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So bekommen Sie Rapsschädlinge in den Griff

Lesezeit: 7 Minuten

Schädlinge setzen dem Raps in der Blüte zu. Über Behandlungsstrategien und Resistenzen informieren Dr. Bernhard Werner und Felix Haarstrich, LWK Niedersachsen.


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Hohe Preise machen den Rapsanbau derzeit attraktiv. Dadurch steigt die Anbaufläche und damit die -dichte. Das ruft Schädlinge verstärkt auf den Plan. Je nach Witterung und Jahr schwankt ihr Auftreten aber stark. Welche Schädlinge wann und wie stark auftreten, hängt letztlich von vielen Einflussfaktoren ab. Deshalb ist auch die Wirtschaftlichkeit jeder Insektizidmaßnahme saisonbedingt sehr unterschiedlich. Als Landwirt müssen Sie sich daher bei jeder Behandlung fragen, ob diese tatsächlich notwendig ist.


Für den Bekämpfungserfolg ist aber auch wichtig, wie wirksam die Insektizide sind. Vor allem die Bekämpfung des Rapsglanzkäfers steht wegen fortschreitender Resistenzen gegen bestimmte Wirkstoffgruppen immer wieder in der Diskussion. Aber auch die anderen Rapsschädlinge sollten Sie dabei nicht vergessen.


Schädlinge im Frühjahr:

Als Erste treten im Frühjahr der Große Rapsstängelrüssler und der Gefleckte Kohltriebrüssler auf. Ihr Zuflug erfolgt – je nach Temperatur – im Februar/März bis April. Der Große Rapsstängelrüssler startet die Besiedlung der Bestände bei Sonne und Temperaturen über 12 °C von vorjährigen Rapsschlägen aus. Typische Schadsymptome sind die S-förmigen Verkrümmungen und ein späteres Aufplatzen der Stängel. Der mit 2,5 bis 3 mm Länge etwas kleinere Gefleckte Kohltriebrüssler tritt in der Regel etwas später auf. Er ist an den rotbraunen Füßen und an einem weißen Fleck an der Flügelbasis zu erkennen. Er bleibt länger im Bestand als der Große Rapsstängelrüssler, bevor er mit der Eiablage bevorzugt in Blattstielen und Rippen beginnt.


Nach dem Zuflug der Rüsslerarten, teilweise auch zeitgleich, beginnt der Zuflug des Rapsglanzkäfers. Er hat es gerne wärmer als die Rüsselkäfer. Ab Bodentemperaturen um die 10 °C und Lufttemperaturen ab 15 °C verlässt er sein Winterquartier. Um seine wichtigste Nahrungsquelle, den Blütenpollen, zu erreichen, zerbeißt er Kelch- und Blütenblätter. Dabei kann er Fruchtknoten und Knospe zerstören.


In einer geöffneten Blüte richtet er eigentlich keinen Schaden mehr an. In der Vollblüte kann er als Bestäuber sogar nützlich für die Ertragsentwicklung sein. Nach einem milden Winter tritt er auch verzettelt auf. Nach einem langen Winter kommt es manchmal erst in der ersten oder zweiten Aprilwoche zu einem ersten, dann aber oft massiven Auftreten.


Mit dem Blühbeginn des Rapses besiedelt der ca. 3 mm große Kohlschotenrüssler den Bestand. Er ist in vielen Anbaulagen anzutreffen. Die Eiablage erfolgt durch Fraßlöcher in die Schoten. Nach einer vierwöchigen Larvenentwicklung verpuppt sich der Kohlschotenrüssler im Boden. Neben den direkten Fraßschäden an der Pflanze ist der Kohlschotenrüssler auch Wegbereiter für den zweiten Schotenschädling, die Kohlschotenmücke. Sie nutzt zur Eiablage in die Schoten die Fraßlöcher des Schotenrüsslers. Ihre Larven fressen ebenfalls in den Schoten, es kommt zu einem unregelmäßigen Dickenwachstum und zum Vergilben vereinzelter Schoten. j


Resistenzlage Rapsglanzkäfer:

Aufgrund zunehmender Resistenzprobleme bei der Bekämpfung des Rapsglanzkäfers hat die LWK Niedersachsen in den letzten Jahren verstärkt Versuchsprogramme durchgeführt. Ein Feldversuch der Bezirksstelle Hannover aus 2012 und eine Zusammenfassung dreijähriger Ergebnisse mit Vertretern aller wichtigen Wirkstoffgruppen zeigen Übersicht 1 und 2, S. 100 und 101. Um die Sofort- und Dauerwirkung bewerten zu können, erfolgten drei Bonituren nach jeweils 2, 6 und 9 Tagen. Als Vertreter der Pyrethroide Kl. II (schlechter gegen Rapsglanzkäfer wirksam) haben wir Karate Zeon mitgeprüft. Die Ergebnisse zeigen eindeutig die Resistenzproblematik der Rapsglanzkäfer gegenüber Pyrethroiden. In den Versuchen war das Mittel nahezu wirkungslos. Dagegen führten die Pyrethroide Kl. I (Mavrik, Trebon) noch zu besseren Wirkungsgraden. Es ist aber eine zunehmende Sensitivitätsverschiebung in deutschlandweiten Resistenzuntersuchungen zu beobachten.


