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So befüllen Sie die Spritze sicher und sauber

Lesezeit: 11 Minuten

Mit sechs Spezialisten haben wir diskutiert, was man beim Einfüllen von Pflanzenschutzmitteln unbedingt beachten muss. Unser Punkteplan fasst das Wichtigste zusammen.


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Gleichmäßig eingemischt, keine Klümpchen, kein Schaum – so lassen sich Mischungen optimal ausbringen. Wir haben mit Pflanzenschutzexperten aus Forschung und Beratung sowie von der chemischen Industrie und einem Gerätehersteller diskutiert, wie man Pflanzenschutzmittel am besten in die Spritze bringt. Die Ergebnisse fassen wir für Sie in sechs Punkten zusammen. Die richtige Reihenfolge der Formulierungen beim Mischen zeigt unser Aufkleber am Ende dieses Beitrags.


1.Härte und pH-Wert: Worauf achten beim Wasser?


Temperatur, pH-Wert, Härte – viele Praktiker diskutieren auch die Qualität des Wassers in der Spritze. Meist bewegt sich der pH-Wert um den neutralen Bereich, nur in einigen (moorigen) gibt es deutlich niedrigere Werte. Doch die Expertenrunde war sich einig, dass der pH-Wert nur sehr geringen Einfluss auf die Mittel beim Anmischen und Ausbringen hat. Die Formulierungen der Wirkstoffe sind entsprechend abgesichert und reagieren nicht darauf. Deshalb können Sie auf pH-Stabilisatoren meistens verzichten.


Größeren Einfluss hat der Härtegrad des Wassers. Der Härtegrad beschreibt die Konzentration von Magnesium- und Calciumionen im Wasser. Wenn die Formulierung nicht darauf abgestimmt ist, können diese Mittel ab einer bestimmten Wasserhärte ausfallen oder vermindert wirken. Dieser Effekt kann mit niedrigen Wassertemperaturen zunehmen und ist nicht immer mit bloßem Auge zu erkennen. Es könnten u.a. lösungsmittelhaltige Formulierungen betroffen sein. Im ungünstigsten Fall verstopfen Filter und Düsen und die Brühe lässt sich nur noch schwer ausbringen.


Um sicher zu sein, sollten Sie die Härte Ihres Wassers kennen. Teststreifen oder andere Mess-Sets gibt es in Drogerien oder im Internet, sie kosten selten mehr als 10 €. Wer es genau wissen möchte, lässt sein Wasser in einem Labor untersuchen (50 bis 70 €). Falls Formulierungen oder Mittel kritisch auf die Härte reagieren, sollten Sie ab 20 bis 25 Grad deutscher Wasserhärte aufpassen. In diesem Fall sollten sich die Landwirte bei der Beratung oder beim Hersteller der Mittel informieren. Wichtig sind der Produktname und die Formulierung des Mittels.


Falls mit einer Reaktion durch die Wasserhärte zu rechnen ist, gibt es unterschiedliche Strategien. Sie können wenn möglich Regenwasser auffangen und beimischen. Anlagen zur Aufbereitung bzw. „Konditionierung“ des Wassers sind mitunter teuer und keine grundlegende Empfehlung.


Auch der Einsatz von Zitronensäure ist prinzipiell möglich. Aber aufgepasst, je nach Mischung kann sie auch negative Effekte haben. Eventuell lässt sich ein kritisches Mittel auch mit weniger Wasser pro Hektar ausbringen. Insgesamt sollten Sie Ihre Maßnahme vorher mit der Beratung abstimmen. Vielleicht reicht auch ein Wechsel des Mittels oder der Formulierung, um die Gefahr durch den hohen Härtegrad zu bannen.


In den Niederlanden gibt es einen Anbieter, der unter dem Namen WaterXTR ein System zur Aufbereitung des Wassers auf der Spritze mit CO2 anbietet. Gelöst in Wasser bildet CO2 Kohlensäure. Unsere Expertenrunde hatte dazu aber keine weiteren Erfahrungen.


