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Top Weizensorten für den Süden

Lesezeit: 8 Minuten

Der Rohproteingehalt ist kein Zulassungskriterium mehr, bleibt für die Vermarktung aber wichtig. Hier die Sortenempfehlungen für Ihren Standort.


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Die Weizenanbaufläche sinkt in Bayern seit dem Jahr 2009 zwar kontinuierlich. Dennoch ist und bleibt Weizen in den meisten Betrieben die wichtigste Getreideart. Obwohl ein nicht unwesentlicher Teil der Ernte im Futtertrog landet, dominiert im Süden der Anbau von A-Weizen. Der Ertragsvorteil von B- und C-Weizen ist zu gering.


E- oder A-Weizen?


Um die Backqualität von neu zugelassenen Sorten zu bewerten, zieht das Bundessortenamt nun nicht mehr den Rohproteingehalt als Kriterium heran. Der Grund dafür ist, dass neuere Sorten mit mittleren Gehalten wegen ihrer anderen Proteinzusammensetzung gleich gute Backergebnisse erzielen wie proteinreichere. Als Folge erhielten einige Sorten eine höhere Qualitätsgruppe:


  • Als E-Sorten gelten nun Chaplin und Opal.
  • Unter das A-Segment fallen Gustav, Hymalaya, KWS Maddox, LG Imposanto, Produzent, Rumor und Tobak.
  • Eine Einstufung als B-Weizen erhielten Hyena und Sheriff.


Trotzdem wird das Wegfallen des Rohproteingehalts als Zulassungsmerkmal auf absehbare Zeit nicht dazu führen, dass man es als Kriterium für die Qualitätsbezahlung ablöst. Denn einerseits lässt er sich einfach bestimmen und andererseits ist eine sortenreine Erfassung schwierig. Beim Vermarkten von Mahlweizen wird der Rohproteingehalt daher weiterhin eine wichtige Rolle spielen – auch wenn es wünschenswert wäre, wenn Handel und Verarbeiter den Anbau dieser neuen Sorten mit guten Backeigenschaften fördern würden.


Immer schwieriger wird es allerdings, die vom Handel geforderten Proteingehalte überhaupt zu erreichen. Weil die Vorgaben der Düngeverordnung die Stickstoffmenge begrenzen, ist das Steuern über die N-Düngung nur stark eingeschränkt möglich. Darum gilt Folgendes: Wählen Sie im Verwertungszweig „Qualitäts- und Eliteweizen“ möglichst Sorten mit einem hohen Proteinbildungsvermögen. Im E- und A-Weizensegment sind Sorten verfügbar, die trotz leicht reduzierter Düngung noch hohe Rohproteingehalte realisieren.


Bei den E-Weizen sind dies Axioma sowie Ponticus und nach bisherigen Ergebnissen auch Beryll und Moschus. Sie erreichen auch unter ungünstigen Bedingungen den geforderten Rohproteingehalt von 14%. Bei den A-Weizen hat sich besonders Spontan als proteinstark herausgestellt (siehe Übersicht 1). Ertragsstarke A-Sorten mit nur mittleren Rohproteingehalten wie Apostel, Asory, RGT Reform oder die neue Sorte LG Initial erreichen auf guten, ausreichend Stickstoff nachliefernden Standorten dagegen allenfalls das übliche Marktkriterium von 13% Protein.


Leider geht ein hoher Proteingehalt oft zu Lasten des Kornertrags. Berücksichtigen Sie dies und wählen Sie Sorten abhängig von den Standortverhältnissen aus. Grundsätzlich können Sie davon ausgehen, dass es bei der N-Effizienz von Sorten keine großen Unterschiede gibt. Das heißt, dass die Gesamt-N-Aufnahme bei allen Sorten nahezu gleich ist. Der Unterschied besteht darin, dass proteinstarke Sorten weniger Ertrag und dafür mehr Eiweiß bilden. Bei ertragsbetonten Typen ist es umgekehrt.


Vor allem wenn Sie im Mittel der Jahre eher niedrige Erträge erzielen, müssen Sie die Düngeverordnung im Blick haben. Denn für die N-Bedarfsermittlung sind die im dreijährigen Durchschnitt tatsächlich erzielten Erträge heranzuziehen. Weil diese auf schwächeren Standorten naturgemäß niedriger sind, deckelt das die N-Düngemenge. Weniger Dünger bedeutet in der Folge wiederum sinkende Erträge und noch niedrigere Bedarfswerte – das setzt eine kontinuierliche Abwärtsspirale in Gang.


