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So bleiben Ihre Rüben gesund

Lesezeit: 10 Minuten

Mittlerweile bestimmen Resistenzen die Fungizidstrategie in Rüben. Cercospora bereitet fast bundesweit Probleme. Mehr denn je ist nun die richtige Fungizidstrategie gefragt.


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Der Druck mit Blattkrankheiten in Rüben war in den letzten beiden Jahren mittel bis stark. Aber auch ein massiver Krankheitsbefall ließ sich auf vielen Flächen beobachten, vor allem mit Cercospora. Sogar in Rübenanbauregionen mit bisher mäßigem Druck, wie z.B. in Franken oder den Anbaugebieten Mittel- und Norddeutschlands, kam es zu deutlichem Befall. Doch was ist die Ursache dafür, dass insbesondere Cercospora immer stärker zuschlägt?


Ein Grund ist, dass sich der Pilz in immer mehr Anbaugebieten breitmacht. Zudem steigt der Druck durch die oft mangelhafte Bekämpfung und die höheren Temperaturen stetig an. Spekuliert wird auch über eine Anpassung des Erregers. Zusätzlich mindern Resistenzen den Bekämpfungserfolg.


Symptome richtig zuordnen


Wichtig ist, sich trotz niedriger Rübenpreise nicht dazu verleiten zu lassen, an der Fungizidintensität zu sparen. Denn andernfalls verschärft sich das Resistenzproblem. Richten Sie die Intensität daher weiterhin am Witterungsverlauf, an der Empfindlichkeit der Sorte und am Wirkverlust der eingesetzten Fungizide aus. Um die Strategie optimieren zu können, sollte man die Erreger zudem möglichst gut kennen:


Für eine Infektion mit dem bedeutensten Schadpilz Cercospora (Fotos 1 und 2) ist Blattnässe erforderlich. Optimal für seine Ausbreitung sind Temperaturen von 25 bis 30°C und 100% Luftfeuchtigkeit. Allerdings hat das vergangene Jahr gezeigt, dass bei hohen Temperaturen bereits Taubildung für eine starke Infektion reicht. Die Annahme mancher Rübenanbauer, dass ein Befall wegen der Trockenheit im Jahr 2018 nicht möglich wäre, erwies daher sich als Trugschluss.


Weil Cercospora-Infektionen überwiegend von Blattresten des Vorjahres ausgehen, ist der Druck bei hoher Rübenanbaudichte in der Region bzw. bei unmittelbarer Lage an Rübenschlägen des Vorjahrs höher. Wer die Rübenköpfe und Blattreste sauber unterpflügt, kann den Infektionsdruck erheblich senken.


Zu Befallsbeginn ist die Gefahr groß, Cercospora mit Pseudomonas-Blattflecken (Foto 3) zu verwechseln. Verursacher dieser Flecken ist ein Bakterium. Nach Starkregenfällen oder bei leichtem Hagel sind die Symptome von Pseudomonas in den betroffenen Flächen frühzeitig zu sehen. Von Fungiziden lassen sich die Bakterien nicht beeindrucken.


Die Krankheit Ramularia (Foto 4 auf Seite 60) kam in den vergangenen Jahren eher selten vor. Dieser Pilz kann sich bereits bei 16 bis 20°C optimal vermehren. Tritt er auf, sind auf den Blättern häufig Mischinfektionen mit Cercospora zu finden. Bei den Fungizidmaßnahmen gegen Cercospora wird Ramularia miterfasst.


Vor allem in anfälligen Sorten istEchter Mehltau (Foto 5) häufig zu finden. Oft sind Rhizoctonia-tolerante Sorten anfälliger für Mehltau. Die Ertragsrelevanz ist allerdings deutlich geringer als bei Cercospora. Starke Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht mit Taubildung fördern die Entwicklung des Pilzes.


Zu einem verstärkten Befall mit Rübenrost (Foto 6) führen überdurchschnittlich hohe Temperaturen. In der Regel erlangt der Pilz aber keine wirtschaftliche Bedeutung, weil Fungizide ihn gut erfassen.


In den letzten beiden Jahren haben Fungizideinsätze gegen den bestehenden Krankheitsdruck 10 bis 25% Mehrertrag gegenüber den unbehandelten Varianten erzielt. In Starkbefallsjahren kann der Ertragsverlust auf über 30% steigen. Das zeigen Versuche des AELF Deggendorf sowie der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL).


