Die Witterung im Frühjahr (April, Mai) ist seit mittlerweile 15 Jahren derart trocken, dass Septoria seitdem nicht mehr mit kritischem Befall vorkommt. Oft war Rost in den letzten Jahren die dominante Krankheit. In 2020 spielte aber auch dieser fast keine Rolle. In NRW blieb – bis auf wenige Ausnahmen – der Weizen bis zur Blüte fast frei von Krankheiten.
Nach einer langen Trockenphase von Mitte März bis Ende Mai führten dann kräftige Niederschläge ab Anfang Juni doch noch zu einer Ausbreitung von Septoria. Auf Einzelschlägen ließ sich gegen Ende Juni stärkerer Befall bonitieren. Allerdings bestätigte sich wieder, dass ein Krankheitsdruck nach dem Ende der Milchreife den Ertrag kaum beeinflusst. In gesunden Sorten ließ sich das Krankheitsgeschehen wiederum mit nur einer Behandlung sicher kontrollieren. In Gebieten, in denen intensivere Niederschläge im Juni ausblieben, wie z.B. in Teilregionen Sachsens und Thüringens, konnte man gänzlich auf den Einsatz von Fungiziden verzichten – zumindest in gesunden Sorten.
Oft reicht eine Behandlung, aber bleiben Sie flexibel
Achten Sie in Jahren mit geringen Niederschlägen im April und Mai – abhängig von der Temperatur und Sonneneinstrahlung – vorzugsweise auf Mehltau und Rostkrankheiten. Septoria tritici, Halmbruch und Fusarium spielen unter trockenen Bedingungen keine Rolle. In der Regel können Sie in diesen Fällen die Gesundheit des Weizens mit nur einer Hauptbehandlung absichern.
Optimal platziert ist dieser Fungizideinsatz nach langer Trockenheit vor oder im Wetterumschwung. Wichtig ist, dass der Blattapparat voll ausgebildet ist, damit eine langanhaltende Dauerwirkung möglich wird – also ab EC 39. Strategien für derartige Situationen entnehmen Sie Übersicht 1 auf Seite 80.
Bei Gelbrost- und Mehltaudruck vorbehandeln
Doch bleiben Sie flexibel. Eine Vorbehandlung kann erforderlich werden, wenn Gelbrost vorkommt. Die Erfahrung lehrt, dass die Anfälligkeit der Sorten von Jahr zu Jahr wechseln kann. Benchmark und einige hoch anfällige Sorten wie Maddox, Johnny oder Kashmir bekommen regelmäßig Gelbrost. Am besten ist es, auch gering anfällige Weizensorten zu kontrollieren – so zeigte z.B. Talent in 2020 mehr Befall, Reform weniger als in den Vorjahren.
Deshalb sind in der Schossphase immer wieder Feldkontrollen erforderlich. Behandlungen sind angeraten, wenn Gelbrostbefall auftritt, die Witterung Neuinfektionen begünstigt und der Weizen EC 31 überschritten hat. Je mehr Befall, umso dringender bzw. umso sicherer sollte die Wirkung des Fungizids sein. Orius und andere Tebuconazol-Produkte wirken gut, vorzugsweise aber mehr vorbeugend – also bei eher beginnendem Befall (hier und da kommt Gelbrost vor). Bei stärkerem Druck bringen z.B. Pronto Plus, Osiris oder Input Classic eine bessere sporenabtötende Wirkung.
Auch gegen Mehltau kann eine Vorbehandlung erforderlich sein. Kantik, Pronto Plus und Input Classic sind die momentan wirksamsten Produkte, um vorhandenen Befall abzutöten. Talius, z.B. im Input Triple enthalten, bringt die sicherste Dauerwirkung. Vegas verliert in den norddeutschen Regionen an Leistung. Zu bedenken ist, dass man nicht jede Mehltaupustel bekämpfen muss. Oft kommt Mehltau nur kurzweilig vor. Lediglich in höher anfälligen Sorten wie Alexander, Bergamo, Elixer, Faustus, Nemo, Porthus, RGT Sacramento, Rubisko und Tobak kann sich ein Fungizideinsatz lohnen.
