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Unsere Böden: ­Begehrt, bedroht, beschützt

Lesezeit: 14 Minuten

Immer mehr Menschen, aber immer weniger fruchtbarer Boden – es ist Zeit, endlich pfleglicher mit unserem knappen, wertvollen Gut umzugehen.


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Der Boden, unsere Lebensgrundlage und unser wichtigster Produktionsfaktor, gerät zunehmend unter Druck. Aber nicht etwa, weil wir mit immer schwereren Maschinen darauf he­rumfahren. In Bedrängnis gerät die dünne Haut der Erde weltweit, aber auch bei uns, aus ganz anderen Gründen.


Bei den einen hoch geschätzt als „Mutter Erde“, ist er für andere nur der „letzte Dreck“. Tatsächlich ist ein Leben ohne Bo­den nicht möglich. Hier nur einige seiner lebenswichtigen Funktionen: Der Boden


liefert 98 % aller Nahrungsmittel,


schützt und filtert unser Trinkwasser,


beeinflusst die Atmosphäre, indem er Ga­se (z. B. Methan, CO2), Wasser­dampf und Staub abgibt, aber auch bindet,


recycelt Nährstoffe, u. a. auch Kohlenstoff, so dass Pflanzen, Menschen und Tiere davon profitieren können.


Eine Handvoll Boden, bestehend aus Mineralien, Humus, Luft, Wasser und Milliarden von Lebewesen, ist also mehr als nur „etwas Dreck“. Mit fruchtbaren Böden ist unser Planet allerdings nicht gerade reich gesegnet. Von der gesamten Land­fläche der Erde von 14 Mrd. ha lassen sich nur 1,5 Mrd. ha landwirtschaftlich nutzen. Das sind magere 11 % der Böden weltweit (Übersicht 1). Der überwiegende Teil ist zu flachgründig, zu nass, zu trocken, zu schadstoffbelastet oder dauernd gefroren.


Boden wird – neben Wasser – zu einem der knappsten Güter des 21. Jahrhunderts, prophezeit der Agrarjournalist und studierte Landwirt Dr. Wilfried Bommert in seinem neuesten Buch „Kein Brot für die Welt“. Das hat mehrere Ursachen. Was aber sind die wichtigsten Treiber der Bodenverknappung?


1. Treiber: Jede Woche 1,5 Mio. mehr Menschen


Ob es künftig gelingt, auf der weltweit begrenzten Ackerfläche ausreichend Nah­rungsmittel für die stark wachsende Erdbevölkerung zu erzeugen, ist fraglich. Heute leben 6,7 Mrd. Menschen auf der Erde. Die Menschheit wächst jede Woche um 1,5 Mio. Köpfe. Das bedeutet: Jedes Jahr kommen 80 Mio. Menschen hinzu. Das ist die Einwohnerzahl Deutschlands. Im Jahr 2050 werden es nach Schätzungen der Vereinten Nationen 9,2 Mrd. sein. Um diese satt zu machen, muss die Nahrungsproduktion um 70 % steigen.


Gelingen wird dies aber nur, wenn genug fruchtbarer Boden für den Anbau von Weizen, Mais, Reis, Soja usw. verfügbar ist. Von 1 ha Ackerland müssen sich immer mehr Menschen ernähren. Waren es im Jahr 1950 nur 1,5, stieg die Zahl in 2000 auf 4,2 und in 2050 werden es bereits 7 Menschen (siehe Übersicht 2) sein. Das bedeutet: Allein weil die Erdbevölkerung wächst, schrumpft die Ackerfläche pro Kopf.


Um einen Menschen zu ernähren, sind nach laut FAO mindestens 1?400 m2 Ackerland nötig. Theoretisch stünde danach auch Mitte des Jahrhunderts noch genügend Ackerfläche pro Kopf zur Verfügung (siehe Übersicht 3, Seite 42). Ein Problem ist jedoch, dass die fruchtbaren Böden weltweit sehr unterschiedlich verteilt sind. Am knappsten sind sie in den armen Regionen wie Afrika und Asien, in denen die Bevölkerung jedoch am stärksten wächst. Bereits heute müssen über 1 Mrd. Menschen hungern. Denn Hunger ist auch ein Problem der Verteilung.