Übrigens ist ein erhöhter Eisengehalt im Wasser kaum ein Problem – das Eisen hinterlässt nur einen rostigen Belag auf der Behälterwand, beeinflusst die Wirkung der Mittel aber nicht.


2.Einspülschleuse nur mit klarem Wasser betreiben


Betreiben Sie die Einspülschleuse mit klarem Wasser und nicht mit bereits angemischter Brühe. Dazu lassen Sie die Pumpen das Klarwasser ansaugen – und zwar auch, wenn Sie mit einem Vorratstank für das Wasser arbeiten. Füllen Sie das Wasser dagegen von oben per Galgen direkt in den Behälter, hat die Pumpe keine Möglichkeit, Klarwasser anzusaugen und die Schleuse damit zu versorgen. Natürlich sollen die Kanister und die Einspülschleuse zum Schluss nur mit klarem Wasser gespült werden.


Damit die Konzentration nicht anfangs zu hoch ist, beginnen Sie erst mit dem Eindosieren der Mittel, wenn der Behälter bereits 1/3 gefüllt ist. Bei aufwendigen Mischungen ist deshalb ein strategisches Vorgehen wichtig, damit sie alle Mittel eindosieren können, bevor die Spritze voll ist. Lassen Sie die Pumpe dann eventuell mit reduzierter Drehzahl laufen oder schalten Sie bei Doppelpumpen eine der beiden ab.


3.Rühren und Absaugen: Die richtige Schleusenstrategie


Stimmen Sie den Zufluss über die Randbefeuchtung und die Absaugung der Schleuse aufeinander ab. Am besten lassen sie die Schleuse dazu erst zu 2/3 volllaufen. Vermeiden Sie Nebelbildung bei der Randbefeuchtung. Stellen Sie die Absaugleistung der Schleuse nicht zu hoch ein. „Zieht“ die Schleuse Luft, kann sich Schaum bilden. Nutzen Sie die Rührdüse nur, wenn es notwendig ist.


Bei Feststoffen wie fließfähigen Pulvern oder Granulaten ist die Strategie anders. Hier arbeiten Sie zunächst ohne Randbefeuchtung und schütten das Mittel in die trockene Schleuse. Der Wasserstrom trägt das Pulver jetzt von unten ab und nimmt es mit. Erst zum Schluss die Randbefeuchtung zuschalten.


Falls die Mischung AHL enthält, müssen WP- und WG-Formulierungen vorher in einem Eimer angeteigt werden, wenn die Schleuse nicht in der Lage ist, gleichzeitig zu rühren und abzusaugen. Das Verhältnis Mittel zu Wasser sollte bei mindestens 1:4 liegen. Wie beim Anrühren von Gips geben Sie das Mittel beim Rühren nach und nach ins Wasser. Machen Sie es umgekehrt, können sich Klümpchen mit trockenem Kern bilden, die länger in der Spritze unterwegs sind.


Alternativ können sie Pulver oder Granulate auch von oben in den Behälter rieseln lassen. Nehmen Sie dazu das Domsieb heraus. Wasserlösliche Folienbeutel kommen als Ganzes in den Behälter. Sie sollten aber kontrollieren, ob sich die Beutel komplett aufgelöst haben.


Zum Schluss die Schleuse besonders sorgfältig spülen – hier befindet sich Konzentrat. Natürlich verwenden Sie zum Spülen nur Klarwasser.


4.Gleichmäßig mischen und Schaum vermeiden


Je einfacher der Behälter geformt, desto besser lässt er sich aufrühren. Gängig sind zwei Rührwerkstypen: Das hydraulische Rührwerk (Rücklaufleitung) und das Injektor-Rührwerk. Die Rührwerksinjektoren lassen sich an verschiedenen Positionen montieren. Sie werden vor allem in aufwendig geformten Behältern eingesetzt. Denn hier ändert sich die räumliche Ausdehnung der Flüssigkeit mit dem Füllstand. Viele Injektor-Rührwerke arbeiten deshalb auf zwei Ebenen und werden (automatisch) zum Füllstand geschaltet. Manuelle Rührwerksschaltungen – meist per Kugelhahn in der Rücklaufleitung – haben einen erheblichen Nachteil: Der Anwender vergisst eventuell, das Rührwerk wieder einzuschalten (ungleichmäßige Mittelkonzentration, Leitung beim Reinigen nicht erfasst). Deshalb verhindert bei einigen eine mechanische Sperre das komplette Abschalten. Oder die Praktiker haben sich angewöhnt, das Ventil nie ganz zu schließen.


