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Striegeln mit Strategie

Die mechanische Unkrautbekämpfung gewinnt an Bedeutung. Wie Sie den Striegel in unterschiedlichen Kulturen richtig einsetzen, erläutern Ewald Pieringer und Martin Trieschmann.

Lesezeit: 10 Minuten

Die mechanische Unkrautbekämpfung gewinnt an Bedeutung. Wie Sie den Striegel in unterschiedlichen Kulturen richtig einsetzen, erläutern Ewald Pieringer und Martin Trieschmann.


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Die Wirkung des Striegelns beruht zu 70% auf dem Verschütten und nur zu 30% auf dem Ausreißen der Begleitflora. Die Bodenoberfläche muss soweit abgetrocknet sein, dass der Boden schüttfähig ist.


Bei Lehmböden, die zur Verschlämmung neigen, muss der pH-Wert und der Humusgehalt passen. Das Saatbett sollte nicht zu fein sein, da sonst im Frühjahr häufig eine Krustenbildung stattfindet und die Striegelzinken keine Wirkung zeigen. Gute Voraussetzungen sind ein ebenes Saatbett, ausreichende und gleichmäßig tiefe Saatablage und wenig Fahrspuren.


Unkraut muss noch klein sein.

Die beste Wirkung entfaltet der Striegel, wenn sich das Unkraut im kaum sichtbaren Fädchen- bis Keimblattstadium befindet, weil er die feinen Unkrautwurzeln freilegt. Hier müssen Sie meist langsam fahren, um die sehr junge Kulturpflanze zu schonen. Das Saatgut der Kultur muss aber tiefer abgelegt sein als die Arbeitstiefe des Striegels.


Nach dem Zweiblattstadium des Unkrautkeimlings ist in der Regel nur noch eine eingeschränkte Wirkung zu beobachten. Je größer das Unkraut ist, desto schneller muss gefahren werden.Denn die Verschüttwirkung steigt mit der Geschwindigkeit und ist bei größerem Unkraut der dominierende Effekt.


Bei hohem Unkrautdruck kann ein Abschleppen des Feldes einige Tage vor der Saatbettbereitung sinnvoll sein. Damit wird bereits die erste Unkrautwelle zur Keimung angeregt und mit der folgenden Saatvorbereitung erfasst. Jede Bodenbewegung und damit jedes Eindringen von Licht löst eine Keimung von Unkrautsamen aus. Ein Striegeln eine knappe Woche später entwurzelt die neu aufgelaufenen Unkräuter gut. Im Anschluss werden durch trockene, warme oder windige Witterung die freigelegten Wurzeln zum Austrocknen gebracht. Die ideale Tageszeit ist dafür mittags bis nachmittags, und das Arbeitsergebnis wird weiter verbessert, wenn es ein bis zwei Tage trocken bleibt.


Je nach Schärfe des Striegelns bedeutet dieses mehr oder weniger Stress für die Kulturpflanze. Auf zusätzliche Stressmomente wie gleichzeitig auftretenden Frost ist daher zu achten und gegebenenfalls nicht zu striegeln.


Ein willkommener Effekt des Striegelns: Durch die Belüftung der Krume erwärmt sich der Boden schneller, was eine Mineralisierung und Freisetzung des Stickstoffs auslöst. In trockenen Jahren reduziert sich durch das Brechen der Kapillaren die Verdunstung.


Wie einstellen?

Um die Keimlinge der Unkräuter zu verschütten und gleichzeitig die Kulturpflanze selbst möglichst wenig zu beeinträchtigen, sollten Sie den Striegel mit dem Oberlenker zunächst waagrecht zur Feldoberfläche einstellen. Die Striegelzinken sollten in einem senkrechten Winkel in die Oberfläche eindringen.


