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Und Rotklee hält sich doch!

Lesezeit: 6 Minuten

Trotz Stickstoffdüngung lassen sich Leguminosen nachhaltig im Grünland etablieren. Wie das geht, zeigt ein Versuch am LAZBW Aulendorf.


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Mit Leguminosen mehr Eiweiß vom Dauergrünland zu holen, ist aufgrund der Gülledüngung oft nicht ohne Weiteres möglich. Denn bekanntlich hemmen hohe Stickstoffgaben Rotklee und Co. nachhaltig.


Allerdings zeigen neuere Versuche am LAZBW Aulendorf in dieser Hinsicht vielversprechende Ergebnisse. Danach kann es durchaus gelingen, in Dauergrünland nachgesäte Leguminosen trotz Stickstoffdüngung langfristig zu etablieren.


Die Varianten:

In einem dreijährigen Versuch wurden in der intensiven Graslandregion Oberschwaben im Jahr 2014 auf einem ursprünglich fünfmal geschnittenen Dauergrünland mehrere Varianten angelegt (siehe Übersicht 1).


Vor der Aussaat schufen wir mit einer starren Zinkenegge Lücken im Bestand. Mit einem Schwader wurden die losen Grasteile zusammengerecht und dann abgefahren. Für die Grunddüngung setzten wir nur Dünger ein, die im ökologischen Landbau zugelassen sind. Die Gülleausbringung erfolgte zum ersten und zweiten Aufwuchs mit Schleppschlauchtechnik. Ab 2015 schätzten wir jährlich vor dem ersten Schnitt die Ertragsanteile jeder Art.


Zu jedem weiteren Aufwuchs bestimmten wir außerdem parzellenscharf die Ertragsanteile von Gras, Kraut und Leguminosen. Der Rohproteingehalt ließ sich mittels NIRS ermitteln.


Der Auflauferfolg:

Um den Auflauferfolg der nachgesäten Leguminosen zu bestimmen, wurde fünf Wochen nach der Nachsaat eine Bonitur durchgeführt. Weiß- und Rotklee liefen gleich gut auf und unterschieden sich innerhalb einer Düngevariante nicht voneinander. Mit zunehmender Düngemenge reduzierte sich jedoch der Auflauferfolg. Wird auf eine Stickstoffgabe zur Nachsaat gänzlich verzichtet, lässt sich der Auflauf merklich steigern. Der Effekt der N-Düngung scheint sich auf den Weißklee deutlicher auszuwirken als auf Rotklee. So unterschied sich bei dreimaliger Nutzung und 85kgN/ha nur der Weißklee von der Variante ohne Stickstoffdüngung – möglicherweise bedingt durch die unterschiedliche Wuchsform der Leguminosen.


Die Stickstoffdüngung fördert in erste Linie die Gräser. Sie konkurrieren mit den Leguminosen und wirken sich vor allem auf den niedrig wachsenden Weißklee aus. Der Rotklee scheint konkurrenzkräftiger. Vor allem bei fünfmaliger Nutzung war zu beobachten, dass sich Leguminosen besser etablierten und im Bestand halten konnten, wenn auf eine Stickstoffgabe verzichtet wurde (Übersicht 2, Seite 27 und Übersicht 3).


So konnte der Weißklee in einigen Aufwüchsen in der ungedüngten Variante Anteile von bis zu 50% und der Rotklee sogar 80 bis 90% in den späteren Aufwüchsen im Jahr einnehmen. Wurde viel Stickstoff gedüngt, fielen die Ertragsanteile von Weißklee bei der fünfmaligen Nutzung auf unter 20% und die des Rotklees auf unter 60%. Der Weißklee zeigte die bekannte Entwicklung: Sein Anteil sank bei hochgewachsenen Beständen, die weniger Licht mit sich bringen, und dreimaliger Nutzung stärker ab als bei Beständen mit häufigerer Nutzung und dann naturgemäß niedrigerer Wuchshöhe.


Rotklee robuster.

Bei dreimaliger Nutzung scheint der Rotklee wesentlich weniger empfindlich auf die Höhe der Stickstoffgabe zu reagieren. Die Ertragsanteile liegen hier unabhängig von der Düngergabe bei durchschnittlich 70 bis 80%. Dabei ist zu beobachten, dass die Ertragsanteile über die Jahre leicht zurückgehen.


Trotz fünfmaligem Schnitt hatte sich der Rotklee mit sehr hohen Ertragsanteilen im Bestand gehalten. Zu Beginn des dritten Erntejahres (2017) erreichte er bei der ungedüngten Variante noch Anteile von über 60%.


