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Vergrößern Senf und Ölrettich die Probleme?

Lesezeit: 7 Minuten

Das Rübenkopfälchen (Ditylenchus dipsaci) kann bei Rüben, Roggen, Hafer, Mais, Leguminosen und Zwiebeln erheblichen Schaden anrichten. Bisher ist das Vorkommen z. B. in Baden-Württemberg auf bestimmte, seit langem bekannte Anbaugebiete beschränkt. Betroffen sind vor allem die Landkreise Main-Tauber, Heilbronn, Ludwigsburg und der Enzkreis. In den letzten Jahren wurden wieder verstärkt Schäden an Rüben gemeldet. Auffallend und neu dabei ist, dass immer wieder auch Flächen betroffen sind, auf denen Rübenkopfälchen bislang als Schaderreger unbekannt waren. Der Zwischenfruchtanbau zur biologischen Bekämpfung des Rübenzystenälchens (Heterodera schachtii) mit nematodenresistenten Senf- und Ölrettichsorten unmittelbar vor Rüben ist in vielen Betrieben eine Standardmaßnahme. Praxisversuche angelegt Da Ackersenf als Wirtspflanze von Rübenkopfälchen gilt, sollte im Jahr 2004 in Streifenversuchen auf zwei Standorten (Kleinglattbach bei Vaihingen-Enz und Hohenstadt im Main-Tauber-Kreis) geklärt werden, ob der Zwischenfruchtanbau mit Senf und Ölrettich in der Praxis zur Vermehrung von Rübenkopfälchen beitragen kann und sich die Sorten in der Wirtseignung unterscheiden. Die Versuche wurden in der Hauptvegetationszeit auf Feldern angelegt, auf denen im besonders feuchten Jahr 2002 sehr hohe Ertragsverluste durch Rübenkopfälchen aufgetreten waren. Ausgesät wurden sieben Senfsorten (Hohenheimer, Sirte, Concerta, Maxi, Sirola, Arda, Accent), vier Ölrettichsorten (Adagio, Colonel, Dacapo, Consul), Sareptasenf und als Testpflanze Hafer. Stängelälchen befallen früh Senf und Ölrettich Beim ersten Pflanzenuntersuchungstermin (Mitte Mai) hatten die Senf- und Ölrettichpflanzen eine Wuchshöhe von 20 bis 30 cm erreicht. Auf beiden Standorten waren zu diesem relativ frühen Termin bereits sehr viele Stängelälchen in die Pflanzen eingewandert. Obwohl die Anzahl der eingedrungenen Älchen von Sorte zu Sorte unterschiedlich war, erwiesen sich alle Senf- und Ölrettichsorten mit Ausnahme von Sareptasenf für die Nematoden als attraktiv. Die eingedrungenen Älchen hatten sich bis zum ersten Probenahmetermin bereits zum Großteil zu erwachsenen Tieren weiterentwickelt. Junge Larven waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorhanden. Beim zweiten Probenahmetermin Mitte Juli wurden dagegen in den betroffenen Sorten nur noch neu gebildete Larven nachgewiesen. Die Älchen müssen sich demnach in den Pflanzen fortgepflanzt haben. Die Rübenkopfälchen konnten sich auf dem Standort Kleinglattbach in allen Senfsorten und in der Ölrettichsorte Adagio fortpflanzen. Besonders stark vermehrten sie sich in den Sorten Hohenheimer, Sirte, Concerta und Sirola. Beim zweiten Termin wurden in den Ölrettichsorten Colonel, Dacapo und Consul kaum noch Tiere nachgewiesen. Hafer, als Testpflanze angebaut, war überraschender Weise nicht attraktiv für Rübenkopfälchen. Es wanderten kaum Älchen in die Haferpflanzen ein und vermehrten sich folglich auch nicht. Dies lässt sich wie folgt erklären: Von Ditylenchus dipsaci sind ca. 20 unterschiedliche Wirtsrassen bekannt. Die Rübenrasse befällt auch Hafer. Auf dem Standort Kleinglattbach muss es sich also um eine Wirtsrasse handeln, die zwar Rüben befällt und schädigt, Hafer aber meidet. Senfsorten fördern die Vermehrung Auf dem Standort Hohenstadt dagegen befielen die Rübenkopfälchen auch den Hafer und vermehrten sich. Zudem konnten sie sich dort in allen Senfsorten und in der Ölrettichsorte Adagio fortpflanzen. Im Gegensatz zu Kleinglattbach konnten sich die Nematoden aber nur bei zwei Senfsorten (Hohenheimer, Concerta) auch in den Pflanzen vermehren. Die Versuche zeigen, dass die beiden Senfsorten Hohenheimer und Concerta offensichtlich unabhängig von der jeweils im Feld vorkommenden Rasse gute Vermehrungssorten sind. Vorsicht scheint bei allen Senfsorten geboten zu sein, während die meisten Ölrettichsorten keine Vermehrung der Nematoden zulassen. