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Sommergerste: So sichern Sie die Qualitäten ab

Lesezeit: 8 Minuten

Durch die schwierige Herbstbestellung wird Sommergerste 2018 interessanter. Thomas Gieger und Martin Kotschenreuther, LBO Lichtenfels, geben Tipps für den Feinschliff.


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Im süddeutschen Raum hat der Anbau von Sommergerste regional schon immer eine gewisse Bedeutung. In diesem Frühjahr werden aufgrund der schwierigen Herbstbestellung der Winterkulturen vermutlich aber auch Betriebe in die Erzeugung einsteigen, in deren Fruchtfolge diese Sommerung bisher keinen Platz fand. Vor dem Hintergrund eines durchdachten Resistenzmanagements lohnt es sich ebenfalls, sich langfristig mit dieser Kultur vertraut zu machen.


Die Aussaat:

Sommergerste reagiert besonders empfindlich auf Fehler in der Bodenbearbeitung und bei der Aussaat. Das Wurzelwerk bildet die Basis für die Bestandes- und somit für die Korndichte sowie für die spätere Kornfüllung. Denn in den Wurzelspitzen wird das Phytohormon Cytokinin gebildet, das sowohl für die Anlage von Blättern, Trieben und Ährchen maßgebend ist als auch für die Speicherzellen in den Körnern.


Die Synthesemenge des Hormons hängt also unmittelbar von einer guten Bodenstruktur ab, in der sich die Wurzeln ein hohes Bodenvolumen erschließen und sich ausreichend verzweigen können. Das Tausendkorngewicht ist in seiner absoluten Höhe zwar genetisch festgesetzt. Doch hier entscheiden Wurzelmasse, Wurzeltiefgang und Wurzellängendichte direkt darüber, ob die Pflanzen auch bei Trockenstress in der Kornfüllungsphase das volle Ertragspotenzial ausschöpfen können.


Zweimal Bodenbearbeitung?

Da die Kornzahl pro Ähre nur geringfügig variiert, ist eine ausreichende Korndichte nur bei hohen Bestandesdichten zu erzielen. Insbesondere Sorten wie RGT Planet oder Laureate sind zudem in der Lage, sehr hohe Tausendkorngewichte zu realisieren, sofern die Pflanze in der Lage ist, über ihr Wurzelwerk ausreichend Wasser und Nährstoffe aufzunehmen.


In diesem Frühjahr wird aller Voraussicht nach viel Fingerspitzengefühl und Geduld bei der Bodenbearbeitung und Saatbettbereitung gefragt sein. Aufgrund der angestrebten hohen Bestandesdichten sind grundsätzlich frühe Saattermine vorteilhaft, da im Kurztag angelegte Triebe gegenüber einer Reduktion im Schossen stabiler sind.


Zu nasse Bedingungen sind dabei allerdings unbedingt zu vermeiden, da ein „Hineinschmieren“ der Sommergerste massive Ertragsverluste nach sich zieht. Ein späterer Saattermin ist dann die bessere Alternative. Eine separate Saatbettbereitung ist ratsam, um den Böden Zeit zum Ablüften zu geben und trocken bestellen zu können. Unter Umständen ist eine zweimalige Bodenbearbeitung nötig, insbesondere, wenn tief gelockert werden muss.


Gänsefuß- oder gar Flügelschare sind unter feuchten Bedingungen sehr kritisch zu sehen, da hiermit schnell Verdichtungshorizonte entstehen. Niedriger Luftdruck in entsprechend breiten Reifen oder eine Zwillingsbereifung tragen immens zur Strukturschonung bei.


Bei Spätsaaten ab Anfang April muss die Saatstärke um rund 30Körner/m2 erhöht werden, um die nötige Ährenzahl/m2 zu erreichen. Dies gilt auch bei sehr schlechter Bodenstruktur, da mit einer zögerlichen Bestockung zu rechnen ist. Bei guter Struktur und Aussaat im März sind je nach Boden 270 bis 330 Pflanzen je m2 das Ziel.


