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Stabiler Stickstoff für leichte Böden

Bei viel Regen oder Trockenheit kann stabilisierter N-Dünger den Weizenertrag verbessern, jedoch nicht den Proteingehalt.

Lesezeit: 10 Minuten

Bei viel Regen oder Trockenheit kann stabilisierter N-Dünger den Weizenertrag verbessern, jedoch nicht den Proteingehalt. Das zeigen aktuelle Versuche der LWK Niedersachsen.


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Stabilisierte Stickstoffdünger sind für die einen Spielerei, für andere die optimale Düngestrategie für ihren Weizen. Obwohl man diese Dünger bereits seit längerem kaufen kann, sind immer noch viele Fragen zu ihrem praktischen Einsatz, dem passenden Düngetermin, zur richtigen N-Menge und zu weiteren, dafür geeigneten Kulturen, offen.


In den letzten Jahren haben diese Dünger mit Nitrifikations- oder Ureasehemmern am Düngermarkt an Bedeutung gewonnen. Viele Landwirte wollen mit ihnen – nicht zuletzt wegen der anstehenden Novelle der Düngeverordnung – Stickstoff effizienter düngen. Großes Interesse besteht dabei an den ammoniumstabilisierten Mineraldüngern, wie z.B. Entec 26 oder Alzon 46. Bei diesen Düngern verhindern die Nitrifikationshemmer, dass die Bodenbakterien Ammonium schnell in Nitrat umwandeln (Details siehe Kasten auf Seite 72).


Vorteile der Dünger:

Diese Dünger haben daher Folgendes zu bieten:


  • Mit ihnen lassen sich Teildüngergaben zusammenlegen. Dadurch spart man eine Überfahrt und entzerrt Arbeitsspitzen.
  • Sie verhindern N-Verluste bei extremen Niederschlägen. In regenreichen Jahren wirken sie einer N-Verlagerung in tiefere Bodenschichten entgegen. Dadurch können die Pflanzen den Stickstoff besser ausnutzen.
  • Bei Trockenheit kommt es nicht zu einer stark verminderten N-Aufnahme der Pflanzen. Das liegt daran, dass die Düngergabe nicht kurz vor oder in die Trockenphase fällt. Die Nährstoffe sind dann bereits so tief in den Boden eingewaschen, dass sie den Pflanzen trotz oberflächiger Trockenheit zur Verfügung stehen.


Vor allem auf Flächen mit regelmäßiger Frühsommertrockenheit lohnen sich stabilisierte N-Dünger bei stark frühjahrsbetonter Verteilung des Nährstoffs. Diese positive Wirkung ist auf leichten Böden mit geringer Nachlieferung von Stickstoff besonders gut zu beobachten.


Versuche im Weizen:

Was eine Düngestrategie mit stabilisiertem N-Dünger im Winterweizen leisten kann, zeigen auch die langjährigen Versuche der LWK Niedersachsen. Ab 2008 legte man dazu auf sieben Standorten Feldversuche an (weitere Infos siehe Kasten). Um zu überprüfen, wie sich eine Strategie mit ammoniumstabilisiertem Dünger auf den Weizenertrag und die -qualität auswirkt, düngte man die nach Sollwert berechnete N-Menge in zwei Systemvarianten:


  • In der Variante „Standard“ brachte man den Stickstoff als Piamon und Harnstoff – somit ohne stabilisierten Stickstoff – aus (siehe Übersicht 1). Die Düngung erfolgte dabei je nach Standort in drei bzw. vier Teilgaben.
  • Bei der Variante „N-stabil“ erhielt der Weizen einmalig Entec 26 und ergänzend zur Spätgabe Kalkammonsalpeter (KAS). Die N-Menge brachte man somit in nur zwei Teilgaben aus.


