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Triticale ist nicht mehr so robust

Lesezeit: 8 Minuten

Gelbrost und Fusarium sind mittlerweile die wichtigsten Krankheiten. Aktuelle Behandlungs-Tipps und neue Versuche stellt Hermann Hanhart, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, vor.


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Triticale ist mittlerweile hoch krankheitsanfällig, besonders für Gelbrost, aber – noch kritischer – für Fusarium. Auf Sandstandorten steht Triticale oft im Wechsel mit Mais und geringen Anbauanteilen von Gerste oder Weizen. Wegen der nur begrenzten Sortenwahl stehen in einer Region aber nur wenige unterschiedliche Sorten, sodass anfängliche Krankheitstoleranzen sehr schnell „verschossen“ sind.


In 2014 wäre ein Anbau ohne Fungizide nicht möglich gewesen. Massiver flächendeckender Gelbrost führte oft zu Ertragsverlusten von deutlich über 60 %. Extrem anfällig für Gelbrost sind die Sorten Grenado, Dinaro, Agendus, Silverado und Aveo. In 2015 zeigten aber auch Sorten, die 2014 noch als resistent eingestuft waren, wie Tulus und auch Adverdo, ersten Gelbrost-Befall. Mehltau trat in den letzten Jahren nur mit geringem Befall auf. Extrem anfällig (auch in 2015 mit hohem Befall) ist die Sorte Adverdo, gefolgt von Cosinus. Wenn Sie Triticale nach Getreide anbauen, sollten Sie auch Halmbruch in Ihrer Fungizidstrategie beachten.


Hohes Fusarium-Risiko:

Fusarium ist ein bedeutendes Problem, da Triticale vor allem auf leichteren Standorten nach Mais steht. Bislang gibt es keine sehr gering Fusarium-anfälligen Sorten, sodass neben dem Fördern der Stroh­rotte und dem Pflugeinsatz nach Mais viel Wert auf einen Toxin-reduzierenden Einsatz der Fungizide zu legen ist. Daher ist auf allen Standorten, auf denen Triticale in der Fruchtfolge mit Mais steht, immer eine Abschlussbehandlung zur Blüte mit Fusarium-wirksamen Fungiziden einzuplanen. Zudem sollten Sie besonders zur Abschlussbehandlung Septoria nodorum beachten.


Je nach Jahr und Standort müssen Sie im Frühjahr, abhängig vom Krankheitsdruck, die jeweilige Fungizidstrategie festlegen. Früh im Frühjahr geht es vor allem um Mehltau, Rost und Halmbruch. Fusarium sollten Sie schon frühzeitig mitberücksichtigen. Falls eine Behandlung notwendig wird (Vorfrucht und Bestellverfahren), beeinflusst dies Termine und Aufwandmengen der Blatt­behandlungen. An unterschiedliche Situationen angepasste Vorgehensweisen entnehmen Sie der Übersicht 1.


Frühen Mehltaubefall sollten Sie auch früh ab EC 30 kontrollieren. Bei Anfangsbefall in hoch anfälligen Sorten, wie z. B. im Adverdo, lässt sich Talius mit 0,25 l/ha optimal einsetzen. Ist bereits stärkerer Befall vorhanden, muss man Talius oder auch Vegas mit einem eradikativ wirksamen Mittel wie Ceralo 0,6 l/ha oder Gladio 0,4 l/ha ergänzen.


Auch in diesem Jahr müssen Sie mit Gelbrost-Befall rechnen. Resistenzprobleme gibt es – ähnlich wie in Weizen – auch in Triticale. Dort kommt neben der Warrior-Rasse noch die Rasse „Triticale aggressive“ vor. Warrior ist in der Lage, Weizen und Triticale zu infizieren. „Triticale aggressive“ ist nicht wechselinfektiös. Besonders die Warrior-Rasse ist deutlich hitzetoleranter als ältere Gelb­rost-Rassen. Wenn nicht durch Hitze, könnte vielleicht der Gelb­rost durch Kälte erfrieren. Leider kennt man die Frostempfindlichkeit der neuen Gelb­rost-Rassen noch nicht. Wahrscheinlich muss man in den nächsten Jahren dauerhaft mit Gelbrost rechnen. Die Witterung bestimmt dann den Befallsgrad und die Schadwirkung. Grundsätzlich ist der Gelbrost in Triticale aber einfacher zu bekämpfen als in Weizen. Auffällig ist oft die enorm lange Wirkungsdauer früh durchgeführter Behandlungen. Je nach Befallssituation sieht die Bekämpfungsstrategie in Triticale anders aus.