Selbst das aufstrebende, flächenstarke Land China hat bereits jetzt zu wenig fruchtbaren Boden, um seine Bevölkerung zu ernähern. China benötigt 180 Mio. ha, kann aber höchstens 130 Mio. ha für den Anbau von Nahrung nutzen. Deshalb muss China jährlich 50 Mio. t Getreide importieren. In anderen Ländern, wie z. B. in Süd-, Mittel- und Nordamerika, ist die verfügbare Ackerfläche pro Kopf deutlich höher (siehe Übersicht 4).


Sich verändernde Ernährungsgewohnheiten im Zuge wachsenden Wohlstands in aufstrebenden Ländern wie China und Indien verstärken zusätzlich zur Bevöl-kerungsexplosion die Nachfrage nach Fleisch und damit den Bedarf an fruchtbarem Boden. Denn der Flächenbedarf für die Fleischerzeugung ist deutlich höher als bei pflanzlichen Produkten. Allerdings unterscheidet sich der spezifische Flächenbedarf je nach Tierart. Er beträgt je t Rindfleisch 1,53 ha, beim Schwein 0,82 ha und bei Geflügel 0,45 ha.


2. Treiber: Sinkende Ertragszuwächse


Die Situation der schrumpfenden Ackerfläche pro Kopf verschärft sich noch dadurch, dass die Erträge der wichtigsten Ackerkulturen nur noch langsam steigen. Nahmen z. B. die Weizenerträge von 1961 bis 1989 laut FAO jedes Jahr noch im Schnitt um 3,8 % zu, hat sich der Ertragsanstieg von 1989 bis 1999 fast halbiert, Tendenz weiter sinkend. Bei Reis ist es noch alarmierender: Hier hat sich der Ertragszuwachs sogar mehr als halbiert. Das führt dazu, dass die Flächenproduktivität stagniert oder gar sinkt.


3. Treiber: Erosion raubt 10 Mio. ha Boden /Jahr


Weltweit ist der Verlust an Boden durch Erosion ein riesiges Problem. „99,7 % unserer Nahrungsmittel werden auf landwirtschaftlich genutzten Böden erzeugt, deren Fläche durch Erosion weltweit jedes Jahr um 10 Mio. ha schrumpft“, so Prof. David Pimentel, Agrarwisssenschaftler von der Cornell Universität, USA. „Ein Starkregen spült 1 mm Boden davon. Das klingt nicht nach viel. Bezogen auf 1 ha sind dies jedoch 13 t Oberboden oder 20 Jahre, die es dauert, bis sich durch natürliche Prozesse so viel Boden neu gebildet hat.“


Durch Bodenerosion sind laut Pimentel in den letzten 40 Jahren 30 % der Ackerböden weltweit unfruchtbar geworden. Schätzungsweise gehen weltweit durch Starkregen und Überschwemmungen jährlich 130 Mio. t Ackerboden verloren. Das Tempo des Bodenverlustes beschleunigt sich laut FAO. So verliert China durch Wassererosion z. B. seine Kornkammer am Gelben Fluss. Wertvoller Lösslehm geht dort ungehindert den Bach herunter, weil der Boden nicht ganzjährig begrünt ist. Völlig schutzlos der Erosion durch tropische Starkregen ausgesetzt sind auch die Flächen Amazoniens in Brasilien. Binnen weniger Jahre ist die nur einige cm starke Bodenauflage ausgelaugt und fortgespült.


Legendär ist die gewaltige Winderosion im Mittleren Westen der USA Mitte der 30er-Jahre des vorigen Jahrhunderts: Der Oklahoma Dust Bowl. Den fruchtbaren Boden von rund 40 Mio. ha wehten damals starke Stürme binnen weniger Tage davon. Besonders geplagt von Winderosion sind auch Asien und Afrika. Dort geht zum Teil so viel Boden auf Wanderschaft, dass er ganze Landstriche und Dörfer mit Wanderdünen bedeckt. Weltweit fliegt Boden auf einer Fläche von 550 Mio. ha davon.


Auch bei uns ist Erosion ein Problem. Im Schnitt gehen auf erosionsgefährdeten Flächen jährlich 8 bis 10 t fruchtbarer Boden pro ha verloren. Jährlich werden aber nur 2 bis 3 t/ha durch Bodenneubildung ersetzt. In der EU sind durch Erosion über 16 % des gesamten Festlandes, davon 12 % durch Wasser- und 4,4 % durch Winderosion betroffen. Das sind 157 Mio. ha, allerdings nicht nur landwirtschaftlich genutzte Fläche. Die Kosten, die durch Bodenverschlechterung aufgrund von Erosion jährlich entstehen, beziffert die EU Kommis­sion auf bis zu 14 Mrd. €.