Alarmierende Resistenzsituation


Große Probleme bereiten die seit Jahren zunehmenden Resistenzen bzw. Wirkverluste gegen Cercospora. Beginnend im Jahr 2012 ließ sich in Bayern an einzelnen Standorten eine Resistenz des Pilzes gegenüber Strobilurinen feststellen. Bereits 2015 zeigten Untersuchungen, dass in weiten Teilen Bayerns (außer Franken) keine nennenswerte Leistung von dieser Wirkstoffgruppe mehr zu erwarten war. Aktuelle Ergebnisse aus Bayern (2018) belegen nun Folgendes: Rund 80% der Isolate wiesen Resistenzen gegenüber Strobilurinen auf – somit sind sie weitgehend unwirksam.


Begleitend dazu wurden Azole (Epoxiconazol) auf deren Wirksicherheit geprüft. Das Ergebnis: 7 bis 20% der Isolate zeigten bei Untersuchungen der LfL Bayern in den Jahren 2015 und 2016 einen deutlichen Wirkungsverlust bzw. eine stark eingeschränkte Leistung (Shifting). Im praktischen Einsatz ist dies deutlich erkennbar.


Aufgrund dieser negativen Entwicklung wurden die Prüfungen 2016 ausgeweitet. Dabei zeigte sich, dass bei Thiophanat-methyl (enthalten in Duett Ultra) bayernweit mehr als die Hälfte der Isolate resistent waren. Auch bei Prochloraz ließ sich eine eingeschränkte Wirkung auf dem Niveau von Expoxiconazol feststellen. Bei Difenoconazol war dieser Wirkungsverlust am weitesten fortgeschritten. Weitere Infos zur Resistenzsituation entnehmen Sie der Zusatzinfo auf Seite 62.


Wegen der steigenden Resistenzgefahr wird es immer wichtiger, das Erstauftreten von Cercospora intensiv zu beobachten, um punktgenau handeln zu können. Als die Bekämpfungsschwellen damals erarbeitet wurden, waren keine Resistenzen und kein Shifting zu erkennen, sodass sich Erstbefall mit der Kurativleistung von Fungiziden eindämmen ließ – diese Zeiten sind vorbei.


Behandeln Sie punktgenau!


Dass die Bekämpfungsschwelle von 5% befallener Blätter für die Erstbehandlung aber nach wie vor ausreicht, belegen unsere Exaktversuche. Wichtig ist allerdings, unmittelbar nach Überschreiten zu behandeln. Die Beratung gibt bei etwa 3% Befallshäufigkeit einen Kontrollaufruf heraus, weil bis zur Behandlung etwas Vorlaufzeit nötig ist.Begutachten Sie zusätzlich zu diesen Bonituren die Feldränder, die an Rübenschlägen des Vorjahres grenzen. Zeigt sich hier ein stärkerer Befall, ist umgehend eine Behandlung angeraten. Eine vorbeugende Spritzung ist nicht zielführend, weil der Befallsbeginn von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich sein kann. An den Monitoringstandorten Niederbayerns differenzierte die erste Schwellenüberschreitung in den letzten fünf Jahren um bis zu vier Wochen.


Der optimale Zeitpunkt für eine Folgebehandlung hängt stark von der Witterung ab. Bei sehr hohem Infektionsdruck kann diese schon nach ca. 14 Tagen notwendig werden, bei geringerem Infektionsdruck meist nach drei bis vier Wochen. Die aktuellen Schwellenwerte und Infos zur Blattrupfmethode entnehmen Sie der Übersicht 1. ▶


Um insbesondere den Termin für die Erstbehandlung gut zu treffen, steht zusätzlich mit Cercbet 1 ein Rechenmodell zur Verfügung. Ein weiteres Modell – Cercbet 3 – erstellt aus Wetterdaten und schlag- bzw. regionsspezifischen Daten eine Prognose, ob die Bekämpfungsschwelle für Cercospora in den nächsten drei Tagen überschritten wird und ein Fungizideinsatz angeraten ist. Sie finden das Angebot unter www.isip.de (Entscheidungshilfen/Hackfrüchte).