Das JKI testet bei der Anerkennungsprüfung die Effizienz von Rührwerken, aber nicht alle in Deutschland verkauften Geräte haben diese Prüfung. Auf der Seite www.julius-kuehn.de/listen gibt es eine Liste der geprüften Geräte. Die Effizienz können Sie optisch abschätzen: Bei halb vollem Behälter und aktivem Rührwerk muss sich die Flüssigkeit im Behälter deutlich bewegen.


Die Schaumbildung hängt vom Mittel (Formulierung), den Mischungspartnern und Additiven ab. Eventuell kann AHL das Aufschäumen fördern. Natürlich spielt auch das Ausmaß der Schaumbildung eine Rolle, denn einige Mittel sind so formuliert, dass eine leichte Schaumbildung ihre Wirkung unterstützt. Starke Schaumbildung kann sehr hartnäckig sein, manche Schäume halten sich 30 Minuten oder sogar länger.


Schaum entsteht durch das Einbringen von Luft, und das sollten Sie vermeiden. Luft kommt in die Flüssigkeit, wenn Sie das Wasser von oben im freien Fall in den Behälter laufen lassen, die Einspülschleuse permanent Luft ziehen lassen oder wenn die Düsen des Rührwerks nicht mit Wasser bedeckt sind. Setzen Sie bei „kritischen“ Mischungen einen Schaumstopp ein – bereits geringe Mengen helfen. Am besten wirkt das Mittel, wenn Sie es früh zugeben.


5.So verhindern Sie direkten Kontakt zum Mittel


Je weniger der Anwender in Kontakt mit den Mitteln kommt, desto besser. Mittlerweile gibt es einige brauchbare Lösungen zum geschlossenen Mitteltransfer (CTS, Closed Transfer System). Unter anderem Bayer empfiehlt das easyFlow M von agrotop (top agrar 8/2016), das derzeit eine der besten Lösungen ist. Das System arbeitet mit Adaptern, die man bei geschlossener Siegelfolie vorher auf das Kanistergewinde schraubt. Zum Entleeren durchsticht eine Schneide die Siegelfolie, die aber am Gebinde hängenbleibt. Die Anschlüsse bleiben so lange auf dem Kanister, bis der Behälter leer und gespült ist. Deshalb gehören zu jedem System mehrere Adapter, bzw. man kann sie einzeln nachordern.


Die Adapter passen auf die meisten Gewindetypen. Kanister von 5 bis 15 l Volumen lassen sich mit dem easyFlow einfach verarbeiten, Gebinde mit 20 l eingeschränkt. Leider sind die Gewinde noch nicht vollständig genormt, die Experten schätzen aber, dass 80 bis 90% der Gewinde passen.


Zu dem System gehört ein integrierter Dosierbehälter, damit lassen sich auch Teilmengen abmessen. Wenn das easyFlow M passend ausgerichtet ist, erreicht man damit problemlos die geforderte Dosiergenauigkeit von ± 2,5%. Ein wichtiger Nachteil ist aber, dass Teilmengen aus dem Dosierbehälter nicht zurück in den Kanister gefüllt werden können. Man muss also genau aufpassen und den Schieber feinfühlig bedienen.


Das System wird an die Saugleitung der Spritze/des Injektors angeschlossen. Zusätzlich ist ein Druckwasseranschluss notwendig. Das easyFlow M lässt sich mit einem Rahmen direkt an der Spritze montieren – wenn der Platz reicht. Vor allem bei großer Bereifung oder modernen Spritzen mit klappbaren Abdeckungen kann es knapp werden. Deshalb ist auch der Einsatz auf einem Karrenfahrgestell am Befüllplatz der Spritze gut möglich. Dafür gibt es tropffreie Steckkupplungen. Viele Experten empfehlen mittlerweile diese Lösung: Keine Montage- und Platzprobleme an der Spritze, keine Gefahr von Beschädigungen oder Verschmutzungen.