Aufgrund der gesammelten Erfahrungen passte man die Düngestrategie „N-stabil“ im Versuchszeitraum an. So erhielt der Bestand zu Beginn der Versuchsserie die stabilisierte N-Form erst zur 2. Gabe (Schossgabe). Ab 2010 kam Entec 26 bereits zu Vegetationsbeginn zum Einsatz. Zu EC 37/39 brachte man ergänzend KAS aus, um neben dem Ertrag auch die erforderlichen Rohproteingehalte abzusichern. In den Jahren 2010 bis 2014 erfolgte die Düngergabe erst zu EC 49.


Stabilere Erträge:

Die wichtigsten Ergebnisse zeigen Folgendes: Der Weizenertrag reagierte abhängig von Standort und Düngerform unterschiedlich (siehe Übersicht 2). Die Vorfrucht hatte dabei keinen Einfluss. Auf den besseren Standorten (Lehm/Löss und Marsch) gab es nur geringe bis keine positiven Ertragseffekte durch die Strategie mit stabilisiertem N-Dünger. Dagegen ließ sich damit auf den leichteren Standorten (Sand/sU) im Schnitt ca. 5 dt/ha mehr ernten. Zudem schwankten die Erträge im Vergleich zur Standardstrategie weniger.


Besonders deutlich zeigt sich dieser Ertragseffekt auf zwei der Standorte: einem sandigen Schluff und einem sandigen Beregnungsstandort. Diese haben grundsätzlich ein unterschiedliches Ertragsniveau. Auf dem sandigen Schluff erntete man mit der Standarddüngung im Mittel der Jahre 99 dt/ha, auf dem sandigen Beregnungsstandort 88 dt/ha. Mit der stabilisierten N-Düngestrategie ließ sich im Mittel der Jahre jedoch an beiden Standorten ein Mehrertrag von ca. 5,5 dt/ha erzielen (siehe Übersicht 3, Seite 72).


Sinkendes Protein:

Die Düngestrategie „N-stabil“ sorgte zwar an beiden Standorten für steigende Erträge, nicht jedoch für höhere Proteingehalte. Im Gegenteil: In der Variante N-stabil lagen sie im Schnitt ca. 1% unter dem Gehalt bei Standarddüngung (siehe Übersicht 3, Seite 72). Je nach Jahr schwankten die Unterschiede dabei von -2 bis ca. +1%.


Diese Ertrags- und Qualitätsunterschiede der Düngestrategien lassen sich auf starke jahresbedingte Effekte aufgrund der Witterung oder Gabenteilung zurückführen. Betrachtet man die Einzeljahre, ergibt sich Folgendes:


  • Ist die Witterung im Mai extrem trocken und warm (wie in 2008), wirken die 3. bzw. 4. N-Gabe in der Düngestrategie ohne stabilisierte Dünger verzögert. Dagegen hoch ertragswirksam ist der vor Beginn der Trockenperiode ausgebrachte stabilisierte N-Dünger mit Ammonium als langsame N-Quelle und dem bereits zu Nitrat umgesetzten Anteil. Bei einer frühen Abschlussgabe in EC 30/31 bleibt der Weizen jedoch deutlich unter den geforderten Qualitäten. Dieser Effekt ist durch eine Beregnung weniger ausgeprägt.
  • Sind bereits die Monate April/Mai trocken und sehr warm, der Juni dagegen kühl (wie in 2009), ist vor allem bei der Schossgabe der Standarddüngung von einer eher geringen N-Ausnutzung auszugehen.
  • Ein langes kühles Frühjahr sorgt für ein verhaltenes Wachstum. Erst mit zunehmender Erwärmung tritt dann meist ab Juni ein Entwicklungsschub ein (wie in 2010). Düngt man daher die in der Standardstrategie vorgesehene Spätgabe zu zwei Terminen, begünstigt dies den Rohproteingehalt deutlich. Unter diesen Bedingungen bietet die Düngestrategie „N-stabil“ keinen Vorteil.
  • Streut man bei der N-stabilisierten Strategie die Spätdüngung mit KAS später und erst zu EC 49 (wie 2012 bis 2014), unterscheiden sich die Rohproteingehalte zur Standarddüngung kaum noch.