Wer auf eher schwächeren Flächen A-Weizen mit hohen Proteingehalten und guten Backqualitäten produzieren will, sollte proteinreiche A-Weizen oder ertragsstarke E-Weizen wie Chaplin, Kerubino oder KWS Emerick wählen. Im E-Segment können Sie wegen des höheren Bedarfswertes gegenüber A-Weizen 30 kg N/ha mehr einplanen.


Ertragsstarke A-Weizen mit schwächerem Rohproteinbildungsvermögen erreichen besonders in Hochertragsjahren nicht immer den vom Handel geforderten Wert. In diesen Fällen muss man die Partien als Brotweizen vermarkten. Vorteilhaft ist dabei aber, dass sie dem Boden viel Stickstoff entziehen. Das senkt die Gefahr zu hoher N-Salden.


C-Weizen als Verlierer?


Bei den Futterweizen zählt ausschließlich der Ertrag. Den Anbau dominiert bisher die gesunde, aber gering standfeste Sorte Elixer.


Zu erwarten ist jedoch, dass ertragsstarke B-Weizen die C-Weizen ablösen. So erreichen Boss und nach bisherigen Ergebnissen auch neue Sorten wie Argument, Informer, KWS Talent sowie die Neuzulassungen Campesino und der spätreife SU Selke ähnlich hohe Erträge. Zudem sind diese B-Weizen gegenüber Krankheiten überwiegend gut resistent. Wegen ihrer höheren N-Bedarfswerte bieten sie auch mehr Spielraum bei der Düngung.


Mit Ausnahme von Argument sind diese Weizensorten standfester als Elixer. Zu beachten ist aber die nur mittlere Toleranz von Campesino, Informer und KWS Talent gegenüber Fusarium. Informer ist darüber hinaus mittel anfällig für Braunrost.


Wählen Sie robuste Sorten


Nach wie vor bleibt der Ertrag ein entscheidendes Auswahlkriterium bei der Sortenwahl. Dies trifft vor allem für Futter- aber auch für Mahlweizen zu. Weil sich höhere Qualitätszuschläge, die für einen Ausgleich der niedrigeren Erträge notwendig wären, kaum realisieren lassen, wird sich das voraussichtlich auch nicht ändern.


Wichtig ist aber auch, dass die gewählte Sorte in keinem für Ihren Standort und die angestrebte Verwertungsrichtung entscheidenden Kriterium die Mindestanforderungen unterschreitet. Damit begrenzen Sie von vornherein das Ausfallrisiko – auch wenn unerwartete Wetterextreme wie starker Frost auftreten oder ein Jahr mit sehr hohem Krankheitsdruck folgen sollte. Der Anbau mehrerer Sorten trägt klar zur Risikostreuung bei.


Ein Hilfsmittel bei der Sortenwahl sind neben eigenen Erfahrungen die Ergebnisse aus den Landessortenversuchen (LSV). Das dreijährige Prüfsystem gewährleistet, dass sich neue Kandidaten unter unterschiedlichsten Umweltbedingungen, unbeeinflusst von Jahreseffekten, bewähren können. Ertragsstabilität auf hohem Niveau sollte vor Spitzenertrag in Einzeljahren stehen.


Darüberhinaus spielen Resistenzen einer Weizensorte eine immer größere Rolle. Denn einerseits ist das Auftreten von Krankheiten im Vegetationsverlauf nicht vorherzusehen und andererseits fallen Eingriffsmöglichkeiten durch gezielte Fungizideinsätze zunehmend weg. Grund dafür sind die strengen Zulassungskriterien, die dazu führen, dass viele Wirkstoffe künftig nicht mehr verfügbar sein werden.


Zusätzlich bereiten Resistenzen bei den Pilzkrankheiten Probleme. Der empfohlene Wechsel von Wirkstoffgruppen, um Resistenzen zu vermeiden, ist bereits jetzt wegen der wenigen Alternativen eine große Herausforderung. Völlig neue Wirkstoffe sind nicht in Sicht.