Die Neigung der einzelnen Sorten zur Bestockung bzw. zum Trieberhalt sollte bei der Aussaatstärke ebenfalls berücksichtigt werden. Die Sorte Avalon ist demnach gegenüber RGT Planet oder Laureate etwas dichter zu drillen und diese beiden wiederum dichter als die Sorten Catamaran oder Solist.


Auf Ca und Mg achten:

Da sowohl Phosphat und Kali als auch Ammonium primär durch Diffusion zur Wurzel gelangen, entscheidet die Durchwurzelung über die Ernährung der Pflanzen. Aufgrund des im Vergleich zum Wintergetreide schwächeren Wurzelwerks reagiert die Sommergerste häufig positiv auf eine PK-Düngung. Dies gilt insbesondere auf Standorten mit regelmäßiger Vorsommertrockenheit bzw. bei schwacher Versorgung mit Grundnährstoffen.


Generell sind Phosphat und/oder Kali mit der Saatbettbereitung oder der Aussaat in die Krume einzuarbeiten, da beide Nährstoffe nur geringfügig verlagert werden. Andernfalls gerät die Nährstoffaufnahme ins Stocken, sobald die obersten Zentimeter des Bodens trockenfallen.


Gerade in diesem Jahr ist der Ca- und Mg-Versorgung besondere Beachtung zu schenken, da beide aufgrund der hohen Niederschläge – je nach Standort – in tiefere Bodenschichten ausgewaschen wurden.


Reicht der Schwefel?

Die erste Stickstoffgabe sollte ebenfalls mit der Bodenbearbeitung oder zur Saat erfolgen. Nitrat und Sulfat fördern die Synthese von Cytokinin und damit die Anlage von Blättern und Trieben. Gerade auf Standorten mit niedrigen Nmin-Werten zur Aussaat und eher träger Nachlieferung sind Dünger mit einem gewissen Nitratanteil sinnvoll. Grundsätzlich ist bei niedrigen Nmin-Werten auch von geringen Smin-Werten auszugehen. Daher ist auch an eine Sulfatdüngung zu denken. Ein Verhältnis von Stickstoff- zu Schwefelmenge von rund 7 zu 1 ist angeraten. Auf Standorten mit hohen pH-Werten ist eine Schwefelgabe noch wichtiger, da hier die Gefahr der Bindung von Schwefel in Ca- oder Mg-Sulfaten besteht.


Auch Mangan ist auf Standorten mit hohen pH-Werten oder sehr lockeren, luftigen Böden für Pflanzen schlecht verfügbar. Über die Spritze in Kombination mit anderen Maßnahmen ausgebracht, fördert es die Bestockung bzw. den Trieberhalt. Bei sehr hohen Humusgehalten ist zudem eine ausreichende Kupfer-Versorgung wichtig. Bei guter Ertragserwartung oder bei Futtergerste sollte eine Nachdüngung im 6-Blattstadium erfolgen, um den Nebentrieberhalt zu fördern. Die erlaubte Höhe ist über die Düngebedarfsermittlung zu kalkulieren (Übersicht). Bei der Ausbringung von Gülle vor der Saat zusätzlich zur mineralischen Gabe ist je nach Menge und Standort über den Einsatz von Nitrifikationshemmstoffen nachzudenken.


Herbizide splitten:

Auch beim Pflanzenschutz sollte man darauf achten, die Triebdichte zu erhalten. Eine hohe Wirkungssicherheit stellt natürlich trotzdem die Grundvoraussetzung dar.


Ein gesplitteter Herbizideinsatz ist vor allem bei ungünstigen Wuchsbedingungen wie Trockenstress, Übernässe oder schlechter Bodenstruktur meist deutlich verträglicher für die Sommergerste. Gräserwirksame Herbizide sind in der Sommergerste Axial 50 und Husar Plus. Zur Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz sollte Axial solo gefahren werden. Wird im Herbst aufgelaufener Fuchsschwanz nicht zu 100% mit der Bodenbearbeitung oder zur Saat bekämpft, ist er mit Glyphosat vor der Saat zu behandeln. Bereits bestockte Pflanzen mit Axial in der Sommergerste zu bekämpfen, ist häufig unzureichend und vor allem hinsichtlich eines wirkungsvollen Resistenzmanagements absolut bedenklich!