Empfehlungen für Ihre Rüben


Trotz des nachgewiesenen Shiftings ist Epoxiconazol, enthalten z.B. in Duett Ultra oder Rubric, der stärkste Wirkstoff. Das zeigen die niederbayerischen Exaktversuche mit hoher Resistenzausprägung. Die Zugabe von 0,6 bis 1,0 l je ha Dash zu Duett Ultra verbesserte die Wirkung nachweisbar. Wird Epoxiconazol um Kupfer ergänzt (Zugabe von 1,25 kg/ha Funguran Progress), so stellt dies die derzeit wirksamste Kombination dar (siehe Übersicht 2).


Allerdings: Das Kupferpräparat Funguran Progress war 2018 im Rahmen einer Notfallzulassung nach Artikel 53 VO (EG) Nr. 1107/2009 in begrenztem Umfang für 120 Tage mit maximal zwei Einsätzen zugelassen. Eine Zulassung für 2019 wurde noch nicht erteilt (Stand 15. Mai 2019).


Aus den Versuchen lässt sich folgende Fungizidempfehlung abhängig vom Befallsdruck ableiten:


  • Bei geringer bis mittlerer Cercospora-Befallsintensität und geringem bis mittlerem Resistenzniveau (Betriebe mit 0 bis 2 Behandlungen gegen Cercospora in den letzten Jahren): In diesen Fällen eignen sich Duett Ultra + Dash, Rubric, Amistar Gold, Juwel, Mercury, Mercury Pro oder Sphere. Achten Sie darauf, Strobilurin-haltige Fungizide nur einmal einzusetzen, am besten zu Spritzbeginn. Wählen Sie Kombinationen von Cyproconazol und Strobilurinen nur bei niedrigem Resistenzniveau. Eine Folgebehandlung kann mit Duett Ultra + Dash, Rubric oder einem anderen Azol-Wirkstoff erfolgen (z.B. 0,4 l/ha Score).
  • Bei hoher Cercospora-Befallsintensität und mittlerem Resistenzniveau (Betriebe mit 2 bis 3 Behandlungen gegen Cercospora in den letzten Jahren): Setzen Sie zur Erstbehandlung Duett Ultra + Dash + 1,25 kg/ha Funguran Progress ein (falls die Notfallzulassung vorliegt). Zur Folgebehandlung eignet sich z.B. Rubric, dann weiter mit einem anderen Azol-Wirkstoff (z.B. 0,4 l/ha Score).


Alternativ können Sie in diesen Fällen mit Rubric + 1,25 kg/ha Funguran Progress beginnen. Folgebehandlung mit Duett Ultra + Dash, dann weiter mit einem anderen Azol-Wirkstoff, wie 0,4 l/ha Score.


  • Bei hoher Cercospora-Befallsintensität und hohem Resistenzniveau (Betriebe mit 3 oder mehr Behandlungen gegen Cercospora): Starten Sie mit 2x Duett Ultra + Dash + 1,25 kg/ha Funguran Progress. Führen Sie die weiteren Behandlungen mit einem anderen Azol-Wirkstoff durch, wie z.B. 0,4 l/ha Score + 1,0 l/ha Cirkon.


Alternativ beginnen Sie mit 1x Duett Ultra + Dash + 1,25 kg/ha Funguran Progress, gefolgt von Rubric + 1,25 kg je ha Funguran Progress, gefolgt von einem anderen Azol-Wirkstoff wie z.B. 0,4 l/ha Score + 1,0 l/ha Cirkon.


Beachten Sie, dass bei hohem Resistenzniveau, hohem Befallsdruck und anfälligen Sorten eine sichere Bekämpfung mit den vorgeschlagenen Maßnahmen nicht immer möglich ist!


Sollte der Einsatz des Kupferpräparates wieder genehmigt werden, ist es wichtig, die reduzierte Menge von Funguran Progress (1,25 kg/ha) immer mit der vollen Aufwandmenge eines Azolpräparates zu kombinieren. In Gebieten mit hohem Resistenzgrad empfehlen sich diese Mischungen zum Spritzstart und zur zweiten Spritzung. Neben der verbesserten Wirkung verlangsamt das Kupferpräparat auch die Resistenzentwicklung. Achten Sie beim Einsatz unbedingt darauf, die Blätter gut zu benetzen.