Drei Behandlungen bei frühem Gelbrost


Behandlungen vor EC 30 bringen keine wirtschaftlichen Mehrerträge. Befall lässt sich mit vielen auch in Triticale zugelassenen Produkten komplett beseitigen (eradikative Wirkung). Entscheidend ist die richtige Bekämpfungsstrategie. Frühe Behandlungen gleichzeitig mit der ersten CCC-Gabe sind in anfälligen Sorten bei erstem Gelb­rost notwendig. Das ist erst recht der Fall bei Infektionswitterung: hell, sonnig, aber auch kühl mit morgendlichen intensiven Tauphasen. Wenn nach langen Trockenphasen kurze Schauer folgen, blüht der Gelb­rost mit massiver Sporulation auf den Blättern auf. Nach milder Herbst- und Winterwitterung kann auch erster Braun­rost vorkommen.


Für diese frühe Behandlung wirken Fungizide wie Orius, Epoxion oder auch Diamant mit halber Aufwandmenge ausreichend. Wenn gleichzeitig Mehltau vorkommt, ist Ceralo besonders geeignet. Auf Standorten, auf denen Halmbruch eine Rolle spielt, sind Produkte wie Capalo oder Kantik im Vorteil. Da bei früher Erstbehandlung fast immer eine weitere Blattbehandlung folgen muss, reicht auch gegen Halmbruch zunächst eine Teilmenge, um mit zweiter Blattbehandlung auch gegen Halmbruch nachzulegen. Alternativ konnten wir auch mit 0,6 kg/ha Unix + 0,3 l/ha Orius zur ersten Behandlung, gefolgt von Gladio zur zweiten Behandlung, gute Wirkungen erzielen.


Die Erfahrung zeigt, dass sich mit dieser ersten frühen Behandlung der Rost für die nächsten vierzehn Tage sicher kontrollieren lässt. Häufig sogar noch länger, sodass die zweite Blattbehandlung möglichst nach EC 32 – besser sogar erst in EC 34 – folgen sollte. Die Witterung bzw. die Feldkontrolle bestimmt den Termin. Geringer Neubefall macht keine Probleme. Wichtig ist, dass mit der zweiten Blattbehandlung ein sicherer Anschluss an die Abschlussbehandlung gelingt.


Spielt Halmbruch keine oder nur eine untergeordnete Rolle, sind preiswertere Lösungen, wie z. B. 1,5 l/ha Kantik, 1,25 l/ha Capalo, 1,0 l/ha Ceralo oder 0,75 l/ha Juwel Top ausreichend wirksam. Auf besseren Böden, auf denen Triticale nach Getreide steht, kann mit zusätzlich sehr guter Halmbruchwirkung ab 1,75 l/ha Viverda oder 1,0 l je ha Aviator Xpro gearbeitet werden. Auch in EC 33 sind noch gute Halmbruchwirkungen möglich, vor allem wenn zur Behandlung feucht kühles Wetter vorherrscht (Halmbruchwetter). Mit Behandlungen morgens im Tau mit nicht zu hohem Druck gelangt ausreichend Wirkstoff an die Halmbasis.


Ein bis zwei Behandlungen bei spätem Befall


In wenig Gelbrost anfälligen Sorten, wie z. B. Tulus, Adverdo, Tantris, oder wenn die Witterung keinen frühen Gelbrost-Befall zulässt (nasses dunkles Frühjahr), muss bei Auffinden erster Gelbrost-Pusteln aus Winterinfektionen nicht sofort und erst recht nicht zu EC 30 behandelt werden. Wenn es nur um Gelbrost geht, darf man warten, bis Neubefall im Bestand zu erkennen ist (erste Schrammen auch auf neuen Blättern). Selbst wenn schon mehr Gelbrost vorkommt, ist dieser mit höheren Aufwandmengen (über 75 %) von Capalo, Viverda, Diamant, Adexar oder Skyway noch sicher zu stoppen. Deutlicher Blattflächenverlust auf den oberen drei Blättern sollte man aber vermeiden.