Stellen Sie die Eindringtiefe über die Stützräder so ein, dass bei der Fahrt die Zinken knapp oberhalb des Saathorizontes von 2 bis 3 cm arbeiten. Je nach Saattiefe der Kultur wird die Tiefe etwas variiert. Mit der Vorfahrtgeschwindigkeit passen Sie die Stärke der Verschüttwirkung an. Sie kann zwischen 2 und 12 km/h liegen. Bis 8 km/h nimmt die Schüttwirkung zu, darüber nur noch die Flächenleistung. Die Wahl der Zinkenstärke ist abhängig von der Bodenart. Bei leichteren Böden sind6 mm Zinkendurchmesser üblich, bei schweren Böden 8 mm, sonst 7 mm.


Die richtige Einstellung des Striegels ist Erfahrungs- und Gefühlssache. Beim Blindstriegeln (wenn die Kulturpflanzen noch nicht am Boden sichtbar aufgelaufen sind) kann flach eingestellt und mit mittlerer Geschwindigkeit gefahren werden, beim Striegeln im 3- bis 4-Blattstadium hingegen langsam mit 2 bis 4 km/h. In der Bestockung verträgt die Kultur deutlich mehr Aggressivität. Die Zinken mit steilem Winkel auf Griff zu stellen, kann Krusten brechen.


Am Anfang sollten Sie lieber häufiger absteigen, um zu überprüfen, wie weit die Kulturpflanze verschüttet ist oder ausgerissen wurde oder wie tief der Striegel eindringt. 10% Pflanzenverluste müssen Sie einkalkulieren, wenn eine entsprechende Wirkung erzielt werden soll. Das ist dann bei der Saatstärke mit zu berücksichtigen.


Striegeln in Getreide:

Bei Getreide zeigt Blindstriegeln bei erwärmten Böden vier bis acht Tage nach der Saat und vor dem Auflaufen der Kultur eine gute Wirkung. Dabei wird das gesamte Unkraut im Fädchenstadium flächendeckend erfasst. Zur Kontrolle kann ein Stück Vlies oder Folie am Feldrand den Unkrautdruck sichtbar machen, weil sich der Boden darunter schneller erwärmt. So lässt sich der Striegelerfolg durch zeitgerechtes Fahren erhöhen.


Drillmaschinen mit Andruckrollen hinterlassen ein Wellenprofil am Boden, wenn man den Nachlaufstriegel bei der Saat hochhängt. Diese Dämme sind meist früher abgetrocknet und lassen sich beim ersten Striegelgang unkrautwirksam einebnen.


Bis 3-Blattstadium warten!

Vom Spitzen bis zum 3-Blattstadium ist das Getreide sehr empfindlich und sollte nicht bearbeitet werden. Danach kann man wieder mit langsamer Geschwindigkeit vorsichtig striegeln.


Arten mit starken Keimlingen wie z.B. Klettenlabkraut, Windhalm oder Ackerhohlzahn muss der Striegel im Fädchenstadium erwischen, da er später nicht mehr viel ausrichten kann.


Während der Bestockung kann je nach Getreideart auch intensiv und aggressiv mit hoher Geschwindigkeit gestriegelt werden. Ab Beginn des Schossens ist der Striegel kontraproduktiv, da er sonst Zweittriebe und Nachschosstriebe anregt, die den Wuchs des Getreides schwächen.


Kurz vor dem Ährenschieben kann ein Bestand noch gekämmt werden, d.h. der Striegel wird durch den Bestand getragen, um die verzweigten Kletten oder Wicken herauszuziehen. Die Zinken sollten den Boden aber nicht berühren, damit keine unerwünschten Nachschosser entstehen.


Weizen und Dinkel passen gut.

Winterweizen und Dinkel vertragen das Striegeln am besten. Bei passender Witterung wie im trockenwarmen Jahr 2015 kann man im Herbst noch blindstriegeln. Sobald die Böden im Frühjahr abgetrocknet sind und der Oberboden schüttfähig ist, sollte bei guter Kulturentwicklung und kaum Frost scharf gestriegelt werden.


