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FoKus Raps

Stoppen Sie Schädlinge!

Lesezeit: 6 Minuten

Das Verbot der Insektizidbeizen hat die Rapserträge regional stark begrenzt. Jetzt gilt es, die Neuansaaten vor Fressfeinden zu schützen. Experten geben Tipps, wie das gelingt.


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Die Herausforderungen an Rapsanbauer wachsen rasant. Gegen den Rapserdfloh gibt es vor allem im Norden keine 100%ig sicheren Strategien mehr. Auch die Kleine Kohlfliege verursacht seit dem Wegfall der Insektizidbeizen teils massive Pflanzenverluste.


In den Rapshochburgen Mecklenburg-Vorpommerns zeigten sich zur diesjährigen Ernte die dramatischen Folgen des Schädlingsbefalls. In diesen Regionen schmierte der Rapsertrag teils völlig ab und lag nach Angaben des dortigen Bauernverbandes nicht selten bei unter 30 dt/ha. Das sind rund 30% weniger als im Vorjahr. Der Grund für die Höhe der Mindererträge ist oft nicht nur der Schädlingsfraß selbst, sondern die erheblichen Folgeschäden. So sind geschwächte Pflanzen auswinterungsgefährdeter und anfälliger für Pilze sowie andere Erreger.


Verbreitete Resistenz:

Gegen Rapserdflöhe ist nach dem Wegfall der neonikotinoiden Beizen nur noch der Einsatz von Pyrethroiden erlaubt. Die Resistenz des Käfers gegenüber dieser Wirkstoffgruppe ist aber insbesondere in Regionen mit enger Rapsfruchtfolge mittlerweile weit vorangeschritten.


Wie rasant die Entwicklung verläuft, untersucht das Julius Kühn-Institut. Bereits im Jahr 2008 fanden die Forscher erste resistente Populationen im Biotest, nachdem es Probleme bei der Bekämpfung westlich von Schwerin gegeben hatte. Seitdem breitet sich die Resistenz aus. Welche Gebiete zurzeit betroffen sind, entnehmen Sie dem Kasten auf Seite 80. In Regionen, in denen der Wirkstoff gegen den Erdfloh noch „funktioniert“, gilt es jetzt, sorgsam damit umzugehen. Das Ziel ist es, die Pyrethroide möglichst lange gegen diesen Schädling zu erhalten.


Tipps gegen „sensible“ Erdflöhe:

Wie stark der Zuflug im Herbst sein wird, hängt vor allem vom Witterungsverlauf ab. Eine Einschätzung gibt Übersicht 1. Beobachten lässt sich das Auftreten des Rapserdflohs dann mit Gelbschalen (mit Gitter, um Hummeln zu schützen). Stellen Sie diese frühzeitig beim Auflaufen des Rapses auf, da die Käfer abhängig vom Wetter bereits ab Anfang September zufliegen können. Am besten positionieren Sie die Schalen an mindestens zwei Schlagseiten rund 20 bis 30 m entfernt vom Feldrand an windgeschützten Stellen. Später sollte der Schalenrand höher als die Rapsblätter sein. Achten Sie auch darauf, dass die Fangschalen nicht von der Sonne verblichen sind, denn sonst lässt ihre Lockwirkung nach.


Finden Sie mehr als 50 Rapserdflöhe je Gelbschale in drei Wochen, ist der Bekämpfungsrichtwert erreicht. Diese Schwelle gilt unabhängig davon, ob ein Gitter vorhanden ist oder nicht. Die Käfer hüpfen eher zufällig in die Schale und die Fangzahlen sind ähnlich. Behandlungen sollten frühestens ab dem 4-Blattstadium erfolgen, um den Zuflug der Käfer zu erfassen und die Besiedlung der Pflanzen mit Larven bestmöglich zu verhindern.


Treten wider Erwarten zu einem früheren Zeitpunkt stärkere Fraßschäden an Keim- und ersten Laubblättern des Rapses auf, empfiehlt es sich zunächst, den Schlag an mehreren Stellen zu kontrollieren. Sind mehr als 10% der Blattfläche durch den Lochfraß betroffen, sollten Sie ein Insektizid einsetzen. Ab wann ein 10%iger Befall erreicht ist, entnehmen Sie der Übersicht 2. Prüfen Sie, ob Randbehandlungen bereits ausreichen. Ein solch starkes Auftreten wird voraussichtlich eine Ausnahme sein. Schließen Sie vor dem Insektizideinsatz zudem aus, dass die Schäden nicht von anderen Schädlingen wie z.B. Schnecken stammen. Die Symptome ähneln sich oft.