Trockenmasseerträge:

Die Höhe der Stickstoffdüngung hatte innerhalb einer Nachsaatvariante keinen signifikanten Einfluss auf den Trockenmasse- und Rohproteinertrag, zwischen den Varianten gab es allerdings erhebliche Unterschiede. So lag der TM-Ertrag bei dreimaliger Nutzung ohne Nachsaat zwischen 74,1 und 108,2dt/ha, bei einer Weißkleenachsaat zwischen 94,2 und 131,7dt/ha und bei einer Rotkleenachsaat zwischen 135,6 und 143,1dt/ha.


Wird die Fläche fünfmal genutzt, liegen die Trockenmasseerträge ohne Nachsaat zwischen 82,9 und 104,5 dt Trockenmasse/ha, bei einer Weißkleenachsaat zwischen 103,3 und 118,7 dt Trockenmasse/ha und bei einer Rotkleenachsaat zwischen 135,7 und 161,7 dt Trockenmasse/ha. Diese Entwicklung beruht sicher darauf, dass bei höherer Stickstoffzufuhr der Leguminosenanteil zurückgeht. Andere Untersuchungen zeigen, dass der von Weißklee und Rotklee fixierte Stickstoff an die Begleitgräser weitergeleitet wird und dieser Nährstofftransport linear mit den Anteilen der Leguminosen ansteigt.


Zudem zeigte sich in Untersuchungen in der Schweiz, dass ein Leguminosen-Gras-Gemenge mit 40 bis 60% Leguminosenanteil und gleichzeitiger Stickstoffdüngung von 50 bis 150kg/ha den gleichen Trockenmasseertrag bringen kann, wie eine Grasmonokultur, die mit 450kg N/ha gedüngt wird.


Rohproteinerträge:

Bei den Rohproteinerträgen (XP) sieht es ähnlich aus, denn die Varianten ohne Nachsaat zeigten die geringsten Erträge, die Nachsaaten mit Rotklee dagegen die höchsten. So lagen die XP-Gehalte bei einer dreimaligen Nutzung und ohne Nachsaat zwischen 8,8 und 11,5dt XP/ha und bei einer Rotkleenachsaat zwischen 20,1 und 21,9dt XP/ha.


Wird die Fläche fünfmal genutzt, lag der Ertrag ohne Nachsaat zwischen 12,5 und 16,8dt XP/ha und bei einer Rotkleenachsaat zwischen 24,7 und 29dt XP/ha (Übersicht 4).


Davon lässt sich auch ableiten, dass die Düngermenge innerhalb einer Nachsaatvariante keinen signifikanten Einfluss auf den Rohproteinertrag hatte. Innerhalb einer Düngerstufe unterschied sich der Ertrag der Rotkleenachsaat jedoch signifikant von den Nachsaaten mit Gaben von 0kg bzw. 85kg Stickstoff pro ha.


Ebenso deutlich war der Unterschied zur Variante ohne Nachsaat, wenn 170kg N/ha organisch und mineralisch gedüngt wurden.


Insgesamt zeigte sich, dass die Nachsaat von Rotklee einen signifikant besseren Effekt auf den Ertrag hatte als die Steigerung der Stickstoffdüngung von 0 auf 170 kg N/ha! Bei N-Nulldüngung ergab sich ein Ertrag von 28dt XP/ha, der sich bei 170kgN/ha durch den Rückgang der Leguminosen auf 17 dt/ha verringert.


Beim Rohproteinertrag unterschied sich vor allem die Rotkleenachsaat signifikant von der Variante ohne Nachsaat. Dagegen waren die Unterschiede zwischen der Variante ohne und mit Weißklee-Nachsaat nicht signifikant. Anders als beim Trockenmasseertrag, liegen zwischen der Variante ohne Nachsaat und der Rotkleenachsaat nicht nur in den niedrigeren Düngerstufen (0% und 35% des Stickstoffbedarfes) signifikante Unterschiede vor, sondern auch in der hohen Düngerstufe (70% des Bedarfes).


Hier scheint es jedoch zudem einen Unterschied zwischen mineralischer und organischer Düngung zu geben. Der Rotklee unterscheidet sich nur in der hohen organischen Düngung signifikant von der Variante ohne Nachsaat.


Wir halten fest:

Die Ergebnisse zeigen:


  • Leguminosen lassen sich durch Nachsaat gut etablieren, wenn auf eine N-Düngung verzichtet oder sie stark reduziert wird.
  • Weißklee reagiert empfindlicher als Rotklee auf eine Stickstoffdüngung.
  • Wenn die Nachsaat von Leguminosen gelingt, lässt sich viel Stickstoff sparen.
  • Rotklee hielt sich unabhängig von der Schnittfrequenz länger als Weißklee.
  • Es ist nicht gelungen, die Leguminosenanteile auf einem einheitlichen Niveau zu halten. Bei zu hohen Anteilen leiden die Konserviereigenschaften. -sl-

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