Enorm wichtig ist daher die Wahl von Sorten mit umfassenden Resistenzen. Die Bewertung der Eigenschaften aktueller Sorten entnehmen Sie der Übersicht 2. Im Segment der Eliteweizen befinden sich aktuell, mit Ausnahme von Kerubino, ausschließlich Sorten mit überwiegend guten Resistenzen. Lediglich gegenüber Braunrost zeigen Axioma, Beryll, Chaplin, KWS Emerick, Moschus und Ponticus eine Schwäche.


Bei den A- und B-Weizen verfügen Apostel, Asory, Hymalaya, LG Akkurat, RGT Aktion, RGT Depot, Argument, Boss, Campesino und der neue SU Selke bei Septoria sowie Gelb- und Braunrost über eine mindestens mittlere bis gute Einstufung (siehe Übersicht 3). Wer diese Sorten wählt, verlangsamt eine Epidemie oft soweit, dass sich der Erreger mit einer einmaligen Fungizidbehandlung auf das Fahnenblatt ausreichend kontrollieren lässt.


Obwohl sich im derzeitigen Angebot viele standfeste Sorten befinden, empfiehlt es sich dennoch, die Düngung nicht zu überziehen und nicht generell auf einen Wachstumsreglereinsatz zu verzichten. Weil die Produkte stark in das Wachstum der Pflanze eingreifen, ist Fingerspitzengefühl gefragt. Das gilt vor allem bei kurzen, standfesten Weizensorten wie Beryll, Moschus, Ponticus, Spontan, Boss, LG Initial, Meister, Informer und SU Selke. Erfolgt hier ein überzogener Wachstumsreglereinsatz, sind Mindererträge vorprogrammiert. Wenig standfeste Sorten wie Activus, Argument oder Elixer benötigen dagegen insbesondere auf Standorten mit hoher Stickstoffnachlieferung eine intensive Wachstumskontrolle, um Lager sicher zu vermeiden.


Den Endspurt nicht vergeigen


Insbesondere in Betrieben mit intensiver Tierhaltung oder falls Ihre Bestellverfahren mit reduzierter Bodenbearbeitung erfolgen, ist es angeraten, auf die Fusarium-Anfälligkeit der Sorten zu achten. Dieser Pilz ist in der Lage, bei feuchtwarmer Witterung während der Blüte hohe Gehalte des Mykotoxins Deoxynivalenol (DON) zu erzeugen. Als vorbeugende Maßnahmen können Sie auf die Vorfrucht Mais verzichten und zusätzlich eine wenig anfällige Sorte wählen.


Die Sortenunterschiede in puncto Fusarium sind erheblich. Vor allem im niederschlagsreicheren Süden mit hohem Maisanteil in der Fruchtfolge ist es wichtig, auf gut resistente Sorten zurückzugreifen. Nach Ergebnissen spezieller Versuche in Bayern sind dies u.a. Argument, Spontan, Moschus, Axioma, Asory, Faustus, Kometus, Boss und Kerubino. Von den neueren Sorten Activus und Viki mit geringer bis sehr geringer Anfälligkeit liegen noch keine DON-Untersuchungen vor.


Ein weiterer Faktor, der die Ernte kurz vor dem Ziel qualitativ stark schwächen kann, ist Auswuchs mit gleichzeitig sinkender Fallzahl. Feuchte und wechselhafte Witterung während der Ernte kann die Keimruhe vorzeitig beenden und die Stärke im Korn schädigen. Sorten mit einer geringen Fallzahlstabilität sind mittlerweile zwar aus dem Weizensortiment verschwunden, dennoch sollte man Sorten mit nur mittlerer Fallzahlstabilität unter kritischen Erntebedingungen vorrangig dreschen. Sorten mit guter Stabilität sind in allen Qualitätsgruppen zu finden. Die Einstufungen finden Sie wiederum in Übersicht 2 auf Seite 86.


Fazit: Auch die Intensität der Bestandesführung entscheidet über die Sortenwahl. Insbesondere viehhaltende Betriebe, bei denen der Fokus nicht ausschließlich auf den Ackerbau gerichtet ist, sollten sich für den Anbau robuster Sorten entscheiden. Bei breiter Resistenzausstattung gegen Blattkrankheiten und Fusarium sowie geringer Lageranfälligkeit lässt sich der Aufwand für Bestandskontrollen und Produktionsmittel reduzieren ohne hohe Mindererträge zu riskieren.


matthias.broeker@topagrar.com


Unser Autor


Mathias Mitterreiter,


Fachzentrum Pflanzenbau im


Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Rosenheim

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