Was tun bei Einjähriger Rispe?

Bei der Bekämpfung von Flughafer, der erst mit wärmeren Bodentemperaturen keimt, ist eine Unkrautmaßnahme mit anschließender Axial-Anwendung sinnvoll. Der Termin richtet sich nach dem Auflaufen des Flughafers, da er über das Blatt bekämpft wird. Für eine bessere Verträglichkeit sollten zwischen beiden Anwendungen rund zehn Tage liegen. Auch etwas größerer Flughafer lässt sich so gut bekämpfen.


Macht die Einjährige Rispe nennenswerte Probleme, bleibt in der Sommergerste nur die einmalige Anwendung mit Husar Plus. Für solo gefahrene Unkrautmaßnahmen steht eine Vielzahl an Produkten bzw. Produktkombinationen zur Verfügung. Im Wesentlichen handelt es sich dabei aber um zwei Wirkstoffgruppen: die Sulfonylharnstoffe und die Wuchsstoffe.


Der Einsatz von „Brennern“ ist aufgrund der geringeren Verträglichkeit zu hinterfragen. Mittel bzw. Mittelkombinationen mit dem Wirkstoff Metsulfuron wie z.B. Concert SX + Saracen/Biathlon 4D/Tomigan oder Pointer Plus sind häufig nötig, da mittlerweile auf vielen Standorten Storchschnabel-Arten zu finden sind. Wichtig ist, diesen sehr früh zu bekämpfen, d.h. spätestens bis zum 2-Blattstadium. Dies gilt ebenso für Ackerhohlzahn, der schnell verholzt, was die Bekämpfung erschwert.Mit dem 2018 zugelassenen Wachstumsregler Manipulator (Wirkstoff CCC) lässt sich vom Ende der Bestockung bis zum Anfang der Schossphase (EC 30) die apikale Dominanz des Haupttriebes bremsen. Das verschafft den Seitentrieben bessere Entwicklungsmöglichkeiten und sichert die Bestandesdichte ab.


Moddus und Medax Top reduzieren dagegen in der frühen Schossphase vermehrt schwache Seitentriebe. Das ist gerade bei weniger gut bestockten Beständen kritisch. Bitte beachten: Bei Medax Top muss sich zuerst das dazugehörige Turbo (SSA) in der Spritze lösen, um die Brühe anzusäuern. Nur so erreicht das Prohexadion die volle Wirkung. Eine Nachkürzung in EC 39 ist je nach Witterung, Düngung und Sorte notwendig – vor allem auch zur Reduzierung des Ährenknickens.


Bestandsdichte absichern:

Mit dem frühen Einsatz von Wachstumsreglern können je nach Befall (Mehltau, Netzflecken, Rhynchosporium etc.) zusätzlich Fungizide auf Azol-Basis (Input Classic, Gladio, Rubric, Achat etc.) sinnvoll sein. So steigt die Chance, dass die Pflanze gesund bleibt und schwache Seitentriebe gezielt erhalten werden.


Die Abschlussbehandlung sollte vor allem auf Ramularia und PLS-Flecken abzielen. Dabei sind Amistar Opti oder Credo als Mischung mit Mitteln aus der Gruppe der Carboxamide ratsam. Bei geringem Krankheitsdruck oder Trockenheit bieten sich Kombinatio-nen mit Produkten aus der Azol-Gruppe an. Möglich sind 1,2l/ha Adexar, 1,0l/ha Ascra Xpro, 1,0l/ha Elatus Era oder 0,7l pro ha Rubric plus 1,2l/ha Credo oder 1,5l/ha Amistar Opti. Bei Credo sind durch das Zulassungsende die Abverkaufs- (30.5.2018) und Aufbrauchsfrist (30.11.2018) zu beachten.

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