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Untersaaten in Mais – so gelingen sie

Lesezeit: 9 Minuten

Grasuntersaaten in Mais schützen vor Erosion, binden Stickstoff und lassen sich als Biogassubstrat nutzen. Tipps zum Anbau gibt Heinrich Romundt, LWK Niedersachsen, Bremervörde.


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Vor allem in niederschlagsreichen, erosionsgefährdeten Lagen setzen immer mehr Anbauer auf Grasuntersaaten in Mais. Ziel ist es dabei, dass sich zwischen den Maisreihen Gräser etablieren, die sich nach der Ernte zu einem dichten Bestand entwickeln.


Gründe für die Untersaat:

Eine Grasuntersaat begrünt die Ackerflächen fast ganzjährig und fördert damit die Bodenfruchtbarkeit. Zudem durchwurzeln die Gräser den Boden intensiv, was die Bodengare verbessert. Weitere Vorteile:


  • Die Pflanzendecke über Winter mindert Wasser- und Winderosion.
  • Winterharte Gräser konservieren die in der Pflanze gespeicherten Nährstoffe. Mehrjährige Versuche dazu haben gezeigt, dass ein Speicherpotenzial von durchschnittlich 40 kg N/ha zu erwarten ist. Das spart Düngerkosten und verbessert den Grundwasserschutz.
  • Die Böden lassen sich bei der Mais-ernte besser befahren. Zudem verschmutzen die Straßen weniger.
  • In engen Fruchtfolgen beeinflusst eine Grasuntersaat die Humusbilanz positiv.
  • Bei ausreichender Wasserversorgung im Frühjahr lassen sich die Grasaufwüchse z. B. als Biogassubstrat nutzen. So sind im Rahmen des Zweitfruchtanbaus drei Ernten in zwei Jahren möglich.
  • Im Winter bieten ­gute Untersaatbestände unserem hei­mischen Wild zusätzliche Äsungsfläche.


Neben diesen Vorteilen ist es wichtig, dass die Maiserträge durch die Untersaat nicht leiden. Versuche der Landwirtschaftskammer Niedersachsen dazu haben gezeigt, dass die Maiserträge bei optimal durchgeführter Grasuntersaat nahezu gleich bleiben (siehe Übersicht 1). So erreichten die Varianten mit Deutschem bzw. Welschem Weidelgras und die Leguminosen-Untersaat das Ertragsniveau der Kontrolle. Die Rotschwingel-Variante lag dagegen leicht darunter. Die Ergebnisse zeigen auch, dass die Nmin-Gehalte mit Untersaat deutlich niedriger sind.


Frühe Maissorten wählen:

Ob eine Grasuntersaat gelingt, hängt von vielen Faktoren ab. So beeinflussen die Bodenfeuchtigkeit zur Keimung, die Wüchsigkeit der Gräser, die Schattenverträglichkeit, die Regeneration nach der Ernte und die Winterhärte die Entwicklung der Gräser.


Ist der Boden ausreichend feucht, keimen die Grassamen bereits nach wenigen Tagen. Bei Trockenheit kann sich die Keimung dagegen 2 bis 3 Wochen hinauszögern. Um die Auflaufrate zu stabilisieren, bietet sich die kombinierte Ausbringung von Gülle oder Gärresten mit den Gräsersamen im Schleppschlauchverfahren an. Die gleichzeitige Einarbeitung der Samen mithilfe der Schleppschuhtechnik wird derzeit erprobt. Erfahrungen belegen, dass eine an­schließende lange Sommertrockenheit besonders für Weidelgräser nachteilig ist.


Wichtig bei Grasuntersaaten ist auch die Wahl der optimalen Maissorte. Wie stark der Mais die Gräser beschattet, hängt vor allem von der Bestandesdichte und dem Maistyp (Blattstellung, Wuchslänge) ab. Schließt der Mais die Reihen früh, ist das für die Unkrautunterdrückung zwar gut, hemmt aber die Entwicklung der Gräser. Daher sind Eng-saaten bzw. hohe Bestandesdichten oder stark beschattende Maistypen tabu. Weil zwischen der Wuchslänge und dem Maisertrag keine absicherbare Wechselbeziehung besteht, bieten sich vor allem kürzere Maistypen an.


Einfluss auf die Herbstentwicklung der Untersaat hat auch der Erntetermin des Maises bzw. die Nutzungsrichtung. Je später die Maisernte, desto geringer entwickeln sich die Gräser im Herbst. Zu empfehlen ist daher der Anbau einer frühreiferen Maissorte. In Norddeutschland belegen z. B. mehrjährige Auswertungen der Landessortenversuche nur einen geringen Ertragsvorteil des mittelspäten Sortiments. Ohne Ertrag zu verschenken, können angepasste Maissorten demnach die Entwicklung der Untersaaten fördern. Bedenken Sie außerdem, dass sich Untersaaten in Körnermais- bzw. Corn-Cob-Mix-Beständen bei einem frühen Kälteeinbruch im Herbst nur schwach entwickeln. Problematisch sind häufig auch die hohen Strohmengen.


Welche Grasart?

