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Streifenlockerung – eine neue Lösung für Rüben

Lesezeit: 9 Minuten

Erosionsschutz ist ab Sommer CC-relevant. Das hat Folgen für den Rübenanbau in erosionsgefähr­deten Regionen. Eine Alternative zur Mulchsaat stellt Dr. Wilfried Hermann, Uni Hohenheim, Ihinger Hof, vor.


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Gesunkene Rübenpreise, Kostendruck, Klimawandel, Erosionsschutz: Dies waren die Grün­de, über unser Anbauverfahren bei Rüben nachzudenken. Zudem eröffnete die An­schaf­fung eines automatischen Lenksystems mit Korrektursignal neue Möglich­keiten: Bei der Strei­fenlockerung (Strip-Tillage) wird nur dort gelockert, wo spä­ter die Reihen der Kul­tur­pflanzen stehen. Der Rest des Feldes bleibt unbearbeitet. Die Rübensaat erfolgt in einem zweiten Arbeitsgang exakt in die vorgelockerten Streifen. Für die Lockerung und Aus­saat ist ein automatisches Lenksystem mit RTK-Genauigkeit (± 2,5 cm) erforderlich, um später die gelockerten Streifen exakt wiederzufinden.


Streifenlockerung findet in den USA bei Mais und Soja vermehrt Anhänger.Dort löst sie auf schwe­ren, kalten Standorten, die im Frühjahr nur langsam abtrocknen, die klassische Direktsaat ab.


Streifenlockerung seit 2007 im Praxistest


Die Streifenlockerung zu Rüben testen wir seit 2007 in der Praxis und in Exaktversuchen auf der Versuchsstation Ihinger Hof der Universität Hohenheim (siehe Kasten). Ein optimaler Erosions- und Verdunstungsschutz lässt sich bei Rüben nur erreichen, wenn mög­lichst viel Stroh auf der Bodenoberfläche verbleibt. Daher haben wir bei der Streifenlockerung komplett auf die Stoppel­bear­beitung verzichtet und Ausfallgetreide sowie Unkräuter mit Gly­pho­sat kon­trolliert. Die Streifen­lockerung auf 18 bis 20 cm Tiefe erfolgte im Zeitraum Mitte September bis Mitte Oktober, um auf den schweren Böden über Winter die Frostgare auszunutzen. Dazu haben wir einen 6-reihigen Streifenlockerer (Horsch Focus Prototyp) mit einer Reihen­weite von 50 cm verwendet. Im Herbst 2009 kam zusätzlich ein Streifenlockerer mit Räumsternen der Fa. Yetter aus den USA zum Einsatz.


Gezogen wurden die Geräte von einem 160 PS-Schlepper mit auto­matischem RTK?GPS?gestütztem Lenksystem. Die betriebseigene RTK-Refe­renz­station ermöglicht eine Genauig­keit des Lenksystems von ± 2,5 cm. Die Fahrge­schwin­dig­keit lag bei 6 bis 8 km/h. An den Streifenlockerer war ein Rollkuli oder eine Pris­men­walze ange­hängt, um die ca. 10 cm hoch geformten Dämme nachzubearbeiten, ohne den Damm einzu­ebnen. So ließ sich eine gleich­mäßigere Dammoberfläche erreichen.


Die Streifenlockerung lässt sich auch schritt­wei­se in das betriebsübliche Anbauverfahren wie folgt ein­glie­dern:


Beim Zwi­schenfruchtanbau zur Nematodenbekämpfung oder zum Schutz vor Ni­trataus­waschung bei or­ga­nischer Dün­gung kann die Lockerung in der stehenden Zwischen­frucht streifenweise durchgeführt werden.


Streifenlockerung ist auch nach Stoppelbearbeitung möglich. Dies bietet sich zum Ein­eb­nen von Fahr­spuren nach einer feuchten Getreideernte bzw. bei schlechter Stroh- und Spreuver­teilung an. Nachteil: Die Stoppelbearbeitung mindert den Erosions- und Verdunstungsschutz.


Wichtig ist es, bei der Streifenlockerung die Ernte- bzw. Zwischenfrucht­reste durch Bearbeiten aus der späteren Saatrille zu entfernen. Denn die­se verhindern auf schwe­ren und kalten Böden im Frühjahr häufig das Abtrocknen. Ent­sprechend waren die Bodentemperaturen in Saattiefe tagsüber in den gelockerten Streifen vor der Aus­saat um bis zu 1,5 °C höher als in der Mulchsaatvariante (s. Übersicht 1). Die Folge: Die ge­locker­ten Streifen trockneten im Ver­gleich zu Mulch- oder Direktsaatflächen mit hohen Mengen an Zwischen­frucht- oder Stroh­resten schneller ab­, so dass sich die Rüben 2 bis 4 Tage früher säen ließen.


