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Stoppen Sie den Maiszünsler rechtzeitig!

Lesezeit: 8 Minuten

Der Maiszünsler, ursprünglich nur in wärmeren Regionen (z. B. Rheingraben) beheimatet, hat in den letzten Jahrzehnten zunehmend auch klimatisch weniger günstige Gebiete erobert. Dies kann man beispielhaft an der Ausbreitung in Bayern ablesen. War der Zünsler vor 20 Jahren nur in den wärmeren Regionen Unterfrankens und Niederbayerns zu finden, kommt er jetzt nahezu flächendeckend in Bayern vor. In den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz und Hessen sowie in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg (Oderbruch) kommt der Zünsler mittlerweile stärker vor und kann dort in Befallsjahren deutliche Ertrags- und Qualitätsverluste verursachen. Ein weiteres Vordringen in angrenzende Regionen (z. B. nach NordrheinWestfalen) ist zu beobachten. Ob das Klima der weiteren Ausbreitung des Zünslers eine Grenze setzt, darüber kann man nur spekulieren. Woran ist der Befall zu erkennen? Da sich die Larve des Maiszünslers zuerst im oberen Bereich der Maispflanze einbohrt, sind abgeknickte oder abgebrochene Maisfahnen die ersten Schadbilder. An den Bruchstellen und am Stängel findet man Löcher, aus denen Bohrmehl und Kot austritt. Beides sammelt sich dann in den tiefer liegenden Blattachseln. Schneidet man im Herbst den Stängel auf, sind Fraßgänge bis zum Stängelfuß hinunter anzutreffen, in denen sich die Larven befinden. Häufig sind auch im Kolben Einbohrlöcher und Fraßgänge zu erkennen. Die Bohrgänge und die durch wiederholtes Aus- und Einbohren entstehenden Löcher entlang des Stängels beeinträchtigen die Stabilität der Maispflanze. Solange nur die oberen Stängelteile abknicken, ist der Schaden zu vernachlässigen. Bei häufigen Gewitterniederschlägen und Herbststürmen brechen die Pflanzen jedoch im unteren Bereich ab. Ein großer Teil der Kolben lässt sich dann auch mit reihenunabhängigen Ernteverfahren nicht mehr erfassen. Außerdem behindert der Reifefraß der Larven die Wasser- und Nährstoffversorgung sowie den Assimilattransport. Bei einer Befallstärke von zwei bis drei Raupen pro Pflanze ist mit Ertragsverlusten von 10 bis 30 Prozent (langjährigen Mittel) zu rechnen. Außerdem fördern die Zünslerlarven durch ihre Bohrtätigkeit den Pilzbefall. Bedeutsam sind hierbei vorrangig die Fusarium-Arten, die Stängel- und Kolbenfäule verursachen. Außerdem bilden sie unter bestimmten Bedingungen Pilzgifte, die die Futterqualität erheblich mindern. Insektizide zum richtigen Termin einsetzen Insektizide bekämpfen im wesentlichen die Larven des Zünslers. Deshalb sollte der Behandlungstermin mit dem Schlupf der ersten Raupen übereinstimmen. Erfahrungsgemäß ist dies zum Flughöhepunkt der Fall. Damit wurden in unseren Versuchen die besten Wirkungsgrade erzielt. Zu frühe Behandlungen (bessere Befahrbarkeit des Bestandes) verschenken einen Teil der Wirkungsdauer und schneiden deutlich schlechter ab. Eine um zwei Wochen vorgezogenen Behandlung führte im letztjährigen Versuch zu 72% Wirkung während die optimale Bekämpfung zum Flughöhepunkt 91% erzielte. Auch Doppelbehandlungen brachten kaum zusätzliche Vorteile. Zum Flughöhepunkt ist der Maisbestand meist etwa 1,5 m hoch. Um Fahrverluste zu mindern, werden regional Stelzenschlepper eingesetzt. Mit normalen Schleppern halten sich die Verluste in Grenzen, wenn in einer Schönwetterphase nach einem heißen Tag in den Abendstunden behandelt wird. Der Bestand ist dann elastischer. In unseren Versuchen wurden im mehrjährigen Mittel