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Soja: Der Star von morgen?

Lesezeit: 10 Minuten

Die Sojabohne lässt sich mit wenig Aufwand anbauen, liefert einen hohen Vorfruchtwert und bereichert die Fruchtfolge. Vorausgesetzt, sie passt auf den Standort.


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Vor allem in Süddeutschland bauen immer mehr Landwirte Soja an. Dafür haben sie gute Gründe:


  • Die Nachfrage nach GVO-freien Futter- und Lebensmitteln ist hoch. Im Süden bieten einige Unternehmen bereits einen regionalen Vertragsanbau an.
  • Soja hat einen hohen Vorfruchtwert. Neben 30 bis 50 kg/ha N hinterlässt die Leguminose der Folgekultur auch mehr aufgeschlossenes Phosphat.
  • Das tiefreichende Wurzelwerk und die vielen Seitenwurzeln stabilisieren die Bodenstruktur der Krume. Zudem fördern sie die Porenstruktur, den Wasser- und Lufthaushalt sowie die Wasseraufnahme aus unteren Bodenschichten.
  • Der Aufwand für Pflanzenschutz- und Düngemittel ist vergleichsweise gering.
  • Soja lässt sich in Regionen mit hohen Wärmesummen wirtschaftlich in Getreide- und Maisfruchtfolgen einbauen (Übersicht 1). Ihr Anbau ist eine Alternative zu spät gesätem Winterweizen nach Körnermais und Rüben. Für Landwirte, die Mais nach Mais anbauen, lockert die Sommerung die Fruchtfolge auf. Folgt Winterweizen als Nachfrucht, profitiert dieser von der früheren Saat gegenüber einem späten Weizen nach Körnermais oder Zuckerrüben. Nach Erhebungen aus niederbayerischen Betrieben schnitt Weizen nach Soja ca. 25 % besser ab als später Weizen nach Körnermais.


Sojabohne – wo passt sie hin?

Die Sojabohne ist eine Kurztagspflanze, die bei uns normalerweise sehr spät blüht. Durch Züchtung ist es gelungen, Sorten zu entwickeln, die an unser Klima mit ausgeprägtem Langtag besser angepasst sind. So sind mittlerweile sehr frühreife Sorten (000-Sorten) für kühlere Lagen verfügbar, die sich bis zum 52. Breitengrad anbauen lassen. Diese blühen auch im längeren Tag noch sicher bis Ende Juni und benötigen im Vergleich zu den später abreifenden 00-Sorten weniger Wärme. Dadurch reifen die 000-Sorten rund zwei Wochen früher ab, so dass eine Ernte meist noch im September möglich ist.


Die Bodenansprüche der Sojabohne sind gering. Tonige, aber auch sandige Lehmböden eignen sich für den Anbau am besten. Die Böden sollten tiefgründig sein, damit sich die Pfahlwurzel optimal ausbilden kann. Zudem muss der Humus- und Kalkgehalt passen. Die Kalkversorgung ist für die Bildung der Knöllchenbakterien wichtig. In sauren Böden (pH unter 6,0) können sie sich nicht entwickeln. Unter alkalischen Verhältnissen (pH über 7,0) besteht dagegen die Gefahr von Manganmangel und Chlorosen, da Eisen schlecht verfügbar ist. Der pH-Wert sollte bei 6,5 bis 7,0 liegen. Steinige und staunasse Böden sind nicht geeignet.


Neben den Bodenverhältnissen sind die Niederschläge und die Wärmesummen in der Vegetationszeit entscheidend. Soja benötigt aus dem Boden und den Niederschlägen rund 200 bis 250 mm Wasser in der generativen Phase ab Beginn der Blüte. Der Bedarf hängt stark von der Verdunstung ab und ist während der Blüte und Kornfüllung am höchsten.


Bezüglich der Wärmesumme (Basis 6 °C) benötigen sehr frühe 000-Sorten vom Feldaufgang bis zur Reife ca. 1 400 °C, die 00-Sorten dagegen über 1 500 °C. Sojasorten der 000-Reifegruppe kommen in Körnermaisgebieten infrage, in denen Maissorten mit FAO 240 reif werden. Sorten der 00-Reifegruppe eignen sich in Maisgebieten, in denen 280er-Maissorten angebaut werden können.


