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Vertragen sich Grassamen und Gülle?

Lesezeit: 5 Minuten

Eine Güllesaat birgt Risiken, aber die Vorteile überwiegen. Setzt man das Verfahren richtig ein, profitieren die Grassamen sogar von der Gülle.


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Benedikt Fleige und Prof. Dr. Harald Laser, Fachhochschule Südwestfalen


Benedikt Fleige und Prof. Dr. Harald Laser, Fachhochschule Südwestfalen


Benedikt Fleige und Prof. Dr. Harald Laser, Fachhochschule Südwestfalen


Wie kann man Lücken in der Grasnarbe einfach, kostengünstig und effizient schließen und gleichzeitig den Züchtungsfortschritt neuer Sorten nutzen? Eine Möglichkeit ist die Nachsaat mit kombinierter Güllegabe. Diese Methode setzen bereits viele Grünlandbetriebe ein, auch Berater empfehlen das Verfahren. Die Vorteile der Güllesaat sind dabei weitgehend unbestritten:


  • Ein kombinierter Arbeitsgang spart mindestens eine Überfahrt und kann zudem die Gefahr von Bodenverdichtungen senken.
  • Bei bereits vorhandener Gülletechnik wie Schleppschuh oder -schlauch sind die zusätzlichen Investitionen gering, im Vergleich zum Kauf spezieller Nachsaattechnik. Die Güllesaat ist somit für kleinere Betriebe, die eine Nachsaat selbst durchführen wollen, erschwinglicher.
  • Führt die Gülledüngung zu Schäden am Gras und damit zu potenziellen Lücken, kann eine Güllesaat dieses unmittelbar beheben.


Gefahr durch Güllesaat?


Trotz dieser Vorteile existieren Vorbehalte. Das Saatgut könnte durch den Kontakt mit der Gülle Schaden nehmen und die Ablage sei ungenau, befürchten Kritiker.


Die Wissenschaft war sich in diesen Punkten bislang uneinig. Einige Untersuchungen bescheinigen, dass Gülle dem Graskeimling nicht schadet. Andere wissenschaftliche Untersuchungen zeigen hingegen, dass junge Keimlinge in einer Gülleumgebung selbst bei starken Verdünnungen das Wurzelwachstum nahezu gänzlich einstellten. Dabei sei der Spross oberirdisch weitergewachsen, im Vergleich zur Kontrolle jedoch nur sehr verhalten. Schäden könnten zudem dadurch entstehen, dass der Pflanzenembryo in der Gülle erstickt oder durch Salze leidet. Bei ungünstigen Witterungsbedingungen könnte auch der wachsenden Keimling Schaden nehmen.


Je Länger in der Gülle, desto besser


Eine Übersaat sollte jedoch vital und der Altnarbe gegenüber konkurrenzstark sein. Ob das mit der Güllesaat gelingt und ob Gülle den Grassamen schadet, hat die Fachhochschule Südwestfalen untersucht. Um die uneingeschränkte Keimfähigkeit von Samen vom Deutschen Weidelgras zu überprüfen, wurden diese mehrfach wiederholt in Gaze-Beuteln 14 Tage, sieben Tage, einen Tag, eine Stunde und gar nicht in der Gülle gelagert. Als Versuchsgülle diente Bullengülle aus einem Praxisbetrieb. Nach diesen verschiedenen Verweilzeiten in der Gülle wurden die Samen abgewaschen und in praxisüblicher Saatstärke in Pflanzgefäßen gesät.


Das Ergebnis: Trotz der sehr langen Einwirkzeit von Gülle schädigte diese die Grassamen nicht. Selbst nach einer Lagerung von 14 Tagen in der Gülle keimten teils mehr Samen als in der Kontrolle ohne Güllekontakt. Das zeigt auch die Übersicht. Tatsächlich keimten Samen aus der Gülle teilweise sogar schneller als in der Kontrolle ohne Einwirkung von Gülle.


Das Fazit: Die leicht bessere Keimung in Güllesaat führt zwar nicht zwingend zu höheren Erträgen – aber auch nicht zu niedrigeren.


Praktisch eingesetzt


Die Güllesaat ist ein günstiges und erfolgversprechendes Verfahren zur Übersaat geringer Saatgutmengen von 5 bis 10 kg/ha in eine nicht zu lückige Grasnarbe. Die durch Schleppschuh oder Schleppschlauch streifenförmig ausgebrachten Samen lassen sich gut wiederfinden, den Nachsaaterfolg kann man somit gut überprüfen. Bei Bedarf über das Jahr mehrfach durchgeführt, ist der Nachteil der streifigen Saat mittelfristig zu vernachlässigen.


In der Praxis hat es sich bewährt, die trockenen Grassamen während des Befüllens über einen Bypass in das Güllefass zu saugen. Die Samen verteilen sich dabei in der Gülle ausreichend homogen. Weicht man die Samen vor dem Ansaugen 24 Stunden lang in Wasser ein, vermischen sie sich noch besser mit der Gülle und schwimmen weniger obenauf.


Wie bei anderen Nachsaattechniken auch, liegt der Grassamen nach dem Arbeitsgang auf der Bodenoberfläche. Trocknet die Gülle einschließlich der Grassamen an den Pflanzen fest, kann sich der Keimling nicht etablieren. Es gilt, unbedingt Phasen mit ausreichenden Niederschlagsmengen abzuwarten, damit das junge empfindliche Pflanzengewebe nach erfolgreicher Keimung nicht zu lange der Gülle ausgesetzt ist und somit nicht nachträglich geschädigt wird. Da dies in den Sommern 2018 und 2019 mangels Niederschlägen vielerorts kaum möglich war, sind die Nachsaaterfolge mit dieser Methode oft ausgeblieben. Darin unterscheidet sie sich aber kaum von anderen Nachsaattechniken – ohne Wasser keimt kein Saatgut.


Liegt Saatgut dauerhaft in einem angetrockneten Gülleband, weil Regen zum Einwachsen in den Boden fehlt, riskiert man unnötig den Verlust der Keimfähigkeit. Bei guter fachlicher Praxis sollten keine negativen Effekte auftreten – das zeigen positive Versuchsergebnisse mit der Güllesaat für Untersaaten in Mais und die langjährige praktische Umsetzung im eigenen Betrieb. Selbst wenn einige Samen nicht auflaufen sollten, ist das im Vergleich zu anderen einfachen Obenaufsaatverfahren, wie das Verteilen mit dem Feinsämereien- oder Düngerstreuer, als hinnehmbar anzusehen.


Ob sich auch andere Arten als Weidelgras für die Güllesaat eignen, wurde in dem Versuch nicht geprüft. Die klassische Nachsaatmischung mit ausschließlich Deutschem Weidelgras können Sie nach den vorliegenden Untersuchungen uneingeschränkt einsetzen.


friederike.mund@topagrar.com

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