Bei verschlämmten Böden kann ein vorhergehendes Walzen oder Überfahren mit der Sternrollhacke die Krusten brechen. Im gleichen Arbeitsgang ein zweites Mal quer- oder dagegen fahren, erhöht die Wirkung oft deutlich. Ein Wiederholen des Striegelns ein bis zwei Wochen später (Mitte bis Ende des Bestockens) erwischt das erneut aufgelaufene Unkraut. Zwei- bis dreimaliges Striegeln ist meist die Regel.


Die früh gesäten Kulturen Wintergerste und Wintertriticale können bei trockener Herbstwitterung ebenfalls blindgestriegelt werden. Triticale verträgt das Striegeln auch gut, aber es sollte nicht ganz so aggressiv wie beim Weizen gefahren werden.


Gerste ist die empfindlichste Getreidekultur. Sie verträgt Stress am wenigsten. Daher müssen Sie hier beim Striegeln auf einen optimalen Kulturzustand achten und dürfen nicht zu aggressiv agieren.


Roggen wird flach gesät und hat eine flache Bewurzelung. Daher reagiert er oft empfindlich beim Striegeleinsatz. Viele Betriebe verzichten beim Roggen auf den Einsatz oder setzen ihn nur bei sehr guten Verhältnissen ein.


In Sommergetreide ist die Wirkung des Striegels viel aggressiver, da meist noch eine sehr lockere Bodenoberfläche vorhanden ist. Sommerweizen und Sommertriticale vertragen den Einsatz am besten. Beim Striegeln im 4-Blattstadium können bis zu 20% der Kultur leicht mit Boden bedeckt sein.


Hafer und Sommergerste vertragen ein Verschütten wesentlich weniger. Hafer hat aber eine schnelle Jugendentwicklung und kann dem Unkraut davonwachsen. Sommergerste ist deutlich konkurrenzschwächer, sollte mindestens 3 cm tief gesät und blindgestrie-gelt werden. Ab dem 3- bis 4-Blattstadium sollte das Striegeln wiederholt werden.


Körnerleguminosen striegeln?

Körnerleguminosen werden tiefer gesät (mindestens 4 cm) und wurzeln fest. Damit ist bei exakter Saatgutablage Striegeln gut möglich.


Im Gegensatz zu Lupinen sind die Erbsen und Ackerbohnen auch in diesem frühen Stadium relativ tolerant gegenüber mechanischen Verletzungen. Ab einer Wuchshöhe von etwa 5 bis 10 cm sind die Beschädigungen an der Erbsenpflanze durch das Striegeln relativ gering und verschüttete Pflanzen wachsen wieder nach.


Ackerbohnen sind sehr robust. Sie werden relativ früh gesät und können bei passendem Wetter nach zehn Tagen blindgestriegelt werden und dann wieder nach zehn Tagen und so fort. Wenn die Wetterprognose schlecht ist, sollte man bereits nach sieben Tagen wieder striegeln. Vom Spitzen der Bohnen bis zum 2-Blattstadium (BBCH 12) sollte man sehr vorsichtig fahren. Man kann bis 20 cm Wuchshöhe striegeln.Bei aggressiver Einstellung können jedoch Zweittriebe angeregt werden, die Kraft kosten.


Erbsen werden meist etwas später auf leichteren Standorten als Ackerbohnen gesät, so dass ein Abschleppen vor der Saatbettbereitung erfolgen kann. Hier sollten nur leichte Schlepper zum Einsatz kommen, da Körnerleguminosen sehr empfindlich auf Bodenverdichtungen reagieren. Fünf bis acht Tage nach der Saat kann blindgestriegelt werden. Ab 5 cm Wuchshöhe ist wieder Striegeln gut möglich. Dazwischen sollte nur mit Vorsicht gefahren werden, da Erbsen etwas empfindlicher sind als Ackerbohnen. Das letzte Mal ist vor dem Verhacken möglich.