Wirkungsgrade von 78% erzielt (Übersicht 1). Da die Insektizide auch Nützlinge erfassen, kann in manchen Jahren ein stärkerer Blattlausbefall in behandelten Schlägen auftreten. Derzeit darf nur Baythroid 50 (750 ml/ha) eingesetzt werden, andere Produkte haben gegen Maiszünsler keine Zulassung. Was leisten biologische Verfahren? Die biologische Bekämpfung mit TrichogrammaSchlupfwespen beschränkt sich derzeit im wesentlichen auf bezuschusste Gebiete oder wo Insektizide nicht angewandt werden können. Das Trichogramma-Verfahren wird z. B. in Baden-Württemberg im Rahmen des MEKA-Programms gefördert. Die Schlupfwespen legen ihre Eier in die Eigelege des Maiszünslers. Aus den parasitierten Eiern schlüpft nach einigen Tagen anstelle der Zünslerlarve eine neue Schlupfwespe, die sofort wieder nach neuen Eigelegen des Maiszünslers sucht. Die Nützlinge werden in Kartonrähmchen von Hand an die Blätter der Maispflanzen gehängt oder als Kapseln bzw. Plättchen im Bestand ausgeworfen. Der Zeitbedarf beträgt etwa 0,5 Stunden pro Hektar und Ausbringung. Andere Nützlinge werden nicht beeinträchtigt, ein Befahren des Bestandes entfällt. Für eine gute Wirkung müssen die Schlupfwespen bereits zu Flugbeginn und dann nochmals acht bis zehn Tage später ausgebracht werden. In unseren Versuchen konnte die Zahl der Larven im mehrjährigen Durchschnitt um 57% reduziert werden. Durch starke Regenfälle nach der Ausbringung werden die Schlupfwespen stärker beeinträchtigt, der Bekämpfungserfolg fällt dann ab. Unter sehr günstigen Bedingungen kam die Wirkung dagegen fast an die Insektizidvarianten heran. Unter mittlerem Befallsdruck reicht der Wirkungsgrad aus, um Ertragsausfälle zu vermeiden. Die Schlupfwespen müssen rechtzeitig im Frühjahr beim Handel vorbestellt werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Behandlung mit Dipel. Dies ist ein biologisches Präparat, das ein Bodenbakterium namens Bacillus thuringiensis enthält. Da die Wirkungsdauer bei hoher Sonneneinstrahlung aber nur wenige Tage anhält, konnte das Präparat mit Wirkungsgraden um 30% in unseren Versuchen nicht überzeugen. Warndienst ist notwendig Um sowohl die Nützlinge als auch die Insektizide optimal zu terminieren, wird der Flug des Maiszünslers vom amtlichen Dienst in Bayern wie auch in anderen Bundesländern mit Fallen flächendeckend überwacht. Spezielle Schlupfkäfige liefern weitere Hinweise über Flugbeginn und Eiablage. In Übersicht 2 erkennt man, dass Flugbeginn und Flughöhepunkt von Jahr zu Jahr schwanken. Demzufolge kann sich die chemische bzw. biologische Bekämpfung um acht bis zehn Tage verschieben. Ein Problem ist nach wie vor, dass zum Zeitpunkt der Bekämpfung nicht vorhergesagt werden kann, wie hoch der tatsächliche Schaden zur Ernte sein wird, da die Witterung dies zu stark beeinflusst. Hier können nur Erfahrungen über die Befallshöhe des Vorjahres herangezogen werden. Dem so genannten Bt-Mais wurde ein Gen des zuvor genannten Bacillus thuringiensis (deshalb Bt-Mais) in die Erbinformation eingebaut. Dieser Mais produziert damit das für die Zünslerlarve schädliche Bt-Protein selbst. Sobald sich die Raupen in die Maispflanze einbohren, nehmen sie das Bt-Protein auf und sterben ab. Geschädigt werden nach bisherigem Kenntnisstand nur Schmetterlinge und deren Raupen, die am Bt-Mais oder dessen Pollen fressen. Zur Frage möglicher Auswirkungen des Bt-Maises auf Nichtzielorganismen und auf das Bodenleben läuft derzeit ein umfangreiches Forschungsprogramm. In Versuchen der Bayerischen Landesanstalt von 1997 bis 1999 erzielte der BtMais