Kostendeckend über den Ertrag:

Entscheidend für einen Einsatz stabilisierter N-Dünger ist letztlich auch, ob die eingesparten Überfahrten und möglichen Mehrerträge, die teilweise höheren Kosten für diese Dünger und die tendenziell geringeren Rohproteingehalte überwiegen. Das lässt sich leicht anhand der N-düngungskostenfreien Leistung (NkfL) berechnen.


Für die beiden Versuchsstandorte hat man dafür die Kosten der eingesetzten Dünger anteilig berücksichtigt und je nach Rohproteingehalt die entsprechenden Weizenpreise zugrundegelegt. Im Mittel der Jahre ließ sich trotz höherer Düngerkosten durch die stabilisierte N-Düngestrategie ein geringer wirtschaftlicher Vorteil von 24 €/ha erreichen, der jedoch abhängig von den Jahren stark schwankte. Auf dem sandigen Schluff-Standort variierte die Differenz der NkfL von -64 bis +290 €/ha, auf dem sandigen Beregnungsstandort von -95 bis +116 €/ha. Ein besseres wirtschaftliches Ergebnis ließ sich stets mit deutlichen Mehrerträgen und/oder ähnlichen oder sogar höheren Rohproteingehalten erzielen.


Risiko für die N-Bilanz?

Wie N-effizient die Düngestrategie ist, lässt sich gut am Bilanzsaldo erkennen. Mit Blick auf die anstehende neue Düngeverordnung wird dieses Maß künftig noch wichtiger. Denn nur eine am Bedarf der Pflanze ausgerichtete N-Düngung kann das Risiko eines überhöhten Bilanzüberschusses minimieren. Den geforderten Grenzwert von 50 kg N/ha einzuhalten, wird trotz bestmöglicher Anpassung nicht in allen Fällen gelingen.


Für die Düngestrategie „N-stabil“ ergibt sich im Vergleich zur Standarddüngung oft nur ein geringer Unterschied im N-Bilanzsaldo. Das zeigen die Ergebnisse der Weizenversuche. Entscheidend dabei ist, dass beide Strategien die N-Bilanz in die gleiche Richtung beeinflussen. Ein Beispiel: Der hohe Mehrertrag der Düngestrategie „N-stabil“ beruhte 2008 am sandigen Schluff-Standort auf dem schlechten Ertrag (87 dt je ha) und der somit geringen N-Ausnutzung des Bestandes bei Standarddüngung. Dies führte zu einem Bilanzüberschuss von +36 kg N/ha (Standard-Variante). Bei der Strategie „N-stabil“ war der Überhang mit +20 kg N/ha trotz eines deutlich niedrigeren Proteingehaltes geringer.


In Jahren, in denen keine Witterungsextreme auftraten (wie z.B. in 2012 oder 2014), unterschieden sich die Düngesysteme in ihrer N-Bilanz nicht. Auf dem sehr leichten Beregnungsstandort lag der N-Saldo unabhängig von den beiden Düngesystemen auf einem deutlich höheren Niveau (+22 bis +82 kg N/ha) im Vergleich zum sandigen Schluff-Standort (-55 bis +36 kg N je ha). Dies verdeutlicht den großen Einfluss des Standortes auf die N-Effizienz.


Die richtige Strategie im Weizen:

Wer sich für eine Düngestrategie im Weizen mit stabilisiertem N-Dünger entscheidet, sollte seine Strategie regelmäßig überprüfen und wenn nötig anpassen.Ziel ist dabei immer, neben den Vorteilen wie Einsparen von Arbeitsgängen und Entzerren von Arbeitsspitzen, eine sichere N-Ausnutzung zu gewährleisten. Durch das frühe Einbringen des Stickstoffs zu Vegetationsbeginn und die langsame Umsetzung ist eine dauerhaftere Bereitstellung des Ammoniums gesichert und N-Verluste lassen sich minimieren. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn auf leichten Standorten mit Vorsommertrockenheit im April bzw. Mai oder mit extremen Niederschlägen zu rechnen ist. In beiden Fällen kann der Einsatz stabilisierter Stickstoffdünger lohnen.


