In den meisten Jahren und Anbausituationen erfordert stärkerer Befall bereits in der Schossphase (EC 31 bis 37) eine Erstbehandlung. Wenn Sie etwa Weizen nach Weizen pfluglos anbauen, ist in einem feucht-warmen Frühjahr die frühzeitige DTR-Kontrolle für Sie die wichtigste Maßnahme. Selbst bei Frühjahrstrockenheit kann eine frühe Behandlung nötig werden, wenn bei anfälligen Sorten Braunrost oder auch Gelbrost auftritt.
Grundsätzlich gewinnt man mit einem Aufteilen des Fungizidschutzes auf mehrere Behandlungen mehr Flexibilität, wenn etwa mangelnde Befahrbarkeit nach einer langen Regenperiode eine infektionsnahe Behandlung verhindert. Zudem läuft man weniger Gefahr, die Kurativleistung von Carboxamid- oder Strobilurin-Mischungen zu überfordern.
In einem feuchten Frühjahr, vor allem bei früheren Saatterminen oder anfälligen Sorten, wie z. B. JB Asano, Akteur, Cubus, Genius oder Premio, ist die gezielte Septoria-Bekämpfung oft die wichtigste Maßnahme. Ist auf den Pflanzen entsprechender Ausgangsbefall vorhanden, gilt es, ab EC 31 die ertragsrelevanten Blattetagen F-2 und F-1 wirksam vor Neuinfektionen zu schützen. Dazu sollten Septoria-starke Azol-Präparate mit Prothioconazol oder Epoxiconazol ergänzt mit dem vorbeugend wirksamen und für das Resistenzmanagement so wichtigen Chlorthalonil (Bravo 500) eingesetzt werden (siehe Übersicht 3).
Wollen Sie nach einem feucht-milden Herbst und Winter auch ein zusätzliches Halmbruch-Risiko (Frühsaaten, Getreide-Vorfrucht) mit abdecken, bieten sich hierfür die in Übersicht 3 mit Sternchen markierten Produkte an oder eine reine Prochloraz-Ergänzung über Mirage 45 EC. Prochloraz, das unter anderem in den neuen Produkten Kantik und Eleando enthalten ist, bewirkt eine, von anderen Azolen teils abweichende, Selektion mancher Septoria-Stämme. Es kann so grundsätzlich helfen, ein „Azol-shifting“ zu verzögern.
Entscheidend bei der Septoria-Bekämpfung ist jedoch, die Spritzung möglichst infektionsnah zu platzieren. Die Kurativleistung – die Dauer bis zu der sich eine Infektion nach Regen durch eine Behandlung noch stoppen lässt – dürfte durch das „shifting“ der Azole mittlerweile je nach Mittel und Aufwandmengen nur noch wenige Tage betragen. Hierbei bestehen in Deutschland sicher noch regionale Unterschiede. Einen Überblick über die kurative und protektive Wirkung der verschiedenen Fungizide, abhängig von Einsatztermin und Krankheit, gibt Ihnen Übersicht 2 auf Seite 82.
In ersten Regionen geht man teils nur noch von einer vorbeugenden Wirkung der Azole aus. In der Konsequenz wären dort nur noch Behandlungen vor dem Regen wirksam. Ab EC 33 bieten sich zur Septoria-Bekämpfung in jedem Fall die leistungsfähigen, auch kurativ starken Carboxamid-haltigen Präparate oder Mischungen an. Da diese Wirkstoffgruppe aus Resistenzgründen nur einmal eingesetzt werden sollte, eignen sich für die Folgebehandlung Azol- oder reduzierte Azol-Strobilurin-Lösungen. Dies ist eine Strategie, die sich auch gegen Ährenfusarien anbietet (Übersicht 3).