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Stärken Sie jetzt Ihr gestresstes Grünland

Lesezeit: 7 Minuten

Zu heiß, zu trocken – das hinterließ Spuren. Nutzen Sie nun die Zeit, um Ihr Grünland nach der Stress-Saison wieder zu stärken. Tipps dazu gibt Hubert Kivelitz, LWK Nordrhein-Westfalen.


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Von April bis Ende September fehlten in vielen Regionen 150 bis weit über 200 mm Niederschlag. Beim Grünland, das besonders viel Wasser benötigt, führte dies zu erheblichen Ertragsverlusten.


Harte Probe:

Doch vermeintlich vertrocknete Narben regenerieren oft wieder. Die Grasarten unterscheiden sich jedoch darin, wie gut und schnell sie dies können. Als Landwirt stehen Sie jetzt, kurz vor Vegetationsende, vor den Fragen: Sind die Gräser tatsächlich abgestorben? Kann sich die Narbe noch erholen? Werden sich Nachsaaten auch nach den trockenen Herbstwochen noch etablieren?


Sicherlich werden viele Landwirte erst im nächsten Jahr nachsäen oder nochmal nachsäen müssen. Eine ausreichende Regeneration des Grünlandes über Nachsaaten und ein Wachstum der Altnarbe sind bis Mitte Oktober wegen der Trockenheit vielerorts ausgeblieben.


Doch gerade nach Trockenschäden wie in diesem Jahr, sind Nachsaaten unerlässlich. Überlässt man eine geschädigte Grünlandnarbe sich selbst, droht sie stärker zu verungrasen bzw. zu verunkrauten. Denn tiefwurzelnde Arten wie Ampfer, Disteln, Löwenzahn und Gemeine Quecke überstehen Trockenphasen meist gut. Sie treten danach oft stärker auf und verändern die Bestandszusammensetzung. Mit gezielten Nach- bzw. Übersaaten geeigneter Gräser, vor allem von Deutschem Weidelgras, sollte man dem rechtzeitig entgegenwirken. Das hat in diesem Jahr aber oft nicht geklappt.


Unabhängig davon, ob Sie nachsäen konnten oder nicht, empfehlen sich nun folgende Maßnahmen:


  • eine letzte Nutzung als Schnitt oder Beweidung,
  • eine kurze Wuchshöhe vor Winter schaffen und
  • eventuell eine Düngung nach der letzten Nutzung durchführen.


Damit lassen sich vor allem das Auswinterungsrisiko senken und eine gute Ausgangsbasis für eine produktive Grasnarbe im Folgejahr schaffen.


Beweiden statt schneiden:

Im Frühherbst reichte der Aufwuchs oft nicht für einen lohnenden letzten Schnitt. Kälber, Rinder und Trockensteher verwerten das spärliche Grün aber gut. Halten Sie durch das Beweiden den Aufwuchs so kurz wie möglich (rund 5 cm). Achten Sie bei den Tieren auf eine gute Versorgung mit Mineralstoffen, inklusive Magnesium und Spurenelementen.


Das Beweiden von spät nachgesäten Flächen mit Rindern ist in der Regel unproblematisch. Der Tritt führt sogar zu einem guten Bodenschluss des Saatgutes, fördert die Bestockung der nachgesäten Gräser, erhöht die Narbendichte und verbessert die Winterhärte.


Besser ist aber ein Nachbeweiden mit Schafen. Diese fressen die Grasnarbe kurz ab und verursachen als „Leichtgewichte“ auch bei feuchten Böden kaum Trittschäden. Rinder sollten nicht länger als bis Ende Oktober/Anfang November auf der Weide stehen. Die Beweidungsdauer hängt vor allem vom Bodenzustand und der Vegetationsdauer ab.


Kurz in den Winter:

Eine „optimale“ Aufwuchshöhe vor Winter ist nicht steuerbar. Während Wiesenrispe oder Wiesenlieschgras irgendwann im Spätherbst in eine ausgeprägte Vegetationsruhe gehen, wächst das Deutsche Weidelgras auch bei Temperaturen von 7 bis 8°C noch langsam weiter.


Wichtig ist, dass die Narben auch bei milder Herbstwitterung nicht länger als 10 cm werden. Andernfalls besteht besonders für Deutsches Weidelgras die Gefahr, dass die Blätter bei Frost oder Schneebedeckung absterben. Zudem könnte sich dann Schneeschimmel ausbreiten.


Zu kurz darf es aber auch nicht sein: Nach der letzten Nutzung sollte das Grünland möglichst nicht unter 5 cm Wuchshöhe in den Winter gehen. Dies gilt vor allem für reine Schnittnutzungsflächen, da der Frost den Vegetationskegel der Gräser schädigen könnte. Bei intensiv genutzten Weideflächen sind die Gräser besser vor Frost geschützt. Denn sie sind stärker bestockt und der Vegetationskegel liegt flacher am Boden.


Ampfer im Herbst bekämpfen:

Der Stumpfblättrige Ampfer ist ein problematischer Platzräuber und Lückenfüller mit geringem Futterwert. Da er sehr viele Samen bildet, die lange keimfähig sind, steht die Bekämpfung unter dem Motto: „Wehret den Anfängen“.


Treten nur einzelne Ampferpflanzen auf, kann man sie mechanisch, z.B. mit dem Ampferstecher oder chemisch als Einzelpflanzenbehandlung mit Glyphosat oder Simplex bekämpfen.