4. Treiber: Versalzung zerstört 3 ha pro Minute


Die Bodenversalzung sucht vor allem Gebiete mit trocken-heißem Klima heim. Die Ursachen sind zum Teil natürlich bedingt etwa durch salziges Grundwasser. Immer häufiger wird sie aber durch Menschen verursacht, vor allem durch künstliche Bewässerung und Beregnung. Weil viel Wasser verdunstet, reichern sich Salze (besonders Natrium, Magnesium und Calcium) im oberen Boden an. Diese machen aus fruchtbarem Acker tote Böden. Jede Minute gehen auf der Welt 3 ha landwirtschaftliche Nutzfläche meist unwiderruflich durch Versalzung verloren. Sie gilt als häufigste Ursache für die Zerstörung fruchtbaren Bodens.


Versalzung bedroht mittlerweile ein Drittel des Ackerlandes weltweit. In Australien sind bereits 2,5 Mio. ha versalzen, das sind 5 % der LN des Landes. Weitere 15 Mio. ha sind bedroht vom so genannten „Soil Cancer“, dem „Bodenkrebs“, wie die Australier die Bodenversalzung nennen.


Sogar ca. 3,8 Mio ha der Böden in der EU sind davon betroffen. Am stärksten ausgeprägt im Süden, z. B in Italien, Spanien, Ungarn, Griechenland und Portugal, aber auch in Frankreich, Österreich und der Slowakei. Die Kosten durch diese Bodenverschlechterung in nur drei dieser Länder (Daten der anderen fehlen) schätzt die EU auf jährlich 158 bis 321 Mio. €.


5. Treiber: Klimawandel bringt Böden in die Klemme


Der Boden ist in Sachen Klimawandel Täter und Opfer zugleich. Die organische Substanz im Boden ist nach den Ozeanen der zweitgrößte Kohlenstoffspeicher der Erde. Kohlenstoff trägt über den Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre mit zur Erd-erwärmung und damit zum Klimawandel bei. Böden sind zudem eine wichtige Quelle des klimaschädlichen Methans.


EU-Politker sind bereits auf den Plan getreten, Landwirten bei der Bewirtschaftung Vorschriften (z. B. Grünlandumbruchverbot, reduzierte Bodenbearbeitung, ganzjährige Begrünung usw.) zu machen, um Böden als CO2-Speicher zu erhalten bzw. sogar auszubauen. Denn: Bewirtschaftungsmaßnahmen wie Bodenbearbeitung, Zwischenfruchtanbau, Verbleib der Erntereste auf dem Feld, Fruchtfolge usw. beeinflussen den Humusaufbau und -abbau im Boden.


Opfer des Klimawandels ist der Boden, weil ihn die Folgen der Erwärmung den Prognosen zufolge treffen werden. Die Niederschlagsverteilung wird sich ändern, so dass in vielen Regionen die Böden aufgrund von Trockenheit durstiger und damit beregnungsbedürftig werden. Fehlt das Wasser dafür, sind sie auf Dauer für die Produktion wertlos.


Anderswo nehmen dagegen die Niederschläge zu, so dass Erosion und Überschwemmung die Böden vermehrt strapzieren werden. Auch müssen sie künftig häufiger Wetterextreme, wie z. B. Dürre und Starkregen, über sich ergehen lassen.


6. Treiber: Konkurrenz durch erneuerbare Energie


Seit ein paar Jahren haben wir am Bodenmarkt eine neue Situation: Durch die Erzeugung erneuerbarer Energie kommt es zunehmend zum Kampf zwischen Tank und Teller. Denn neben Nahrung braucht die wachsende Menschheit auch mehr Energie. Angesichts begrenzter Ölvorkommen werden erneuerbare Energien zusätzliche Flächen beanspruchen. Bereits heute nutzen wir allein in Deutschland 17 % der Ackerfläche für den Anbau nachwachsender Rohstoffe, in 2020 werden es nach Expertenschätzungen bereits 43 % sein.


Als Flächenkiller erweist sich mittlerweile die Stromerzeugung mit Sonne und Wind. Immer mehr fruchtbare Böden von Flensburg bis Garmisch und von Aachen bis Dresden werden mit Solar- und Windparks zugestellt. Die großzügige Einspeisevergütung reizt nicht nur Gloria von Thurn und Taxis, auf einem ihrer Güter bei Straubing 190 ha besten Gäubodens mit einer Photovoltaik-Anlage zuzubauen.


