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Vier Futtergräser für Ihre Neuansaaten

Lesezeit: 7 Minuten

Deutsches Weidelgras ist seit Langem erste Wahl bei Ansaaten im Spätsommer. Auch Lieschgras, Rohrschwingel und Wiesenschweidel können sich dafür eignen. Welche Vor- und Nachteile die vier Gräser haben, weiß Dr. Christine Kalzendorf, LWK Niedersachsen.


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Deutsches Weidelgras gilt als das wertvollste Gras im Grünland. Es ist ertrags- und konkurrenzstark, hat einen guten Futterwert und lässt sich gleichzeitig optimal silieren. Doch sein guter Ruf bröckelt, denn das Untergras ist nicht so winterfest wie andere erwünschte Arten. Vor allem Betriebe mit schwierigen Standorten, wie z.B. Moor- oder Hochlagen, bekommen das in härteren Wintern zu spüren. So kann Deutsches Weidelgras nach langer Frostperiode, Wechsel- und Kahlfrösten auf Intensivgrünland sehr stark auswintern. Bei weidelgrasbetonten Flächen ist sogar ein Totalausfall möglich.


Geringere Schäden treten meist nur dann auf, wenn zudem auch andere Grasarten, wie z.B. Wiesenlieschgras, nennenswert im Bestand vorkommen. Sind daher weidelgrasbetonte Grasmischungen zur Neuansaat noch sinnvoll? Im Zuge dieser Diskussion nimmt das Interesse der Praxis an anderen Grasarten, vor allem den züchterisch neu bearbeiteten Futtergräsern Wiesenschweidel (Festulolium) und Rohrschwingel zu. Bislang empfehlen jedoch nur wenige Bundesländer die beiden Gräser in ihren Grünlandmischungen.


Um das Leistungs- und Ausdauervermögen sowie die Futterqualität zu bewerten, führte die LWK Niedersachsen einen mehrjährigen Gräservergleich durch. Darin standen sich verschiedene Sorten des Wiesenschweidels, Rohrschwingels, Deutschen Weidelgrases und Lieschgrases gegenüber.


Die Gräser im Vergleich:

Der klassische Wiesenschweidel ist die Kreuzung aus Welschem Weidelgras und Wiesenschwingel. Er gilt als konkurrenzstark und kann sich auch bei Nachsaaten in den Narbenlücken gut entwickeln. In den letzten Jahren haben die Züchter das Gras intensiv bearbeitet. Statt Wiesenschwingel verwenden sie heute teilweise auch Rohrschwingel. Die neuen Sorten enthalten somit unterschiedliche Kreuzungsanteile der drei Gräser. Das sorgt für eine größere Auswahl bei den Sorten. Auch die Spannbreite an Reifegruppen hat dadurch deutlich zugenommen.


Neben der klassischen Sorte Paulita prüfte die Landwirtschaftskammer im Versuch zwei neue Wiesenschweidelsorten, von denen Perseus der späteste Genotyp war. Die sehr frühe Sorte Paulita entsprach dabei in ihrem Wachstumsrhythmus eher einem Ackergras. Sie ist somit nur in Grünlandmischungen mit Weidelgräsern aus der frühen oder mittleren Reifegruppe sinnvoll.


Vom Rohrschwingel säten die Experten fünf Sorten (Lipalma, Hykor, Barolex, Bariane, Elodie). Die Sorte Hykor lässt sich als klassisch hartblättriger Typ einordnen. Alle weiteren Sorten beschreiben die Züchter als sanftblättrig. Mit der Sorte Elodie kam zudem ein ganz neuer Teststamm zum Einsatz.


Beim Deutschen Weidelgras prüfte die Landwirtschaftskammer die drei Sorten Arvicola M, Activa t und Honroso. Diese gehören zu je einer Reifegruppe (sehr früh, mittel, spät), um der Spannweite des Ährenschiebens bei den anderen Grasarten Rechnung zu tragen. Der optimale Schnitttermin des Deutschen Weidelgrases orientierte sich an der mittleren Sorte.


Für das Lieschgras konzentrierte der Versuch sich auf die frühen Sorten aus der Empfehlung des Bundessortenamtes (Aturo, Lischka). Zudem kam die späte Sorte Barpenta zum Zuge.


Die Saat der vier Grasarten erfolgte in Reinsaat mit der jeweiligen, empfohlenen Saatstärke von Ende August bis Anfang September 2012 auf drei niedersächsischen Standorten. Der tiefgründige Seemarsch- und Brackmarschboden (schluffiger Ton, 90 bzw. 88 Bodenpunkte) auf zwei der drei Standorte gelten als ertragreich. Der gut durchlässige, humose Sandboden (Podsol-Gley, 20 Bodenpunkte) des dritten Standortes hat nur eine mittlere Ertragsfähigkeit. Er lässt sich bei ausgeprägter Sommertrockenheit jedoch beregnen. Alle Bestände erhielten 340 kg N/ha bei ausreichender Phosphor- und Kalium-Versorgung. Um den maximalen Ertrag zu erzielen, erfolgte die Ernte möglichst zu Beginn des Ährenschiebens.


