch die Schafe grundsätzlich nicht verringert, sondern eher verbessert. So belegen Studien z.B. Folgendes:


  • Der größte Teil der Nährstoffe ist im Wurzelwerk gespeichert (ca. 75% der organischen Substanz der Zwischenfrucht). ▶
  • Der aus der oberirdisch verfügbaren Biomasse aufgenommene Futterstickstoff wird zu 75 bis 95% durch die Schafe in Form von Harn und Kot wieder ausgeschieden.
  • Die Pflanzenverfügbarkeit des Stickstoffes wird in Folge der Schafbeweidung verbessert.


Letzteres wurde als Ursache für Untersuchungsergebnisse aus Australien angeführt, wo die Schafbeweidung traditionell in die Fruchtfolgerotation auf Ackerflächen eingebunden wird. Man stellte fest, dass auf Flächen, die vor dem Anbau von Triticale, Hafer oder Raps intensiv mit Schafen beweidet wurden, die Kulturen besser aufliefen. Die Menge an frischen Trieben war bei intensiver Beweidung – abhängig von der Art der Folgefrucht – um 26 bis 70% höher. Die Kornerträge und die Stickstoffgehalte (Eiweiß) bei Hafer und Raps waren auf den vorher intensiv beweideten Flächen in der Tendenz ebenfalls höher.


Hinweis: Die Nährstoffbilanz für eine Fläche ist bei Schafbeweidung immer negativ (sofern keine Zufütterung erfolgt). Daher ist es nicht erforderlich, die Schafbeweidung in der Düngebilanz zu berücksichtigen. Allerdings sind dem Flächeneigentümer die Anzahl der Tiere und die Dauer der Beweidung unbedingt mitzuteilen.


Auch Getreide beweiden?


Neben Zwischenfrüchten lässt sich auch Wintergetreide gut beweiden. Dies gilt vor allem, wenn sich die Bestände in einem milden Spätherbst und Frühwinter üppig entwickeln. Folgendes spricht dann für eine Beweidung:


Geringere Gefahr von Pilzbefall: Gerade unter einer Schneedecke kann Schneeschimmel (Microdochium nivale) dichtes Wintergetreide befallen. Durch eine Schafbeweidung werden die Bestände lichter, was dem Schneeschimmelpilz vorbeugt. Fressen die Schafe dann noch die kranke Blattmasse ab, wirkt dieser phytosanitäre Effekt langfristig.


Förderung der Bestockung: Der Verbiss der überschüssigen Vegetation regt die Pflanze zur Nachbestockung an. Durch phytohormonelle Aspekte bilden sich neue Seitentriebe.


Kein Erfrieren angesetzter Ähren: Ist die Getreidepflanze in der Entwicklung fortgeschritten, bilden sich im Halm bereits die Ähren aus. Diese sterben bei plötzlich einsetzendem Frost ab und können danach bei geschwächten Pflanzen faulen. Die Assimilate werden umverlagert und der Trieb fällt aus. Auch hier wirkt sich die Schafbeweidung über die angeregte Bestockung positiv aus.


Hüten oder Koppeln?


Traditionell wird für die Beweidung der Saaten das Hüten empfohlen. Über das Hüten lassen sich Verbiss und Tritt gezielter beeinflussen im Vergleich zum Koppeln. Landwirt Robert Scheringer berichtet allerdings, dass in den zuletzt sehr trockenen Jahren (Niederschlagsmengen von 400 mm) eine intensive Beweidung mittels Koppeln auf Wintergerste und Grünroggen zu höheren Erträgen führte. Als Ursache hierfür sieht er vor allem die Anregung der Spross- und Wurzelmasseentwicklung durch den Verbiss und Tritt an. Dies führt nach seinen Beobachtungen zu einem besseren Nährstoff- und Wasseraufnahmevermögen der Pflanzen.


Außerdem spart er Kosten: „Die Mäuseplage lässt sich nur sehr aufwendig ohne Schafe und nur mit Mäusegiftködern bekämpfen. Weiterhin erübrigt sich für uns der Fungizideinsatz in den Saaten“, so Scheringer. Er ist überzeugt: „Die Schafe passen zu 100% in unser Betriebskonzept. Deshalb haben wir unseren Mutterschafbestand kürzlich auf 1000 Stück ausgebaut.“


friederike.mund@topagrar.com


Wer Kontakt zu Schäfern sucht, kann sich an die Landesschafzuchtverbände wenden (siehe Übersicht 1).


Warum Sie Grünlandflächen vor Winter noch mit Schafen beweiden sollten, lesen Sie in dem Beitrag „Grünland winterfest machen“ ab Seite 76 in diesem Heft.

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