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Raps

Setzen Sie Wachstums­regler in Raps dosiert ein!

Dr. Bernhard Werner und Frauke Brauer-Siebrecht, LWK Niedersachsen, wie Wachstumsregler im Raps richtig eingesetzt werden.

Lesezeit: 8 Minuten

Wie viel Wachstumsregler braucht Raps im Herbst? Welchen Schutz braucht er gegen Phoma? Antwort geben Dr. Bernhard Werner und Frauke Brauer-Siebrecht, LWK Niedersachsen.


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Die wichtigste Voraussetzung für die Winterfestigkeit und somit für hohe Rapserträge ist eine optimale Vorwinterentwicklung des jungen Rapses. Sie hängt von vielem ab. Je nach Aussaatbedingungen, Niederschlägen und Temperaturen sowie der verbleibenden Vegetationsdauer im Herbst kann sich die Einzelpflanze sehr unterschiedlich entwickeln. Abhängig von der Jahressituation kann im Herbst ein Einkürzen der Bestände und eine Phomabekämpfung notwendig, aber auch überflüssig sein.


Ob eine Fungizidmaßnahme im Herbst wirtschaftlich ist, hängt davon ab, die aktuelle Situation richtig einzuschätzen. Eine 15-jährige Auswertung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen von Wachstumsregler- bzw. Fungizidversuchen im Raps zeigt, dass nicht alle Fungizidmaßnahmen wirtschaftlich waren.


Rentabel, aber nicht immer:

In 10 von 15 Jahren brachte die ausschließliche Herbstbehandlung im Mittel der Versuche einen ökonomischen Nutzen. In 2011 und 2012 war sie allerdings nicht rentabel. Hier führten zu starke Einkürzungen, verbunden mit einer schwierigen Frühjahrsentwicklung durch eine ausgeprägte Frühsommertrockenheit, zu teilweise niedrigeren Erträgen in den behandelten Varianten. Diese Effekte waren auf leichten Standorten mit einer eingeschränkten Wasserversorgung am stärksten. Die Auswertung über den wirtschaftlichen Erfolg von Fungizidmaßnahmen nur im Herbst, nur im Frühjahr oder im Herbst plus im Frühjahr finden Sie unter: www.topagrar.com/heft+


Die erste Schlussfolgerung ist somit, dass auch im Raps ein Wachstumsregler­einsatz situationsbezogen erfolgen muss. Entscheidend sind unter anderem der Aussaattermin und die unterschiedliche Jugendentwicklung der Sorten. Auch die Frage der Herbstdüngung, vor allem des Einsatzes organischer Dünger, ist wichtig.


Anzustreben sind vor Winter kräftige Einzelpflanzen mit einem flach an der Erdoberfläche liegendem Vegetationskegel, einer 20 bis 25 cm langen tiefgehenden Pfahlwurzel und einem Wurzelhalsdurchmesser von möglichst mehr als 10 mm. Zur Vegetationsruhe sollten 30 bis 45 Pflanzen/m² mit 8 bis 12 Blättern vorhanden sein.


Prüfen, ob es lohnt!

Grundsätzlich müssen sich wachstumsregulatorische Maßnahmen im Raps an Sortenmerkmalen (Lageranfälligkeit, Neigung zu Auswinterung, Festigkeit gegen Phoma) und schlagspezifischen Faktoren (N-Nachlieferung, Bestandesdichte, Witterung) orientieren. Eine wichtige vorbeugende Maßnahme ist jedoch nach wie vor der Anbau toleranter, standfester Sorten mit guter Winterhärte. Eine entsprechende Einstufung der Eigenschaften von Rapssorten zeigt Übersicht 1. Bei der Pflanzenlänge, die allerdings bei der Frühjahrseinkürzung von größerer Bedeutung ist, und bei der Winterhärte gibt es deutliche Sortenunterschiede. Für den Wachstumsregler­einsatz ist auch bedeutsam, wie schnell die Herbstentwicklung des Raps abläuft. Speziell frohwüchsige Hybridsorten, wie z. B. Sherpa, Raptor oder DK Exstorm, sollten Sie nicht zu früh säen. Sie benötigen bei wüchsigen Herbstbedingungen oft ein Einkürzen.