Trotz der verschiedenen Standorte verhielten sich die Grasarten überwiegend gleich. Daher lassen sich die Ertrags- und Qualitätsergebnisse im Mittel der drei Standorte für die jeweilige Art zusammenfassen.


Ertragsspezialisten:

Alle vier Grasarten erzielten gute bis sehr gute Erträge von über 100 dt TM/ha (s. Übersicht 1). Dennoch ließen sich deutliche Unterschiede erkennen. Rohrschwingel hatte im Schnitt der drei Jahre mit 173 dt TM je ha den höchsten Ertrag. Nur im ersten Nutzungsjahr waren Wiesenschweidel und Deutsches Weidelgras ertragreicher als Rohrschwingel. Der Grund dafür waren seine Auswinterungsschäden auf dem Brackmarsch-Standort. Trotz der Neuansaat im Frühjahr 2013 brachten die drei Aufwüchse des Rohrschwingels noch insgesamt 105 dt TM je ha. Positiv ist zudem, dass sein Ertrag auch im dritten Nutzungsjahr nicht nennenswert zurückging.


Der Wiesenschweidel zeichnete sich auch durch eine hohe Erntemenge aus. Er kam aber an die Leistung des Rohrschwingels nicht heran. Die Erträge von Lieschgras und Deutschem Weidelgras waren als typische Grünlandgräser niedriger. Bemerkenswert ist jedoch, dass es zwischen diesen beiden kaum Unterschiede gab. Fiel der Ertrag des Lieschgrases im ersten Nutzungsjahr wegen seiner unzureichenden Entwicklung im Ansaatjahr noch unterdurchschnittlich aus, lag dieser im zweiten und dritten Jahr bereits über dem des Deutschen Weidelgrases.


Unabhängig davon, für welche der geprüften Grasarten Sie sich entscheiden, lassen sich mit jeder der vier Arten bei intensiver Schnittnutzung gute bis sehr gute Erträge unter guten Bedingungen erzielen. Rohrschwingel und Wiesenschweidel sind dabei als Ackergrastyp einzuordnen. Ob der Rohrschwingel mit seinen sehr hohen, stabilen Erträgen dem Wiesenschweidel immer überlegen ist, lässt sich nicht sagen. Denn im Gräservergleich wurde nur eine begrenzte Anzahl an Sorten getestet. Das Lieschgras ist in Grünlandmischungen für intensive Nutzung sinnvoll. Im Versuch lieferte es kaum weniger Ertrag als Deutsches Weidelgras und zeigte ein beachtliches Leistungspotenzial. Zudem ist es winterfester.


Qualitätssieger:

Neben Ausdauer und Ertrag ist auch die Futterqualität ein wichtiges Kriterium bei der Gräserwahl. Darin unterscheiden sich die vier geprüften deutlich (siehe Übersicht 2 und 3). Das Deutsche Weidelgras und der Wiesenschweidel wiesen ein ausgewogenes Verhältnis von Zucker zu Rohprotein auf (siehe Übersicht 2). Dagegen gehörten Rohrschwingel und Lieschgras zu den Gräsern mit eher niedrigeren Zuckergehalten.


Meist erreichten Rohrschwingel, Wiesenschweidel und Lieschgras trotz einer qualitätsbetonten Schnittnutzung Rohfasergehalte von über 25% in der Trockenmasse (TM). Das beeinflusste direkt die Energiekonzentration in den drei Gräsern und sorgte für niedrige Werte (siehe Übersicht 3). Das Deutsche Weidelgras erzielte daher die höchste Energiekonzentration im Vergleich. Sogar im dritten Aufwuchs erbrachte es noch 6,2 MJ NEL/kg TM. Die anderen Arten kamen unabhängig vom Aufwuchs nur auf Konzentrationen von unter 6,0 MJ NEL/kg TM.


Das Deutsche Weidelgras bestätigt somit seine wichtige Rolle als qualitativ wertvolles Futtergras. Es eignet sich neben dem Wiesenschweidel sehr gut zum Silieren. Als Strukturträger empfehlen sich wegen ihres relativ hohen Rohfasergehaltes Rohrschwingel, Lieschgras und Wiesenschweidel. Von diesen drei Obergräsern kann der Wiesenschweidel seinen Futterwert am besten erhalten und lässt sich gut silieren.


Vergleich in Mischung:

Im Gräservergleich prüfte die LWK Niedersachsen die vier Grasarten in Reinsaat, um jede für sich bewerten zu können. In der Praxis nutzen die Betriebe jedoch aus gutem Grund Mischungen. Daher prüfen die Bundesländer Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen die vier Futtergräser aktuell in Mischungen. Damit lässt sich künftig auch deren Konkurrenzverhalten besser bewerten. Zusätzlich wollen die Experten in den neuen Versuchen die N-Effizienz, Kälte- und Trockenheitstoleranz untersuchen. Denn ihre Winterhärte konnten die Gräser im ersten Vergleich nicht unter Beweis stellen, da ab dem ersten Nutzungsjahr keine nennenswerten Kälteperioden mehr auftraten.

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