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So wachsen Ihre Kartoffeln konkurrenzlos

Lesezeit: 9 Minuten

Böige Winde und trockenes Wetter erschweren immer öfter den Herbizideinsatz im Vorauflauf. Wie Sie Ihre Strategie optimieren können und welche Lösungen sich gegen Problemungräser wie Erdmandelgras empfehlen, erklärt unser Autor.


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Zur Unkrautkontrolle in Kartoffeln stehen zwar auch im Frühjahr 2021 alle wichtigen Wirkstoffe zur Verfügung. Dennoch zeigen die Erfahrungen der letzten Jahre, dass man schon alles „richtig machen“ muss, damit die Mittelpalette für einen unkrautfreien Bestand bis zur Ernte ausreicht.


Die Probleme beginnen häufig bereits mit ungünstigen Einsatzbedingungen zum Vorauflauftermin. Windig-trockenes Wetter kurz vor dem Durchstoßen der Bestände in den ersten Maitagen ist in vielen Regionen mittlerweile eher die Regel als die Ausnahme.


Ideal wäre es hingegen, wenn der Damm zu diesem Termin durch ausreichende Niederschläge gut abgesetzt ist und die Unkräuter größtenteils aufgelaufen sind. Boden- und blattaktive Herbizidmischungen können dann sehr viel Unkrautpotenzial direkt erfassen. Hilfreich wären auch leichte Niederschläge in den ersten Tagen nach der Behandlung. Denn diese fördern die Bildung eines stabilen Herbizidfilms, der die Kartoffelbestände dann dauerhaft unkrautfrei hält.


Trockenheit und Wind erschweren Herbizideinsatz


Die Realität sah in den letzten Jahren jedoch vielerorts anders aus. Wenig Niederschlag nach dem Kartoffelpflanzen und windiges Wetter in der Phase kurz vor dem Durchstoßen erforderten oft Kompromisse beim Einsatztermin und auch bei der Herbizidauswahl.


Die Entscheidung, den Vorauflauftermin trotz ungünstiger Anwendungsbedingungen wahrzunehmen und länger wirksame (teurere) Bodenherbizidkomponenten zu wählen, fällt dann oft nicht leicht. Denn einerseits sind in diesen Fällen Wirkminderungen durch eine schlechte Anlagerung der Wirkstoffe und Verlagerungen durch Abdrift und Winderosion zu befürchten. Und andererseits können Spritzsymptome an Nichtzielpflanzen, wie z.B. an Feldgehölzen und Obstbäumen (oft Kirschen) auftreten.


Verpasste Vorauflauftermine bedeuten in der Praxis jedoch häufig auch unbefriedigende Bekämpfungserfolge und ein erhöhtes Schädigungsrisiko für die Kultur durch Nachauflaufanwendungen. Wer dann noch metribuzinempfindliche Kartoffelsorten anbaut (siehe Übersicht 1), muss mit einer sehr übersichtlichen Wirkstoffpalette aus Rimsulfuron (Cato) und Prosulfocarb (Boxer) zurechtkommen. Weil sich beide Wirkstoffe nicht gerade durch eine gute Dauerwirkung auszeichnen, sind Folgebehandlungen vorprogrammiert.


Empfehlung: Nutzen Sie daher in trockenen Frühjahren die geringen Niederschlagsmengen konsequent aus. Vorausplanung und die Beobachtung des Wetterberichtes sind hierfür wichtig. Regen nach der Anwendung kann genauso wertvoll sein, wie ein oberflächlich angefeuchteter Boden beim Spritzen. Behandeln Sie aus diesem Grund gegebenenfalls auch einige Stunden vor einem angekündigten Niederschlagsereignis – nachteilig ist dabei allerdings die höhere Staubentwicklung. Im Bereich der Fahrgassen kommt es beim Spritzen auf trockenen Böden häufiger zu Minderwirkungen, da die Blattaktivität der Wirkstoffe durch Staub deutlich leidet.


Dennoch: Wegen der ausgezeichneten Dauerwirkung der Wirkstoffe Aclonifen (Bandur) und Clomazone (Centium 36 CS) hat es sich oft als richtig erwiesen, den Anwendungstermin vorzuverlegen. Nutzen Sie günstige Wetterlagen für die Unkrautkontrolle mit diesen Wirkstoffen bereits dann, wenn die Kartoffelkeime noch 8 bis 12 cm unter der Dammoberfläche liegen. Dann laufen Sie später möglicherweise nicht Gefahr, unter ungünstigeren Bedingungen behandeln zu müssen.