In der Praxis bewährt hat sich die Grasmischung aus Deutschem und Welschem Weidelgras (z. B. Humus Plus-Spät). Weil diese Gräser schnell wachsen, erfolgt die Aussaat mit 15 bis 20 kg/ha bei ca. 50 bis 70 cm Wuchshöhe des Maises breitwürfig ohne Einarbeitung. Dafür bieten sich vor allem Pneumatik-Streuer an. Schleuderstreuer oder Schneckenkornstreuer sind dagegen deutlich windanfälliger und erreichen nur eine begrenzte Arbeitsbreite.


Gute Erfahrungen haben viele Landwirte auch mit der Aussaat über die späte Gülledüngung im Mais gesammelt. Dabei wird die Grassaat beim Befüllen über einen Injektor direkt ins Fass gezogen. Nach bisherigen Erkenntnissen verteilen sich die Samen im Fass gleichmäßig. Die Ausbringung erfolgt im Durchschnitt der Jahre Mitte Juni. Dann hat der Mais in der Regel die entsprechende Wuchshöhe von 50 bis 70 cm erreicht.


Unter normalen Bedingungen entwickelt sich die Untersaat bis zur beginnenden Maisabreife nur langsam. Erst mit stärkerem Lichteinfall im Bestand bzw. nach der Ernte setzt stärkeres Graswachstum ein. Bei einer ausgeprägten Sommertrockenheit verkümmern die Gräser, sodass in diesen Situationen keine zusätzliche Wasserkonkurrenz zum Mais entsteht.


Neben der Mischung aus Deutschem und Welschem Weidelgras ist in den letzten Jahren eine neue Rotschwingel-Variante in die Praxis eingeführt worden. Die Rotschwingel/Schafschwingel-Mischung (z. B. Humus Plus Vorsaat) ist tolerant gegenüber Trockenheit. Wegen der geringen Wüchsigkeit ist ein früher Aussaattermin notwendig. Die Aussaat mit 5 bis 7 kg/ha erfolgt vor oder gleich nach der Maisaussaat.


Für die Aussaat eignen sich normale Drillmaschinen. Um die Mais- und Graswurzeln räumlich zu trennen, sind bei einem Reihenabstand von 75 cm lediglich jeweils nur zwei Drillschare einzusetzen. Damit die Krümelstruktur erhalten bleibt, sollte der Saatstriegel ausgehoben sein. Bei kühler Witterung laufen Untersaat und Mais fast gleichzeitig auf. Wermutstropfen beim Rotschwingel: Der frühzeitig gedrillte Rotschwingel kann trotz seiner geringen Wüchsigkeit zu Mindererträgen beim Mais führen.


Herbizidstrategie bei Weidelgras:

Bei Untersaaten in Mais ist eine angepasste Herbizidstrategie das A und O. Neben einer sicheren Wirkung müssen die Herbizide auch gegenüber der Untersaat gut verträglich sein. Je enger der Abstand zwischen Grasaussaat und der Herbizidbehandlung ist, desto größer ist das Schadrisiko. Besonders problematisch sind die schwankenden Verträglichkeiten bei Präparaten mit bodenwirksamen Bestandteilen. Daher ist die Herbizidwahl gegen Unkräuter und Schadhirsen deutlich eingeengt. Da die Aussaat der Untersaaten zudem zu unterschiedlichen Terminen erfolgt, sind spezifische Herbizid-empfehlungen notwendig. Die langjährigsten Erfahrungen liegen mit Deutschem- und Welschem-Weidelgras vor (siehe Übersicht 2).


Bei den unkrautwirksamen und blattaktiven Präparaten, wie z. B. B 235 (Bromoxynil) und Peak (Prosulfuron), treten keine Verträglichkeitsprobleme auf. Das gilt auch für die hirsewirksamen Triketone wie Sulcogan, Callisto, Clio und Laudis. Zu beachten sind aber unbedingt die präparatespezifischen Wirkungsschwächen bei Borstenhirse und Einjähriger Rispe.


Dagegen treten bei den hirsewirksamen Bodenherbiziden, wie z. B. Gardo Gold, Dual Gold, Clio Super und Successor T, mit den zugelassen Aufwandmengen erhebliche Schädigungen bei der Untersaat auf. In abgeschwächter Form trifft dies auch für den Wirkstoff Terbuthylazin zu. Lediglich stark reduzierte Mengen von z. B. 1,0 l/ha Successor T im 2- bis 3-Blattstadium sind möglich.


Mehrjährige Versuche belegen eine gute Grasuntersaaten-Verträglichkeit von Calaris (Terbutylazin + Mesotrione). In Spritzfolge mit Sulcogan oder Callisto lassen sich Unkräuter sicher regulieren. Die gräserwirksamen Sulfonyle Cato, Milagro/Motivell/Samson/Nicogan, Principal und MaisTer schließen die Wirkungslücken bei Borstenhirse, Einjähriger Rispe und Quecken. Obwohl die Bodenwirkung dieser Präparate gering ist, sollten zwischen dem Herbizideinsatz und der Grasaussaat mindestens 2 bis 3 Wochen liegen.