Frühe Blattbehandlungen sind in Trockenjahren meist nur auf Einzelstandorten erforderlich. Viel wichtiger ist eine abschließende Behandlung. Der Termin dafür wird durch das Wetter und das Auftreten von Krankheiten bestimmt. Wenn nach langer Trockenheit um Mitte Mai eine feuchte Witterung gute Infektionsmöglichkeiten erlaubt, können Sie ab EC 39 fahren. Besonders in feuchteren Regionen ist dann die lange Dauerwirkung der Carboxamidkombinationen von bis zu sechs Wochen gefragt.
Fokus der Hauptbehandlung ist meist Braunrost
Warme Witterung im April und Mai begünstigt die Ausbreitung von Braunrost. Dann ist zur Hauptbehandlung in Sorten mit hoher Braunrostanfälligkeit wie Tobak, Boregar, Faustus, LG Inital, Opal, Benchmark, Euclide und in vielen weiteren Sorten Elatus Era mit der längsten Dauerwirkung (bis zu sieben Wochen) zu favorisieren. Auch gegen Schneeschimmel, der bei intensiven Niederschlägen wie in 2016 vorkommen kann, hat Elatus Era Vorteile. Ascra Xpro und Revytrex sind gegen Braunrost deutlich schwächer. Bei hohem Befallsdruck und frühem Einsatz ist aber mit einer Kombination aus 0,4 l/ha Elatus Era + 1,0 l/ha Ascra Xpro eine sichere Wirkung möglich. Die bessere Mehltauwirkung von Ascra Xpro ergänzt dann die Breitenwirkung. Auch zum Revytrex ist eine Ergänzung gegen Rostkrankheiten notwendig, z.B. mit Comet.
Falls Sie zwischen Niederschlagsphasen behandeln, ist Revytrex das Mittel der Wahl – denn es bringt gegen Septoria die beste Kurativwirkung (siehe auch Übersicht 3). Alternativ mit leicht schwächerer Septoriawirkung eignet sich hierfür auch Ascra Xpro.
In wenig anfälligen Sorten wie z.B. in Asory, Argument, Informer, Kamerad, SU Selke und vielen weiteren ist es in Trockenjahren oft auch möglich, weniger intensiv zu behandeln. Hier könnte man die Maßnahme weiter nach hinten schieben, um ab EC 49 preisgünstigere Kombinationen wie 1,5 l/ha Osiris + 0,75 l/ha Orius oder 125 g/ha Prothioconazol + 0,75 l/ha Orius zu wählen.
Gegen Fusarium absichern?
Das Thema „Fusarium in der Ähre“ hat nur dann eine Bedeutung, wenn im Mai noch ausreichend Regen fällt. Ist es dagegen trocken, findet keine Sporenbildung statt. Nach einer langen Trockenphase muss mindestens 10 bis 14 Tage vor der Blüte viel Regen fallen, um eine dauerhafte Durchfeuchtung der organischen Substanz an der Bodenoberfläche zu ermöglichen. Erst dann können mit Niederschlägen zur Blüte aus den Hüllkörpern (Perithezien) Ascosporen entlassen werden, um die Ähre zu infizieren. Bleibt es bis zum Ende der Schossphase nahezu trocken, verkümmern die Sporen, sodass selbst bei günstiger Infektionswitterung zur Blüte ein Fusariumbefall wegen fehlender Sporen nicht vorkommt. Gezielte Fusariumeinsätze sind in solchen Jahren nicht wirtschaftlich.
Falls es regnet, können Sie – besonders aus Vorsorge – auf Standorten mit hohen Maisanteilen bzw. in Mulchsaatbeständen nach Mais bei günstigen und länger anhaltenden Infektionsbedingungen zur Blüte (Niederschläge über mehrere Tage bei über 20°C) eine Maßnahme durchführen. Zum Nachbehandeln gegen Fusarium eignen sich z.B. 2,0 bis 2,5 l/ha Osiris oder 125 g/ha Prothioconazol + 0,75 l/ha Soleil.
Magnello, Prosaro, Pronto Plus, Caramba oder Ampera sind Alternativprodukte. Meistens gelingt hiermit aber keine sichere Toxinreduktion. Zudem ist ihre physiologische Ertragsleistung oft geringer, erst recht, wenn man reine Tebuconazolprodukte für diese Indikation verwendet.
