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Schwere Marsch: Ein Resistenz-Standort, auf dem fast nichts mehr geht

Lesezeit: 6 Minuten

Auf dem bisher gepflügten schweren Marschboden in Galmsbüll an der Westküste Schleswig-Hosteins ist die gegen Ackerfuchsschwanz (AF) noch wirksame Herbizid-Palette aufgrund von ­Resistenzen bereits stark eingeschränkt. Untersuchungen von Ackerfuchsschwanzsamen ergaben, dass die ACCase-Hemmer (FOPs und DIMs) nicht mehr ausreichend wirken. Es handelt sich daher mit großer Wahrscheinlichkeit um eine Wirkort-Resistenz.


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Das hat an diesem Standort auch Konsequenzen für den Winterrapsanbau. Da weder z. B. Fusilade Max, Targa Super oder Panarex (FOPs) noch Focus Ultra, Select 240 EC oder Aramo (DIMs) ausreichend gegen Ackerfuchsschwanz wirken, kann in dieser Kultur nur noch mit Bodenherbiziden gegen Fuchsschwanz gearbeitet werden. In witterungsmäßig ungünstigen Jahren schafft es der Raps dann kaum bis zum Kerb-Termin.


Auch der Wintergerstenanbau ist schwierig, da nur mit Glyphosat vor der Bestellung und mit Bodenherbiziden zum NAK-Termin noch eine Ackerfuchsschwanzbehandlung möglich ist. Axial 50 oder Ralon Super wirken nicht mehr. IPU hat in den Resistenzuntersuchungen noch eine recht gute Wirkung gezeigt, aber in der Praxis wurde diese auch bei feuchten Bodenverhältnissen nicht in vollem Umfang wiedergefunden.


Im Sommerweizen muss ebenfalls vor der Bestellung die Masse des Ackerfuchsschwanzes beseitigt werden, da es für IPU im Frühjahr (soweit es noch wirkt) wegen häufiger Bodentrockenheit wenig Einsatzmöglichkeiten gibt und auch hier ACCase-Hemmer nicht mehr ausreichend wirken.


Im Winterweizen sind von den blattaktiven Herbiziden nur noch die ALS-Hemmer Atlantis (oder Broadway, das aber gegen Fuchsschwanz schwächer ist) voll wirksam und einsetzbar. Die Sulfonylharnstoffe Lexus (und Attribut) wirken nur noch begrenzt und Traxos, Axial, Ralon Super nicht mehr ausreichend.


Somit haben wir im Projekt auf dem Resistenz-Standort in Galmsbüll quer zu den Bodenbearbeitungsvarianten die folgenden 3 Herbizid-Varianten gefahren:


  • Nur Bodenherbizid zum VA/NAK (AF in EC 07 bis 09, spätestens in EC 10),
  • Bodenherbizid zum VA/NAK, gefolgt von 0,4 kg/ha Atlantis WG + 0,8 l/ha FHS + 24 bis 30 l/ha AHL, wahlweise im Herbst oder im Frühjahr, je nach Witterung und Fuchsschwanz-Besatz,
  • Bodenherbizid zum VA/NAK, gefolgt von 0,5 kg/ha Atlantis WG + 1,0 l/ha FHS + 30 l AHL zum NAF-Termin, wenn der Ackerfuchsschwanz in der Bestockung ist. Zum VA/NAK-Termin wurden 0,75 l/ha Bacara Forte + 0,3 l/ha Cadou SC ausgebracht, da der Schlag rundum von Gräben umgeben ist und diese Variante keine Begrenzung zu Gewässern hat.


Die Atlantis-Behandlungen mit 0,4 kg je ha wurden in den ersten 3 Versuchsjahren erst im Frühjahr ausgebracht, da die Witterung im Herbst nicht mehr optimal war. Die Sommerung wird einheitlich behandelt: Bei ausreichend Bodenfeuchte mit IPU, auch wenn die Wirkung nicht voll befriedigt. Bleibt es trocken, wird der Sommerweizen gar nicht mit Herbiziden behandelt, da FOPs nicht mehr wirken.D


Die Variante der Zukunft:

Zu beachten ist: Die Variante „nur Bodenherbizid zum VA/NAK“ wird, wenn auch Atlantis einmal aufgrund von Resistenzen des Fuchsschwanzes versagen sollte, die Zukunft sein. Daher ist das Ergebnis dieser Variante im Projekt sehr genau zu betrachten. Es zeigt sich über die beiden Versuchsjahre 2009/10 und 2010/11, dass sich der Ackerfuchsschwanz in der Variante ohne blattaktive Atlantis-Nachlage extrem aufgeschaukelt hat (siehe Übersicht 2 und 3 auf Seite 49). Das wird auch an der unterschiedlichen Skalierung in den Übersichten der beiden Jahre deutlich. Das hatten auch die Mittelwerte über alle drei Herbizidbehandlungen (siehe top agrar 6/2012) bereits gezeigt. Hier wird aber zusätzlich deutlich, dass der Verzicht auf eine blattaktive Nachlage die Situation dramatisch hat eskalieren lassen.