Der optimale Termin für die Wuchsregulierung im Raps ist das 4- bis 6-Blattstadium, spätestens aber der Bestandesschluss. Wenn der Raps dieses Stadium bereits Mitte September erreicht, ist die Gefahr sehr groß, dass er sich im weiteren Verlauf des Herbstes überwächst. Bei einer langen Vege-tationsperiode im Herbst können dann sogar zwei Einkürzungsmaßnahmen nötig werden.


Die Hauptziele der Wachstumsregulierung im Herbst sind:


  • Die Auswinterungsgefahr durch Niedrighalten des Vegetationskegels senken,
  • den Raps gegen Phoma auf dem Blatt bei Einsatz von Wachtumsreglern mit Fungizidwirkung schützen.


Eine häufig herausgestellte Stärkung des Wurzelwachstums oder eine mögliche Erhöhung der Stresstoleranz lassen sich aus vorliegenden Versuchen nicht ableiten.


Entscheidung beim 4. Blatt:

Über die Strategie sollten Sie ab EC 14 (4-Blattstadium) entscheiden. Der Einsatz von Triazolen im Herbst dient vor allem dazu, eine Sprossstreckung zu verhindern und damit die Winterfestigkeit des Rapsbestandes zu erhöhen sowie Phoma-Infektionen zu bekämpfen. Den Einsatz eines Wachstumsreglers sollten Sie aufgrund der unterschiedlichen Entwicklung der jungen Rapspflanzen immer abwägen und möglichst gezielt terminieren.


Eine Behandlung kann notwendig werden bei weit entwickelten Früh-saaten, die zum Überwachsen neigen oder gut mit Stickstoff versorgt sind. Sinnvoll ist sie auch bei schnellwüchsigen, krankheitsanfälligen Sorten und bei feucht-warmer, wüchsiger Herbstwitterung. Denn damit ist meist ein zeitiges, starkes Auftreten von Phoma lingam (Leptosphaeria maculans) verbunden.


Phoma ist die wichtigste Rapskrankheit im Herbst. Kritisch für einen frühen Erstbefall ist eine sehr feuchte Witterung nach der Rapsernte im August und September. Denn diese ermöglicht auf befallenem Altraps eine optimale Pseudothezienbildung (Hüllkörper der Ascosporen). Die entlassenen Ascosporen infizieren dann bei weiter feuchter, windiger Witterung frühzeitig den neu aufgelaufenen Raps.


Ist es im August und/oder September länger trocken, verzögert sich die erste Infektion der jungen Rapsbestände. Nach Ablauf der Inkubationszeit (ca. 130°C-Tage) bilden sich auf den Blättern Symptome mit Pyknidiosporen, die weitere Neuinfektionen verursachen können. Auf den Blättern werden dann gelbliche Flecken mit weißem Zentrum und winzigen, schwarzen Pünktchen (Sporenbehälter, Pyknidien genannt) sichtbar.


Nur in den seltensten Fällen gelingt eine direkte Infektion am Wurzelhals durch Ascosporen. Derartig infizierte Pflanzen fallen bei Frühbefall oft noch vor Winter aus. Bei einem Blattbefall muss der Pilz erst über den Blattstiel bis zum Wurzelhals wachsen. Häufig sterben aber die älteren befallenen Blätter schneller ab als der Pilz wächst, sodass Blattinfektionen selten zum Wurzelhalsbefall führen.


Gezielte Bekämpfungserfolge mit Fungiziden sind sehr schwierig, da bei typisch feuchter Herbstwitterung den gesamten Herbst bis in den Winter hinein ständig Infektionsmöglichkeiten bestehen. Eine gewisse Rolle spielt bei möglichen Infektionen die Sortenempfindlichkeit. Die Auswahl der Raps-sorten ist damit eine wichtige Maßnahme zur Gesunderhaltung des Rapses gegen Wurzelhals- und Stängelfäule. Die Sortenresistenz hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert (siehe Übersicht 1 auf Seite 69).


Für den Fungizideinsatz im Raps stehen verschiedene Mittel zur Verfügung. Eine Auswahl der für den Einsatz im Herbst zugelassenen Fungizide entnehmen Sie der Übersicht 2. In der Regel verfügen die Mittel über Azole als Basiswirkstoffe. Die jüngsten Zulassungen waren Ampera, Tilmor und Toprex. Neue Zulassungen stehen für den Herbst 2014 nicht zur Verfügung.


In der Wirkungseinstufung gegen Phoma unterscheiden sich die Mittel nicht wesentlich. In der Einkürzungsleistung gibt es jedoch etwas deutlichere Unterschiede.