Biscaya und Mospilan als Vertreter der Neonicotinoide erzielten in 2012 (Übersicht 1) bei den eher kühleren Anwendungsbedingungen im April – beide wirken über direkten Kontakt und systemisch und haben einen höheren Temperaturanspruch – schwächere Wirkungsgrade. Die in den letzten Jahren zum Resistenzmanagement zusätzlich über Art. 53 genehmigten Präparate Avaunt, Pyrinex und das neu zugelassene Plenum (unterschiedliche Wirkstoffgruppen) erreichten die besten Wirkungen. Besonders Pyrinex zeigte gute bis sehr gute Bekämpfungserfolge. Im Vergleich der beiden Präparate Plenum und Avaunt hat Plenum die etwas bessere Sofortwirkung (Knock-Down), ist aber in der Gesamtwirkung ebenbürtig zu Avaunt.


Resistenz gibt Takt vor:

Bei allen Schädlingen ist wichtig, die Bekämpfungsschwellen (Übersicht 3, S. 101) zu beachten, um unnötige Behandlungen zu vermeiden und die Insektizide zu entlasten. Achten Sie nach Vegetationsbeginn zunächst auf Stängelschädlinge. Erste Kohltrieb- und Rapsstängelrüssler können bereits an sonnigen Tagen im März zufliegen.


Den Zuflug können Sie mit Gelbschalen, die Sie mit Wasser und ein paar Tropfen Spülmittel füllen, überwachen. Bei Gelbschalenfängen von 10 Käfern in 3 Tagen beim Rapsstängelrüssler (bei Gitterabdeckung Schwellen halbieren!) müssen Sie innerhalb weniger Tage handeln.


Kohltriebrüssler benötigen eine längere Zeit für den Reifungsfraß, so dass nach Erreichen des Schwellenwerts (30 Käfer je Gelbschale in 3 Tagen) der Zeitraum für Insektizidmaßnahmen deutlich größer ist. Hier zeigen auch die älteren Pyrethroide der Kl. II sehr gute Bekämpfungserfolge (siehe Übersicht 4). Falls zu diesem frühen Termin neben den Rüsslern auch Rapsglanzkäfer auftreten, sollten Sie auf ein Pyrethroid der Kl. I zurückgreifen. Beachten Sie dabei aber, dass Mavrik keine Indikation gegen Rüssler hat und keine ausreichende Wirkung gegeben ist.


Setzen Sie bei stärkerem Zuflug von Rapsglanzkäfern ab dem Knospenstadium keine Pyrethroide ein! Zur Bekämpfungsentscheidung der Rapsglanzkäfer nutzen die Gelbschalen wenig. Hier müssen Sie die Einzelpflanze überwachen. Um einen schnellen Überblick zu bekommen, ist es sinnvoll, mehrere Haupttriebe in eine Schale zu klopfen und die Rapsglanzkäfer je Haupttrieb zu ermitteln. Die Bekämpfungsschwelle liegt zwischen 1 und 8 Käfer/Haupttrieb und richtet sich nach dem Entwicklungsstadium und der Vitalität des Bestandes.


Bei Starkbefall bietet es sich an, vor der Blüte das bienengefährliche (B1) Plenum zu spritzen. Beachten Sie dabei, dass im Bestand keine blühenden Pflanzen (inklusive Unkräuter) vorhanden sind! Plenum besitzt zudem keine ausreichende Wirkung gegen Rüssler und muss in diesem Fall mit einem Pyrethroid ergänzt werden.


Sollten erste Pflanzen blühen, setzen Sie bienenungefährliche Insektizide (B4) wie Biscaya oder Mospilan ein. Zur Vollblüte entscheidet sich, ob Kohlschotenrüssler bekämpfungswürdig sind. Für die Bekämpfungsentscheidung müssen Sie den Bestand kontrollieren. Dabei sollten Sie mit Vorsicht mehrere Haupttriebe in eine Schale klopfen. Ab 1 Käfer/Pflanze ist eine Behandlung sinnvoll. Bei gleichzeitigem Auftreten nur weniger Rapsglanzkäfer, können Sie auch ein älteres Pyrethroid Kl. II einsetzen. Ist zum Bekämpfungstermin der Schotenschädlinge ein deutliches Auftreten von Rapsglanzkäfern zu beobachten, empfiehlt sich das Kl. I Pyrethroid Mavrik. Bei der Kombination mit Fungiziden zur Blütenbehandlung müssen Sie die Bienengefährlichkeit der Insektizide beachten (Übersicht 5). Bei einigen Fungiziden, z. B. Harvesan usw., ändert sich die Bienengefährlichkeit mit den Pyrethroiden zu B2. Das heißt: Die Behandlung ist nur nach dem Bienenflug bis 23 Uhr möglich.


Sind Kohlschotenrüssler effektiv bekämpft, hat es auch die in Koexistenz lebende, schwierig zu überwachende Kohlschotenmücke schwer. Grundsätzlich können Sie bei starkem Auftreten der Kohlschotenmücke Pyrethroide (z. B. Mavrik) einsetzen. Meist reichen Randbehandlungen bereits aus. So halten Sie die Durchfahrtverluste gering.

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