Die Sojabohne ist im Ökolandbau eine Hackkultur und bei alleinigem Striegeln nicht anbauwürdig. Die Jugendentwicklung der Sojabohne ist zu langsam, um dem Unkraut Konkurrenz zu bieten. Das Abschleppen mit leichtem Gerät ist empfehlenswert und das Blindstriegeln sollte bereits nach vier bis fünf Tagen eingeplant werden, da die Böden bereits wärmer und damit wüchsiger sind.


Durch die epigäische Keimung ragen die Keimblätter aus der Erde, weshalb der Sojakeimling empfindlich ist. Ab Entfalten des ersten Laubblattpaares (BBCH 11) kann noch einmal vorsichtig gestriegelt werden. Hacken ist aber hier deutlich wirksamer als Striegeln.


Sehr effektiv beim Mais:

Abschleppen und Blindstriegeln ist beim Mais sehr effektiv, weil er später in den warmen Boden gesät wird. Hier wird bei guten Bedingungen bereits das meiste Unkraut erfasst. Wegen Vogelfraß wird der Mais oft vier bis fünf cm tief gesät. Damit ist die Verwurzelung für das Striegeln gut und stabil.


Der Mais verträgt keine Unkrautkonkurrenz bis zum 6-Blattstadium. Deshalb sollte er bis dahin relativ unkrautfrei bleiben. Vom Spitzen bis zum 3-Blattstadium ist er sehr empfindlich.


Ab Sichtbarwerden der Reihen kann das erste Mal mit Hohlschutzscheiben gehackt werden oder es wird im 2- bis 3-Blattstadium, wenn bereits viel Unkraut aus der Erde drängt, sehr vorsichtig mit 2 km/h gestriegelt. Die Maispflanzen dürfen hier nicht verschüttet oder in Schräglage gebracht werden, denn im 2-Blattstadium ist der Mais am empfindlichsten. 10% Verluste sind einzukalkulieren. Ein bis zwei Wochen später kann wieder gestriegelt und im 6-Blattstadium sollte erneut gehackt und in die Reihe gehäufelt werden.


Vorsicht bei Rüben:

Bei den Rüben kann nur bei trockenem Boden abgeschleppt werden. Damit wird die erste Unkrautwelle bei der Saatbettbereitung beseitigt. Blindstriegeln ist bei der Zuckerrübe nicht zu empfehlen Die flache Saat und das oft schnelle Auflaufen birgt die Gefahr, dass die dünnen Keimfäden der Rüben rasch abreißen.


Zuckerrüben wollen vom 2-Blatt- bis zum 6-Blattstadium keine Konkurrenz. Der erste maschinelle Hackgang soll-te bei Sichtbarwerden der Reihen mit Hohlschutzscheiben erfolgen, und dann im Anschluss sofort in der Reihe mit der Hand gehackt werden. Ab dem 3- bis 4-Blattstadium kann ein Striegelgang durchgeführt werden. Es muss aber vorsichtig gefahren werden. Mit ca. 10% Pflanzenverlusten ist zu rechnen. Das Striegeln bei Rüben hat sich in der Breite nicht durch-gesetzt.


Kartoffeldämme abziehen:

Die Kartoffel ist vorrangig eine Hackkultur. Der Striegel wird meist zum Herabziehen der Dämme zwischen den Hack- oder Häufelgängen eingesetzt. Nach dem Legen werden die Dämme nach einigen Tagen abgestriegelt, damit sich der Damm schneller erwärmt und die Entwicklung der Kartoffel beschleunigt wird. Dies kann nach einigen Tagen wiederholt werden, wobei auf das Freilegen der Pflanzknollen zu achten ist. Anschließend wird meist aufgehäufelt.


Der Striegel sollte eine gute Bodenanpassung haben. Frisch aufgelaufenes Kraut ist empfindlich und sollte bis zu einer Bestandeshöhe von 10 cm nicht stark verletzt werden. Zudecken mit Erde ist aber kein Problem. Danach kann ebenfalls gestriegelt werden. Die Stauden vertragen aber eine Erdbedeckung nicht mehr gut.

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