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So wächst Mais ungestört

Lesezeit: 9 Minuten

Auch um Resistenzen vorzubeugen, kann es sinnvoll sein, mechanische Maßnahmen mit chemischen geschickt zu kombinieren. Hier die Empfehlungen für Ihre Bestände.


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Günter Klingenhagen, LWK Nordrhein-Westfalen


Günter Klingenhagen, LWK Nordrhein-Westfalen


Günter Klingenhagen, LWK Nordrhein-Westfalen


Nicht, dass es so läuft wie beim Ackerfuchsschwanz – auch in Deutschland sind bereits erste Hirsen gegenüber Herbiziden wie Motivell forte, Maister power und Cato resistent. Daher ist es wichtig, viel Wert auf ein Resistenzmanagement zu legen. Es gilt, vor allem die Samenbildung der Ungräser zu unterbinden. Auf Flächen mit starkem Ungrasdruck gelingt dies am sichersten über Spritzfolgen bzw. über eine wechselnde Nutzung von chemischen und mechanischen Maßnahmen.


Mechanisch, falls möglich


Erlauben es die Witterung und Bodenverhältnisse, ist es sinnvoll, nach der Saat zu walzen. Das regt die Ungras- und Unkrautsamen zum Keimen an. Dann kann der Einsatz eines Striegels erfolgen, bis der Mais zu keimen beginnt. Im Nachauflauf können Sie zwar auch noch striegeln, müssen dann aber Pflanzenverluste von 5 bis 10% kalkulieren. Genereller Nachteil des Striegelns: Auf leichten Böden steigt die Gefahr von Winderosion.


Vermeiden lassen sich Pflanzenverluste, wenn man zwischen den Reihen hackt. Das ist prinzipiell vom Auflauf bis zu 60 cm Wuchshöhe des Maises möglich. Die Rahmenhöhe der Hacke ist dabei begrenzend. Um den Mais im frühen Jugendstadium nicht zu verschütten, kann man ihn mit Blechen abschirmen. Mit Rollhacken lässt sich dagegen von der Reihe wegarbeiten. Eine direkte Hackarbeit in der Reihe ist mit Fingerhacken möglich. Dafür ist aber ein Wachstumsvorsprung des Maises vor den Unkräutern erforderlich.


Auch wenn Mais nur flach wurzelt, reagieren die Bestände durchaus positiv auf diese mechanischen Maßnahmen. Denn als Nebeneffekt unterbricht die Bearbeitung die Kapillare an der Bodenoberfläche und reduziert somit die Wasserverdunstung. Sind die Böden dagegen nach Starkniederschlägen „zugeschlagen“, lässt sich dadurch die Sauerstoffzufuhr wieder verbessern.


Allerdings sind mechanische Verfahren zur Unkrautkontrolle witterungsabhängiger sowie zeit- und energieaufwendiger als chemische. Darüber hinaus hat das Striegeln und Hacken folgende Vor- und Nachteile:


  • Storchenschnabel wandert vom Rand in die Flächen ein und läuft sehr schnell auf. Hier kann man die erste Welle mithilfe des Striegels gut bekämpfen.
  • Wer Gülle mit Schleppschläuchen in Mais ausbringt, kann mit einer Hacke die Ausgasungsverluste minimieren und gleichzeitig Unkräuter bekämpfen.
  • Bei der Anlage von Untersaaten mit Weidelgras (ab ca. 40 cm Wuchshöhe des Maises) lassen sich die Samen direkt hinter den Hackaggregaten aufbringen – die Nachläufer vermischen sie dann mit etwas Erde. Dadurch steigen die Auflaufraten um bis zu 50%.
  • Nachteilig beim Striegeln oder Hacken ist die steigende Erosionsgefahr in Hanglagen und, dass Bodenbrüter wie der Kiebitz durch den Bodeneingriff kaum eine Chance haben, ihre Brut aufzuziehen. Das gilt vor allem, wenn man mehrmalig mechanisch arbeiten muss.


Zwischenfazit: Nicht immer ist es angeraten, mechanisch oder gar thermisch zu arbeiten. In manchen Fällen kann eine Verknüpfung aber Vorteile bringen.


Kein S-Metolachlor in sensiblen Regionen!


Bei den chemischen Strategien gilt seit 2019 der Appell, den Wirkstoff S-Metolachlor nicht auf sandigen, grundwassernahen Standorten einzusetzen. Seitdem hat sich die Anwendung von Produkten wie Gardo Gold, Dual Gold, ACDC, Zintan Gold, Zintan Platin, Elumis Gold- und Dual Gold-Pack in den relevanten Gebieten um etwa 40% reduziert. Als relevant gelten Sandböden mit hoch anstehendem Grundwasser (weniger als 3 m) in Regionen mit mittleren Winterniederschlägen von über 200 mm von November bis Februar.