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Die Witterung im Frühjahr (April, Mai) ist seit mittlerweile 15 Jahren derart trocken, dass Septoria seitdem nicht mehr mit kritischem Befall vorkommt. Oft war Rost in den letzten Jahren die dominante Krankheit. In 2020 spielte aber auch dieser fast keine Rolle. In NRW blieb – bis auf wenige Ausnahmen – der Weizen bis zur Blüte fast frei von Krankheiten.
Nach einer langen Trockenphase von Mitte März bis Ende Mai führten dann kräftige Niederschläge ab Anfang Juni doch noch zu einer Ausbreitung von Septoria. Auf Einzelschlägen ließ sich gegen Ende Juni stärkerer Befall bonitieren. Allerdings bestätigte sich wieder, dass ein Krankheitsdruck nach dem Ende der Milchreife den Ertrag kaum beeinflusst. In gesunden Sorten ließ sich das Krankheitsgeschehen wiederum mit nur einer Behandlung sicher kontrollieren. In Gebieten, in denen intensivere Niederschläge im Juni ausblieben, wie z.B. in Teilregionen Sachsens und Thüringens, konnte man gänzlich auf den Einsatz von Fungiziden verzichten – zumindest in gesunden Sorten.
Oft reicht eine Behandlung, aber bleiben Sie flexibel
Achten Sie in Jahren mit geringen Niederschlägen im April und Mai – abhängig von der Temperatur und Sonneneinstrahlung – vorzugsweise auf Mehltau und Rostkrankheiten. Septoria tritici, Halmbruch und Fusarium spielen unter trockenen Bedingungen keine Rolle. In der Regel können Sie in diesen Fällen die Gesundheit des Weizens mit nur einer Hauptbehandlung absichern.
Optimal platziert ist dieser Fungizideinsatz nach langer Trockenheit vor oder im Wetterumschwung. Wichtig ist, dass der Blattapparat voll ausgebildet ist, damit eine langanhaltende Dauerwirkung möglich wird – also ab EC 39. Strategien für derartige Situationen entnehmen Sie Übersicht 1 auf Seite 80.
Bei Gelbrost- und Mehltaudruck vorbehandeln
Doch bleiben Sie flexibel. Eine Vorbehandlung kann erforderlich werden, wenn Gelbrost vorkommt. Die Erfahrung lehrt, dass die Anfälligkeit der Sorten von Jahr zu Jahr wechseln kann. Benchmark und einige hoch anfällige Sorten wie Maddox, Johnny oder Kashmir bekommen regelmäßig Gelbrost. Am besten ist es, auch gering anfällige Weizensorten zu kontrollieren – so zeigte z.B. Talent in 2020 mehr Befall, Reform weniger als in den Vorjahren.
Deshalb sind in der Schossphase immer wieder Feldkontrollen erforderlich. Behandlungen sind angeraten, wenn Gelbrostbefall auftritt, die Witterung Neuinfektionen begünstigt und der Weizen EC 31 überschritten hat. Je mehr Befall, umso dringender bzw. umso sicherer sollte die Wirkung des Fungizids sein. Orius und andere Tebuconazol-Produkte wirken gut, vorzugsweise aber mehr vorbeugend – also bei eher beginnendem Befall (hier und da kommt Gelbrost vor). Bei stärkerem Druck bringen z.B. Pronto Plus, Osiris oder Input Classic eine bessere sporenabtötende Wirkung.
Auch gegen Mehltau kann eine Vorbehandlung erforderlich sein. Kantik, Pronto Plus und Input Classic sind die momentan wirksamsten Produkte, um vorhandenen Befall abzutöten. Talius, z.B. im Input Triple enthalten, bringt die sicherste Dauerwirkung. Vegas verliert in den norddeutschen Regionen an Leistung. Zu bedenken ist, dass man nicht jede Mehltaupustel bekämpfen muss. Oft kommt Mehltau nur kurzweilig vor. Lediglich in höher anfälligen Sorten wie Alexander, Bergamo, Elixer, Faustus, Nemo, Porthus, RGT Sacramento, Rubisko und Tobak kann sich ein Fungizideinsatz lohnen.