Zur Aussaat im Frühjahr haben wir die im Herbst zur Streifenlockerung verwendeten Fahrspuren abgespeichert und erneut verwendet. Auf allen Vorgewendeflächen erfolgte die Aussaat ebenfalls ohne erneute Bodenbearbeitung in diesem System. Die Saat von 100 000 Körnern/ha erfolgte mit einem mulch­saatfähigen Rübeneinzelkornsägerät mit Räumscheiben. Der automatisch ge­lenkte Schlepper war mit Breitbereifung 800/65 R 32 und einer Prismenwalze als Frontpacker ausgestattet, um die Dämme einzuebnen und im gelockerten Streifen ein Saatbett zu schaffen. Hilfreich war dies vor allem im Frühjahr 2007 (keine Frostgare).


Ohne super genaues Lenksystem klappt es nicht


Unsere bisherigen Erfahrungen habnen Folgendes gezeigt:


Ein Lenksystem mit RTK-GPS-Genau­igkeit ist Voraussetzung dafür, bei der Aussaat die vorgelockerten Reihen möglichst exakt zu treffen. Lenkung und Wieder­findung der gelockerten Streifen im Frühjahr haben weitgehend problemlos funk­tioniert. Wichtig ist es, die A-B-Linien im Terminal des Lenk­systems eindeutig zu benennen und abzuspeichern.


Eine ebene Feldoberfläche und breite Bereifung bei der Aussaat ver­meiden Kipp­bewegungen des Schleppers um seine Längs­achse. Das verbessert die Lenk­genauig­keit.


Bei der Lockerung und Aussaat Spurreißer zu be­nutzen, um von Hand zu lenken, scheidet aus.


n An einzelnen Stellen, bei denen Hecken oder Bäume die GPS-Satellitensignale abschatteten, wur­den die vorge-lockerten Streifen nicht ausreichend genau getroffen. Die Folge: Ein schlechterer Feldaufgang und ein höherer Anteil an beinigen Rüben. Die zusätzliche Nut­zung von Satelliten des russischen Glonass-Systems kann Abhilfe schaffen.


Für Geräte mit größerer Arbeitsbreite, die ange­hängt bzw. aufgesattelt werden, kann eine GPS-Geräte­lenkung am Seitenhang von Vor­teil sein. Derartige Lenksysteme sind bereits auf dem Markt. Die Industrie entwickelt derzeit gelenkte Anhänge­geräte.


Streifenlockerung mindestens ertragsgleich


Die Streifenlockerung war im Praxisvergleich der benachbarten Mulchsaat bei Proberodungen im drei­jäh­rigen Mittel ertraglich um 12 % und beim Bereinigten Zuckerertrag um 8 % überlegen. In Exakt­ver­suchen haben wir im Durchschnitt der Jahre 2008 und 2009 keinen statistisch gesicherten Unterschied im Be­reinig­ten Zuckerertrag festgestellt (s. Übersicht 2).


Die höheren bzw. gleich hohen Rüben- bzw. Bereinigten Zucker­er­träge überrasch­ten. Denn die im Strip-Till-Verfahren gesäten Rüben hinkten den Mulchsaatrüben bis zum Reihen­schluss im Blattwachstum hinterher. Feld­auf­gang bzw. Be­stan­des­dichte zur Ernte waren im Praxisvergleich (2007 bis 2009) und in den Exakt­versuchen (2008 und 2009) gegenüber der Mulchsaat um 1 Pflanze/m2 geringer. Die Ursachen für den verringerten Feldaufgang: Wegen der unregelmäßigen Stroh­­ver­teilung ließ sich das Stroh nur unvollständig aus der Reihe räumen und hatte ei­ne et­was zu flache Saat an diesen Stellen zur Folge.


Die Ernte mit einem 6-reihigen Selbstfahrer lief insgesamt problemlos. Die nur strei­fenweise tiefe Lockerung führte dazu, dass die Tragfähigkeit sehr gut war.


Der hervorragende Erosionsschutz durch Streifenlockerung zeigte sich Anfang Juni 2008, als auf den ganzflächig gelockerten Mulchsaatflächen Boden­ abgeschwemmt wurde. Nach Strei­fen­lockerung war dagegen durch die verbesserte Wasserinfiltration in Kombination mit der starken Stroh­mulchauflage in den unbearbeiteten Zwischenräumen kei­nerlei Boden­erosion zu beobachten.