Splitting verträglicher:

Generell hat sich in Regionen mit enger Maisfruchtfolge und starkem Hirsedruck in den letzten Jahren die Unkrautbekämpfung im Splittingverfahren durchgesetzt. Ein Splitting bietet sich auch für Maisbestände mit Untersaaten an. Denn frühe Teilmengen von weniger gut Untersaat-verträglichen Präparaten minimieren die Verträglichkeitsprobleme. So sollte bei der ersten Teilmengen-Spritzung im 2- bis 3-Blattstadium des Maises die Aufwandmenge z. B. von Gardo Gold auf maximal 1,0 l/ha begrenzt bleiben. Als Ausgleich lässt sich die Menge des Triketon-Partners (wie z. B. Callisto) erhöhen.


Bewährt hat sich z. B. eine Spritzfolge aus Calaris und der Nachlage mit einer Kombination aus Sulcogan/Callisto/Laudis plus einem Sulfonyl wie Milagro. Vor allem auf Standorten mit Fingerhirse ist dagegen Laudis als Nachlage zu favorisieren. Beachten Sie unbedingt die eingeschränkte Mischbarkeit mit Sulfonylen. Es dürfen nur Nicosulfuron-haltige Präparate (z. B. Milagro) zugesetzt werden! Die Unkrautwirkung können Sie durch den Zusatz von B 235 oder Peak verstärken.


Berücksichtigen Sie, dass bei den empfohlenen Mittelkombinationen für Untersaaten der Anteil von Bodenherbiziden reduziert ist. Das verkürzt die Dauerwirkung der Präparate. Daher sind Nachbehandlungen mit Triketon/Sulfonyl-Kombinationen häufig notwendig. Bei normaler Verunkrautung können Sie damit sichere Bekämpfungserfolge erzielen.


Grenzen zeigen sich dagegen auf Standorten mit stärkerem Besatz von Storch- oder Reiherschnabel. Mit für Untersaaten vertretbaren Bodenherbizid-Aufwandmengen lassen sich diese Unkräuter nicht immer sicher bekämpfen. Im Rahmen einer Spritzfolge bei Applikationen jeweils im Keimblattstadium des Storchschnabels sind deutlich bessere Wirkungsgrade zu erwarten. Bewährt hat sich vor allem eine Nachlage der Herbizidkombination Callisto plus MaisTer. Die Herbizidtermine Mitte Mai bzw. Anfang Juni lassen einen Zwischenraum zur Grasaussaat von 2 bis 3 Wochen zu.


Herbizidplan für Rotschwingel:

Da der Rotschwingel vor dem Herbizideinsatz gesät wird, sind die Gräser zum Herbizidtermin bereits aufgelaufen. Das schränkt die Herbizidwahl extrem ein. Bodenherbizide, mit der Ausnahme von Stomp Aqua, und die gräserwirksamen Sulfonyle (Cato, Milagro/Motivell/Samson/Nicogan/Principal und MaisTer) dürfen Sie nicht anwenden (siehe Übersicht 3)!


Mit einer Tankmischung aus z. B. Stomp Aqua, Callisto/Sulcogan und B 235 lässt sich im frühen Nachauflauf nur eine leicht bekämpfbare Verunkrautung erfassen. Als mögliche Nachlage bieten sich Kombinationen aus Sulcogan/Callisto, B 235 oder Peak an. Beim Einsatz von Laudis hellt die Untersaat auf, und es kommt zu verzögertem Wuchs. Daher scheidet Laudis aus Verträglichkeitsgründen aus. Bei zu üppigen Untersaaten könnte Laudis allerdings als „Wachstumsregler“ zum Einsatz kommen. Wegen der engen Herbizid-Möglichkeiten empfiehlt es sich, Rotschwingel als Untersaat nur auf Standorten mit unproblematischer Verunkrautung anzubauen.


Neue Ansätze bieten die Anwendung von Calaris in Rotschwingel und Dicamba-haltigen Präparaten (Arrat, Mais Banvel, Clio Star) in Weidelgras und Rotschwingel. Bei den Triketon-lastigen Herbizidempfehlungen sind unbedingt die Nachbaubeschränkungen bei Zuckerrüben zu beachten. Lediglich Laudis hat keine Auflagen.


Glyphosat im Frühjahr:

Vor allem im Norden überstehen die Untersaaten den Winter oft recht gut, sodass eine Bekämpfung der Gräser im Frühjahr einzuplanen ist. Gut entwickelte Bestände sollten Sie spätestens Mitte/Ende März behandeln. Besonders auf leichten Standorten darf die Untersaat die Winterfeuchtigkeit nicht verbrauchen.


Gegen Weidelgräser reichen 50 bis 60 % der zugelassenen Aufwandmenge eines Glyphosat-haltigen Präparates, wie z. B. 2,65 kg/ha Roundup Turbo plus, aus. Bei dem schwer bekämpfbaren Rotschwingel ist die volle Aufwandmenge angeraten. Eine mechanische Bekämpfung reicht nur für schwach entwickelte Untersaaten. Dabei ist eine saubere Pflugfurche Voraussetzung.

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