einen Wirkungsgrad von durchschnittlich 95% und lag damit deutlich über der chemischen bzw. biologischen Variante. Die wenigen noch gefundenen Larven befanden sich im Fuß bzw. im Kolben, da dort die geringste Konzentration an Bt-Protein vorliegt. Stängelbruch wurde vollkommen verhindert. Transgene Maissorten erreichen zur Zeit zwar die besten Wirkungsgrade bei der Bekämpfung des Maiszünslers. Allerdings wird dieses gentechnische Verfahren derzeit weder von Abnehmern noch Verbrauchern akzeptiert. Zur Zünslerbekämpfung bleiben damit nur die oben beschriebenen Maßnahmen. Eine Bewertung der Verfahren finden Sie in Übersicht 3 (Seite 58). Tief häckseln, sauber pflügen Im Silomaisanbau kann durch tiefes Häckseln die Zahl der auf dem Feld verbleibenden Larven reduziert werden. Ist dies wegen der Anforderungen an die Silage (höhere Energiekonzentration) nicht möglich oder handelt es sich um CCMbzw. Körnermais, sollten die Stoppeln und Stängel mit Fräse, Scheibenegge oder einem Mulchgerät zerkleinert werden. Dabei wird bereits ein Teil der Larven abgetötet. Erfahrungsgemäß reicht dies aber noch nicht aus, um den Zünsler langfristig unter der Schadschwelle zu halten. Nur das anschließend saubere und tiefe (ca. 25 cm) Unterpflügen von gemulchten Maisstoppeln und -stroh bringt eine nachhaltige und sehr effektive Bekämpfung. Die Larven bzw. Falter können dadurch nicht mehr an die Bodenoberfläche gelangen und sterben unter der Erde ab. Die Zahl der Larven kann dadurch auf unter ein Prozent des ursprünglichen, im befallenen Maisschlag vorhandenen Niveaus gesenkt werden. Allerdings funktioniert dieses Vorgehen nur, wenn möglichst alle Landwirte im Befallsgebiet mitmachen, um die Ausbreitung des Zünslers zu unterbinden. Weitere Bekämpfungsmaßnahmen sind dann überflüssig. Dies ist zum Beispiel in Niederbayern (Rottal) bisher optimal gelungen. Obwohl hier die höchste Maisanbaudichte Bayerns herrscht und der Zünsler ideale klimatische Bedingungen vorfindet, kann er allein durch konsequente Bodenbearbeitung unter Kontrolle gehalten werden solange alle Landwirte mitziehen. Nach den Erfahrungen des Jahres 2001 scheint aber auch hier die Front zu brökeln. Auch in Niederbayern musste im letzten Jahr erstmals ein spürbarer Befallsanstieg festgestellt werden. Auf sehr tonigen oder flachgründigen Böden scheidet eine tiefwendende Bodenbearbeitung allerdings aus. So haben sich die schweren Gipskeuperstandorte Unter- und Mittelfrankens zum Hauptbefallsgebiet in Bayern entwickelt. Teilweise wird auch aus Gründen des Erosionsschutzes oder aus betriebs- und arbeitswirtschaftlichen Überlegungen auf den Pflug verzichtet, so dass die biologische oder chemische Bekämpfung notwendig wird. Fazit Wenn der Standort es zulässt, sollte der Maiszünsler unbedingt vorbeugend im Rahmen der Bodenbearbeitung in Schach gehalten werden. Muss eine direkte Bekämpfung erfolgen, bieten Insektizide die bessere Wirkung. Trichogramma-Schlupfwespen bringen bei mittlerem Befallsdruck befriedigende Bekämpfungserfolge. Beide Verfahren setzen die Überwachung des Flugverlaufs voraus, was in aller Regel durch die amtliche Pflanzenschutzberatung erfolgt. Verfolgen Sie die Warnhinweise im Juni/Juli. Stellen Sie in ihren Schlägen zum ersten Mal Befall fest, sollten Sie zur Ernte die Befallshöhe ermitteln. Schneiden Sie dazu an mehreren Stellen zufällig ausgewählte Maisstängel auf. Finden Sie in jeder zweiten bis dritten Pflanze Zünslerlarven, sind Bekämpfungsmaßnahmen im Folgejahr notwendig.

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