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So packen Sie Durchwuchskartoffeln

Lesezeit: 7 Minuten

Zunehmend milde Winter befeuern das Problem mit Durchwuchskartoffeln – nicht nur als Unkraut, sondern auch als Krankheitsschleuder. Bekämpfen Sie die Ausfallknollen möglichst gezielt.


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Immer häufiger fällt im Mai eine ungewollte Zweitkultur auf Ackerschlägen auf: Durchwuchskartoffeln. Sie wachsen in Rüben, Getreide oder Mais oft sogar besser als in den Kartoffelschlägen. Dass die nach der Ernte auf den Flächen verbleibenden Knollen im Folgejahr öfter wieder austreiben, liegt an den zunehmend milderen Wintern. Der tiefe Bodenfrost fehlte auch in diesem Jahr, um die Knollen nachhaltig zu schädigen.


Desaströse Schäden


Wichtig ist, gezielt gegen die Ausfallpflanzen vorzugehen. Denn jede Staude kann bis zu 20 Tochterknollen bilden. Mit der Bodenbearbeitung verteilen sich die Knollen meist unbemerkt über den Acker. Gelangen sie in tiefere Bodenschichten und bleiben vom Frost verschont, behalten sie ihre Keimfähigkeit über mehrere Jahre. Nach und nach können sie ganze Äcker überwachsen. Das Schadpotenzial dieser Knollen durch direkte oder indirekte Ertragsschäden ist enorm. Denn Durchwuchskartoffeln


  • sind wie alle anderen Unkräuter Wasser-, Licht- und Nährstoffkonkurrenten für die angebaute Hauptkultur,
  • können durch ihr dichtes Laub bei höherer Bestandesdichte das Mikroklima in der Hauptkultur verändern und dadurch den Infektionsdruck von Pilzkrankheiten erhöhen,
  • können Sorten durchmischen,
  • sind über die gesamte Vegetationsperiode ein Ausgangspunkt für Kartoffelkrankheiten wie Krautfäule, weil kontinuierlich Sporen des Erregers über Windverwehungen in benachbarte Kartoffelschläge gelangen und
  • setzen das gesamte System der Fruchtfolge außer Kraft, wovon bodenbürtige Schaderreger wie Rhizoctonia oder die beiden Quarantäneschaderreger Kartoffelkrebs und Kartoffelzystennematoden (Globodera spp.) profitieren.


Wie extrem wichtig es ist, die Ausfallkartoffeln zu beseitigen, zeigt auch Folgendes: Wächst eine nematoden-anfällige Sorte durch, vermehren sich die Kartoffelzystennematoden besonders stark, wie Übersicht 1 verdeutlicht. Nach anfänglich nur leichtem Anstieg entwickelt sich der Befall innerhalb weniger Jahre fast explosionsartig. Solch eine Fläche wieder zu sanieren, ist sicherlich eine Aufgabe für mehr als eine Generation.


Herbizide helfen


Das Ziel beim Bekämpfen von Durchwuchskartoffeln ist, die Bildung von Tochterknollen zu verhindern. Daher müssen die Mutterknollen noch vor der Knollenneubildung nahezu vollständig zerstört sein. Rein mechanisch erweist sich das meist als schwierig.


Aber auch der Einsatz von Herbiziden ist herausfordernd: Viele Präparate wirken optisch zwar gut – denn nach dem Einsatz stirbt das Kraut der aufgelaufenen Kartoffeln schnell ab. Es kommt aber vielmehr darauf an, die Mutterknolle so stark zu schädigen, dass sie keine neuen Knollen ansetzt. Dafür ist es entscheidend, den optimalen Bekämpfungstermin zu treffen. Gehen Sie gegen Durchwuchskartoffeln in den unterschiedlichen Kulturen wie folgt vor:


Empfehlung in Mais: Sehr effizient lassen sich Ausfallkartoffeln im Mais im Splitting bekämpfen. Einige Landwirte bauen inzwischen bewusst Mais nach Kartoffeln an. Bei üblichen Saatterminen laufen Mais und Kartoffeln fast zeitgleich auf. Idealerweise erfolgt die erste Herbizidmaßnahme bei einer Kartoffelwuchshöhe von 15 cm.


Bei Einsätzen vor dem Knollenansatz erzielen Mittel der Wirkstoffgruppe der Triketone die besten Wirkungsgrade, das zeigen Versuche der LWK Niedersachsen. Von den Triketonen ist Mesotrione, bekannt u.a. aus Callisto, der stärkste Wirkstoff. Für die erste Maßnahme in EC 12 bis 13 des Maises eignen sich Bodenherbizid + Mesotrione + Brenner. Abhängig von weiteren Unkräutern oder Ungräsern, die auf der Maisfläche vorkommen, reichen z.B. zwei Drittel der Aufwandmenge eines Mais-Packs aus. Den blattaktiven Teil im Pack sollte dabei ein Mesotrione-haltiges Produkt übernehmen. Geeignete Mischungen sind z.B. 2,0 l/ha Spectrum Gold + 0,75 l/ha Callisto + 0,3 l/ha B235. Weitere Empfehlungen entnehmen Sie der Übersicht 2 auf Seite 82.


Sobald die zweite Kartoffelwelle aufläuft, meist in EC 16 bis 18 des Maises, ist die zweite Behandlung mit Triketonen angeraten. Geeignet sind dann z.B. 1,0 l/ha Maran + 0,3 l/ha B235. Alternative Kombinationen entnehmen Sie wiederum der Übersicht 2.