Wichtig ist es, diesen Anteil in den kritischen Gebieten weiter zu reduzieren. Nur dann besteht die Chance, dass der Wirkstoff für die restlichen Flächen erhalten bleibt. Unter www.topagrar.com/metolachlor2020 finden Sie eine Karte mit schraffierten Gebieten, in denen Sie die Bodenherbizide Spectrum, Spectrum Gold, Spectrum Plus, Successor T, Aspekt und Adengo abwechselnd nutzen sollten. Weiterhin kann man die Einsatzmenge von Bodenherbiziden mithilfe von Spritzfolgen auch unter Einbindung mechanischer Maßnahmen reduzieren. Ein Beispiel: Auf Standorten mit Finger-Fadenhirse ist unter trockenen Bedingungen eine Abfolge aus reduzierter Herbizidvorlage, gefolgt von einer späten Hackmaßnahme ab 30 cm Wuchshöhe des Maises den reinen Herbizidvarianten oft sogar überlegen.


Strategie bei Mulchsaat


Wer seinen Mais in Mulch- oder Direktsaat legen will oder das Verfahren Gülle-Strip Till anwendet, kommt um einen Einsatz von Glyphosat oft nicht herum. Denn bei Mulchsaat lässt sich kein sauberer Tisch wie bei einer Pflugfurche schaffen. Vorteile bieten diese Verfahren aber im Hinblick auf Bodenschutz und CO2-Freisetzung.


Zum Einsatz: Die Glyphosat-haltigen Produkte lassen sich gegen aufgelaufene Unkräuter bis einen halben Tag vor der Bearbeitung bzw. Saat verwenden. Geht es um schwer bekämpfbaren Ackerfuchsschwanz, sollte die Behandlung zwei Tage vor der Bodenbearbeitung abgeschlossen sein. Gegen Disteln, Ampfer, Ackerwinde und Landwasserknöterich ist Kyleo zu bevorzugen. Beachten Sie bei diesem Herbizid, dass man es seit Herbst 2018 auf drainierten Flächen nicht mehr einsetzen darf. Eine Kyleo-Maßnahme muss drei Tage vor der Maisaussaat beendet sein.


Durch den jeweiligen Zusatz von SSA (5 kg je 200 l Wasser) können Sie die Wirkung deutlich verbessern. Dabei gilt: Je härter bzw. eisenhaltiger das Wasser, desto notwendiger ist der Zusatz.


Empfehlungen für Standorte ohne Hirsen


Auf besseren Böden, auf denen meist keine Hirsen vorkommen, haben sich Produkte mit Blatt- und Bodenwirkung wie z.B. Calaris oder Zeagran ultimate bewährt. Gegen Ackerfuchsschwanz, Flughafer und Quecke empfiehlt es sich, Gräserherbizide wie Motivell forte zuzumischen. Für diese Situation eignet sich auch der Zeagran Clean Combo Pack (siehe Übersicht 1).


Geht es speziell um Ackerfuchsschwanz, ist Maister power zu bevorzugen. Setzen Sie es am besten zum 2- bis 3-Blattstadium des Ungrases ein. Auf typischen Fuchsschwanzstandorten, auf denen Unkräuter eine untergeordnete Rolle spielen, kommt Maister power ohne Mischpartner aus. Von einer Zumischung weiterer Produkte ist sogar abzuraten, weil sonst die Fuchsschwanzwirkung leidet.


Bei hohen Besatzdichten ist es wahrscheinlich, beim Herbizideinsatz Fuchsschwanzpflanzen mit Resistenz gegenüber ALS-Hemmern zu selektieren. Sofern möglich, bietet es sich an, den Besatz mechanisch zu dezimieren. Ist dies nicht möglich, empfiehlt sich eine Vorlage aus Bodenherbizid + Laudis zum 1- bis 2-Blattstadium des Ackerfuchsschwanzes. Behandeln Sie bei Bedarf mit Maister power nach.


Was tun bei ALS-resistenz?


Mittlerweile gibt es immer mehr Flächen, auf denen ALS-Hemmer wie Maister power nicht mehr gegen Fuchsschwanz wirken. In diesen Fällen kann man zumindest kurzfristig mit dem Anbau von Duo Mais weiterkommen.


Es funktioniert wie folgt: Duo Maissorten sind resistent gegenüber dem ACCase-Hemmer Focus Ultra. In Getreide-Mais-Fruchtfolgen wirkt es oft noch sehr gut und kann auch ALS-resistenten Fuchsschwanz bekämpfen.


Zurzeit gibt es mit Spinxx Duo (S 220/K 230), Geoxx Duo (S 240/ K 240) und Conexxion Duo (S 280/K 270) drei Sorten, die für den Anbau infrage kommen. Wer sich für das System entscheidet, sollte aber nicht die gesamte Last auf dem ACCase-Hemmer abladen. Wichtig ist, die mechanischen Maßnahmen bzw. Laudis + Bodenherbizid als Vorlage zu nutzen. Denn diese kontrolliert auch Unkräuter. Nicht erfasster oder nachauflaufender Fuchsschwanz lässt sich dann zum 4- bis 6-Blattstadium des Maises mit 2,0 l/ha Focus Ultra + 1,0 l/ha Dash behandeln. Das Herbizid wirkt auch gegen alle aufgelaufenen Hirsen.


