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Schützen Sie Ihre Gerste vor Krankheiten!

Lesezeit: 7 Minuten

Ramularia und Netzflecken sind in Wintergerste künftig kaum noch zu kontrollieren. Mehr denn je sind ausgefeilte Strategien gefragt.


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Die Probleme im Ackerbau werden in den nächsten Jahren deutlich zunehmen. Neben einer immer schwierigeren Kontrolle der Ungräser auf Fuchsschwanzstandorten wird auch die Bekämpfung zumindest einzelner Krankheiten nicht mehr in jedem Fall gelingen. Denn Zulassungsbeschränkungen bis hin zu Wirkstoffverlusten und der daraus resultierende einseitige Einsatz weniger Wirkstoffe führen schnell zu Resistenzen.


Aktuell ist diese Problematik bei der Wintergerste am weitesten fortgeschritten. Ramularia – in vielen Regionen die wichtigste Krankheit der Gerste – wird nur noch in dieser Saison sicher kontrollierbar sein. Aber auch andere Krankheiten darf man nicht mehr unbedarft behandeln. Vielmehr gilt es, die Intensität am Krankheitsdruck auszurichten. Wichtig sind zudem Einsätze zum optimalen Zeitpunkt unter Einhaltung eines wirksamen Resistenzmanagements. Mehr denn je ist darauf zu achten, in jedem Jahr auf Grundlage von Versuchen, Beobachtungen und Laboruntersuchungen das Fungizidpotenzial und die Krankheitstoleranz der angebauten Sorten zu überprüfen.


In Wintergerste sind Mehltau, Halmbruch, Rhynchosporium-Blattflecken, Zwergrost, Netzflecken und Ramularia die wichtigsten Krankheiten, die bei starkem Befallsdruck zu Ertragsverlusten führen können. Davon sind Mehltau, Netzflecken und Ramularia am stärksten resistenzgefährdet.


Stand der Resistenz


Bei Halmbruch und Rhynchosporium sind bis dato keine Wirkungsverluste der Fungizide zu beobachten. Bislang ließen sie sich mit Prochloraz gut kontrollieren. Allerdings hat die EU-Kommission kürzlich im Rahmen der EU-Neubewertung für diesen Wirkstoff den Rückstandshöchstgehalt angepasst. Dieser wurde auf die analytische Nachweisgrenze reduziert. Die Folge davon ist, dass man Prochloraz-haltige Produkte wie Mirage, Ampera, Kantik und Eleando in Gerste nicht mehr verwenden darf. Wieder ein Wirkstoff weniger – gilt aber nur für Gerste. Mit sehr guter Wirkung können Sie jetzt gegen Rhynchosporium nur noch mit Prothioconazol vorgehen. Gegen Halmbruch ist neben Prothioconazol auch Cyprodinil aus Kayak hoch wirksam.


Auch gegen Zwergrost ist noch keine nachlassende Wirkung bekannt. Der Pilz trat in den letzten Jahren zwar weit verbreitet und in einzelnen Sorten wie Baracooda, Higgins, Kosmos, Orbit, Lomerit, Quadriga oder SU Ellen auch mit hoher Befallsstärke auf, in Wintergerste ist er aber leicht zu bekämpfen. Nur wenn früh ein starker Befall vorkommt, sind gezielte Behandlungen erforderlich, wie z.B. die Zumischung von Tebuconazol zu Kayak, das fast keine Rostwirkung besitzt.


Grundsätzlich ist Mehltau stark resistenzgefährdet. Die hochgradig resistente Mutante G143A kommt allerdings beim Gerstenmehltau zwar vor, aber deutlich weniger verbreitet (ca. 20%) als in Populationen von Weizenmehltau. In Wintergerste wirkt Pyraclostrobin noch gut. Auch Vegas und erst recht Talius sind derzeit nicht von Gerstenmehltau-Resistenzen betroffen.Somit ist der Pilz in Gerste meist einfach zu kontrollieren. Bei stärkerem Befall empfiehlt sich der Einsatz von Input Triple mit guter eradikativer und lang anhaltender Wirkung. Vorbeugend können Sie von Kayak eine gute Wirkung erwarten. Auch die Carboxamidkombinationen Ascra Xpro, Ceriax und Priaxor liefern gegen Mehltau in Gerste eine brauchbare Wirkung.


Fungizide schwächeln gegen Netzflecken


Dass die Fungizide gegen Netzflecken mittlerweile stark schwächeln, ist deutlich im Feld zu beobachten. Die Leistung der wichtigsten Gerstenfungizide aus zwei Versuchen mit moderatem Netzflecken- und Ramulariabefall ist in Übersicht 1 dargestellt.


Zwergrost trat zwar mit stärkerem Befall von 24% zusätzlich auf, weil aber alle geprüften Produkte gegen diesen Pilz mehr als 90% Wirksamkeit brachten, wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit darauf verzichtet, diese Wirkungsgrade darzustellen. Generell lässt sich an der Wirksamkeit gegen Netzflecken der momentane Leistungsstand der unterschiedlichen Wirkstoffgruppen gut ablesen. Hier die wichtigsten Ergebnisse:


  • Aviator Xpro als Vertreter der Carboxamide erreichte nur noch geringe Wirkungsgrade von knapp 50%, die vornehmlich auf das enthaltene Prothioconazol beruhen. Die bei Einführung dieser Wirkstoffgruppe zunächst exzellente Wirkung war demnach nur von kurzer Dauer. Seit 2015 haben verschiedene Mutationen die Netzfleckenpopulation verändert, sodass von Carboxamiden künftig nur noch eine geringe Wirkung zu erwarten ist.
  • Von den Azolen wirkt nach dem Verlust von Propiconazol nur noch Prothioconazol gut. Zusätzlich bringt das Cyprodinil aus der Gruppe der Anilino-Pyrimidine eine sehr gute Wirkung gegen Netzflecken. Beide Wirkstoffe sind momentan nicht direkt gefährdet. Allerdings steigen in Europa die sogenannten ED50-Werte über die Jahre leicht an. Daher ist ein Shifting mit nachlassender Wirkung nicht auszuschließen.