In noch empfindlichen Populationen eignen sich Pyrethroide wie Bulldock, Hunter, Decis Forte, Kaiso Sorbie, Karate Zeon, Sumicidin Alpha EC oder Trafo WG. Setzen Sie hohe Aufwandmengen ein und beschränken Sie die Anwendungen unbedingt auf das nötige Maß – jeder Einsatz erhöht die Resistenzgefahr. Neben dem Erdfloh können auch die Larven der Rübsenblattwes-pe und der Kohlmotte im Herbst auftreten. Gegen beide wirken die Pyrethroide.


Hilflos gegen Kohlfliegen?

Allenfalls abmildern lassen sich dagegen die Schäden der Kleinen Kohlfliege. Sie bringt bis Oktober drei Generationen pro Jahr hervor und scheint sich bei gutem Nahrungsangebot schnell an klimatische Gegebenheiten anpassen zu können. Die ersten beiden Generationen besiedeln zwar auch den Raps, verursachen aber nur einen geringen Schaden. Schlimmer ist die dritte Generation und in einem milden, langen Herbst auch die vierte. Denn diese Maden richten an den Rapswurzeln teils massive Fraßschäden an. Über die Fraßgänge können dann Erreger wie Verticillium, Phoma, Fusariosen und Bakterien in die Pflanze gelangen. Hochsommerliche Temperaturen im August und ein goldener September, wie im Herbst 2014, wirken sich befallsfördernd aus.


Die einzig effektive Bekämpfungsmöglichkeit gegen die Kohlfliege ist folgende: Weil die Fliege recht flugfaul ist, geht der Befall neuer Flächen meist von abgeernteten Rapsschlägen in der näheren Umgebung aus. Untersuchen Sie daher die Wurzeln von Rapsstoppeln nahe gelegener Altrapsflächen. Finden Sie im Wurzelballen die kleinen, braunen Tönnchenpuppen der Kohlfliege, besteht ein erhöhtes Risiko für den diesjährigen Raps. Nur in diesem Fall empfiehlt es sich, die Stoppeln der Altrapsflächen rund 10 cm tief zu bearbeiten. Erfolgt diese Bodenbearbeitung bis spätestens Ende August, lassen sich damit viele Puppen zerstören, weil sich die meisten von ihnen in den oberen 5 bis 8 cm des Bodens befinden. Wichtig ist dabei ein gutes Rückverfestigen, da der Effekt ausschließlich durch das Zerquetschen erreicht wird. Bedenken Sie, dass sich diese Strategie nur bei akuter Kohlfliegen-gefahr anbietet. „Normalen“ Ausfallraps dürfen Sie keinesfalls vergraben!


Zusätzlich ist bei Gefahr ein eher später Saattermin des Rapses günstig. Früh gesäte Bestände, die Anfang September bereits das 4-Blattstadium erreichen, sind stärker gefährdet. Denn die Fliegenweibchen bevorzugen für ihre Eiablage weit entwickelte Pflanzen mit 4 bis 6 Blättern und keine im Keim- oder Laubblattstadium. Diese Maßnahme ist aber nur dann erfolgreich, wenn die Kohlfliege in der näheren Umgebung attraktivere, früh gesäte Bestände vorfindet, auf die sie ausweichen kann.


Ob sich der Befall mit einer Düngung von 250 kg/ha Kalkstickstoff vor der Saat senken lässt, ist ungewiss. Denn dafür muss die Cyanamidphase des Kalkstickstoffs mit den empfindlichen Entwicklungsstadien der Kohlfliege zusammentreffen. Zudem kann diese Maßnahme nur erfolgen, wenn der Raps auch einen Düngebedarf hat.


Insektizideinsätze gegen die Fliege helfen nicht, da man sie allenfalls zufällig trifft. Eine Bekämpfung der Made funktioniert auch nicht, da die Wirkstoffe nicht in die Wurzel gelangen.


Matthias Bröker in Zusammen-arbeit mit Dr. Karsten Möller von der LWK Niedersachsen

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