Dass nicht alle Standorte für die 00-Sorten geeignet sind, zeigt Übersicht 2. Nur im Oberrheingraben und in der Pfalz sowie in Niederbayern lassen sich sicher die dafür notwendigen Wärmesummen erreichen. Wo das nicht der Fall ist, sollten Sie keine 00-Sorten anbauen. Für diese Standorte eignen sich allenfalls sehr frühe 000-Sorten.


Stimmen die Voraussetzungen, sind Sojaerträge von über 40 dt/ha möglich. In den letzten Jahren lagen die Erträge in Deutschland bei 20 bis 40 dt/ha. Im letzten Jahr waren Spitzenerträge von 40 dt je ha in Niederbayern kein Problem. Selbst im südlichen Sachsen-Anhalt waren noch 32 dt/ha drin. Im Vergleich dazu lag der Durchschnittsertrag in den USA im Jahr 2011 bei 27,9 dt/ha.


Sehr frühe Sorten anbauen!

Für Deutschland empfiehlt sich in der Regel der Anbau sehr früher 000-Sorten. Dazu gehören z. B. Merlin, Sultana, Alligator und Lissabon. Die etwas betagte Merlin ist darunter die früheste Sorte.


Für frühe Gebiete mit höheren Wärmesummen können Sie auch etwas später abreifende 000/00-Sorten wie Cordoba und Gallec in Betracht ziehen, oder die 00-Sorten OAC-Wallace und ES Mentor anbauen. Diese Sorten haben den Vorteil, dass sie mehr Verzweigungen und damit mehr Hülsen je Pflanze bzw. m² bilden. Damit können sie höhere Erträge erzielen als die sehr frühen Sorten.


Achten Sie bei der Bodenbearbeitung auf eine ausreichend tiefe Lockerung und beseitigen Sie Störzonen (Verdichtungen, Strohmatratzen). Denn Sojabohnen bilden im ersten Entwicklungsabschnitt ein kräftiges Pfahlwurzelsystem mit zahlreichen Seitenwurzeln aus. Die Ausdehnung dieses Wurzelsystems ist je nach Standraum und Bodenvoraussetzungen unterschiedlich.


Für die Keimung benötigt Soja ein gut strukturiertes und abgesetztes Saatbeet. Günstig für die Entwicklung der Knöllchenbakterien und die Bodenerwärmung ist zudem ein gut durchlüfteter Boden. Um die Durchlüftung und Erwärmung zu verbessern, empfiehlt es sich, wenige Tage vor der Saat bei trockenen Bedingungen noch einmal flach zu eggen.


Beachten Sie auch, dass der tiefsitzende Hülsenansatz auf steinigen Böden zu Problemen bei der Ernte führt. Deshalb sollten Sie das Saatbeet einebnen und Steine vor der Saat ablesen bzw. in den Boden walzen.


Impfung mit Knöllchenbakterien:

Achten Sie beim Sojabohnen-Anbau unbedingt auf die Impfung des Saatgutes mit Rhizobien. Bei pneumatischen Saugluft-Sämaschinen sollten Sie als Impfmittel Force 48 wählen, weil der enthaltene Klebstoff nicht von der Saugluft entfernt wird. Arbeitet die Sämaschine dagegen pneumatisch mit Druckluft oder mechanisch, ist das Mittel HiStick besser geeignet, weil es sich gleichmäßig in der Saatrille verteilt.


Hintergrund: Sojabohnen und unsere heimischen Leguminosen haben nicht die gleiche Knöllchenbakterienart. Soja geht mit dem Bakterium „Bradyrhizobium japonicum“ eine Symbiose ein. Dieses kann Stickstoff aus der Luft fixieren, wovon die Sojabohne profitiert. Ins­gesamt stellen die Knöllchenbakterien 120 bis 200 kg/ha N für die Sojabohnen bereit, die mit dem Erntegut entzogen werden. Der Nachfrucht stehen 30 bis 50 kg N pro ha zur Verfügung.