Funguran Progress ist flexibel mischbar mit Azolen, Strobilurinen, Bor und z.B. Silwet Gold oder Dash. Eine Mischung mit Ammonium-haltigen Düngern (AHL) und Ansäuerungsmitteln (pH-Wert-Senkern) ist nicht möglich.


Auf gesunde Sorten setzen


Die Bekämpfung von Cercospora könnte sich künftig weiter erschweren. Neben dem steigenden Resistenzniveau ist auch mit dem Wegfall von Wirkstoffen zu rechnen. Gleichzeitig ist unsicher, ob Kupferpräparate dauerhaft in Rüben eine Zulassung erhalten. Um vor allem in Starkbefallsjahren dem Cercospora-Erreger noch ausreichend begegnen zu können, sollte man neben ackerbaulichen Maßnahmen (weite Fruchtfolge, angepasste Bodenbearbeitung) besonderen Wert auf die Sortenwahl legen. Denn: Grundvoraussetzung, um künftig Blattkrankheiten noch bekämpfen zu können, ist die Auswahl einer möglichst blattgesunden Sorte.


Einen Hinweis, was die Sorten leisten können, bietet ein Versuch des AELF Deggendorf. Auf einer Rhizoctonia-Verdachtsfläche wurden die Sorten Isabella (anfällig für Cercospora) und Breeda (rhizoctoniatolerant, blattgesund) mit Fungiziden behandelt und verglichen. Wegen der Krankheitstoleranz Breedas ist ihr genetische Ertragspotenzial rund 10% niedriger als das von Isabella. Weil Rhizoctonia aufgrund der trockenen Witterung im letzten Jahr aber nicht auftrat, sind die im Versuch ermittelten Ertragsunterschiede überwiegend auf den Cercosporabefall zurückzuführen.


Die wichtigsten Ergebnisse: Bei hohem Cercosporadruck war die blattgesunde Sorte Breeda in der unbehandelten Variante der Sorte Isabella überlegen (siehe Übersicht 3). Selbst nach zweimaligem Einsatz von Rubric (Epoxiconazol) lagen beide Sorten noch in etwa gleichauf. Bei der Blattbonitur schnitt Breeda weiterhin besser ab. Erst nach dem Einsatz von Epoxiconazol plus Funguran Progress konnte Isabella erstmals ihr höheres Ertragspotenzial ausschöpfen, wenn auch nicht vollständig.


Daraus folgt: In Cercosporabefallsgebieten ist es zwingend erforderlich, auf blattgesunde Sorten zu setzen – dies ist die Grundlage, um Blattkrankheiten noch bekämpfen zu können. ▶


Biofungizide enttäuschen


Erstmals wurde im Jahr 2017 ein biologisches Präparat solo und als Azolzumischung geprüft. Der Einsatz erfolgte jeweils zu den üblichen Terminen. Das Ergebnis: Der Ertrag ließ sich damit lediglich um ca. 3% steigern (Vergleich Rubric: + 16%). Der Cercosporabefall zur Abschlussbonitur war nur geringfügig niedriger als ohne Behandlung.


Im letzten Jahr kamen sechs verschiedene Präparate (Bakterienpräparate, Pflanzenstärkungsmittel, Biofungizide) zum Einsatz. Die Anwendungen wurden geändert, sodass eine Behandlung vorbeugend erfolgte und drei weitere nach Befallsbeginn im Abstand von jeweils 14 Tagen. Die Ergebnisse:


  • Die Mehrerträge der sechs geprüften biologischen Präparate schwankten von 0 bis 8% (Vergleich Rubric: 17%).
  • Die Abschlussbonitur verbesserte sich im Mittel um ca. 15% Befallsstärke (in der unbehandelten Kontrolle lag der Befall bei 77%).


Die extreme Trockenheit, die hohen Temperaturen und die intensive Strahlung könnten sich negativ auf die Wirksamkeit der Biofungizide ausgewirkt haben. In der vorliegenden Form reichen die Biofungizide bislang nicht aus, um Cercospora nachhaltig einzudämmen.


Was gängige Fungizide leisten und Hinweise zu Wirkstoffgehalten, Mengen und Kosten entnehmen Sie der Übersicht 4.


matthias.broeker@topagrar.com

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