Sollten die Ausfallkartoffeln allerdings schon Tochterknollen gebildet haben (siehe Foto 3 auf Seite 80) empfiehlt sich der Einsatz von 0,75 l/ha Callisto + 0,25 l/ha Effigo. Kontrollieren Sie den Knollenansatz mit einer Spatenprobe. Wer die Pflanzen nur ausreißt, muss damit rechnen, dass die Knollen im Boden stecken bleiben.


Bringen Sie Effigo entweder solo oder zusammen mit Callisto aus. Zusätze anderer Blattherbizide können dagegen die Verlagerung behindern. Das gilt vor allem für Bromoxynil-haltige Mittel wie Buctril oder B235. Auf das Kraut wirkt der im Effigo enthaltene Wirkstoff Clopyralid nur wenig. Die Pflanze verlagert den Wirkstoff in die Knollen. Dort verhindert er, dass diese im nächsten Jahr wieder austreiben. Beachten Sie unbedingt die Nachbaubeschränkungen von Effigo! Setzen Sie Effigo nicht ein, wenn im nächsten Jahr Kartoffeln auf der Fläche stehen sollen.


Empfehlung in Getreide: Häufig steht Wintergetreide nach Kartoffeln. In Getreide ist die Bekämpfung von Durchwuchskartoffeln allerdings schwierig, da diese spät auflaufen. In gut etablierten Getreidebeständen sind sie zunächst kaum sichtbar. Erst ab etwa Mitte Mai kann man die aufgelaufenen Kartoffeln, je nach Getreideart, erkennen. In einem sehr wüchsigen Roggenbestand werden die ungebetenen Stauden oft erst bei der Ernte sichtbar.


Wichtig ist, dass die Blattfläche der Kartoffeln im Getreide eine entsprechende Zielfläche bietet. Nur so können die Pflanzen ausreichend Wirkstoff aufnehmen. Dass in den Getreidebeständen eine Maßnahme mit Fluroxypyr-haltigen Mitteln wie 0,9 l/ha Tomigan 200 oder 1,5 l/ha Ariane C, eingesetzt bis EC 39, am wirksamsten ist, zeigen unsere Versuche. Achten Sie dabei auf eine ausreichende Wasseraufwandmenge von mindestens 250 l/ha. Verzichten Sie auf Tankmischungen, um Wechselwirkungen zu vermeiden.


Kurz vor der Ernte wirken Glyphosat-haltige Mittel gut, da der Wirkstoff auch in die neu gebildeten Tochterknollen verlagert wird und diese zumindest teilweise schädigen kann. Geeignet wären z.B. 3,0 l/ha Dominator 480 TF oder 4,0 l/ha Roundup Ultra. Wegen der strikten Auflagen ist eine Vorerntebehandlung, bis auf sehr wenige Ausnahmen, aber nicht mehr möglich.


Eine weitere Bekämpfungsmöglichkeit bietet sich nach der Getreideernte, wenn die erneut aufgelaufenen Kartoffeln eine Wuchshöhe von mindestens 15 cm erreicht haben. Auch dann eignet sich der Einsatz glyphosathaltiger Mittel. Zusätze von 10 kg/ha SSA verbessern die Wirkung deutlich. Beachten Sie hierbei jedoch die jeweils länderspezifischen Vorgaben zur Herbstdüngung. Wichtig: Auf ökologischen Vorrangflächen darf man nach der Ernte keine Pflanzenschutzmittel einsetzen.


Empfehlung in Rüben: Auch in Rüben lassen sich Durchwuchskartoffeln nur schwer bekämpfen. Daher sollte man möglichst auf den Anbau von Rüben nach Kartoffeln verzichten.


Eine herbizide Teilwirkung können Sie in Rüben mit blattaktiven Wirkstoffen wie Clopyralid, Triflusulfuron, Quinmerac und Lenacil erreichen. Phenmedipham und Desmedipham wirken ebenfalls. Beachten Sie jedoch, dass


  • Desmedipham-haltige Mittel (DMP) seit Ende 2019 nicht mehr zugelassen sind und man sie bis zum 1.7.2020 aufbrauchen muss und
  • die Wirkstoffzulassung für Phenmedipham (PMP) zum 31.7.2020 ausläuft. Voraussichtlich sind PMP-haltige Herbizide aber noch bis 2022 nutzbar.


Der gezielte Einsatz blattaktiver Herbizide gegen Durchwuchskartoffeln sollte ab der 2. Nachauflaufbehandlung (NAK) erfolgen. Unterstützen lässt sich die Herbizidwirkung, indem Sie zusätzlich zwischen den Reihen hacken.


Beugen Sie vor!


Um Probleme mit Durchwuchskartoffeln von vornherein möglichst zu vermeiden, empfiehlt es sich, nach der Kartoffelernte auf eine wendende Bodenbearbeitung zu verzichten, um die Ausfallknollen nicht zu vergraben. Denn andernfalls wären sie vor Frost im Boden geschützt. Für das Bearbeiten empfehlen sich z.B. Kurzscheibeneggen, weil sie die Knollen quetschen und verletzen. Anschließend verfault oft ein Teil von ihnen. Weitere Infos zur Vorbeugung veröffentlichen wir in der top agrar-Ausgabe 8/2020.


friederike.mund@topagrar.com

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