Achtung: Focus Ultra ist nur in Duo Mais verträglich. In allen anderen Sorten ist es zu 100% tödlich! Beachten Sie dies auch hinsichtlich der Abdrift und Spritzenreinigung!


Tipps bei stärkerem Hirsedruck


Bei stärkerem Hirse- und Unkrautdruck oder falls Storchschnabel auftritt, empfehlen sich Strategien mit zwei Behandlungen (siehe Übersicht 2).


Bei eher trockener Witterung kann die erste Maßnahme ein Blindstriegelgang sein. Ist es dagegen feucht, bietet sich im Vor- bis frühen Nachauflauf ein Einsatz von Adengo, Spectrum Gold oder anderen Bodenherbiziden kombiniert mit Callisto an.


Nachauflaufende Hirsen, Gräser und Unkräuter können Sie mechanisch oder durch eine Nachlage mit Elumis, dem Elumis P Pack oder Maister power ausschalten. Die Elumis-P-Kombination wirkt auch gegen Acker- und Zaunwinde. Maister power hat Vorteile auf Flächen mit anhaltendem Storchschnabeldruck.


Ist es zum ersten Termin sehr trocken, ist es sinnvoll, zunächst nur blattaktiv zu arbeiten, z.B. mit Laudis + B 235. Setzen Sie das Bodenherbizid in diesen Fällen in Mischung mit einem Gräserherbizid zum zweiten Termin ein. Alternativ kann dann auch ein Hackeinsatz erfolgen.


Hinweise bei geringem Druck


Bei geringem Unkrautdruck und ohne Problemunkräuter kommen Sie häufig mit einer einmaligen Behandlung zum 3- bis 4-Blattstadium des Maises gut zurecht (siehe Übersicht 3, Seite 75). Je nach Druck empfehlen sich zwei Drittel bis die volle Aufwandmenge eines Packs. Der Maister power Aspect Pack wirkt u.a. gegen Hühner- und Borstenhirse, Rispen, Fuchsschwanz und Quecke. Ein vergleichbares Wirkspektrum bieten der Elumis Gold Pack bzw. der Arigo Spectrum Plus Pack. Auf Standorten mit Finger-Faden-Hirse eignen sich Laudis-Kombinationen am besten. Wichtig ist ein früher Einsatz – mehr als drei Blätter sollten die Hirsen nicht gebildet haben. Kombinationen mit Callisto passen auf Hühnerhirsestandorte.


Für Spätbehandlungen gegen Winden und andere Kräuter hat sich Arrat + Dash bewährt. Bei Bedarf lässt es sich mit Gräserprodukten wie Motivell forte kombinieren.


Winde richtig bekämpfen


Acker- und Zaunwinden kommen seit einigen Jahren verstärkt vor. Mechanisch ist ihnen kaum beizukommen. In Mais kann man sie chemisch aber recht gut bekämpfen.


Führen Sie dazu die erste breit wirksame Behandlung früh zum 1- bis 3-Blattstadium des Maises durch. Danach sollten sich die Winden davon erholen können. Wenn die Pflanzen dann 15 bis 20 cm lange neue Triebe gebildet haben, kann die eigentliche Bekämpfung erfolgen, z.B. mit Mais Banvel WG, Arrat + Dash oder Kombinationen aus Milagro forte + Peak. Für eine gute Wirkung und Verträglichkeit ist warmes, wüchsiges Wetter wichtig.


Pflanzenschäden vermeiden


Beachten Sie unbedingt die Einsatzbedingungen, um Schäden durch Gräserherbizide wie Maister power, Cato, Motivell forte usw. zu vermeiden. Kritische Bedingungen sind gegeben, wenn nach einer längeren Phase langsamen Wachstums durch z.B. kaltes Wetter ein extremer Witterungsumschwung zu starkem Wachstum führt. Behandlungen in der Übergangsphase sind für die Maisbestände schlecht verträglich.


Optimal für den Einsatz von Mais Banvel WG, Arrat + Dash und Task + FHS sind hohe Temperaturen und eine hohe Luftfeuchte. Nasskaltes Wetter ist dagegen zu vermeiden, genauso wie bei der Anwendung von Triketonen (Laudis, Sulcogan, Callisto). Adengo kann schädigen, wenn es nach der Behandlung extrem regnet.


matthias.broeker@topagrar.com


matthias.broeker@topagrar.com


Die Leistungen wichtiger Herbizid-Packs und Einzelpräparate inklusive ihrer Preise, Abstandsauflagen und Resistenzklassen entnehmen Sie den Übersichten 4 und 5.

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