Vor der Saat düngen!

Zu Soja empfiehlt sich die Düngung vor der Saat. Die Leguminose hat – neben Stickstoff – einen relativ hohen Bedarf an Phosphor, Kalium und Magnesium. Die Nährstoffentzüge in kg/dt Frischmasse entnehmen Sie Übersicht 3. Dazu ein Beispiel: Bei einem Ertrag von 30 dt/ha benötigt Soja 177 kg/ha N, 42 kg/ha P2O5, 120 kg je ha K2O und 20 kg/ha MgO.


Düngen Sie Stickstoff keinesfalls zur Saat und vermeiden Sie einen zu hohen Nitrat-Pool im Boden! Sonst stellen die Knöllchenbakterien ihre Aktivität ein. Nur nach einer mißglückten Impfung empfiehlt es sich, den N-Bedarf durch Ammonium-Dünger auszugleichen.


Weil Soja an den Wurzeln organische Säuren bildet, kann sie Phosphat gut aufschließen. Dieses Phosphataufschließungs-Vermögen ist etwa doppelt so hoch wie bei Getreide. Deshalb kann die P2O5-Düngung auf gut versorgten Böden geringer ausfallen.


Soja-Aussaat ab April:

Die Saat kann ab einer Bodentemperatur von 10 °C erfolgen. In günstigen Lagen ist dies bereits Anfang April, in kälteren Lagen mit regelmäßigem Frosteinbruch zu den Eisheiligen auch erst Anfang Mai. Anbauerfahrungen aus dem Jahr 2011 zeigen, dass Soja Spätfröste bis - 5°C vertragen kann. Am frostempfindlichsten ist die Bohne, nach Mitteilung von Jürgen Unsleber, Pflanzenbauberater in Bayern und Baden-Württemberg, während der Ausbildung des 1. Laubblattes. Im Keimblattstadium und später nach der vollen Entwicklung der Laubblätter sind die Pflanzen relativ widerstandsfähig und können abgefrorene Pflanzenteile durch Neuaustrieb kompensieren. Dieser Neuaustrieb bedeutet jedoch eine Ernteverzögerung.


Die Aussaat können Sie mit einer mechanischen oder pneumatischen Standard-Drille durchführen. Die mechanischen Maschinen legen die Saatkörner gleichmäßiger ab. Wichtig ist dabei, dass Sie sämtliche Beizmittelrückstände aus dem Säkasten entfernen. Einzelkornsämaschinen sind bei frühreifen 000-Sorten wegen der größeren Reihenweite und dadurch schlechteren Flächendeckung weniger vorteilhaft. Weil sie zudem meist nur ein bis zwei Seitentriebe ausbilden und somit die Reihen erst spät schließen, unterdrücken sie späteres Unkraut schlechter.


Bei der Saatstärke müssen Sie zwischen frühen (00) und sehr frühreifen 000-Sorten unterscheiden. Frühe 00-Sorten bilden mehr Verzweigungen und somit eine höhere Hülsen- und Kornzahl/Pflanze aus. Für diese Sorten sind Bestandesdichten von 50 bis 55 Pflanzen/m² angebracht. Das entspricht rund 60 keimfähige Körner pro m² (Reihenabstand 25 oder 37,5 cm).


Sehr frühreife 000-Sorten bilden dagegen weniger Seitentriebe aus. Sie müssen die fehlende Hülsen- und Kornzahl pro Pflanze durch eine höhere Bestandesdichte von 60 bis 75 Pflanzen/m² ausgleichen. Streben Sie daher eine Saatdichte von 70 bis 80 keimfähigen Körnern/m² an (Reihenabstand 12,5 cm). Idealerweise haben die einzelnen Sojapflanzen in der Reihe einen Abstand von 8 bis 10 cm. Bedenken Sie: Je enger die Pflanzen stehen, desto besser unterdrücken sie das Unkraut.


