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Strategien gegen ­Raps­schädlinge im Süden

Lesezeit: 7 Minuten

Sind genügend wirksame Insektizide gegen resistente Schädlinge verfügbar und wie werden sie richtig eingesetzt? Empfehlungen gibt Josef Rupprecht, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Regensburg.


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Viele bayerische Rapsanbauer werden sich an das Jahr 2009 noch lange erinnern. Um Ostern traten Rapsglanzkäfer in Scharen auf, die sich mit unglaublicher Aktivität über die noch kleinen Knospen hermachten. Zeitgleich zeigten sich anstelle von jungen Schoten kleine, braune Knospen an dünnen Stielchen, die in der Folgezeit abgeworfen wurden. Haupttriebe mit Knospenverlusten zwischen 50 und 100 % und Bestände, die verzögert, schwach aber langandauernd blühten, ließen nichts Gutes ahnen. Umso überraschender waren dann die Erträge. Was war passiert?


Knospenabwurf durch Stress


Durch den langen und tiefen Bodenfrost konnten die Niederschläge im März meist nur oberflächlich abfließen, so dass die Bodenwasservorräte Ende März nur ungenügend aufgefüllt waren. Auch die erste Stickstoff- und Schwefelgabe wurde witterungsbedingt vielerorts erst verspätet ausgebracht.


Ab dem 1. April schnellten dann die Temperaturen auf über 20° C hoch, verbunden mit intensivem Ostwind, der die Böden weiter austrocknete. Diese Witterung führte dazu, dass die Rapspflanzen den Haupttrieb „ruckartig“ hochschoben, und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem viele Bestände kurzfristig unter Wasser- und Nährstoffmangel litten.


Folge: Regional und sortenmäßig unterschiedlich stark ausgeprägter Knospenabwurf, wobei Stressfaktoren wie schlechte Bodenstruktur oder zu niedrige pH-Werte die Probleme verschärften.


Neben dem physiologischen Knospenabwurf erfolgte vor allem in Süd- und Ostbayern ab dem 4. April ein massiver Zuflug des Glanzkäfers, der mehrere Wochen andauerte. Auffällig war dabei die sehr ausgeprägte Aktivität der Käfer. In vielen Fällen war der Käfer nicht ausreichend zu kontrollieren, was zu erheblichen Knospenverlusten führte.


Massiver Glanzkäferbefall in Süd- und Ostbayern


Was waren die Ursachen für die unbefriedigende Kontrolle der Glanzkäfer? Hauptgrund für die Unterschiede zwischen „guten“ und „schlechten“ Beständen war die Insektizidwahl beim zweiten Behandlungstermin.


Dies bestätigt auch eine Befragung von Praktikern in unserem Dienstgebiet, die Knospenverluse am Haupttrieb zwischen 0 und 100 % zu beklagen hatten. Betriebe, die zu diesem Termin über Reldan 22 oder Pyrinex 25 CS verfügen konnten, hatten deutlich weniger Knospenverluste als andere Betriebe.


In beiden Gruppen wurden mit der ersten Behandlung um den 6. April meist mit Trebon 30 EC oder Talstar 8 SC sowohl die Stängelschädlinge als auch eine erste Flugwelle des Glanzkäfers gut erfasst. Die zweite Behandlung erfolgte durchschnittlich neun Tage später am 15.April. Dieser Abstand war bei dem ungewöhnlich starken Zuflug etwas lang, besonders dann, wenn anschließend kein Mittel mit durchschlagender Wirkung verfügbar war. Die Umfrage, wie auch die Exaktversuche ergaben, dass meist nicht die Anwendungsbedingungen (Witterung, Technik), sondern die eingesetzten Mittel zu unbefriedigender Wirkung führten. Dass sich dies trotzdem nicht in den Erträgen widerspiegelte, ist auf die besondere Witterung 2009 zurückzuführen.


Welche Mittel sind 2010 ­verfügbar?


Mit den zugelassenen Präparaten (siehe Übersicht 1) lässt sich mittelstarker Befall mit Glanzkäfern gut bekämpfen. Gegen Starkbefall standen 2009 die gut wirksamen Mittel Pyrinex 25 CS und Reldan 22 nach § 11.2 Pflanzenschutzgesetz zur Verfügung.


Eine konsequente Antiresistenzstrategie ist nicht nur beim Rapsglanzkäfer wichtig. Untersuchungen der letzten Jahre haben in Einzelfällen auch bei den Stängelschädlingen eine Minderwirkung der Pyrethroide angedeutet. Dies ist nicht ohne Brisanz. Derzeit ist ausschließlich von Pyre-throiden eine gute Wirkung gegen Stängelschädlinge bei meist niedrigen Temperaturen im relevanten Zeitraum von Ende Februar bis Mitte April zu erwarten. Pyrethroide sollten deshalb im Raps nicht zu oft eingesetzt werden, um auch längerfristig eine effektive Bekämpfung der Stängelschädlinge zu ermöglichen. Daher wäre eine Genehmigung von Pyrinex 25 CS, Reldan 22 oder Avaunt auch für das Jahr 2010 wünschenswert.


In unseren Versuchen zeigte Avaunt ähnlich gute Wirkungen wie Reldan 22. Für Mospilan SG, ein neues Mittel aus der Gruppe der Neonicotinoide, wird die Zulassung erwartet. In unseren Versuchen war die Wirkung gegen Glanzkäfer etwas schwächer als bei Biscaya.