Wenn ohne Vorbehandlung auch gezielte Maßnahmen gegen Halmbruch notwendig sind, bestimmt die Witterung, nicht das EC-Stadium den Termin. Maßnahmen in sonnigen trockenen Phasen bringen nichts. Optimale Wirkungen sind vor Schlechtwetter­perioden zu erzielen. Wenn man dann um EC 32 behandelt, ist mit langer Dauerwirkung gegen alle Krankheiten zu rechnen. Echte Halmbruch-Spezialisten sind nur Viverda oder Unix. Fungizide auf Basis von Prothioconazol wie etwa Input Classic oder die „Xpros“ bringen auch eine gute bis sehr gute Halmbruch- und eine breite Wirkung in Triticale. Leichte bis gute Nebenwirkungen sind von Kantik und Capalo zu erwarten.


In Ostdeutschland ist in Triticale oft mit nur einer Behandlung eine ausreichende Krankheitskontrolle möglich. Bei geringer Anbaudichte hat dort der Gelbrost nicht die Bedeutung. Steht Mais nicht in der Fruchtfolge, muss man bei Vorsommertrocken­-heit auch nicht gegen Fusarium behandeln. Häufig lässt sich mit einer Spritzung um EC 49 ein ausreichender Schutz erreichen. Hierfür sind dann eine Reihe von Produkten wie etwa Juwel Top, Carboxamide mit 75 % Aufwandmenge oder auch bewährte Kombinationen aus Osiris + Input gut geeignet. Billiglösungen z. B. nur mit Tebu­conazol, ernten dagegen in der Regel schlechter.


Gegen Fusarium bei der Abschlussbehandlung


Besteht Fusarium-Gefahr (Fruchtfolge, Bestellverfahren), sollten Sie auch in Triticale eine Behandlung dagegen einplanen. Um gute Wirkungsgrade gegen Fusarium zu erreichen, ist die optimale Terminierung wichtig. Im Unterschied zum Weizen beginnt die Blüte der Einzel­ähren nicht sofort nach dem Herausschieben aus der Blattscheide – auch nicht bei warmem Wetter. Vielmehr können je nach Witterung zwischen dem Schieben der ersten Ähren und der Hauptblüte 14 Tage vergehen. Der früheste Fusarium-Termin ist erst dann erreicht, wenn optimal nach Niederschlägen (Infektion) fast alle Ähren geschoben sind. Der Blühtermin ist erreicht, wenn die ersten Staubgefäße austreten.


Gegen Fusarium sind in Triticale weniger Produkte zugelassen als im Weizen. Mittel, wie z. B. Caramba, Orius oder Ceralo, sind zumindest im Solo-­Einsatz nicht geeignet, weil deren physiologische Ertragsleistung in Triticale mit besseren Produkten nicht mithalten kann. Bei einigen ist nicht ausdrücklich die Indikation Fusarium genannt, eine Anwendung ist aber bis zum Beginn der Blüte erlaubt. Mit guter Wirkung und hoher Ertragsleistung lässt sich Osiris einsetzen. Mit 2,0 l/ha sind in der Regel Rostkrankheiten und Septoria ausreichend bekämpft, gegen Fusarium sind aber nur gute Nebenwirkungen möglich. Bei höherer Fusarium-­Gefahr sind Aufwandmengen um 2,5 l je ha sinnvoll. Eine noch bessere Fusariumwirkung ist mit Mischungen aus Osiris + Input Classic zu erreichen.


Auch in Triticale lassen sich Teilmengen von Carboxamiden wie Skyway oder Aviator Xpro in Kombination mit Osiris einsetzen. Wie beim Weizen ist oft eine höhere Ertragsleistung aufgrund besserer physiologischer Wirkung zu erwarten. Vor allem sind bessere Wirkungen gegen Septoria nodorum hiermit zu erzielen. Zum Schutz vor Resistenzen sind Carboxamide auch nur einmal innerhalb der Gesamtstrategie zu verwenden, sodass nach Vorlage von z. B. Aviator Xpro oder auch Viverda im Blattbereich kein weiterer Einsatz zur Abschluss­behandlung empfohlen wird.

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