„Schärfen“ Sie bei Trockenheit und größeren Unkräutern die Vorauflaufmischungen zusätzlich an, um die vorhandene Verunkrautung sicher auszuschalten. Besser als AHL- oder Ölzusätze eignet sich hierfür Quickdown (0,3 l/ha + 0,75 l/ha Toil). Wegen fehlender systemischer Eigenschaften besteht beim Einsatz auch dann kein nachhaltiges Schädigungsrisiko, wenn bereits die ersten Keime durchstoßen. Das Mittel Quickdown hilft allerdings nicht gegen Ungräser. Zudem wirkt es lichtabhängig, weshalb man es möglichst vormittags spritzen sollte.


Strategien abhängig von der Leitverunkrautung


In Fruchtfolgen mit höherem Mais- oder Rübenanteil sind triazinresistente Melde- und Gänsefußarten zu erwarten. In diesen Fällen wirkt auch Metribuzin (Sencor Liquid, Mistral) nicht mehr zuverlässig. Deshalb steht mittlerweile der gegen diese Arten sehr sichere Wirkstoff Aclonifen (Bandur) im Mittelpunkt der Empfehlungen (siehe Übersicht 2 auf Seite 80). Die lange Wirkungsdauer in Verbindung mit geringen Ansprüchen an die Bodenfeuchte machen diesen Wirkstoff für den Kartoffelanbau sehr wertvoll. Zu beachten ist allerdings die Gewässerabstandsauflage von 5 m.


Mit Proman (Wirkstoff Metobromuron) bereichert ein zweiter Wirkstoff mit guter Melde- und Gänsefußwirkung die Mittelpalette. Die Wirkungsdauer ist zwar geringer als bei Produkten mit dem Wirkstoff Aclonifen – wegen der günstigen Gewässerabstandsauflagen kommt Proman aber trotzdem im Bereich der Oberflächengewässer z.B. als Zumischpartner zum Artist in Betracht. In metribuzinempfindlichen Sorten bietet sich auch eine Kombination mit Bandur an. ▶


Die alte Standardmischung Boxer plus Sencor funktioniert auf vielen Standorten nach wie vor gut. Wird diese Mischung (oder auch die Fertigformulierung Arcade) jedoch in der Nähe zu Gemüseflächen eingesetzt, kann es zu Problemen mit Herbizidrückständen in diesen Kulturen kommen. Generell gilt daher: Seien Sie beim Einsatz von Boxer und Arcade in der Nähe zu Gemüseflächen, Sonderkulturen und Gärten äußerst vorsichtig!


Der Grund dafür ist das unvermeidbare Verdampfen des Wirkstoffs Prosulfocarb – dadurch können Rückstände im Gemüse entstehen. Für Boxer und Arcade hat die Zulassungsbehörde deshalb zusätzliche Auflagen festgesetzt. So darf die Fahrgeschwindigkeit beim Ausbringen nicht über 7,5 km/h liegen, die Wasseraufwandmenge 300 l je ha nicht unterschreiten und die Windgeschwindigkeit darf maximal 3 m/s betragen. Die Produkte muss man zudem auf der gesamten Fläche mit mindestens 90%-abdriftmindernden Düsen ausbringen. Viele Düsen erreichen die 90%-Abdriftminderung allerdings nur bei 1,0 bis 1,5 bar Druck. Wer dann die vorgeschriebene Wassermenge von 300 l/ha mit diesem sehr niedrigen Druck ausbringen möchte, wird nur langsam über den Acker fahren können. Das gilt insbesondere dann, wenn kleinere Düsen zum Einsatz kommen. Unabhängig davon ist es am besten, auf die Anwendung von Boxer und Arcade in der Nähe zu Gemüseflächen zu verzichten.


Auch andere Bodenherbizide wie, z.B. Aclonifen (Bandur) oder Clomazone können per Abdrift oder nach einer Behandlung durch Winderosion (Staubaufwirbelungen) verlagert werden und Schäden bzw. Rückstände an Nichtzielpflanzen verursachen. Insbesondere auf schlecht abgesetzten Böden in windigen Lagen, sowie in der Nähe zu Sonderkulturen und Gärten, ist daher auch hier besondere Vorsicht geboten. In bestimmten Fällen – wie z.B. bei anhaltend windigem Wetter – sollten Sie besser auf eine Vorauflaufanwendung verzichten.


Um vor allem gegen schwer bekämpfbaren Windenknöterich vorzugehen, eignet sich in erster Linie der Wirkstoff Clomazone im Centium 36 CS, Novitron oder Metric. Er bringt gegen Windenknöterich eine länger anhaltende Zusatzwirkung und ist auch unter trockenen Bedingungen recht wirkungssicher. Allerdings lassen sich nach dem Einsatz clomazonehaltiger Mittel gelegentlich Blattaufhellungen beobachten. Diese mosaikartigen Aufhellungen treten oft erst recht spät (zur Blüte) auf – nennenswerte Ertragsminderungen hierdurch sind aber nicht zu befürchten.