Maßnahmen gegen Stängelschädlinge...


Vorherrschend ist in Bayern der Gefleckte Kohltriebrüssler. Er ist zu erkennen an den rötlichen Fußendgliedern und dem hellen Punkt auf dem Rücken. Tritt er alleine auf, ist bei kühlen Temperaturen eine Bekämpfung erst 2 bis 3 Wochen nach Flugbeginn erforderlich. Bei Tageshöchstwerten über 20 °C oder gleichzeitigem Auftreten des Großen Raps-stängelrüsslers, sollte sofort nach Überschreiten der Schadschwelle behandelt werden.


Gegen die Stängelschädlinge sind wegen der meist niedrigen Temperaturen im März Pyrethroide zwingend erforderlich. Nur wenn sich zu diesem Termin noch keine Glanzkäfer in den Beständen befinden, sind herkömmliche Pyrethroide sinnvoll. Meist dürfte es aber günstiger sein, Trebon 30 EC oder Talstar 8 SC einzusetzen, um bereits eingeflogene Glanzkäfer mitzuerfassen.


Da Trebon 30 EC in unseren Versuchen eine deutlich bessere Leistung gegen Rapsglanzkäfer zeigte als Talstar 8 SC und die B1-Auflage von Trebon beim empfohlenen Einsatztermin im Regelfall kein Problem darstellt, steht es in unseren Empfehlungen im Vordergrund.


… und gegen denRapsglanzkäfer


Der Flug der Stängelschädlinge ist in Bayern in Normaljahren zwischen dem 1. und 10. April beendet. Spätere Maßnahmen sind ausschließlich am Glanz­käfer auszurichten. Die Bekämpfungsschwelle liegt bei 5 Käfern pro Hauptknospenstand. Klopfen Sie dazu min­destens 10 Haupttriebe über einem Gefäß aus. Am aussagekräftigsten ist eine Kontrolle am frühen Vormittag. Dann wird das Ergebnis nicht durch neu zugeflogene Käfer, die unter Umständen noch von Restmengen einer vorausgegangenen Behandlung bekämpft werden könnten, verfälscht. Die Mittelwahl richtet sich nach dem Befalldruck.


Schwacher Druck: Die zum Zeitpunkt der Stängelschädlinge vorhandenen Glanz­käfer werden durch Trebon 30 EC oder Talstar 8 SC miterfasst. Bei schwachem Befallsdruck sind weitere Maßnahmen nicht erforderlich.


Mittlerer Befallsdruck: Nach der Kombinationsbehandlung gegen Stängelschädlinge und Glanzkäfer mit Talstar 8 SC oder Trebon 30 EC ist eine zweite Maßnahme mit Biscaya notwendig.


Starker Befallsdruck: Im frühen Bereich sind Trebon 30 EC oder Talstar 8 SC die Mittel der Wahl. Sollten Pyrinex 25 CS, Reldan 22 oder ein vergleichbares Mittel verfügbar sein, empfiehlt sich ihr Einsatz zum zweiten Termin. Für den dritten Termin kurz vor oder nach Beginn der Blüte eignet sich Biscaya.


Anzumerken ist, dass Pyrinex 25 CS in unseren Versuchen in den letzten beiden Jahren bessere Leistungen zeigte als Reldan 22. Behandlungen mit Pyrinex 25 CS und Reldan 22 sollten, vorbehaltlich ihrer Genehmigung, möglichst drei Tage vor Blühbeginn abgeschlossen werden. Ein Einsatz ab Blühbeginn ist unter allen Umständen zu vermeiden (siehe Übersicht 1).


Lohnen Tankmischungen?


Die Zumischung eines Phosphorsäure-Esters zu den Mitteln Talstar 8 SC oder Trebon 30 EC bei hohem Befallsdruck empfehlen wir nicht, da der Glanzkäfer durch eine Spritzfolge wesentlich wirksamer zu bekämpfen ist als durch eine Tankmischung.


Ausdrücklich sei an dieser Stelle vor nicht zugelassenen Mitteln bzw. nicht geprüften Mischungen gewarnt. Dies ist mit hohen Risiken für den Betrieb und die Umwelt verbunden und bei konsequenter Einhaltung unserer Bekämpfungsstrategie auch nicht notwendig.


Die Mavrik-Wirkung gegen Stängelschädlinge ist unzureichend. Da der Einsatz eines Pyrethroids mit guter Stängelrüsslerwirkung zum ersten Termin im Normalfall zwingend erforderlich ist und aus Resistenzgründen Pyrethroide nur einmal pro Saison eingesetzt werden sollten, erscheint Mavrik in unserer Strategie nicht (siehe Übersicht 2).


Kohlschotenmücke selten bekämpfungswürdig!


Die Mücke verursacht in Bayern nur selten einen bekämpfungswürdigen Schaden. In Frage kommt eine Bekämpfung nur in klimatisch günstigen Gebieten, in windgeschützten Lagen und Regionen mit hoher Rapsdichte. Die Schadwelle liegt bei 1 Mücke/Pflanze und Tag zu Blühbeginn.


Da die Befallskontrolle aber sehr schwierig ist, dürfte die Entscheidung über eine Bekämpfung meist nach örtlicher Erfahrung des Anbauers oder Beraters fallen. Die Behandlung sollte Mitte bis Ende der Blüte vorzugsweise mit Biscaya erfolgen. Im Regelfall reicht eine Randbehandlung aus.

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