7. Treiber: 120 ha Boden pro Tag zubetoniert


Täglich verschwinden bei uns in Deutschland 110 ha fruchtbarer Boden unter Beton und Asphalt. Sie sind damit ein für allemal verloren. Obwohl die Bevölkerung bei uns sinkt, geht der Flächenfraß munter weiter. Im Zuge der Wohlstandsentwicklung hat sich der Flächenverbrauch für Siedlungs-, Gewerbe- und Verkehrsflächen bei uns von der Bevölkerungsentwicklung entkoppelt. 1960 lebte ein Bundesbürger noch auf 15 m2 Wohnfläche, heute sind es über 40 m2. Besonders hoch ist der Flächenverbrauch im Speckgürtel von Städten. Die Ausgleichsflächenregelung heizt den Flächenverbrauch noch weiter an.


Von dem Ziel der Bundesregierung, die Flächenversiegelung bis zum Jahr 2020 auf 30 ha pro Tag zu senken, sind wir noch weit entfernt (Übersicht 5, Seite 44). Den Landverlust wollen Landwirte in Schleswig-Holstein nicht länger stillschweigend hinnehmen. Gebeutelt durch den Bau der A 20 läutet der dortige Bauernverband die Alarmglocke im Rahmen der Initiative www.wertvollesland.de


„Boden ist nicht vermehrbar. Wir müssen dieses knappe Gut besser schützen, denn es ist die Grundlage allen Lebens auf dieser Erde“, warnte Dietrich Pritschau, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Segeberg bei der Eröffnung eines Teilabschnittes der A 20 im letzten Sommer. Er kritisiert, dass Planer, Verwalter und Politiker so täten, als sei Land im Überfluss vorhanden.


Weltweit sieht die Situation nicht besser aus. Im Gegenteil. Bevölkerungsexplosion, Industrialisierung und Verstädterung heizen den Landhunger an. Bis 2030 werden alleine für Wohnen und Arbeiten 100 Mio. ha verbraucht, schätzen Experten der FAO. Allein China hat in den vergangenen 10 Jahren 8 Mio. ha Agrarland für Bauprojekte planiert und zubetoniert.


8. Treiber: Die weltweite Jagd nach Ackerland


Schrumpfende Ackerflächen bei steigendem Nahrungsmittelbedarf führen weltweit zu einem rasanten Ansturm auf fruchtbares Land. Der Run in gigantischem Umfang begann vor knapp zwei Jahren. Regierungen, private Investoren und Spekulanten kaufen seitdem Millionen Hektar fruchtbare Ackerböden rund um den Globus. Angespornt durch die damals explodierenden Preise für Agrarprodukte glauben sie daran, dass die Landpreise weiter steigen werden. Welche Ausmaße das Boden-Monopoly mittlerweile annimmt, zeigen folgende Fälle:


Der südkoreanische Konzern Daewoo will in Madagaskar rund 1,3 Mio. ha Ackerland für 99 Jahre pachten – das ist fast die Hälfte der gesamten Insel. Die geernteten Mais- und Palmölmengen sollen nach Südkorea exportiert werden, obwohl über eine halbe Million Inselbewohner von Uno-Nahrungsmittelhilfen abhängig sind. Wegen starker Unruhen liegt das Vorhaben derzeit zwar auf Eis, der Konzern will es aber weiterverfolgen.


Laos, eines der ärmsten Länder der Welt, hat bereits 2 bis 3 Mio. ha für 70 Jahre verpachtet. Das sind ca. 15 % der Staatsfläche. Im Süden haben sich Firmen aus Thailand, Vietnam und Malaysia eingekauft und Gummi-, Zuckerrohr- und Maniokplantagen angepflanzt. Im Norden bauen Chinesen Reis und Gummibäume an – natürlich für den eigenen Verbrauch.


Die Ölförderstaaten Jordanien, Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate verkündeten kürzlich den Abschluss von Verträgen, die ihnen Ackerland im Sudan zusichern. Während die Sudanesen hungern, verkauft ihre Regierung den fruchtbarsten Boden am Nil.


Auch deutsche Landkäufer sind derzeit z. B. in Rumänien auf Landsuche. So will die Investmentfirma Agrarius Ackerboden kaufen und an Bauern verpachten, die ihren Betrieb vergrößern wollen. Das Geld stammt von Privatleuten, die sich dadurch eine gute Rendite erhoffen. Der Hektar kostet in Rumänien nur etwa ein Zehntel des deutschen Preises.