Mittel kürzen unterschiedlich:

Die stärkste Einkürzungsleistung hat das Produkt Carax, gefolgt von Toprex. Carax besitzt durch den Wirkstoff Mepiquatchlorid, bekannt aus dem Getreidewachstumsregler Medax Top, eine starke Wuchsregulierung. Mittlere wachstumsregulatorische Leistungen zeigen die bekannten Mittel Caramba, Folicur, Matador, Orius und Tilmor. Cantus Gold (Azol-frei) und Score haben keine wachstumsregulatorische, sondern eine rein fungizide Wirkung.


Ein Gemeinschaftsversuch der LWK Niedersachsen zum Wachstumsreglereinsatz in Winterraps im Anbaujahr 2012/2013 ist in Übersicht 3, Seite 71, dargestellt. Dieser erfolgte an vier Standorten in Südniedersachsen. Es handelt sich um einen Herbstvergleich verschiedener Mittel, ausgebracht im 4-Blattstadium, mit einer einheitlichen Frühjahrs-Nachlage mit Folicur. Nur in Variante 9 haben wir im Frühjahr 0,35 l/ha Toprex nachgelegt.


Die relative Wuchshöhe des Rapses (Übersicht 3, links) haben wir zu drei Terminen gemessen: im Herbst, zu Beginn der Blüte und zur Hauptblüte. Im Herbst lag die Wuchshöhe der Kontrolle bei 25,5 cm und wurde relativ 100 gesetzt. Die verschiedenen Mittel erzielten im Herbst eine Einkürzung von 12 bis 29 %. Orius mit 0,9 l/ha brachte die geringste und Carax mit 0,5 l/ha die stärkste Einkürzung.


Der Versuch zeigt deutlich, dass sich alle Produkte in der Einkürzungs-leistung bzw. Stauchung der Pflanzen nur vor Winter unterscheiden. Im Laufe des Frühjahrs wächst sich dies wieder aus.


Die Erträge und Markterlöse des Wachstumsregler-Einsatzes entnehmen Sie ebenfalls Übersicht 2. Ertraglich fällt auf, dass die verschiedenen Herbstbehandlungen meistens keine wirtschaftlichen Mehrerträge erzielten. Lediglich die Varianten 5 und 9, in denen jeweils 0,35 l/ha Toprex und 0,7 l/ha Folicur zum Einsatz kamen, lagen relativ im Ertrag knapp über 100 %. Im Mittel haben die Herbstbehandlungen in dieser Versuchsserie keine nachweisbaren Mehrerträge und erst recht keine Mehr­erlöse erbracht. An dieser Stelle zeigt sich, dass die Entscheidung über eine Einkürzung im Herbst und die damit verbundene Mittel- und Aufwandmengenwahl immer situationsbezogen fallen muss.


Drei mögliche Situationen für den Wachstumsregler-Einsatz im Herbst (siehe Übersicht 4), an denen Sie sich orientieren können, sind zum Beispiel:


  • Bestand mit verhaltenem Wuchs und mäßiger Herbstentwicklung (Situation 1): Hier kann im EC-Stadium 14 bis 16 der Einsatz von 0,4 bis 0,6 l/ha Folicur, 0,6 l je ha Matador oder 0,6 l/ha Tilmor sinnvoll sein. Ist der Raps sehr schwach und obendrein Wasser knapp, kann eine Herbsteinkürzung eventuell ganz unterbleiben.
  • Wüchsige Bedingungen und eine üppige Herbstentwicklung (Situation 2): Hier sollten Sie einkürzungsstärkere Produkte wie 0,5 bis 0,6 l/ha Carax oder 0,35 l/ha Toprex, einsetzen. Wird ein Splitting notwendig, könen Sie im 4-Blattstadium 0,4 bis 0,5 l/ha Folicur spritzen, in EC 16 bis 18 folgend 0,5 l/ha Carax.
  • Zusätzlich hoher Phoma-Druck (Situation 3): Dann sollten Sie Produkte einsetzen, die über eine höhere fungizide Leistung verfügen. Hier würde sich 0,7 bis 0,8 l/ha Tilmor oder 0,35 l/ha Toprex anbieten. Bei sehr frühem Phoma-Befall kann die Menge an Tilmor zu EC 12 bis 13 und EC 16 bis 18 gesplittet werden, oder eine Spritzfolge aus z. B. Tilmor und Matador erfolgen.

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