In den beiden Versuchen zeigt Cyprodinil (enthalten in Bontima und Kayak)leicht bessere Wirkungsgrade als Prothioconazol (enthalten in Aviator Xpro und Proline). Wichtig ist grundsätzlich, dass man bei stärkerem Befall ausreichend hohe Wirkstoffmengen verwendet. Durch das Zumischen von 1,0 l/ha Kayak lässt sich die Wirkung von 1,5 l je ha Bontima deutlich verbessern.


  • Die Strobilurine Azoxystrobin (Amistar) und Fluoxastrobin (Fandango) sind gegen Netzflecken mehr oder weniger verbraucht, verursacht vor allem durch die weit verbreitete F129L-Mutante. Das Monitoring zeigt über die Jahre einen Anteil von 30 bis 40% in der Gesamtpopulation. Pyraclostrobin (enthalten in Comet, Ceriax, Priaxor, Diamant) und Trifloxystrobin, das in Deutschland momentan nicht verfügbar ist, reagieren auf die F129L-Mutante fast nicht. Zumischungen von 0,6 l/ha Comet (entspricht 120 g/ha Pyraclostrobin) zu Proline bzw. 0,8 l/ha Priaxor (enthält 120 g/ha Pycraclostrobin) zu 0,6 l/ha Proline verbessern die Wirkungsgrade um ca. 20%.


Ab dieser Saison ist mit Mefentrifluconazol ein neues Azol am Markt. Enthalten ist es im Fungizid Revytrex. Die Leistungen wurden in einem weiteren Versuch geprüft (Übersicht 2, Seite 66). Hierbei traten Netzflecken mit einem höheren Befall von 45% zum Beginn der Teigreife auf, Ramularia sogar mit 50%. Das Ergebnis: Revytrex (Mefentrifluconazol + Fluxapyroxad) in voller Aufwandmenge wirkte solo nur wenig gegen Netzflecken. Auch kombiniert mit Amistar Opti ließ sich keine sichere Wirkung erreichen. Einen nicht erwarteten Synergieeffekt brachte aber das Zumischen von 0,5 l/ha Comet. Damit ließen sich sehr gute Wirkungsgrade von über 80% und ein zusätzlicher Mehrertrag von rund 5 dt/ha erzielen.


Zwischenfazit: Zur Kontrolle von Netzflecken sind Prothioconazol und Cyprodinil die Basiswirkstoffe. Pyraclostrobin sollte bei höherem Netzfleckenbefall vorzugsweise als Zumischpartner zum Einsatz kommen. Um die Wirksamkeit dieser Wirkstoffe nachhaltig zu sichern, sollte man sie nur einmal in Spritzfolgen verwenden. Die Wirkung der Carboxamide gegen Netzflecken ist verbraucht.


Sorgenkind Ramularia


Die Kontrolle von Ramularia wird zukünftig zum Problem. Bis dato ließ sich die Krankheit mit Chlorthalonil sehr sicher und frei von Resistenzen kontrollieren. Dies ist mit dem Produkt Amistar Opti bzw. Zakeo Opti aber letztmalig in diesem Jahr erlaubt. Der Handel darf beide Produkte nur noch bis zum 30. April 2020 verkaufen. Landwirte können sie dann bis zum 20. Mai 2020 anwenden.


Echte Alternativen sind momentan nicht verfügbar. Die Carboxamide sind nahezu verschlissen. Das früher sehr gut wirksame Prothioconazol zeigt mittlerweile lediglich Teilwirkungen. Dass bei mittlerer Befallsstärke nur noch Wirkungsgrade um 50 bis 60% zu erwarten sind, zeigen die Versuche. Bei Starkbefall sind höhere Ertragsverluste somit kaum vermeidbar.


Das neue Fungizid Revytrex zeigte in unseren Versuchen zwar eine sehr gute Wirkung – sogar auf dem Niveau von Amistar Opti. Allgemein darf man von dem Wirkstoff Revysol aber nur eine mittlere Wirkung erwarten. Es bleibt abzuwarten, wie dauerhaft stabil Revysol gegen Ramularia bleibt.


Mit Netzschwefel ließen sich in den Versuchen im Jahr 2018 gute Ergebnisse um 70% gegen Ramularia erreichen, die aber in 2019 auf dem hohen Niveau nicht wiederholt werden konnten. Trotzdem kann Netzschwefel einen Beitrag zur Kontrolle von Ramularia leisten, vielleicht auch, um vorschnelle Resistenzen beim Revysol zu verhindern. Weitere Versuche dazu werden nun folgen.


Ausblick: Vielleicht steht in naher Zukunft das nicht resistenzgefährdete Folpan 500 EC gegen Ramularia auch in Gerste zur Verfügung. Immerhin ließen sich damit in Versuchen Wirkungsgrade um 70% erreichen. Letztendlich wird gegen diese wichtigste Krankheit der Wintergerste aber eine Lücke bleiben – denn ein vollständiger Ersatz für Chlorthalonil ist nicht in Sicht.

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