Ein Risiko bleibt jedoch mit dieser Bestandesführung einen ausreichend hohen Proteingehalt zu erzielen. Beim Einsatz des stabilisierten Düngers hat sich gezeigt, dass ein Zusammenfassen von zwei Teilgaben zwar ertraglich sinnvoll erscheint, man jedoch durch den frühen Düngetermin die Höhe der Spätgabe bereits früh festlegen muss. Damit ist der Spielraum deutlich eingeschränkt, die Spätgabe witterungsbedingt im späteren Vegetationsverlauf anzupassen. Die Düngestrategie sinnvoll zu ändern, um die Qualitätsstandards zu erhalten und eine gewisse Flexibilität beizubehalten, ist aber mit Blick auf die Versuchsergebnisse möglich.


Nur in Weizen sinnvoll?

Stabilisierter N-Dünger hat sich in Winterweizen auf verschiedenen Standorten bewährt. Auch in anderen Kulturen bietet sich ein Einsatz an. Dabei steht vor allem der N-Bedarf der Kultur im Fokus. So lässt sich Raps mit einer Überfahrt zu Vegetationsbeginn erfolgreich mit Stickstoff versorgen. Dabei ist jedoch unbedingt darauf zu achten, dass ihm zu Vegetationsbeginn eine ausreichend hohe N-Menge im Boden zur Verfügung steht, um seinen Nährstoffbedarf zu diesem Termin zu decken. Berücksichtigen Sie dies unbedingt, wenn Sie stabilisierte N-Dünger in dieser Blattfrucht nutzen.


Auch im übrigen Wintergetreide kann man die erste und zweite N-Gabe sinnvoll zusammenfassen. Unter den Getreidearten eignet sich Winterroggen Nährstoffe am besten an und benötigt für ein optimales Wachstum ca. 150 kg N/ha (inklusive Nmin). Diese Düngermenge bringt man meist in zwei Gaben aus. Eine klassische Ährengabe ist dabei nicht erforderlich. Somit lohnt der Einsatz stabilisierter Dünger nicht. Bringen Sie die N-Menge dagegen mit nur einer Gabe aus, können stabilisierte N-Dünger je nach Boden – vor allem auf leichten, auswaschungsgefährdeten Standorten – vorteilhaft sein.


Die N-Düngung von Wintergerste erfolgt meist in drei Gaben. Diese auf nur zwei oder sogar eine Gabe zu reduzieren, sollte möglich sein, da man den Proteingehalt der Gerste deutlich weniger zur Preisgestaltung heranzieht als beim Backweizen. Bislang gibt es jedoch keine Versuchsergebnisse, die die im Winterweizen beobachteten Vorteile von stabilisierten Düngern auch in Wintergerste bestätigen. Es ist aber von ähnlichen Effekten auszugehen.


Über die Ertragswirkung von stabilisierten Düngern bei Sommerungen, wie z.B. Mais, Kartoffeln und Rüben, liegen die meisten Erfahrungen vor. In diesen Kulturen setzt man N-Stabilisatoren meist als Zusatz zu organischen Düngern ein. Diese sind vor allem in Mais interessant. Der Zusatz dieser Nitrifikationshemmer, wie z.B. Piadin, hat besonders bei Unterfußdüngung von Gülle eine positive Ertragswirkung im Mais (siehe auch top agrar 03/2016 ab Seite 94). Zudem verringert sich das Risiko deutlich, dass sich auf den oft leichten Maisstandorten das Nitrat mit dem Sickerwasser aus der durchwurzelbaren Zone verlagert.


Vergleichbare Erfahrungen liegen auch für Rüben und Kartoffeln vor. Die Effekte sind jedoch weniger ausgeprägt. Der Zusatz von z.B. Piadin konnte in Versuchen zu leichten Mehrerträgen führen. Stabilisierte N-Mineraldünger hat man in beiden Kulturen bisher nicht geprüft.


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