6.Zwischendurch reinigen und Ablagerungen verhindern


Auch wenn Sie mehrere Tage mit gleicher Mischung unterwegs sind – verzichten Sie nicht auf eine Zwischenreinigung! Solange die Beläge in Behälter oder Spritzleitung frisch sind, kann man sie auch mit einer Schnellwäsche leicht erwischen. Denn Ablagerungen sollten sie in jedem Fall vermeiden. Im schlimmsten Fall löst sie das folgende Mittel wieder an und es kommt zu Kulturschäden. Generell sollten Sie bei Mitteln besonders vorsichtig sein, die sich ohnehin schwer aufrühren lassen.


Vor allem wenn durch die Witterung eine Arbeitsunterbrechung droht, sollten Sie mindestens das Gestänge nach jedem Durchgang mit Klarwasser „durchdrücken“. Dazu reichen 50 l meist aus. Übrigens: Das Leerpusten nur mit Druckluft ohne Spülen reicht nicht, hierdurch trocknen die Beläge in den Leitungen noch schneller an. Aber auch ein kurzes Anreinigen des Behälters mit 80 bis 100 l Wasser kann bei ablagerungsgefährdeten Mitteln sinnvoll sein.


Schnell und gleichzeitig gründlich arbeitet die kontinuierliche Innenreinigung. Eine separate Pumpe fördert das Klarwasser durch die Reinigungdüsen im Behälter, die Spritzpumpe bringt die Brühe (abnehmende Konzentration) dabei aus. Sehr gute Effekte haben wir in Tests mit dem JKI nachgewiesen, wenn der erste Reinigungsgang absätzig läuft und sich dann die kontinuierliche Reinigung anschließt. Anlagen zur kontinuierlichen Innenreinigung lassen sich für 1500 bis 2000 € nachrüsten (top agrar 3/2015).


Viele Studien haben bewiesen, dass Wasser das beste Reinigungsmittel ist – wenn Sie damit die Spritze sofort reinigen. Spezielle Reinigungsmittel können keine Wunder wirken und vor allem keine Wirkstoffe abbauen. Sie brauchen zudem Zeit zum Einwirken, im Schnitt mindestens 20 bis 30 Minuten.


Beim Einsatz eines Reinigers im ersten Gang mit Klarwasser spülen, dann den Reiniger dosieren und einwirken lassen, der dritte Schritt läuft wieder mit Klarwasser. Nach jedem Schritt die Flüssigkeit vorschriftsmäßig auf der Fläche ausbringen.


Einige Praktiker setzen auf Melkmaschinen-Reiniger (sauer/alkalisch). Wenn Sie diese Mittel nicht zu lange einwirken lassen, dürfte es keine Schäden an den Spritzenbauteilen geben. Aber auch hier gilt: Sorgfältige Schlussreinigung mit klarem Wasser ist Pflicht.


Probleme verursachen mitunter Ablagerungen in den Filtern, die sich oft nur mechanisch, z.B. mit einer Bürste entfernen lassen. Außerdem sollten sie kontrollieren, ob sich Reste oder Fremdkörper wie Siegel im Sumpf der Spritze oder in den Filtern gesammelt haben.


Halten Sie sich bei der Reinigung der Spritze an die Anleitung des Herstellers. Vor allem sollten Sie darauf achten, dass Sie alle Funktionen bzw. Leitungen erfassen. Gerne wird die Rührwerksleitung vergessen. Vor allem, wenn sie vorher komplett abgeschaltet wurde. Zum Schluss ist eine optische Kontrolle hilfreich: Wenn Sie sich den Filter ansehen und hier keine Ablagerungen oder Reste finden, können Sie davon ausgehen, dass auch der Rest der Spritze sauber ist.


Kontakt:


guido.hoener@topagrar.com

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