Einem breiten Einsatz stehen dagegen schon eher die Anwendungsauflagen entgegen. So darf man clomazonehaltige Mittel nur zwischen 18 Uhr abends und 9 Uhr morgens anwenden, wenn zusätzlich Tageshöchsttemperaturen von mehr als 20°C Lufttemperatur vorhergesagt werden. Kündigen sich Tageshöchsttemperaturen von über 25°C an, ist der Einsatz der Produkte nicht mehr erlaubt. Als Anwender müssen Sie obendrein in einem Zeitraum von einem Monat nach der Maßnahme wöchentlich in einem Umkreis von 100 m um die Fläche herum prüfen, ob Aufhellungen an Pflanzen auftreten. Falls ja, muss man diese Fälle sofort dem amtlichen Pflanzenschutzdienst und dem Zulassungsinhaber melden.


Nachauflauf-Einsätze nur im Notfall


Für erforderliche Behandlungen im Nachauflauf ist neben Cato und Metribuzinprodukten nur das Mittel Arcade zugelassen. Es ist eine Fertigformulierung aus den Wirkstoffen Prosulfocarb (Boxer) und Metribuzin (Sencor).


Arcade hat eine ausgezeichnete Breitenwirkung und erfasst auch Melde, Weißen Gänsefuß, Windenknöterich und Schwarzen Nachtschatten sicher. In den letzten Jahren waren neben einer oft guten Verträglichkeit aber leider auch immer wieder Fälle mit starker Phytotox zu beobachten. Die Ursache lag – zumindest in einigen Fällen – an unverträglichen Chargen, sodass die Vermutung aufkam, dass das Mittel überlagert gewesen sein könnte. Weil sich Schäden durch den Einsatz von Arcade immer innerhalb weniger Tage nach der Anwendung zeigen, empfiehlt es sich, das Anwendungsrisiko durch eine „Probebehandlung“ abzuschätzen. Erst danach sollte es bei späteren Nachauflaufanwendungen zum Einsatz kommen. Wichtig ist, das Verbot der Ausbringung auf drainierten Flächen zu beachten.


Alternativ bleibt im Nachauflauf nur der Einsatz von Cato. Sofern es die Sorte zulässt, ist die Zugabe von 100 bis 200 g/ha Mistral/Sencor zu empfehlen, um die Leitunkräuter Meldearten, Weißer Gänsefuß und Windenknöterich besser zu erfassen. Aber auch der Soloeinsatz von Cato hemmt die Wüchsigkeit der meisten Unkräuter nachhaltig. Trotz verhaltener Anfangswirkung sieht das Endergebnis dann doch noch oft überraschend gut aus.


Wichtig für eine gute Cato-Wirkung ist es, den Formulierhilfsstoff Trend mit mindestens 180 ml/ha zuzugeben – bei stärkeren Wachsschichten und größerer Melde sind 300 ml/ha besser. Die Verträglichkeit von Cato hängt stark von den Temperaturen nach der Anwendung ab. Über 25°C sind ebenso ungünstig wie zu kalte Temperaturen. Vor allem, wenn man Cato mit Metribuzin kombiniert, sollte eine Wachsschicht vorhanden sein.


Empfehlungen gegen übriggebliebene Ungräser


Vorauflaufherbizide wie Boxer, Artist, Bandur und Proman erzielen durchaus gute Wirkungsgrade gegen samenbürtige Gräser. Besonders bei starkem Hirsebesatz und gegen Quecke sowie Getreideauflauf werden dennoch oft Nachbehandlungen erforderlich.


Geht es nur um Hirsearten und Gräser, sind wegen vergleichbarer Mittelkosten und Wirkungsgrade die reinen Gräsermittel (siehe Übersicht 3) eine kulturverträgliche Alternative zum Cato. Generell sollten Mischungen von Gräsermitteln mit anderen Herbiziden aus Verträglichkeitsgründen unterbleiben. Auch eine Mischung mit Fungiziden oder Mikronährstoffen hat schon oft unliebsame Überraschungen beschert.


Wichtig für einen guten Bekämpfungserfolg – insbesondere gegen Quecke – ist der richtige Behandlungstermin. Einerseits sollten die Ungräser möglichst vollständig aufgelaufen sein, andererseits beginnen die Kartoffelpflanzen aber ab einer Wuchshöhe von ca. 25 cm die Gräser zunehmend abzuschirmen. Beenden Sie deshalb spätestens bei 30 cm Wuchshöhe des Bestandes die Ungraskontrolle.


daniel.dabbelt@topagrar.com

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