Kritiker nennen diesen Vorgang „landgrabbing“ oder sogar „Neuen Kolonialismus“. Die Gründe sind aber weniger politisch, vielmehr steckt dahinter die schlichte Angst vor knappen Lebensmitteln. So muss beispielsweise China ein Fünftel der Weltbevölkerung ernähren, verfügt aber nur über 7 % der weltweit landwirtschaftlichen Nutzfläche. Gleichzeitig schrumpfen Chinas Ackerflächen, weil Städte zu schnell wachsen, Wüsten sich ausbreiten und die Umweltverschmutzung stark zunimmt.


Um die eigene Nahrungssicherung geht es auch Staaten wie Saudi-Arabien, Libyen oder Japan. Sie ermutigen deshalb auch private Investoren, Land aufzukaufen oder langfristig zu pachten. Boden als Spekulationsobjekt wird dort zum Boom-Markt.


Die Verknappung des Bodens und die weltweite Jagd auf Agrarflächen geht auch an uns nicht spurlos vorbei. Die Treiber der Bodenverknappung spüren auch unsere Bauern. Der Druck führt zu steigenden Boden- und Pachtpreisen; er kommt von außen durch außerlandwirtschaftliche Investoren, aber verstärkt auch von innen durch die zunehmende Flächenkonkurrenz der Betriebe untereinander.


EU und Staat mischen sich verstärkt ein


Ein weiteres Problem, das Landwirte in Sachen Boden belastet, sind die zunehmende Bürokratie und Einmischung des Staates in die Bodenbewirtschaftung, die bis ins Privateigentum der Bauern reicht. Das trifft auf die bei uns seit 10 Jahren geltende Bodenschutz-Gesetzgebung zum Teil zu, mehr jedoch auf die geplante EU-Bodenschutzrahmenrichtlinie. Die Kernpunkte der geplanten Richtlinie sind:


Brüssel will in einem Bodenkataster die gesamte EU-Fläche von 420 Mio. ha lückenlos erfassen, um Risikoflächen für Erosion, Verdichtung und Versalzung zu ermitteln.


Auf den ermittelten Risikoflächen drohen scharfe Bewirtschaftungsauflagen, wie z. B. Pflugverbot oder ein Befahrverbot mit schweren Maschinen.


Als Bauer wieder behutsamer zum Boden sein


Bei uns soll das Bürokratie-Monster „Erosionskataster“ mit bundesweiten Auflagen zum Erosionsschutz im vorauseilenden Gehorsam bereits ab 30. Juni 2010 gelten. Die neuen Auflagen werden auch Cross Compliance-relevant sein.


Der Staat selbst macht dagegen seine Hausaufgaben in Sachen Bodenschutz nicht. Seit Jahren diskutieren politische Gremien darüber, den übertriebenen Flächenverbrauch einzudämmen. Passiert ist bislang wenig.


Die Bauern sind aber auch selbst in der Pflicht, dem eigenen Boden wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Weltweit haben wir mit die fruchtbarsten Böden und ein ausgeglichenes Klima. Deshalb ernährt ein deutscher Landwirt auch aufgrund der hohen Flächenproduktivität heute mit 140 Personen mit die meisten Menschen weltweit. Die Fruchtbarkeit unserer Böden und die rationelle Produktion machen dies möglich. Auch deshalb haben wir eine besondere Verantwortung, die Böden zu erhalten und zu schützen.


Daher widmen wir dem Thema „Boden“ eine neue Serie, die auf drei Prob­lembereiche eingeht:


Wie Ihnen „sanfte Technik“ beim ­Bearbeiten und Befahren Ihrer Flächen hilft, Bodenverdichtungen und -verschmierungen zu verringern.


Wie Sie die „inneren Werte“ des Bodens erkennen, um die Nährstoffverfügbarkeit und den Humushaushalt Ihrer Böden zu verbessern.


Mit welchen pflanzenbaulichen Maßnahmen Sie Ihrem Boden eine „Wellnesskur“ verordnen können.


Wie gut kennen Sie Ihren eigenen Boden? Dumme Frage? Sie werden sich wundern, was Ihnen die Spatendiagnose über Ihren Boden erzählen kann. Bitte blättern Sie um!Matthias Bröker, Hildegard Moritz

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