Das bedeutet: Solange an dem Standort das Herbizid Atlantis noch voll wirkt, werden ackerbaulich bedingte Unterschiede im Fuchsschwanzbesatz überdeckt. Man bemerkt sie nicht. Sie sind aber dennoch vorhanden.


Und je höher der AF-Besatz ist, der mit dem Herbizid Atlantis im Einzelfall noch zu bekämpfen ist, desto größer ist die Gefahr, dass sich unter den vorhandenen Fuchsschwanz-Pflanzen resistente Typen befinden, die dann überleben und eine Resistenz in Gang setzen.


Um das letzte blattaktiv wirksame Herbizid Atlantis auf einem Resistenz-Standort wie Galmsbüll möglichst lange zu erhalten, ist es wichtig, rechtzeitig die ackerbaulichen Maßnahmen durchzuführen, um den Ackerfuchsschwanz zu reduzieren. Beginnen Sie nicht erst damit, wenn das Atlantis einmal „verbrannt“ ist. Dann ist es zu spät!


Betrachtet man nur die Atlantis-Varianten, könnte man zu dem Schluss kommen: Ob ich 400 oder 500 g/ha einsetze, ist egal. Offenbar ist sogar in der Variante mit 500 g/ha Atlantis – besonders im Sommer 2011 – mehr Ackerfuchsschwanz zu finden. Der Grund war aber, dass 2011 in dem etwas lückigen Winterweizenbestand nach der Atlantis-Behandlung noch Fuchsschwanz nachaufgelaufen ist. Das war vor allem dort der Fall, wo die 500 g/ha Atlantis gefallen waren.


Die Ursache für größere Bestandeslücken und entsprechend mehr Fuchsschwanz war etwas mehr Nässe über Winter. Abgeschwächt war dies auch in 2010 der Fall. Dieser Effekt spiegelt sich zudem in den Zählungen wider. Festzuhalten ist, dass Atlantis den Fuchsschwanz, der zum Behandlungstermin da war, sauber erfasst hat. Auszüge aus den Zählergebnissen entnehmen Sie den Übersichten 2 und 3.


Vor einem Reduzieren der Aufwandmenge auf 400 g/ha im Frühjahr wird dringend gewarnt! Denn bei reduzierten Mengen ist die Gefahr größer, dass sich metabolische Resistenzen entwickeln! Die möglichen Unterschiede werden sich in den nächsten Jahren bei den Resistenzuntersuchungen zeigen.


Im Sommerweizen, der 2010 einheitlich mit IPU und 2011 wegen der Trockenheit und Resistenzen am Standort gar nicht mit Herbiziden behandelt wurde, spiegeln sich in den Ackerfuchsschwanz-Zählungen die etwas höheren Besatzstärken vorne im Streifen wider.


Fazit für den Resistenz-Standort:

Für den schweren Marschstandort mit ausgeprägter Ackerfuchsschwanz-Resistenz lässt sich nach der Halbzeit des Versuches Folgendes festhalten:


  • Auf einem Resistenz-Standort (wie Galmsbüll) ist es überlebenswichtig, rechtzeitig Bodenbearbeitungsmaßnahmen, die den Ackerfuchsschwanz-Besatz mindern, durchzuführen. Um einer Resistenzentwicklung beizeiten entgegen zu wirken, sollten Sie dies nicht erst tun, wenn Atlantis nicht mehr wirkt.
  • Die Kombination aus Vorpflügen, Glyphosat vor der Bestellung, Bodenherbizideinsatz zum VA/NAK-Termin, gefolgt von 500 g/ha Atlantis + 1,0 l/ha FHS + 30 l/ha AHL zum rechtzeitigen Frühjahrstermin war in den beiden letzten Jahren die beste Variante im Winterweizen (Risiken des Vorpflügens sind im Beitrag in top agrar 6/2012 dargestellt).
  • Alternativ war der Einsatz einer Sommerung günstig. Dabei kam es darauf an, so viel Fuchsschwanz wie möglich vor der Sommerweizen-Bestellung abzutöten und den Sommerweizen dann nur noch einzuschlitzen, damit möglichst wenig neuer Fuchsschwanz aufläuft (Lichtreiz). Herbizide im Sommerweizen selbst waren hier aufgrund der gegebenen Resistenzsituation nicht mehr einsetzbar. Insofern sind die Ergebnisse der nächsten Jahre interessant und eine abschließende Aussage noch nicht sicher möglich.

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