Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

Aus dem Heft

Stängelälchen erobern die Rübenschläge

Lesezeit: 7 Minuten

Seit Anfang der 90er Jahre bereiten faule Rüben Landwirten und Zuckerfabriken im Rheinland große Probleme. Sie werden verursacht durch den Pilz Rhizoctonia solani, bekannt als "Späte Rübenfäule". Doch zeigte sich in den Folgejahren, dass Rhizoctonia in einigen rheinischen Anbauregionen nicht für alle faulen Rüben verantwortlich war. Oft lag ein Befall mit dem Rübenkopfälchen (siehe Kasten rechts) vor, wie Laboruntersuchungen zeigten. Erstmalig trat 1999 nicht nur sporadisch neuer Befall mit Rübenkopfälchen auf, sondern in insgesamt 15 Betrieben. Bis 2001 stieg die Zahl der Befallsbetriebe kontinuierlich auf 48 an, wobei die Schäden nicht so stark ausgeprägt waren. In 2002 kam es jedoch zu einer wahren DitylenchusInvasion. Die Zahl der Befallsbetriebe stieg um 100 %, und der Befall trat nicht mehr regional begrenzt im südlichen Anbaugebiet des Rheinlandes auf. Im Jahr 2002 begünstigte die anhaltend kühl-feuchte Witterung nach der frühen Rübensaat, vor allem aber der starker Regen mit 30 mm Niederschlag zwischen dem 15. und 19. April, die Befallsmöglichkeit und Massenvermehrung der Nematoden. Das führte dazu, dass hier erstmals sichtbarer Frühbefall im Mai/Juni festgestellt wurde. Der Schaden war teilweise so stark, dass in Befallsnestern bereits in diesem frühen Stadium junge Rübenpflanzen abstarben. Pflanzen, die diese erste Schädigung überstanden, zeigten im späteren Wachstumsverlauf kaum Auffälligkeiten. Erst im August wurden wieder verstärkt Schäden sichtbar. Rüben welkten, und im Bestand waren deutliche Blattaufhellungen zu beobachten. Durch ihre Saugtätigkeit zerstören die Rübenkopfälchen die Zellen des Rübenkörpers. Folgen: Die Pflanzen faulen und sterben ab. Die Symptome entwickeln sich wie folgt: Anfangs zeigt sich ein weiches, blasiges Gewebe mit schorfigen Rissen in der Kopfregion der Rübe. Der Befall dehnt sich in den Rübenkörper aus. Dieser verfärbt sich schwarz und beginnt zu faulen. Sekundärinfektionen durch pilzliche oder bakterielle Fäulereger, die über das geschädigte Gewebe in den Rübenkörper eindringen, verstärken und beschleunigen den Schaden. Bei ihrer Nahrungssuche verlassen die jungen Nematoden die alte Wirtspflanze und suchen neue auf. Da die Nematoden sehr beweglich sind, dehnen sich die Befallsnester auf der Fläche schneller aus als bei Rübenzystennematoden. Rübenbestände können so stark geschädigt werden, dass eine Verarbeitung nicht mehr möglich ist und die Ernte entfällt. Um Verwechslungen mit Bormangel (Fäule im Rübenkopf unter Einbeziehung der jungen Herzblätter) und Rhizoctonia (Fäulnis, die an der Flanke des Rübenkörpers beginnt und zur Wurzelspitze geht) auszuschließen, sollten immer Labordiagnosen durchgeführt werden. Was führt zum Befall? Das verstärkte Auftreten des Rübenkopfälchens im Rheinland - 2002 auch im Main-Tauberkreis - wirft u. a. die Frage auf: Warum ist der Schädling plötzlich so virulent geworden? Mehrere Ursachen haben dazu beigetragen, wie z. B.: Die Winterwitterung war in den letzten Jahren (vor allem in 2002) mild. Bereits im Februar/März herrschten für die Nematoden ausreichende Temperaturen bei hoher Bodenfeuchtigkeit, um aktiv zu werden (siehe Kasten). Ist der Boden auch im weiteren Jahresverlauf (August/September) sehr feucht, steht einer Massenvermehrung nichts mehr im Wege. Der Wirtspflanzenkreis (s. Kasten) des Schaderregers ist groß. Er umfasst neben den meisten Ackerkulturen auch viele Unkräuter. Dies sorgt für ein großes Vermehrungspotenzial. Die Unkräuter bleiben bei der heute oft übliche Minimalbodenbearbeitung länger stehen und damit als Belastungsquelle erhalten. Das Rübenblatt mit teilweise hohem Kopfanteil bleibt auf dem Feld. Der Rübenkopf birgt ein sehr großes zusätzliches Potenzial an Nematodenlarven, das eine weitere Verseuchung fördert. Bei der Rübensaat werden heute nicht mehr Granulate mit Wirkstoffen eingesetzt, die eine Nebenwirkung gegen Nematoden aufweisen. Keine Erklärung gibt es bisher dafür, warum nur der südliche Teil