Bei stärkerem Besatz kann eine Flächenbehandlung mit selektiven Herbiziden nötig sein. Der effektive Einsatz gegen Ampfer setzt ein gewisses Wachstum und bestimmte Entwicklungsstadien des Unkrautes voraus. Generell ist es am besten, ihn nach einer frühen letzten Grünlandnutzung im Herbst zu beseitigen. Nach der Nutzung treibt er meist nochmal aus und wächst im Oktober/November bis zum Rosettenstadium. Mit dem kleeschonenden Harmony SX (45 g je ha) lassen sich dann Altpflanzen und aufgelaufene Sämlinge gut bekämpfen. Die durch die abgestorbenen Ampferpflanzen entstanden Lücken sollte man im zeitigen Frühjahr nachsäen, um die Gräser zu fördern und das Wiederansiedeln des Ampfers zu verhindern.


Leider ist es in diesem Herbst schwierig, Herbizide gegen Ampfer optimal zu platzieren. Erfolgte der letzte Schnitt erst spät im Oktober, wird die restliche Vegetationszeit kaum reichen, damit sich der Ampfer bis zu einem bekämpfungswürdigen Stadium entwickelt. Eine chemische Bekämpfung im Frühjahr ist aber oft weniger effektiv. Die Varianten sind wie folgt einzuschätzen:


  • Bei den meist spät aufgelaufenen Nachsaaten ist der Einsatz von Harmony SX gegen Ampfer in diesem Herbst nicht zu empfehlen. Da die jungen Graspflanzen noch empfindlich gegen das Herbizid reagieren, kann dies die Gräser direkt schädigen oder zumindest ihre Entwicklung hemmen. Darunter könnte die Winterfestigkeit leiden. Daher ist es in diesen Fällen besser, die Ampferbekämpfung im Frühjahr nach dem ersten Schnitt durchzuführen.


  • Eine gute Ampferwirkung zeigt auch das gräserverträgliche Herbizid „Simplex“ (2,0 l/ha). Der Einsatz auf dauerhaften Weideflächen ist möglich. Zu beachten sind jedoch unbedingt die Anwendungsbeschränkungen des Herbizides auf Schnittgrünlandflächen!


Die Herbizidkosten betragen bei Simplex rund 90 €/ha, bei Harmony SX nur 60 €/ha. Dafür zeigt Simplex ein breiteres Wirkspektrum, z.B. auch gegen Disteln, Löwenzahn und Hahnenfuß.


Gülle im Spätherbst?

Als „heißes Eisen“ betrachten Landwirte seit Inkrafttreten der DüV die Gülleausbringung auf Grünland im Spätherbst nach der letzten Nutzung. Laut DüV ist eine N-Düngung nur dann angemessen, wenn ein Pflanzenbedarf besteht, den die Bodennachlieferung nicht deckt.


In diesem Jahr wird es nach dem Durchfeuchten der teils extrem trockenen Böden zu erheblichen N-Mineralisierungsschüben kommen. Daher ist ein zusätzlicher Düngebedarf nach der letzten Nutzung aus pflanzenbaulicher Sicht eher nicht zu erkennen. Dennoch kann das Ausbringen von Gülle oder Gärresten im Spätherbst als vorgezogene, frühjahrswirksame Düngung gelten. Allerdings steigt dadurch das Risiko von Auswaschungsverlusten.


Viele Betriebe konnten im trocken-heißen Sommer die Gülle nicht passend platzieren, sodass sie diese nun „vor sich herschieben“. Die begrenzten Gülle-Lagerkapazitäten können dann schnell zum limitierenden Faktor werden und Betriebe dazu veranlassen, auch nach der letzten Nutzung noch Gülle oder Gärreste auszubringen.


Grundsätzlich ist laut DüV ein Einsatz von Gülle und Gärresten bis zum 31.10. erlaubt. Regional sind Sperrfrist-verschiebungen möglich. Zwar sehen die Düngeregeln keine absolute Begrenzung der Ausbringungsmengen im Herbst vor, sondern legen den Düngebedarf als Entscheidungskriterium fest. Dennoch sollte die Menge auf maximal 30 kg/ha NH4-N begrenzt bleiben.


Letztlich ist der Einsatz von Gülle und Gärresten im Herbst eine unternehmerische Entscheidung. Die N-Effizienz einer Gülle-Gabe ist im Frühjahr generell höher als im Herbst.


Wer sich für das Ausbringen von Gülle nach der letzten Nutzung entscheidet, sollte dies nicht zu früh tun. Denn es regt das Wachstum der Gräser, vor allem von Deutschem Weidelgras, zu stark an. Darunter leidet die Winterhärte der Bestände. Besser ist es, den Einsatz möglichst auf Ende Oktober zu legen. Danach sollte noch etwa 10 bis 14 Tage Vegetationszeit für die Ammonium-N-Aufnahme zur Verfügung stehen.


Bringen Sie Gülle im Herbst aus, ist es wichtig, die Nährstoffe entsprechend der DüV auf den zu Vegetationsbeginn im Frühjahr berechneten Düngebedarf anzurechnen. Dabei sind für die Düngebedarfsermittlung mindestens 50% des Gesamt-N bei Rindergülle plus 10% N aus der Nachlieferung des Vorjahres zu kalkulieren.


Grundsätzlich unterbleiben sollte die Herbstdüngung auf Weideflächen, Neuansaaten, extensiv genutztem Grünland, sehr lückigen, unproduktiven Grasnarben und sandigen Standorten. Denn das N-Auswaschungspotenzial ist in diesen Fällen zu hoch.Kontakt:


matthias.broeker@topagrar.com

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