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Schau her – wir brauchen das!

Lesezeit: 4 Minuten

Pflanzenschutz steht zunehmend in der Kritik. Mit der Aktion „Schau ins Feld!“ machen Landwirte wie Andreas Puckert darauf aufmerksam, wie wichtig er ist.


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Das Prinzip ist ganz einfach“, sagt Andreas Puckert, „die Spritze für ein paar Meter ausschalten, ein Schild aufstellen, fertig.“ Der Landwirt aus Saerbeck in Nordrhein-Westfalen nimmt an der Aktion „Schau ins Feld!“ bereits im dritten Jahr teil. Er will vorbeikommende Radfahrer und Fußgänger darauf aufmerksam machen, wie wichtig Pflanzenschutzmittel für Qualität und Ertrag der Ackerkulturen sind. Dieses Ziel verfolgt auch die Aktion, koordiniert durch die Initiative „Die Pflanzenschützer“ vom Industrieverband Agrar (IVA). Was viele teilnehmende Landwirte dabei überzeugt? „Geringer Aufwand und ein eindrucksvolles Ergebnis“, so Puckert.


Die Bevölkerung mitnehmen


Immer mehr Verbraucher sind skeptisch gegenüber Pflanzenschutzmitteln. Zudem fallen immer mehr Wirkstoffe weg. „Vielen fehlt einfach das Fachwissen“, meint Andreas Puckert. Der Landwirt betreibt einen Schweinemastbetrieb mit Ackerbau, sein Getreide verfüttert er selbst. Um zu zeigen, wie ein Feld ohne den Einsatz jeglichen Pflanzenschutzes oder mechanischer Unkrautbekämpfung aussieht, legt er auf Flächen an einem viel befahrenen Radweg eine Nullparzelle an. In diesem Frühjahr steckte er in Mais und Triticale zwei Schaufenster von ca. 5x5 m ab. Hier können sich Unkräuter, Krankheiten und Schädlinge ungehindert ausbreiten.


Im letzten Jahr legte Puckert ein Schaufenster im Mais an. Dort überwuchs das Unkraut die Kulturpflanzen völlig – der Mais war kaum noch zu erkennen. „Es war ein beeindruckendes Bild und hat die Passanten dazu bewegt, anzuhalten“, berichtet der Landwirt.


Informationstafeln klären Interessierte über das ungewöhnliche Bild auf: Diese Konsequenzen hat der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel für den Ackerbau. Die Tafeln erhalten die Teilnehmer kostenlos von „Den Pflanzenschützern“. Wer möchte, kann zusätzlich das Gespräch mit dem Landwirt suchen. „Das ist aber absolut kein Muss“, sagt Puckert.


Der Erfolg der Schaufenster hat ihn so überzeugt, dass Interessierte seit einem halben Jahr auch einen Blick in seinen Schweinemaststall werfen dürfen. Durch ein jederzeit frei zugängliches Fenster sieht man beschriftete Schilder im Stall, die die Schweinehaltung erklären. Zudem betreibt der Landwirt einen Blog im Internet, auf dem er regelmäßig Bilder seiner Arbeit veröffentlicht. Auch Fotos der Nullparzellen postet er hier wöchentlich. So kann jeder verfolgen, wie sich die Schaufenster entwickeln.


Unkräuter bekämpfen


Die Aktion hilft auch ihm selbst. So hat Andreas Puckert z.B. beobachtet, dass aussamende Unkräuter die Schaufenster gegen Ende der Vegetation auf 7x7 m vergrößern. Und die Fenster findet er im folgenden Jahr wieder, hier keimen verstärkt Unkräuter. Eine doppelte Bodenbearbeitung des Schaufensters in den Folgekulturen ist dann Pflicht.


Zudem übertragen sich Krankheiten nach Puckerts Erfahrungen vom Fenster aus direkt auf benachbarte Pflanzen. „Das ist in der Gesamtfläche aber unproblematisch“, meint der Landwirt. Er ist von der Aktion überzeugt: „Es ist eine gute Sache, die den Verbrauchern anschaulich unsere Arbeit erklärt.“


Fakten sollen überzeugen


Die Aktion trifft jedoch nicht überall auf Verständnis: Der Vorwurf einiger Berufskollegen lautet, der IVA missbrauche den Landwirt zu Werbezwecken. Das lässt Puckert nicht gelten: „Ich mache das für mich.“ Er sei auf einen bedachten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln angewiesen. „Wenn z.B. Fungizide wegfallen und die Ähren krank sind, dann ziehen sich die Probleme bis in den Stall.“ Puckert minimiert den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln so weit, wie es vertretbar ist. Momentan kommt er noch nicht ohne aus. Doch er sucht stetig neue Strategien dafür und möchte weiterhin die Möglichkeit haben, Pflanzenschutzmittel einzusetzen, wenn sie wirklich nötig sind.


Andreas Puckert macht klar: Jeder einzelne Landwirt kann Aktionen wie „Schau ins Feld!“ nutzen, um die Landwirtschaft für Verbraucher greifbarer und verständlicher zu machen. Man muss offen sein und Gespräche suchen. „Natürlich ist nicht jeder von der Notwendigkeit des Pflanzenschutzes überzeugt, nur weil er einen Blick in das Schaufenster wirft“, resümiert Puckert. Einige skeptische, aber zugleich offene Bürger konnte er dagegen schon überzeugen: „Die sind dann mit einer ganz anderen Einstellung zum Pflanzenschutz von ihrer Radtour nach Hause gefahren.“ Und da lohnt es sich doch für jeden Einzelnen, die Spritze für ein paar Meter auszuschalten.Vera Bruns


friederike.mund@topagrar.com

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