Achten Sie darauf, dass die Samen Anschluss an die noch feuchte Bodenschicht haben. Die Ablagetiefe sollte etwa 3 bis 4 cm betragen, auf leichten Standorten mit höherer Austrocknungsgefahr sogar 5 bis 7 cm.


Keine Chance den Unkräutern!

Die Unkrautkontrolle ist das A und O. Um die Unkrautkonkurrenz möglichst gering zu halten, sind enge Reihenabstände für einen frühen Reihenschluss anzustreben.


Da Soja zunächst ein kräftiges und tiefes Wurzelwerk bildet, erfolgt die Jugendentwicklung des Sprosses langsam. Sojabestände neigen deshalb stark zur Verunkrautung und reagieren darauf mit empfindlichen Ertragsverlusten. Das ist vor allem auf Schlägen mit hohen Maisanteilen in der Fruchtfolge der Fall, wenn auf diesen Flächen starker Unkrautdruck durch wärmeliebende Spätkeimer wie Gänsefuß- und Hirsearten herrscht.


Bis spätestens 3 Tage nach der Saat können Sie Vorauflauf-Maßnahmen vornehmen. Geeignet ist z. B. eine Kombination aus Centium 36 CS + Spectrum + Sencor WG. Für die in Soja nicht explizit zugelassenen Herbizide, müssen Sie bei der zuständigen Behörde einen Antrag auf Genehmigung im Einzelfall gemäß § 18b PflSchG (alt) stellen.


Bei dem in Soja zugelassenen Vorauflaufherbizid Stomp Aqua kann der Wirkstoff Pendimethalin bei Starkregen in die Wurzelzone gelangen. Dort verursacht er ein Aufweichen der Stängelbasis, was zu vorzeitigem Lager führen kann.


Herbizidmaßnahmen im Nachauflauf (Harmony, Basagran) sind auch möglich, aber weniger effektiv als die Vorauflauf-Spritzung. Zudem wird der ALS-Hemmer Harmony bei kühler Witterung nur langsam abgebaut und verzögert dadurch die Entwicklung. Auch lassen sich Unkräuter im Spritzschatten nur unzureichend bekämpfen.


Ernte zur Vollreife:

Zu Beginn der Reife werden die Blätter gelb und fallen ab. Etwa drei Wochen später setzt die Vollreife ein, und die Körner werden zunehmend härter. Dies ist der optimale Erntezeitpunkt. Das Korn lässt sich dann nur schwer mit dem Fingernagel eindrücken und liegt frei in der Hülse, so dass das typische Klappern der Körner zu hören ist. Die Ernte erfolgt im September/Oktober.


Beim Sojabohnen-Drusch sollten Sie die Einzugsgeschwindigkeit etwas langsamer als beim Getreide einstellen. Die Fahrgeschwindigkeit ist auf verunkrauteten Flächen auf 2 bis 3 km/h zu reduzieren, da sonst die Verluste sprungartig ansteigen. Die Trommelgeschwindigkeit liegt bei 600 Umdrehungen/Minute und hängt von der Kornfeuchte ab. Der vordere Korbabstand sollte 20 bis 25 mm, der hintere 15 bis 18 mm betragen. Beim Obersieb empfiehlt sich ein Lochdurchmesser von 15 bis 18 mm, beim Untersieb von 10 bis 12 mm.


Die Dreschwerk-Verluste liegen bei abgetrockneten Beständen bei 0,7 bis 1,2 %. Im Vergleich dazu lassen zu hohe Luftfeuchte bzw. feuchte Hülsen die Ausdrusch- und Schüttlerverluste auf bis zu 16 % des Ertrages ansteigen!


Die richtige Einstellung des Schneidwerks wirkt sich ebenfalls auf den Ernteertrag aus. Sind die Stoppeln zu lang, ist der Mähdrescher „mit dem Lager“ in den Bestand gefahren. Um zu hohe Stoppellängen und damit eine mögliche Ertragseinbuße durch nicht geerntete, tief angesetzte Hülsen zu vermeiden, müssen Sie „gegen die Lagerrichtung“ fahren.

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