Das ist so zu erklären: Die Strohauflage und der Boden zwischen den Reihen, der von der Getreide- bis zur Rübenernte im Folgejahr ungestört bleibt, bietet Regenwürmern ein Schla­­raf­­fen­­land. Ihre Röhren sor­gen für eine hervorragende Wasserinfiltration und verhindern so den Oberflächenabfluss des Niederschlagswassers. Zudem bremst die Strohauflage die Energie der aufpral­len­den Regentropfen. Das am Abfluss gehinderte Regenwasser dringt in den Boden ein und füllt dort den Wasservorrat auf. Zusätzlich vermindert die Stroh­mulch­auf­lage zwischen den Reihen die unproduktive Verdunstung. Strei-fenge­lockerten Rüben steht daher in Trockenjahren mehr Wasser zur Verfügung.


Spareffekte durch Reihendüngung möglich


Die N-Düngung haben wir in allen Versuchsjahren einheitlich breitflächig nach EUF durchgeführt, obwohl der Horsch Focus mit Reihendüngeeinrichtung ausgerüstet war. Denn wir wollten den Effekt der Streifenlockerung unabhängig von einer Reihendüngung testen, In der Praxis bietet sich aber eine Kombination der Grunddüngung mit der Streifenlockerung im Herbst an. Sofern die Streifenlockerung im Frühjahr durchgeführt werden kann, lassen sich alle Nährstoffe in den gelockerten Streifen einbringen. Eine Reihendüngung würde gleichzeitig die Gefahr der Festlegung des Stickstoffs im Strohmulch mindern. Weitere Einspareffekte sind zu er­war­ten, wenn die Grundnährstoffe unter der Pflanzenreihe platziert werden. In weiteren Versuchen wollen wir dies untersuchen.


Wie bei allen nichtwendenden Bodenbearbeitungsverfahren ist das Beseitigen der Altun­kräuter vor der Saat mit Glypho­sat entscheidend für den Erfolg des Anbauverfahrens. Die Unkräuter liefen nach der Saat bei Streifenlockerung im Vergleich zur Mulchsaat später und verzettelter auf. Mit entsprechender Beobachtung und der Auswahl blattaktiver Herbizide ließ sich trotz der Strohmulchauflage zwischen den Reihen in jedem Jahr ein unkrautfreier Bestand erzielen. Einen höheren Herbizidaufwand im Vergleich zur Mulch­saat konn­ten wir nicht feststellen.


Aufgrund des Strohmulchs finden Schnecken Deckung. Wie bei Mulchsaatverfahren üblich, ist auch bei der Streifenlockerung eine regelmäßige Schneckenkontrolle wichtig. Eine Anwendung von Schneckenkorn nach der Saat reichte – wie bei Mulch­saat – in jedem Jahr aus.


Durch die Streifenlockerung konnten wir bei der Streifenlockerung im Vergleich zur betriebs­üblichen Mulchsaat nach Senfzwischenfrucht auf vier Arbeitsgänge verzichten. Insgesamt haben wir rund 1 Akh pro ha und 10 l Diesel/ha gespart und den Kosten­auf­wand insgesamt um rund 57 € je ha gesenkt (siehe Übersicht 3).


Dies spricht vor dem Hintergrund der mindestens gleich hohen Erträge und des hervorragenden Erosionsschutzes sowie den mittelfristig wieder steigenden Energiekosten ein­deutig für dieses Anbauverfahren. Eine über­betriebliche Nutzung des Streifenlockerers und des Schleppers mit RTK-GPS-Lenksystem bzw. eine Vergabe an ein Lohnunter­nehmen bietet sich an.


Fazit für die Praxis


Die Streifenlockerung kombiniert die Vorteile der kon­ventionellen Bestellung (tiefe Lockerung, Ertragssicherheit) mit den Vorteilen von Direkt­saatverfahren (Erosionsschutz, Kos­­ten­­einsparung). Wir haben mit dem Verfahren auch bei Mais und Raps gu­te Erfahrungen gemacht.


Künftig sollten weitere Versuche auf mehr Standorten erfolgen. Ebenso sollten die Ge­räte für den Einsatz in der stehenden Stoppel wei­ter optimiert und die Möglichkeiten der kombinierten Lockerung und Rei­hen­düngung untersucht werden.


Die Streifenlockerung bietet auch vor dem Hintergrund der Einführung des Cross Compliance-relevanten Erosionskatasters interessante Möglichkeiten, den Rüben­anbau weiterzuentwickeln, ohne auf Ertrag verzichten zu müssen. Weitere Infor­mationen: www.streifenlockerung.de

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