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass die beiden Versuche in der Hauptvegetationszeit durchgeführt wurden. Bei einer spät gesäten Zwischenfrucht (Ende August/ Anfang September) sehen die Befallszahlen sicherlich anders aus. Andererseits soll beim Zwischenfruchtanbau zur biologischen Bekämpfung des Rübenzystenälchens Heterodera schachtii die Kultur möglichst früh gesät werden, um einen guten Bekämpfungserfolg zu erzielen. Die als nematodenresistent bezeichneten Zwischenfrüchte beziehen ihre Resistenz immer nur auf das Rübenzystenälchen. Die Versuche haben klar gezeigt, dass es keine Unterschiede zwischen nematodenresistenten und anfälligen Zwischenfrüchten in ihrer Wirtseignung gegenüber Rübenkopfälchen gibt. Ölrettich senkt die Bodenverseuchung Für betroffene Landwirte ist wichtig zu wissen, ob durch bestimmte Zwischenfrüchte oder andere Wirtspflanzen der Älchenbesatz im Boden so stark gefördert wird, dass im darauf folgenden Frühjahr die Schadensschwelle überschritten wird. Rübenkopfälchen können sich in Zuckerrüben besonders stark vermehren. Bereits ein Besatz von 10 Älchen pro 250 cm3 Boden bei Ausat reicht aus, um unter für die Nematoden günstigen Wetterbedingungen die Rüben zu schädigen. Diese niedrige Schadensschwelle wird auf einem verseuchten Feld durch eine ungünstige Fruchtfolge schnell überschritten. Auf beiden Versuchsstandorten haben wir die Ausgangsbesatzdichte (Pi-Wert) im April und nach Abschluss der Versuche die Endbesatzdichte (Pf-Wert) im August ermittelt. Die Ausgangsdichte war auf beiden Standorten annähernd auf gleichem Niveau. Die Durchschnittswerte in Kleinglattbach betrugen 76 Älchen und in Hohenstadt 69 Älchen pro 250 cm3 Boden). Wie sich der Besatz im Boden entwickelt, hängt vor allem von den Entwicklungsmöglichkeiten der Nematoden in den unterschiedlichen Sorten ab. Unter den Senfsorten Hohenheimer und Concerta ist unabhängig von der Älchenrasse auch im Boden mit einem Anstieg des Besatzes zu rechnen. Die Vermehrungsraten im Boden lagen beim Versuch in Kleinglattbach bei allen Senfsorten über 1,0 (siehe Übersicht). Das heißt: Eine Vermehrung fand statt. Bei allen Ölrettichsorten lag dagegen der Pf/Pi-Wert im Bereich von 0,5, Das bedeutet, dass die Älchendichte durch den Anbau deutlich reduziert wurde. Auf dem Standort Hohenstadt war dieser Unterschied zwischen Senf- und Ölrettichsorten nicht so stark ausgeprägt. Dort, wo offenbar die typische Rübenkopfälchenrasse auftritt, konnte auch bei den Senfsorten Maxi, Sirola und Arda eine Reduktion der Älchendichte festgestellt werden. Da in der Regel die auf einem Feld vorkommende Rasse nicht bekannt ist, bleibt abzuwägen, ob auf einem verseuchten Standort der Ölrettich bei früh gesäten Zwischenfrüchten nicht generell dem Senf vorzuziehen ist. Denn beim Ölrettich konnte bei keiner Sorte (Adagio, Colonel, Dacapo, Consul) auf den beiden Standorten eine Älchenvermehrung im Boden nachgewiesen werden. Sareptasenf war nicht attraktiv für die Rübenkopfälchen. Es wanderten keine Tiere in die Pflanzen ein, und durch den Anbau wurde der Besatz im Boden reduziert. Die Vermehrungsraten von Sareptasenf sowie den Ölrettichsorten Dacapo und Consul lagen auf beiden Standorten bei ca. 0,5 (siehe Übersicht). Dies bedeutet: Unabhängig vom Standort bzw. der vorkommenden Rasse wurde unter diesen Kulturen die Älchendichte im Boden gesenkt. Ob und in welchen Ausmaß ein Rückgang von Rübenkopfälchen auf Bracheflächen in vergleichbarer Zeit erfolgt, muss in weiteren Versuchen geklärt werden. Da die Älchen monatelang ohne Nahrungsaufnahme im Boden überdauern, ist ein vergleichbarer Rückgang innerhalb der wenigen Versuchsmonate unter Brache eher nicht zu erwarten. Fazit für die Praxis j Senf- und Ölrettichsorten waren für Rübenkopfälchen attraktiv. Es wanderten viele Tiere in die Pflanzen ein. Eine Weiterentwicklung bis zum erwachsenen Tier fand statt. j In drei von vier Ölrettichsorten konnten sich die Nematoden nicht fortpflanzen. Eine Ausnahme bildet die Sorte Adagio. j Da es verschiedene Rassen des Rübenkopfälchens gibt, lässt sich für die Senfsorten keine einheitliche Aussage über ihr Vermehrungspotenzial treffen. Die Älchen pflanzten sich allerdings in allen getesteten Sorten fort. j Die Besatzdichte im Boden stieg nach dem Anbau der Senfsorten Hohenheimer, Sirte und Concerta. j Sareptasenf scheint eine Sonderstellung einzunehmen. Er war auf beiden Standorten für Rübenkopfälchen nicht attraktiv. j Unter allen Ölrettichsorten und Sareptasenf nahm die Bodenverseuchung ab. j Die Sorteneigenschaft Nematodenresistenz hat in Bezug auf das Rübenkopfälchen keine Bedeutung. Sie bezieht sich immer nur auf das Rübenzystenälchen Heterodera schachtii.

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