Frühe Blattbehandlungen sind in Trockenjahren meist nur auf Einzelstandorten erforderlich. Viel wichtiger ist eine abschließende Behandlung. Der Termin dafür wird durch das Wetter und das Auftreten von Krankheiten bestimmt. Wenn nach langer Trockenheit um Mitte Mai eine feuchte Witterung gute Infektionsmöglichkeiten erlaubt, können Sie ab EC 39 fahren. Besonders in feuchteren Regionen ist dann die lange Dauerwirkung der Carboxamidkombinationen von bis zu sechs Wochen gefragt.
Fokus der Hauptbehandlung ist meist Braunrost
Warme Witterung im April und Mai begünstigt die Ausbreitung von Braunrost. Dann ist zur Hauptbehandlung in Sorten mit hoher Braunrostanfälligkeit wie Tobak, Boregar, Faustus, LG Inital, Opal, Benchmark, Euclide und in vielen weiteren Sorten Elatus Era mit der längsten Dauerwirkung (bis zu sieben Wochen) zu favorisieren. Auch gegen Schneeschimmel, der bei intensiven Niederschlägen wie in 2016 vorkommen kann, hat Elatus Era Vorteile. Ascra Xpro und Revytrex sind gegen Braunrost deutlich schwächer. Bei hohem Befallsdruck und frühem Einsatz ist aber mit einer Kombination aus 0,4 l/ha Elatus Era + 1,0 l/ha Ascra Xpro eine sichere Wirkung möglich. Die bessere Mehltauwirkung von Ascra Xpro ergänzt dann die Breitenwirkung. Auch zum Revytrex ist eine Ergänzung gegen Rostkrankheiten notwendig, z.B. mit Comet.
Falls Sie zwischen Niederschlagsphasen behandeln, ist Revytrex das Mittel der Wahl – denn es bringt gegen Septoria die beste Kurativwirkung (siehe auch Übersicht 3). Alternativ mit leicht schwächerer Septoriawirkung eignet sich hierfür auch Ascra Xpro.
In wenig anfälligen Sorten wie z.B. in Asory, Argument, Informer, Kamerad, SU Selke und vielen weiteren ist es in Trockenjahren oft auch möglich, weniger intensiv zu behandeln. Hier könnte man die Maßnahme weiter nach hinten schieben, um ab EC 49 preisgünstigere Kombinationen wie 1,5 l/ha Osiris + 0,75 l/ha Orius oder 125 g/ha Prothioconazol + 0,75 l/ha Orius zu wählen.
Gegen Fusarium absichern?
Das Thema „Fusarium in der Ähre“ hat nur dann eine Bedeutung, wenn im Mai noch ausreichend Regen fällt. Ist es dagegen trocken, findet keine Sporenbildung statt. Nach einer langen Trockenphase muss mindestens 10 bis 14 Tage vor der Blüte viel Regen fallen, um eine dauerhafte Durchfeuchtung der organischen Substanz an der Bodenoberfläche zu ermöglichen. Erst dann können mit Niederschlägen zur Blüte aus den Hüllkörpern (Perithezien) Ascosporen entlassen werden, um die Ähre zu infizieren. Bleibt es bis zum Ende der Schossphase nahezu trocken, verkümmern die Sporen, sodass selbst bei günstiger Infektionswitterung zur Blüte ein Fusariumbefall wegen fehlender Sporen nicht vorkommt. Gezielte Fusariumeinsätze sind in solchen Jahren nicht wirtschaftlich.
Falls es regnet, können Sie – besonders aus Vorsorge – auf Standorten mit hohen Maisanteilen bzw. in Mulchsaatbeständen nach Mais bei günstigen und länger anhaltenden Infektionsbedingungen zur Blüte (Niederschläge über mehrere Tage bei über 20°C) eine Maßnahme durchführen. Zum Nachbehandeln gegen Fusarium eignen sich z.B. 2,0 bis 2,5 l/ha Osiris oder 125 g/ha Prothioconazol + 0,75 l/ha Soleil.
Magnello, Prosaro, Pronto Plus, Caramba oder Ampera sind Alternativprodukte. Meistens gelingt hiermit aber keine sichere Toxinreduktion. Zudem ist ihre physiologische Ertragsleistung oft geringer, erst recht, wenn man reine Tebuconazolprodukte für diese Indikation verwendet.