des rheinischen Rübenanbaugebietes Befallsflächen aufweist. Die Lebensbedingungen, wie Wasserversorgung und Temperaturverlauf, wären in den anderen Regionen sogar noch günstiger für eine Ausbreitung. Ein im Frühjahr 2002 auf den Befallsbetrieben durchgeführtes Monitoring, bei dem Gemeinsamkeiten in Bezug auf Betriebsmitteleinsatz, Bewirtschaftung oder Fruchtfolge geprüft wurden, verlief bisher weitgehend ergebnislos. Die einzige gemeinsame Aussage, die von fast allen Betroffenen gemacht wurde, war, dass gerade die besten Felder, mit für den Rübenanbau optimalen Anbaubedingungen, bisher den stärksten Befall zeigten. Bisher keine Bekämpfungsmöglichkeiten Bisher gibt es keine umfassende direkte chemische Bekämpfungsmöglichkeit. Nematizide sind im Rübenanbau verboten. Obwohl auf den Befallsbetrieben das Problem drängt, ist keine schnelle Lösung in Sicht. Auch eine indirekte Bekämpfung (Züchtung), wie sie bei den Rübenzystennematoden erfolgreich mit resistenten Rüben- und Zwischenfruchtsorten betrieben wird, ist bisher gescheitert. Derzeit können betroffene Landwirte nur vorbeugende pflanzenbauliche und verlustmindernde Maßnahmen ergreifen. Dazu gehören alle Maßnahmen, die das Rübenwachstum fördern, wie strukturfördernde Bodenbearbeitung, ausgeglichene Nährstoffversorgung, optimaler pH-Wert. Da das Rübenkopfälchen viele Pflanzen befällt, ist das Beseitigen von zusätzlichen Wirtspflanzen besonders wichtig. Klettenlabkraut, alle Kreuzblütler, Vogelmiere, Taubnessel, Klee, Schafgarbe, Kreuzkraut und Flughafer sind beispielsweise Wirtspflanzen. Sie sollten über die gesamte Fruchtfolge bekämpft werden. Da die Rübenrasse des Rübenkopfälchens u. a. auch Ackerbohnen, Erbsen, Roggen, Hafer, Mais, Kohlgemüse und Zwiebeln befällt, lässt sich der Schaderreger durch die Fruchtfolgegestaltung kaum zurückdrängen. Nur der Nachbau von Weizen und Gerste vermehrt die Rübenrasse nicht. Eine enge Fruchtfolge (Rüben alle drei Jahre) sollte daher mit diesen Kulturen aufgelockert werden. Bei Zwischenfruchtanbau, der vorrangig zur Bekämpfung des Rübenzystennematoden erfolgt, sollte aus Vorsichtsgründen Ölrettich angebaut werden. Denn Senf gilt in seiner Wildform als Wirtspflanze. Ob dies auch auf die Zwischenfrucht Senf zutrifft, wird derzeit in Versuchen der Biologischen Bundesanstalt geklärt. Flächen, auf denen ein Befall in den Vorjahren auftrat, sollten nicht für Frühsaaten vorgesehen werden. Im Anbaujahr 2002 war zu beobachten, wie ein früher Satermin bei nachfolgender kühl-feuchter Witterung zur Befalsteigerung beitrug. Folge: Schon junge, kleine Rübenpflänzchen wurden geschädigt. Im Jahresverlauf müssen die Rübenflächen öfter kontrolliert werden, um Schäden frühzeitig zu erkennen. Zeigt eine Fläche Befall, sollte sie so schnell wie möglich gerodet werden. Eine Massenvermehrung und schnelle Ausbreitung des Nematoden lassen sich so weitgehend verhindern. Da die Rüben bei beginnendem Spätbefall noch nicht so stark geschädigt sind, lassen sie sich noch verarbeiten. Diese Rüben sollten aber nur kurz am Feldrand gelagert werden, da in der Rübenmiete die Fäule durch pilzliche oder bakterielle Sekundärerreger weiter geht. Die Anlieferung belasteter Rübenpartien sollte mit der Zuckerfabrik abgesprochen werden, um auch bei der Verarbeitung den Schaden möglichst gering zu halten. Wir halten fest Mit allen bisher erarbeiteten Bekämpfungsmöglichkeiten und Anbaustrategien lässt sich nur der Schaden begrenzen. Ein ausreichendes Eindämmen des Schaderregers, das Ertragsverluste vermeidet, ist damit nicht möglich. Um mittelfristige Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten, werden Bekämpfungsversuche mit Bodeninsektiziden beziehungsweise Nematiziden durchgeführt, die bereits eine Zulassung in anderen Ackerkulturen besitzen. Erste positive Ansätze konnten dabei gefunden werden. Die Arbeiten sollen unter Einbeziehen weiterer Pflanzenschutzmittel fortgesetzt werden. Inwieweit heute in Rüben nicht mehr zugelassenen Nematizide, wenn auch nur vorübergehend, eine Lösung darstellen, muss offen diskutiert werden.

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.